
Klassische Musik – noch Fragen? Paul Bartholomäi gibt ganz persönliche Antworten: In jedem Podcast entschlüsselt er ein anderes Werk, lässt Zusammenhänge hörbar werden, führt in die Welt der Komponisten. Weitere Folgen gibt’s hier ab dem 23. September.
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Notenschlüssel - Bach: 5. Brandenburgisches Konzert
Nein, natürlich gibt es um 1720 noch keine Klavierkonzerte, diese Gattung entstand erst ein paar Jahre später. Oder gab es doch schon eins? Denken darf man schon, dass Bachs 5. Brandenburgisches Konzert das erste Klavierkonzert ist, findet Paul Bartholomäi, auch wenn es die gestrenge Musikwissenschaft natürlich verbietet; denn es gibt in dem Konzert ja drei Solisten: Cembalo, Flöte und Violine. Aber das Cembalo drängelt sich unter ihnen ständig vor... Das scheinbar so bekannte 5. Brandenburgische Konzert hat noch weitere Eigenartigkeiten zu bieten - Paul Bartholomäi deckt sie auf und versucht Deutungen, ob es sich nun um die von Antonio Vivaldi und Louis Marchand übernommenen Themen, die nicht ganz übersichtliche Entstehungsgeschichte, die abweichende Frühfassung oder auch um heutige Interpretationen handelt.

Notenschlüssel - Mendelssohn: Sein Sommernachtstraum
Wer versteht schon die Handlung von Shakespeares "Sommernachtstraum"? Am ehesten wohl ein Fernsehzuschauer, der sich von Programm zu Programm klickt. So jedenfalls stellt Paul Bartholomäi sich vor, wie Shakespeare dieses bunte Theater entworfen haben könnte. Und Felix Mendelssohn? Der erfand dazu schon mit 17 Jahren eine fantastische Ouvertüre in romantischen Farben, und einige Jahre später komponierte er noch eine komplette Schauspielmusik hinzu - wahrscheinlich eine der bekanntesten Schöpfungen des hochgebildeten und hochkultivierten deutschen Komponisten. Deutsch? Seine Zeitgenossen empfanden ihn als den womöglich größten Exponenten deutscher Musikkultur - die Nachwelt allerdings seit Richard Wagner begann, das anders zu sehen und den betont evangelischen Musiker mit antisemitischen Angriffen zu verunglimpfen. Wie jüdisch oder wie deutsch war Mendelssohn? Auch an diesem Thema geht Paul Bartholomäi bei seinem Streifzug durch Mendelssohns Sommernachtstraum-Musik nicht vorbei.

Notenschlüssel - Brahms: Klavierquartett g-Moll op. 25
Was trieb den jungen Klavierkomponisten Johannes Brahms dazu, mit 22 Jahren drei Klavierquartette komponieren zu wollen - eine Gattung, die vor ihm nur von wenigen Komponisten mit dauerhaft erfolgreichen Produkten bedacht wurde? "Klavier plus…" lag dem musikalisch geselligen Brahms jedenfalls am Herzen. Konnte er sich damit vielleicht auch ein Stückchen weiter den Weg zur großen Sinfonie bahnen? Dass die drei umfangreichen Klavierquartette von Brahms sinfonische Ausmaße und Ansprüche haben, ist vielen aufgefallen, und Arnold Schönberg hat das kurzerhand in die Tat umgesetzt: Er fertigte 1937 eine Orchesterbearbeitung des ersten Klavierquartetts op. 25 von Johannes Brahms an. Paul Bartholomäi serviert eine Kostprobe aus dieser Brahms-Sinfonie von fremder Hand, wirft einen Blick auf die beiden Schwesterwerke des g-Moll-Quartetts, führt die Arbeitsweise des Komponisten vor, der - wie vor ihm schon Beethoven - aus kleinen Bausteinen große Gebäude konstruiert, und lässt natürlich auch die autobiographischen Hinweise des stets ironischen Brahms nicht aus.

Notenschlüssel - Rossini: Alterssünden
Kennen Sie Künstler, die in Rente gehen oder sich zur Ruhe setzen? Gioachino Rossini war einer der wenigen, der seine musikalische Karriere als Opernkomponist früh beendet hat - mit 37 Jahren. Doch anders als die Legende erzählt, hat er sich danach nicht nur der Kochkunst gewidmet, sondern durchaus noch komponiert, meist Klaviermusik für seine Abendgesellschaften. Knapp 15 Bände dieser Stücke hat er gesammelt und ihnen den ironischen Titel "Alterssünden" gegeben. Paul Bartholomäi blättert durch diese Sammlung und stellt die schönsten, die skurrilsten, die absonderlichsten oder die überraschendsten dieser kleinen Klavierwerke vor, zeigt die Vielfalt dieser "musikalischen Partyhäppchen" auf und zieht Querverbindungen zu Chopin oder Satie.

Notenschlüssel - Wagner: Die Meistersinger von Nürnberg
Vielleicht erscheint heute die ellenlange und etwas schwerfällige Riesenkomödie von Richard Wagner um die nach peniblen Regeln singenden Handwerker und die hübsche junge Frau, die - vollkommen politisch unkorrekt - als Preis für einen Gesangswettbewerb ausgesetzt wird, altbacken und wirklich nicht mehr zeitgemäß, zumal sie auch in der NS-Zeit keine besonders rühmliche Rolle gespielt hat... Und doch: "Die Meistersinger von Nürnberg" zählen bis heute zu den Opern, die mit Sicherheit zu einem ausverkauften Saal führen. Paul Bartholomäi nimmt sich das gut vierstündige Musiktheaterstück vor, lässt den historischen "Meistersang" hören, bringt wunschkonzertverdächtige Schlüsselszenen und erläutert Wagners musikalische Komik sowie Vielschichtigkeit der Szenengestaltung.

Notenschlüssel - Berlioz: Fantastische Sinfonie
Zweihundert Jahre später geboren - Hector Berlioz würde wahrscheinlich Fantasy-Computerspiele musikalisch bebildern oder gar komplett erfinden. Als Kind der "Romantik" jedoch schuf er ein Standardwerk der Orchesterliteratur, das bis heute als bahnbrechend gilt. Neu waren nicht nur der extrem aufgefächerte Orchestersatz oder die programmatischen Anmoderationen der Sätze durch Berlioz selbst, sondern vor allem die grandiose Inszenierung des "romantischen Künstlers": der unverstandene, leidende, dämonische, einsame, aber vor allem geniale Außenseiter. Paul Bartholomäi stellt dieses Subjekt der "Symphonie fantastique" vor, untersucht die Mittel dieses großen instrumentalen Kinos und deutet auch die Person des Orchestermalers Hector Berlioz.

Notenschlüssel - Telemann: Donner-Ode
Warum vernichtet der gütige Gott böse und gute Menschen gleichermaßen? Das fragte man sich auch 1755 nach dem wohl verheerendsten Erdbeben Europas, das in Lissabon zehntausende Opfer gefordert hatte. Wie passt eine solche Katastrophe in die "beste der möglichen Welten"? Die Aufklärer kamen in Erklärungsnot. Kant, Lessing, Voltaire und auch noch Goethe äußerten sich. Und: Georg Philipp Telemann ließ die Musik sprechen. In seiner "Donnerode" vertont er eine relativ simple, von musikalischen Möglichkeiten ausgehende Deutung. Paul Bartholomäi beleuchtet die seinerzeit bekannte Kantate und lässt auch die Diskussion der Philosophen nachklingen.

Notenschlüssel - Mozart: Jeunehomme-Konzert KV 271
Mit dem "Jeunehomme-Konzert" hat Mozart sein erstes Klavierkonzert mit Weltgeltung komponiert, und er hat es selbst auch öffentlich gespielt. Mit diesem Konzert, das prosaisch heute den Namen "Klavierkonzert Es-Dur KV 271" trägt, hat er, so sagt man, eine neue Stufe in der noch jungen Gattung erklommen. Warum man dieses Konzert vielleicht besser mit den Ohren des Musikenthusiasten und nicht mit denen des Fachmanns hören sollte, wer die ominöse "Madame Jeunehomme" wirklich war, von der das Konzert seinen Populartitel hat, und was an dem Konzert denn so neu war - das versucht Paul Bartholomäi zu ergründen.

Notenschlüssel - Schubert: Forellenquintett
Schuberts Lied von der Forelle ist ein Ohrwurm, und viele dürften da auch heute noch auswendig mitsingen können, so bekannt und melodisch eingängig ist es. Wie Haydn um seine berühmte Kaiserhymne ein edles Streichquartett gebaut hat, hat Schubert um seinen "Schlager" herum ein fast schon volkstümliches Quintett komponiert. Schubert wählte für sein "Forellenquintett" eine höchst ungewöhnliche Besetzung, und er hat darin auch sonst einiges anders gemacht als in anderen seiner Kammermusikwerke. Was, wie, für wen und warum...viele Fragen ranken sich um diese "behagliche Kammermusik", und damit wir nicht im Trüben fischen müssen, klärt Paul Bartholomäi einige dieser Fragen auf.

Notenschlüssel - Dufay: Florentiner Domweih-Motette
Den Dom von Florenz kennt - mindestens von Bildern - wahrscheinlich jeder, vor allem die mächtige Kuppel, die auch heute noch als größte gemauerte Kuppel der Welt gilt. 1436 wurde das Rekordbauwerk von Papst Eugen IV. höchstpersönlich geweiht. Das ging natürlich nicht ohne Musik, und die schrieb ein musikalischer Fürst der Zeit: Guillaume Dufay. Heute ist seine Domweih-Motette nur in Konzerten von spezialisierten Alte-Musik-Ensembles zu hören. Paul Bartholomäi steigt hinab zu den Fundamenten der abendländischen Kunstmusik, die uns heute reichlich archaisch vorkommen. Da gibt es viele Themen aufzuschlüsseln: den Titel "Nuper rosarum flores" ("Neulich Rosenblüten"), die Biografie des Komponisten, die damalige Notenschrift, die Cantus-firmus-Komposition und nicht zuletzt das gigantische Bauwerk des Doms mit seinen Zahlenproportionen - spiegeln die sich in der Musik Dufays wider?

Notenschlüssel - Beethoven: 6. Sinfonie F-Dur op. 68 "Pastorale"
Eine Wachtel in einer Sinfonie von Beethoven! Ein Kuckuck und eine Nachtigall werden da auch imitiert: Programmmusik! Die Hohepriester der "absoluten Musik" brachte Beethovens 6. Sinfonie, die "Pastorale", in Erklärungsnot. Fernab abstrakter Musik werden da sehr konkret und entspannt Tiere, Bäche, Gewitter oder Bauerntänze in der Musik dargestellt - "eine Beethoven-Sinfonie im Freizeit-Look." Paul Bartholomäi streift durch dieses musikalische Gemälde des Landlebens, das von den nachfolgenden Generationen kontrovers diskutiert wurde, untersucht die Besonderheiten dieser "Sinfonia caracteristica" und lässt ausführlich Beethovens jüngeren Komponistenkollegen Hector Berlioz zu Wort kommen.

Notenschlüssel - Vivaldi: Vier Jahreszeiten
Ein doch eigentlich abgedroschener "Klassik-Schlager"? Vielleicht, zumal im Jahr des 300. Geburtstags der "Vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi. Ein Stück, das uns so bekannt ist, dass es nichts mehr Neues dazu zu sagen gibt? Das war im Jahr 2007 auch nicht grundlegend anders: Die "Jahreszeiten" füllten Regale mit Einspielungen, und sie quollen aus allen möglichen Lautsprechern in heimischen Wohnzimmern, Kaufhäusern und Werbeclips. Paul Bartholomäi versuchte seinerzeit, die Stücke ernst zu nehmen, sie aus der Musikwelt des frühen 18. Jahrhunderts zu deuten und die von Vivaldi nachträglich in die Partitur eingefügten beschreibenden Gedichtzeilen hörbar zu machen.

Notenschlüssel - Bach: Drei Motetten
Der alte Thomaskantor Johann Sebastian Bach wurde ja, so sagt man, nach seinem Tod bald vergessen, bis Felix Mendelssohn ihn dieser Vergessenheit entriss. Halt, das stimmt nicht so ganz: In Leipzig wurden die dort aufbewahrten sechs Motetten Bachs regelmäßig aufgeführt - auch Mozart hat eine davon bei seinem Besuch in Leipzig 1789 live gehört. Paul Bartholomäi stellt drei dieser sechs Motetten genauer vor, die Bach äußerst individuell gestaltet, also keineswegs nur nach dem uralten Motetten-Prinzip einer Vertonung Zeile für Zeile. Mit kompositorischer Fantasie überspielt er den teilweise trockenen, "unmusikalischen" Text, lässt sich auch von ihm eigentlich fremden pietistischen Zügen der Vorlage nicht abschrecken und entfaltet geradezu architektonische Baupläne.

Notenschlüssel - Johannes Brahms: Deutsche Volkslieder
"Deutsche Volkslieder" von Johannes Brahms, da denkt man leicht an die Sammlung von Volksliedbearbeitungen, die der alternde Komponist als eine seiner letzten Arbeiten veröffentlichte. Paul Bartholomäi lässt diese Sammlung beiseite und stellt eine erheblich kompliziertere Frage: Wie wirkt sich die Brahmssche Volksliedbegeisterung auf seine größeren und anspruchsvolleren Formen aus? Dass der Weg von einer "Volkslied-Bearbeitung" für Solostimme und Klavier zu einem Kunstlied nicht weit ist und der Abstand nicht allzu groß, erkennt das lauschende Ohr bald. Aber wie ist es mit der Chormusik, der Kammermusik, der Klaviermusik, der Sinfonik? Der "Notenschlüssel" begibt sich auf eine spannende Suche nach Volksliedspuren im Schaffen von Brahms.

Notenschlüssel - Chopin: Etüden op. 10 und op. 25
"Wer diese Etüden spielen kann, der kann alles spielen", so geht die Rede in Musikerkreisen, und dem dürfte wohl auch so sein. Aber steigen wir hier in den Übungskeller des Pianistenheims hinab, wo angehende Virtuosen stundenlang Etüden trainieren? Sicher, aber wir gehen auch in den Konzertsaal, denn Chopins Etüden sind mehr als ein Kompendium halsbrecherischer Schwierigkeiten - sie sind Musik. Paul Bartholomäi führt durch die beiden Hefte der Chopin-Etüden, erläutert die technischen Schwierigkeiten einiger Etüden und macht sich Gedanken über Absicht und Adressaten der beiden Sammlungen. Und natürlich muss auch die Frage gestreift werden: Wie spielte Chopin selbst Klavier? Schließlich galt er als einer der bedeutendsten Pianisten seiner Zeit, obwohl er gerade einmal dreißig öffentliche Konzerte in seinem ganzen Leben gegeben hat.

Notenschlüssel - Prokofjew: Klassische Sinfonie
Eine "klassische Sinfonie" - oder wie sie gern vornehm französisch genannt wird - "Symphonie classique" von einem Komponisten im frühen 20. Jahrhundert? Ist da jemand hoffnungslos anachronistisch? Oder spielt er ironisch zurückblickend mit der Tradition? Sergej Prokofjew schrieb seine 1. Sinfonie während der russischen Revolution - er sollte Jahrzehnte später am selben Tag und an derselben Krankheit wie der sowjetische Diktator Josef Stalin sterben. Der wie ein Chamäleon schillernde Komponist und seine explizit an Haydn orientierte 1. Sinfonie sind ein klassischer Fall für den "Notenschlüssel". Paul Bartholomäi bringt Licht in die Rätsel des Werks und des Komponisten. Wie "neo" und wie "klassizistisch" ist eigentlich die "neoklassizistische Musik"? (Wdh. vom 21.11.2007.)

Notenschlüssel - Beethoven: Die Geschöpfe des Prometheus
Prometheus! Die Identifikationsfigur einer ganzen Epoche, die wir als "Aufklärung" bezeichnen! Und dann Beethoven! Wer könnte besser als dieser menschliche Titan den mythologischen Titanen zum Singen bringen! Aber bei Beethoven wird nicht gesungen, er bringt Prometheus zum Tanzen. Sein Ballett "Die Geschöpfe des Prometheus" bietet eine sehr eigenwillige Deutung der mythologischen Vorlage, und obendrein ist gegen Ende die Bühnenhandlung der Musik nur schwer zuzuordnen, die lückenhafte Überlieferung schweigt hier. Paul Bartholomäi lässt Beethovens wenig gespieltes Werk vorüberziehen und verzichtet natürlich auch nicht auf das Finale von Beethovens ursprünglich Napoleon gewidmeter "Eroica", das mit demselben Thema aufwartet wie das Finale des Prometheus-Balletts.

Notenschlüssel - Monteverdi: Orpheus und die erste Oper
Wenn das kein guter Start ist! Mit dem sagenhaften Sänger Orpheus erobert eine neue Gattung die Bühne - und die Herzen des Publikums. Bis heute. Monteverdi hat mit seinem "L‘Orfeo" 1607 einen frühen Meilenstein gesetzt. Paul Bartholomäi ist der Reiseführer durch dieses allererste Meisterwerk der Operngeschichte, das längst keine Schrulligkeit einer Handvoll Alte-Musik-Fans mehr ist, sondern fester Bestandteil in den Spielplänen der Opernhäuser. Ein Blick auf Monteverdis gerühmte Madrigalkunst fehlt in diesem Rundgang durch "L’Orfeo" ebenso wenig wie ein Vergleich verschiedener Aufnahmen.

Notenschlüssel - Schumann: "Carnaval"
Eine "Kostümparty" auf dem Klavier? Ja, das geht! Der junge Robert Schumann, der schwankte, ob er Musiker oder Schriftsteller werden sollte, komponierte einen imaginären Maskenball mit dem Namen "Carnaval". Wer da alles eingeladen ist? Paul Bartholomäi demaskiert die Gäste, die der musikalischen Fantasie des Gastgebers erscheinen: Da ziehen Figuren aus der Commedia dell’Arte vorbei, Komponistenkollegen, Schumanns literarische Alteregos und pikanterweise auch die beiden Damen, denen damals das Herz des jungen Künstlers zuneigte. Obendrein breitet Schumann ein subtiles Spiel mit Namen und Notennamen aus - wenn das kein Stoff für den "Notenschlüssel" ist!

Notenschlüssel - Carl Philipp Emanuel Bachs "Freye Fantasie"
"Bach" - der Name hat in der Musikwelt einen guten Klang. Auch schon im späteren 18. Jahrhundert. Wer da (meistens anerkennend) von "Bach" sprach, meinte selbstverständlich den berühmten Carl Philipp Emanuel Bach, nicht den alten Johann Sebastian, und dieser weithin bekannte Bach schrieb Musik, die man mit einigem Recht als frühe "Romantik" verstehen kann. Carl Philipp Emanuel Bachs "Freye Fantasie" in fis-Moll ist im "Notenschlüssel" der Ausgangspunkt für einen Ausflug in die musikalische Welt des zweitältesten "Bach-Sohnes", wie wir abwertend zu sagen pflegen. Paul Bartholomäi versucht eine Analyse dieses scheinbar formlosen Werkes, beleuchtet Bachs sogar schriftlich niedergelegtes Konzept der "Freien Fantasie" und streift durch die Epoche der "Empfindsamkeit". Er wirft einen Blick auf ebenfalls fantasierend schweifende Kompositionen von Bachs Vater und berührt auch die Grundsatzfrage nach Absicht und Wirkung der Musik.

Notenschlüssel - Mozart: Serenade c-Moll KV 388
"Unreine Musik" - so verurteilte der zeitgenössische Musiker und Verleger Hans Georg Nägeli das Werk Mozarts, und das war nicht theologisch gemeint, sondern stilistisch. In der Serenade c-Moll für acht Blasinstrumente hatte Mozart eine Kammermusik höchsten Anspruchs vorgelegt und setzte sich allein damit auch hier über stilistische Grenzen hinweg. Paul Bartholomäi durchleuchtet im "Notenschlüssel" diese Harmoniemusik in "Kaiser-Joseph-Besetzung", die alles andere ist als eine gefällige "Abendmusik", erklärt den von Nägeli gerügten "Stile misto", Mozarts außergewöhnlich souveräne Bläserbehandlung und wagt sich auch an die heikle Frage: Warum klingt Mozart wie Mozart?

Notenschlüssel - Bach: "Ratswechselkantate"
Friedliche Machtwechsel nach Wahlen auf kommunaler Ebene feiern - das konnte man schon im 18. Jahrhundert: In der freien Reichsstadt Mühlhausen bot man da musikalisch alles auf, was die 8000-Einwohner-Metropole zu bieten hatte. Aus dem Jahr 1708 ist die Festkomposition bis in unsere Tage hinein bekannt, denn sie stammt von Johann Sebastian Bach, der als junger Mann ein Jahr lang dort als Organist wirkte. "Gott ist mein König" heißt Bachs Kantate für den Festgottesdienst, in der er sich schon als ausgefuchster Fugenkomponist präsentierte. Paul Bartholomäi beleuchtet im "Notenschlüssel" die "Ratswechselkantate" Bachs und schaut sich im Mühlhausen des "Bach-Jahres" 1708 ein wenig um.

Notenschlüssel - Wagners Wonne und Vision: Die Erlösung der Elisabeth
Was machen in Richard Wagners Oper die meisten weiblichen Hauptfiguren? Richtig: Sie sterben. Aber nicht einfach so, sondern umrankt von Schuld, Schicksal und Religion. Ihr Tod in der Bühnenhandlung wird als Erlösungstod deklariert - nur: Wen erlösen sie eigentlich? Sich selbst? Oder doch eher den attraktiven männlichen Helden? Elisabeth in Wagners "Tannhäuser" ist ein besonders kompliziertes Beispiel einer Wagner-Heldin, die zwecks Erlösung ihr Leben aushaucht. Paul Bartholomäi untersucht im "Notenschlüssel" diese Bühnengestalt, blickt zu Franz Liszt hinüber und erklärt auch, was das Ganze mit der Autobahnraststätte Hörselberg zu tun hat.

Notenschlüssel - Corelli: Concerti grossi op. 6
Ein Komponist, der im Pantheon bestattet wurde! Das hat kaum einer geschafft - außer Arcangelo Corelli. Der italienische Geiger und Komponist der Barockzeit genoss schon zu Lebzeiten makellosen internationalen Ruhm, obwohl er "nur" Instrumentalmusik geschrieben hat - die allerdings so sorgfältig, so perfekt, so skrupulös, dass schon so namhafte Zeitgenossen wie Bach und Couperin ihm huldigten. Im "Notenschlüssel" stimmt Paul Bartholomäi ein in den Chor der Corelli-Verehrer und versucht herauszufinden, warum Arcangelo Corelli so etwas wurde wie ein "römischer Klassiker".

Notenschlüssel - Auber: Die Stumme von Portici
Eine Oper, die eine Revolution auslöst? Gibt’s das? Gilt doch die Oper allgemein nicht als Influencer in Sachen politischer Aufstände. Daniel-François-Esprit Aubers "Die Stumme von Portici" jedoch hat es geschafft: Sie scheint den entscheidenden Funken gezündet zu haben, der 1830 die Belgische Revolution gegen die niederländische Herrschaft ausgelöst und das Land in die Unabhängigkeit geführt hat. Aber das ist bei weitem nicht alles, was "Die Stumme von Portici" auszeichnet - eine Oper nämlich, in der die Titelfigur zwar immer wieder auf der Bühne unterwegs ist, aber ... nicht singt, sondern eben nur gestikuliert. Paul Bartholomäi beleuchtet im "Notenschlüssel" diese im 19. Jahrhundert viel gespielte "Grand opéra" und vermittelt Eindrücke von den Rezepten, nach denen damals Erfolge auf der Opernbühne zubereitet wurden.

Notenschlüssel - Tschaikowsky: Symphonie pathétique
Tschaikowsky? Das war doch der psychisch schwer leidende Komponist, der seine persönliche Befindlichkeit unmittelbar in die Musik triefen ließ und sich nach der Komposition der "Pathétique" aus dem Leben verabschiedet hat ... Wirklich? Vieles von seiner romantischen Attitüde hat Tschaikowsky bewusst inszeniert, und seine Musik ist ihm keineswegs einfach so unbedacht aus der Feder geflossen, wie irgendeine Muse sie ihm eingegeben hat. Ein klassischer Fall also für den "Notenschlüssel"! Paul Bartholomäi nimmt die Spuren auf, untersucht die letzte Sinfonie Tschaikowskys mit gehörigem Misstrauen gegenüber dem interpretierenden Komponistenwort und versucht, sich in die Zeitgenossen zu versetzen, die nicht wussten, wie die Tragödie Tschaikowskys kurz nach der Uraufführung der Sinfonie zu Ende ging.

Notenschlüssel - Verdi: Streichquartett
Ja, kann denn ein abgebrühter italienischer Opernkomponist so etwas Subtiles wie ein Streichquartett komponieren? Im Falle Verdi heißt die Antwort: wenn er sich gerade langweilt, dann schon, auch wenn er selbst meinte, dass das Klima in Italien für Streichquartette nicht günstig sei. Paul Bartholomäi zeigt im "Notenschlüssel", dass das Denken in nationalen Schulen und Genres schon im 19. Jahrhundert längst überholt war. Das Streichquartett des späten Verdi kann mit den sakrosankten Werken eines Haydn, Mozart, Beethoven oder Brahms auf Augenhöhe mithalten.

Notenschlüssel - Telemann: Hamburger Ebb und Fluth
"Radio Telemann" - das hätte es bestimmt gegeben, wenn es denn im 18. Jahrhundert schon Radio gegeben hätte. Georg Philipp Telemann jedenfalls strahlte unablässig Musik ab, zu jeder Gelegenheit, zu jeder Tageszeit. Das hat ihm in späteren Generationen die bitterböse Kritik eines seelenlosen Vielschreibers eingebracht. Telemanns Festmusik "Hamburger Ebb und Fluth" mit seinen Crescendo- und Decrescendo-Effekten dient Paul Bartholomäi in seinem "Notenschlüssel" als Ausgangspunkt, um sich dem Musikmanager, Musikjournalisten und Komponisten adäquat anzunähern, der "als Generalmusikdirektor auf die Welt gekommen" zu sein scheint.

Notenschlüssel - Beethoven: Kreutzer-Sonate
"Rodolphe Kreutzer" - wir würden den Namen des französischen Geigers trotz der von ihm verfassten Geigenschule kaum kennen, wenn Beethoven ihm nicht seine vorletzte Violinsonate gewidmet hätte. Kreutzer allerdings hat sie nie gespielt, denn er fand sie "beleidigend unverständlich" - was würde sich besser als Thema für einen "Notenschlüssel" eignen? Paul Bartholomäi versucht die Entschlüsselung des rätselhaften Werkes und erklärt Beethovens kompositorisches Vorgehen: "Der Weg ist das Ziel." Oder hören wir hier Beethovens grotesken und bizarren Humor?

Notenschlüssel - Bach: Das Wohltemperierte Klavier Band 1
Was war das nochmal, das "Wohltemperierte Klavier"? Technisch gesehen eine "kleine kalkulierte Ferkelei", so findet Paul Bartholomäi. Musikalisch gesehen das "Alte Testament der Klaviermusik", so jedenfalls verklärte im 19. Jahrhundert der berühmte Dirigent Hans von Bülow dieses Klavier-Kompendium von Johann Sebastian Bach, das seither pseudoreligiöse Verehrung genießt. Paul Bartholomäi ist im Notenschlüssel diesmal der Tour-Guide durch die erste Hälfte des ersten Bandes von Bachs "Wohltemperiertem Klavier" (1722). Zu jedem Stück gibt er Hörhinweise, lenkt das geneigte Ohr auf die unterschiedlichen Stile, die Tonartencharakteristik, die verschiedenen Tasteninstrumente, die sich dieser Stücke bemächtigt haben, und nicht zuletzt auf die bunte Schar der InterpretInnen. Der zweite Teil dieses Spaziergangs durch Bachs weltbekanntes Klavierwerk folgt in der nächsten Sendung. Vor etwa anderthalb Jahrzehnten richtete Paul Bartholomäi in seiner Sendereihe "Notenschlüssel" Fragen an die klassische Musik. Sie sind bis heute aktuell geblieben - seine persönlichen Antworten ebenfalls. Eine Sendung aus dem hr-Archiv.

Franck: Sinfonie d-Moll | Eine Sinfonie mit Ohrwurm-Ambitionen!
Hört man den Beginn der einzigen Sinfonie von César Franck, weiß man, was einen die nächsten knapp vierzig Minuten erwartet: Der Säulenheilige im Haifischbecken des französischen Musiklebens dreht und wendet sein kleines Anfangsmotiv, bis er es nach allen Seiten ausgekostet hat. Paul Bartholomäi untersucht den sinfonischen Monolithen Francks, blickt auf den Organisten Franck, auf sein kompromissloses Frühwerk und zieht Parallelen zu Wagner und Beethoven - falls man glauben sollte, dass César Franck nicht auch selbst auf das scheinbar so unscheinbare kleine Motiv gekommen sein könnte. Vor etwa anderthalb Jahrzehnten richtete Paul Bartholomäi in seiner Sendereihe "Notenschlüssel" Fragen an die klassische Musik. Sie sind bis heute aktuell geblieben - seine persönlichen Antworten ebenfalls. Eine Sendung aus dem hr-Archiv.

Arnold Schönberg: George-Lieder op. 15
Er ist einer der umstrittensten Komponisten der Musikgeschichte: Arnold Schönberg - am 13. September wurde sein 150. Geburtstag gefeiert. 1908 greift er zu Gedichten des elitären Sprachkünstlers Stefan George und schreibt einen Liederzyklus, der zu den Geburtsurkunden der so genannten "Neuen Musik" zählt. Paul Bartholomäi stellt die George-Lieder op. 15 vor und entschlüsselt einige der Lieder genauer, wirft Seitenblicke in Werk und Biographie Arnold Schönbergs, aber auch in andere Epochen und Genres - und siehe da: Es gibt zahlreiche Anknüpfungspunkte an die Tradition. Schließlich sah Schönberg selbst sich wohl auch als "konservativen Revolutionär". Vor etwa anderthalb Jahrzehnten richtete Paul Bartholomäi in seiner Sendereihe "Notenschlüssel" Fragen an die klassische Musik. Sie sind bis heute aktuell geblieben - seine persönlichen Antworten ebenfalls. Eine Sendung aus dem hr-Archiv.

Ein Chamäleon der Klangfarben - Ravels Bolero
"Ich habe nur ein Meisterwerk gemacht, das ist der Bolero; leider enthält er keine Musik", erklärte Ravel einem Komponistenkollegen. Ravels Crescendo-Studie "ohne Musik" ist dann allerdings sein bekanntestes Stück geworden. Paul Bartholomäi erläutert im Notenschlüssel, was der "Bolero" nachweisbar dann doch so alles enthält: vom Bezug zur spanischen Musik über die genaue Notierung, die eigentlich überhaupt keinen Interpretationsspielraum lässt, bis hin zur "Modenschau der Instrumente", den ausgeklügelten Orchesterfarben des Klangmagiers Maurice Ravel.

Don Quixote von Strauss mit Gebrauchsanweisung
"Don Quixote" von Richard Strauss - Musik, für die man beim Hören eine Gebrauchsanweisung nutzen sollte. So jedenfalls befindet Paul Bartholomäi, und in seinem "Notenschlüssel" liefert er den eingeforderten Beipackzettel. Er erklärt nicht nur die illustrierende Programmmusik, die Strauss in dieser sinfonischen Dichtung wirkungsvoll präsentiert, sondern auch die rein musikalische Variationskunst, die den größeren Teil des Stückes einnimmt. Und fast nebenbei äußert Paul Bartholomäi sich auch zur Stellung von Richard Strauss in der Geschichte der (Neuen) Musik.

Joseph Haydn: Gott erhalte Franz, den Kaiser
"Gott erhalte Franz, den Kaiser!" - Was hat diese ausgewogene Melodie von Joseph Haydn in gut zweihundert Jahren alles über sich ergehen lassen müssen. Und jetzt noch ein "Notenschlüssel"? Was wurde darüber noch nicht gesagt? Paul Bartholomäi beleuchtet die Geburt dieser Hymne, ihren etwas mühsamen Text auf den blutjungen Kaiser Franz, ihren Gang durch die deutschsprachigen Lande, aber vor allem auch ihren Schöpfer und seine Musik zu dem damals aufwallenden patriotischen Nationalgefühl. Natürlich geht es auch um Haydns "Kaiserquartett", in dem Haydn seine eigene Hymnenmelodie in die Welt der Kammermusik überführt.

Verdis Don Carlos - Schiller für Italiener und Franzosen
"Don Carlos von Giuseppe Verdi ist eine Literaturoper, die ausnahmsweise gelang." - Mit dieser steilen These nähert sich Paul Bartholomäi im Notenschlüssel Verdis "Don Carlos", jener Oper, in der Vater und Sohn sich mit derselben Frau vereinigen wollen bzw. sollen. Im Mittelpunkt des Dramas von Schiller steht eigentlich die Politik, die der historisch außerordentlich gebildete Dichter geschickt auf die Bühne bringt - Verdi folgt ihm und versucht, das differenzierte Geschichtsbild Schillers jenseits allzu plakativer bühnenwirksamer Schwarzweiß-Malerei musikalisch umzusetzen. Paul Bartholomäi führt gleichermaßen durch Schillers Text wie durch Verdis Musik und streift auch die leidige Frage der sieben konkurrierenden Fassungen der Oper "Don Carlos".

Mozarts unvollendete Messe in c-Moll
So manch monumental geplanter Sakralbau steht unvollendet in der Welt - und nicht nur aus Stein, sondern auch aus Klang: Mozarts c-Moll-Messe wäre sicher eine der größten Messen der abendländischen Musikgeschichte geworden, wenn, ja wenn er sie nicht irgendwann unfertig liegen gelassen hätte. Warum Mozart seine letzte Messe wie so viele seiner angefangenen Partituren nicht vollendet hat, ist kaum zu klären, aber warum er überhaupt ein solches Projekt angefangen, wie er die Komposition angelegt hat und was ein gewisser Baron van Swieten für einen Einfluss gehabt haben könnte - darüber macht sich Paul Bartholomäi in diesem "Notenschlüssel" Gedanken.

Dvořáks Slawische Tänze
Bis auf den heutigen Tag machte der Verleger Simrock das Publikum glauben, dass Antonín Dvořák ein Meister der gutbürgerlichen musikalischen Küche aus Böhmen wäre, der musikantisch-redselig seine wohlschmeckende Hausmannskost unters Volk brachte. Und dieser Komponist hat dem gestrengen Johannes Brahms höchste Bewunderung abgerungen und sich dessen uneingeschränkter Förderung und kollegialen Freundschaft erfreut? Paul Bartholomäi nimmt sich das bekannte Klaviertrio f-Moll op. 65 von Dvořák vor und zeigt daran, wie Dvořák Kammermusik mit höchstem Anspruch schreibt - und das hat nicht nur Johannes Brahms überzeugt: Das f-Moll-Trio ist bis heute eines der meistgespielten Kammermusikwerke von Antonín Dvořák.

Der mit dem Besen sein Unwesen treibt - Dukas Zauberlehrling
Wer mit der Welt der Mickeymaus bei Walt Disney vertraut ist, der wird auch den "Zauberlehrling" von Paul Dukas kennen. Doch die Programmmusik nach dem gleichnamigen Gedicht von Goethe entfaltet auch ohne die Bilder des Zeichentrickfilms seine Wirkung. Paul Bartholomäi stellt Goethes Text neben die Musik von Dukas und blickt auch auf andere Werke des äußerst skrupulösen Komponisten wie auch seiner Zeitgenossen.

Messiaens Gesang der Vögel
Vogelstimmen zu imitieren und gleichzeitig in der musikalischen Avantgarde des 20 Jahrhunderts ganz vorne zu laufen, geht das? Der französische Komponist und äußerst bewanderte Vogelkundler Olivier Messiaen konnte es. Einerseits hat Messiaen die musikalische Richtung des "Serialismus" entscheidend vorangetrieben, andererseits in vielen seiner Werke, namentlich den Klavierwerken, den Gesang der Vögel erklingen lassen, nicht selten mit religiösem Hintergrund. Paul Bartholomäi führt anhand der Klavierstücke "Oiseaux exotiques" durch die musikalische und ornithologische Welt des gläubigen Katholiken Olivier Messiaen.

Haydns Erste der insgesamt 104 Sinfonien
Kennen Sie Haydns "Erste"? Kaum jemand wird da mit "ja" antworten können, hat das Stück doch die Konkurrenz von über hundert weiteren Sinfonien allein aus Haydns Feder. Aber eines ist diese Sinfonie nicht: ein Anfängerstück. Paul Bartholomäi beleuchtet das Werk, das der noch junge, aber durchaus schon arrivierte Komponist bald nach Mozarts Geburt geschrieben hat, schlägt einen Bogen zu Haydns letzter Sinfonie und blickt auf die wenig spektakulären biographischen Anfänge eines der größten Musiker im 18. Jahrhundert.

Was Sie schon immer über Schuberts Arpeggione-Sonate wissen wollten
"Was knätscht denn da so herum?" Es kann nur ein "Arpeggione" sein! Dass wir noch heute über diesen Instrumentenzwitter sprechen, liegt ausschließlich an Franz Schubert. Der erste und einzige Virtuose auf der frisch erfundenen Kreuzung aus Cello und Gitarre ließ sich von Franz Schubert eine Sonate in die Finger komponieren. Die ist bis heute bekannt, während das Arpeggione sehr bald wieder das Zeitliche gesegnet hat. Was es mit dem Instrument und seinem prominenten Werk auf sich hat und wo Schuberts "Arpeggione-Sonate" im Oeuvre des Komponisten steht, erkundet Paul Bartholomäi.

Vergnügt sportlich mit Saties Sports et divertissement
"Ein musikalischer Clown" - in Deutschland wurde er lange so gesehen, und an Komik fehlt es Erik Satie wirklich nicht. Auch sein kleiner Klavierzyklus "Sports et divertissements" enthält eine ordentliche Portion Humor, Ironie und Spott. Aber Erik Satie gilt als einer der Väter der musikalische Moderne, das ist viel schwergewichtiger als eine musikalische Clownerie. Und "Sports et divertissements", das sich mit damaligen Sportarten und Freizeitvergnügungen befasst, ist ein kleines "Gesamtkunstwerk". Paul Bartholomäi führt durch die Welt der kleinen Klavierstücke von Erik Satie.

Ein musikalischer Schwertransport - Bruckners Te Deum
"Man kann doch nicht mit einem Güterzug in den Himmel fahren!" - Das soll eine Hörerin über das "Te Deum" von Anton Bruckner ausgerufen haben, und tatsächlich übertrifft dieser musikalische Schwertransport mit seinen gewaltigen Gesten und archaischen Wendungen fast noch das Gewicht seiner Sinfonik. In welchem Verhältnis aber steht das seinerzeit erfolgreiche Vokalwerk Bruckners zu seinen Sinfonien? Namentlich zur "Siebten", die ungefähr gleichzeitig entstand, und zur unvollendeten, dem lieben Gott gewidmeten "Neunten", als deren Finale es gelegentlich gespielt wird? Hört man auch in Bruckners Kirchenmusik den Einfluss Richard Wagners? Paul Bartholomäi untersucht im Notenschlüssel Bruckners kolossales Gotteslob.

Mozarts Streichquintett g-Moll KV 516 wirft Rätsel auf
Was hat ein Streichquintett von Wolfgang Amadeus Mozart mit einem Parlament zu tun? Was kann man mit fünf Streichern machen? - Ein Mini-Violinkonzert? Eine polyphone Kammermusik? "Ich habe die fünfte Stimme nicht finden können" - bekannte Haydn und blieb dann eben doch lieber bei Streichquartetten. Mozart aber sprang auf den Zug der damals aktuellen kleinen Streichquintettmode auf und zeigte der Welt, wie intelligentes und fantasievolles Komponieren für diese sonst seltene Besetzung geht. Paul Bartholomäi stellt Mozarts g-Moll-Streichquintett auch in den Zusammenhang von Mozarts Gesamtwerk und blickt sozusagen aus der Perspektive dieser Kammermusik auch auf Sinfonie und vor allem Oper.

Tatatataa oder: Beethoven, die Fünfte
Wer kennt sie nicht, Beethovens berühmteste Sinfonie, von der es schier unendlich viele Aufnahmen gibt und deren berühmtes Motto uns auch im Alltag immer wieder begegnet? Aber kennen wir sie wirklich? "Tatatataa" - was hat es eigentlich mit diesem Motto, diesem Jingle der Sinfonie, auf sich? Ist dieses Werk anders gebaut als andere Stücke Beethovens? Wie wird es einst und jetzt interpretiert? Paul Bartholomäi entschlüsselt das ein oder andere Geheimnis dieser nur scheinbar allzu bekannten Sinfonie.
