
anders katholisch - Kapellengespräche Staffel 1
Diese Staffel der Kapellengespräche beschäftigt sich mit Gemeinden und Riten die "anders katholisch" sind wie unierte Kirchen oder Gemeinden anderer Muttersprachen. Journalistin und Theologin Angelika Witczak besucht solche Gemeinden und lässt das Erlebte im Gespräch hörbar werden.
Alle Folgen
ungarische Gemeinde
Ungarn hat mehr zu bieten als Pilgerwege auf den Spuren des Heiligen Martins. Die Katholiken der muttersprachlichen Gemeinden kommen nicht nur aus Ungarn. Denn Ungarn leben durch neue Länder-Grenzen in den unterschiedlichsten Gebieten. Und dann gibt es nicht nur römisch-katholische Ungarn, auch griechisch-katholische oder orthodoxe gehören dazu. Die bunte Kultur findet sich auch in Deutschland: 12.000 ungarische Katholiken in 15 Gemeinden in der ganzen Diözese verteilt – und nur ein Pfarrer.

spanische Gemeinde
Der spanische Gottesdienst geht per Livestream in die ganze Welt. Was ihn besonders macht verrät der Podcast Kapellengespräche. Gute Stimmung, Kinder überall und diverse Geräte, die den Gottesdienst aufnehmen, um sie an die Verwandten in Mexiko, Venezuela oder in ein anderes spanischsprechendes Land zu übertragen. So kann man sich die Spanische Gemeinde vorstellen.

maronitisch katholisch
Der Libanon wurde schon im Alten Testament erwähnt und die Libanesen gehörten zu den ersten Christen. Daher sind die maronitischen Katholiken im Libanon besonders stolz auf ihr kulturelles Erbe. Zu ihrem Erbe gehören unter anderem spezielle Essen, die ohne Kochen und Feuer zubereitet werden. Denn so fallen sie im Krieg und in der Verfolgung weniger auf. Aber auch ihre Liturgie hat es in sich: Sie ist einfach gehalten. Wenige Worte werden mit anderer Intonierung wiederholt gesungen. Das soll laut Erzbischof Rahmé aus dem Libanon Aggressionen bekämpfen und Frieden stiften.

albanische Gemeinde
„Bei uns steht das Nationalgefühl im Vordergrund, eher als die Religion“, erzählt die 22-jährige Laureta Nrecaj über ihre albanische Gemeinde. Dem stimmt auch ihr Vater zu, der im Kosovo genau so noch erlebt hat. Dort würden die religiösen Feste beispielsweise mit Muslimen und Christen zusammen gefeiert. In Deutschland führt die albanische Gemeinde das weiter. Laureta komme gerne zum Gottesdienst und den gemeinsamen Aktionen, denn dort finde sie Gleichgesinnte. Schon ihr Großvater fand in der albanischen Gemeinde Freunde fürs Leben und auch ihre Eltern lernten sich dort kennen. Für ihren Vater ist das der Grund, gerne in Deutschland zu sein. Denn freiwillig kam er nicht hier her. Er und seine Familie mussten fliehen, weil sie politisch verfolgt wurden und ein Leben im Kosovo oder einem anderen Land, das einmal zu Groß-Albanien gehört hat, nicht möglich gewesen wäre.

vietnamesische Gemeinde
Als Kinder sind viele Vietnamesen aus der muttersprachlichen Gemeinde geflohen - der Rosenkranz war ihre Kraftquelle. Auch wenn sie inzwischen längst erwachsen sind und Kinder oder sogar schon Enkelkinder haben, beschäftigt sie die Flucht noch immer. So dreht sich fast jedes Gespräch in der vietnamesischen Gemeinde in Stuttgart irgendwann um die Flucht. Gerade deshalb sind sie froh und dankbar, diese Gemeinschaft zu haben. Aber auch das Singen im Chor, das Rosenkranzgebet, die Wallfahrt zur Maria von La Vang und andere vietnamesisch-katholische Rituale geben Kraft.

frankofone Gemeinde
Im Gottesdienst sind fast nur junge Familien mit ihren Kindern zu sehen, der Pfarrer trägt ein buntes Gewand mit afrikanischem Muster und ein Chor singt französische Lieder - so etwas kann man in der frankofonen Gemeinde erleben. Gerade zu Hochfesten wie Ostern oder Weihnachten kommt noch eine Besonderheit hinzu: „An Ostern waren wir nur zu dritt. Das war ein Erlebnis!“, erzählt Francois Andre von der französischen Gemeinde in Heumaden. Denn viele Familien würden über die Feiertage nach Frankreich fahren und generell auch nur einige Jahre in Deutschland für ihre Arbeit bleiben, erklärt er. Neben den französischen Familien besteht die Gemeinde aus französisch sprechenden afrikanischen Familien. Deshalb sprechen sie auch von einer frankofonen Gemeinde anstatt einer französischen. Außerdem findet sich auch das ein oder andere afrikanische Element im Gottesdienst.

philippinische Gemeinde
Seit 500 Jahren sind die meisten Menschen auf den Philippinen katholisch. Die Kirche wurde von den Spaniern bei der Kolonialisierung 1520 etabliert. Mittlerweile fungiert sie als Zentrum für soziales Handeln im Land. Allerdings könne sie noch viel lernen von der deutschen Kirche – zumindest, was die Ökumene betrifft, – findet Pater Jonathan Ramoso.„Es ist ganz anders hier“, erzählt Myrna Hamann, Kontaktperson der Diözese Rottenburg-Stuttgart für die philippinische Gemeinde. Die Kirchen seien voller und der Glaube eine Selbstverständlichkeit auf den Philippinen. Das drücken auch die vielen bunten Feste aus, die sie zum Teil auch in Deutschland feiern.

tamilische Gemeinde
Die angespannte politische Situation in Sri Lanka ist der Hauptgrund für tamilische Klänge im Gottesdienst. Diese Folge der Kapellengespräche zeigt, was diese muttersprachliche Gemeinde auszeichnet. Raymond Hubert, der Ansprechpartner der tamilischen Gemeinde in Villingen- Schwenningen, ist dankbar, in Deutschland in Sicherheit leben zu können. Ein Stückchen Heimat bietet der muttersprachliche Gottesdienst. In Sri Lanka gehören die Tamilen zur Minderheit und die Christen unter ihnen sind noch weniger. Deshalb stört die tamilische Gemeinde es auch nicht, dass sie nur so wenige sind. Umso mehr freuen sie sich über die Möglichkeit zehn Mal im Jahr Gottesdienst in St. Franziskus in Villingen-Schwenningen zu feiern.

syro-malankarisch-katholisch
Zuerst waren die indischen Krankenschwestern in Deutschland. Mittlerweile feiern sie mit ihren Familien ihren völlig anderen Gottesdienst. Die Inder gehören zu den Thomas Christen. In dieser zweitausendjährigen Tradition feiern sie auch ihre Gottesdienste – ganz anders als wir Deutschen und doch katholisch! Dass man diese Tradition auch in Deutschland erleben kann, liegt an den indischen Krankenschwestern, die Mitte des letzten Jahrhunderts nach Deutschland gekommen sind. Sie waren die ersten hier und leisten bis heute dadurch Gesamthilfe für Indien. Aleyamma Isaak gehört zu den ersten indischen Krankenschwestern in Deutschland. Für sie ist der Gottesdienst in der syro-malankarischen Tradition eine Kraftquelle und sie erlebt ihn als großes Fest. Dafür fahren die indischen Christen aus ganz Baden-Württemberg einmal im Monat nach Mannheim. Auch viele Stuttgarter sind dabei.

italienische Gemeinde
Die Italiener in der Diözese Rottenburg-Stuttgart fühlen sich fast wie zuhause. Ihre Gottesdienste feiern sie oft mit der deutschen Gemeinde zusammen, freuen sich aber auch über muttersprachliche Gottesdienste mit italienischen Liedern. Die zusätzlichen Feiertage freut Vincenzo Decaro in Deutschland besonders. In Italien werden Feste wie Himmelfahrt und Pfingsten nämlich nur am Wochenende gefeiert.

polnische Gemeinde
"Ich bin dankbar, in der polnischen Gemeinde die vielen Traditionen meiner Familie leben zu können", schwärmt Michelle Kawaletz. Denn die katholische Kirche in Polen ist geprägt von unzähligen Traditionen. Beispielsweise bespritzen an Ostern die Jungen die Mädchen mit Wasser oder an Weihnachten steht ein Teller für den unbekannten Gast bereit sowie eine offene Tür für Jesus. Auch ihre Mutter freut sich über die muttersprachliche Gemeinde: "Wenn man hier lebt, muss man sich integrieren. Aber das Gebet in der eigenen Sprache ist am intensivsten."

kroatische Gemeinde
Das ehemalige Jugoslawien ist durch den Krieg nun in verschiedene Länder geteilt. In Deutschland konnten einige von Ihnen eine neue Heimat finden. Dabei sind kroatische Gemeinden und muttersprachliche Gottesdienste besonders hilfreich. Međugorje, ein Marien-Wallfahrtsort in der alten Heimat, sowie der Rosenkranz spielen für viele Kroaten eine große Rolle.

ukrainisch-griechisch-katholisch
Kerzenschein, Weihrauchgeruch, meditative Gesänge und überall bunte Heiligenbilder: Wer einen ukrainisch-griechisch-katholischen Gottesdienst besucht, taucht ein in eine andere Welt. Aber auch sonst hat diese Kirche viel Spannendes zu bieten, wie verheiratete Priester, Weihen für Messdiener oder Kommunion schon für Kleinkinder - denn sie bildet als "Unierte Kirche", eine Brücke zwischen orthodoxen und katholischen Riten. Neben dem spirituellen geht es in diesem Kapellengespräch auch um den aktuellen Krieg in der Ukraine und die Verfolgungen in der Vergangenheit.

portugiesisch-brasilianische Gemeinde
Maria steht im Mittelpunkt des Gottesdienstes für die Gemeinde der Portugiesen und Brasilianer. Doch die Portugiesin Jacqueline Dos Santos und der Brasilianer Marcus Navarro sind sich einig: Sie ist natürlich nicht wichtiger als Gott und wird verehrt aber nicht angebetet.

afrikanische Gemeinde
Eine laute Party mit Gott feiert die afrikanische Gemeinde in Löchgau. Die Gläubigen singen, tanzen und beten ganz ohne jede Einschränkung. Zum Glück steht die Kirche in ausreichender Entfernung zu Krankenhäusern und Wohnungen. Was Pastor Onyeama zum Thema des Gottesdienstes macht, entscheidet er ganz spontan - je nachdem, was ihm der Heilige Geist eingibt und die Gemeindemitglieder brauchen. Für seine deutsche Frau Monique Onyeama war und ist diese Art Gottesdienst zu feiern, manchmal herausfordernd, aber es motiviert sie mehr zum Beten als ein deutscher Gottesdienst.

chaldäisch katholisch
Vieles ist anders in der Chaldäisch-Katholischen-Kirche: Frauen sind Subdiakoninnen, Priester dürfen heiraten, der Gottesdienst ist in der Sprache Jesu und fast alles wird gesungen. Dennoch sind die Chaldäer ganz offiziell als unierte Kirche katholisch. In dieser Folge der Kapellengespräche unterhält sich Angelika Witczak mit Subdiakonin Younia Hilbert über die Besonderheiten der Chaldäisch-Katholischen-Kirche und lässt die Hörer:innen die besondere Stimmung miterleben.
