
Die deutsche Geschichte vom Neandertaler bis Angela Merkel. Die Podcastserie reist in 99 Folgen durch die deutsche Geschichte. Du lernst spannende Orte und Expertinnen kennen und bekommst den Überblick über das, was war.
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#25 Die Ritter
Mit Andrej Pfeiffer-Perkuhn vom Geschichtsfenster: Wir schreiten die rund 1000 Jahre ab, in denen es Ritter im heutigen Deutschland gab. Obwohl der „letzte Ritter“, Kaiser Maximilian wurde so genannt, vor über 500 Jahren starb, wird noch heute in Büchern, Filmen, Videospielen und Songs an diese Kämpfer auf dem Pferd erinnert. Wir knüpfen an im Jahr 1184. Kaiser Friedrich Barbarossa lud auf die Rheinwiesen bei Mainz ein. Zum spektakulärsten Hoffest des Mittelalters. 70.000 Gäste aus dem ganzen Reich. Davon 20.000 Ritter, die für Turniere angereist waren… Der Kult um die berittenen Kämpfer hatte seinen Höhepunkt erreicht mit Minnesang und Ritterlichkeit. Ich will das Phänomen Ritter verstehen. Was war echt? Und was ist nur Mythos? Darüber spreche ich mit dem Macher vom Geschichtsfenster Andrej Pfeiffer Perkuhn. https://www.youtube.com/geschichtsfenster Seine Reisetipps, Bilder und Zusatzinfos findet Ihr unter: www.99xgeschichte.de Der Podcast ist Teil der Netzwerke Wissenschaftspodcasts.de, #Historytelling und Mittelalter.digital. #Mittelalter #Deutschland # Westeuropa #Europa

#24 Richard Löwenherz: Ich bin ein King - Holt mich hier raus!
Mit Franziska Quaas:Es war die spektakulärste Gefangennahme des Mittelalters. Richard Löwenherz, König von England, Herrscher über halb Frankreich und berühmter Kreuzfahrer wollte sich inkognito an Wien vorbeischleichen. Als Händler verkleidet. Aber: Die Münzen, mit denen er seine Einkäufe bezahlte, erregten Aufsehen. Schließlich verriet ihn sein königlicher Ring, der unter dem zerschlissenen Ärmel hervorlugte. Beim Hühnchenessen in einer heruntergekommenen Kaschemme wurde er im Dezember 1192 festgenommen. Diese Verhaftung übernahm der Herzog Leopold von Österreich persönlich. Er soll den berühmten Gefangenen voller Schadenfreude ausgelacht haben. Wieso der König von England verhaftet wurde, wie sehr die anschließende Lösegeldforderung sein Land in den Ruin trieb und wie die 35 Tonnen Silber schließlich den Lauf unserer Geschichte beeinflussten, darüber spreche ich heute mit der Historikerin Dr. Franziska Quaas. Ihre Reisetipps, Bilder und Zusatzinfos findet Ihr unter: www.99xgeschichte.de Der Podcast ist Teil der Netzwerke Wissenschaftspodcasts.de, #Historytelling und Mittelalter.digital. #Mittelalter #Deutschland # Westeuropa #Europa

#23 Hildegard von Bingen
Mit Gisela Muschiol:Während Barbarossa zusammen mit Heinrich dem Löwen das neue Machtzentrum im römisch-deutschen Reich bildete, war Hildegard von Bingen das Zentrum für Glaubens- und Gewissensfragen. Hoch über dem Rhein thronte das Orakel Gottes. Jeder Schifferjunge auf dem Fluss kannte Hildegard von Bingen. Wenn man von Mainz flussabwärts fährt, passiert man auf der linken Seite Ingelheim, dort stand die alte Kaiserpfalz. 10 Kilometer weiter mündet bei Bingen die Nahe in den Rhein. Hoch über Rhein und Nahe, residierte die Prophetin mit weitem Blick über die alten römischen Fernhandelswege nach Köln und Trier. Der mächtigste Kirchenfürst, der Erzbischof von Mainz, lebte in Reichweite und die Lieblingspfalz des Kaisers war zu Fuß zu erreichen. Erzbischöfe, Bischöfe, Äbtissinnen und Äbte zog es zu ihr hinauf den Rupertsberg. Oft nahmen sie den beschwerlichen Weg persönlich auf sich, noch öfter schickten sie Briefboten. Nicht allen Bitten konnte sie entsprechen. Einige Briefe blieben trotz drängender Nachfragen unbearbeitet. Es waren einfach zu viele. Mit Prof. Dr. Gisela Muschiol spreche ich über das Leben einer der stärksten Frauen des Mittelalters. Ihre Reisetipps und mehr Infos findet Ihr unter: www.99xGeschichte.de Dieser Podcast ist Mitglied der Netzwerke #Historytelling und www.wissenschaftspodcasts.de #Mittelalter #Deutschland #Westeuropa #Europa

#22 Barbarossa
Mit Knut Görich Friedrich Barbarossa war kein Königssohn. Er war der Neffe des amtierenden staufischen Königs. Als Konrad III. starb hatte er zwar einen Sohn, der war aber erst sieben Jahre alt. Und im Rennen um die Gunst der Königswähler setzte sich der Neffe durch: Friedrich Barbarossa. Ein machtpolitischer Coup und für alle etwas überraschend. Zum ersten Mal wurde ein existierender Königssohn übergangen und es wurde jemand auf den Thron gewählt, der nicht zum König erzogen war. Barbarossa befriedete den Bürgerkrieg zwischen den Welfen und den Staufern. Er machte seinen mächtigen welfischen Cousin Heinrich den Löwen zu seinem Verbündeten. Sein Hauptaugenmerk richtete Barbarossa auf Norditalien. Das war inzwischen die Boomregion in Europa. Die norditalienischen Kaufleute ersetzten den Tauschhandel durch die Geldwirtschaft und erfanden den Wechselscheck. Diese umwälzenden Neuerungen machten ihre Erfinder sehr schnell sehr reich. Natürlich wollten sie diesen Wohlstand mit niemandem teilen. Schon gar nicht mit einem neuen König. Barbarossa beanspruchte die Oberhoheit in dem sogenannten „Reichsitalien“. Dazu gehörte, dass er der oberste Gerichtsherr auch in diesem Reichsteil war. Gleich bei seinem ersten Zug nach Norditalien kam es darüber zum Konflikt mit Mailand. Mailand war die größte und wohlhabendste Stadt des gesamten Reiches. Die reichen Mailänder Kaufleute zweifelten nicht an der königlichen Macht, sie wollten Barbarossa aber nicht als ihren Gerichtsherrn akzeptieren. Über Barbarossas Streit mit Mailand, die "Erfindung" der Heiligen Drei Könige und seine Weigerung, dem Papst den Steigbügel zu halten, spreche ich mit Prof. Knut Görich. Seine Biografie über Friedrich Barbarossa ist das Standardwerk in der Geschichtsforschung. Seine Reisetipps: Top 3: Berg und Burg Hohenstaufen bei Göppingen https://www.burgruine-hohenstaufen.de/ Top 2: Burg Gamburg im Taubertal https://burg-gamburg.de/ Top 1: Sankt Zeno in Bad Reichenhall. Achtung: Der Kreuzgang hat eingeschränkte Öffnungszeiten! https://www.bad-reichenhall.de/st-zeno #Mittelalter #Deutschland #Westeuropa # Europa

#21 Die Welfen
Mit Bernd SchneidmüllerDie Welfen waren im Mittelalter reicher und wahrscheinlich mächtiger als mancher König und der Kaiser selbst. Eine Familie, die häufig kurz davor war, die Herrschaft im deutsch-römischen Reich zu übernehmen, es aber nur einmal für wenige Jahre geschafft hat. In dieser Folge unternehmen wir einen Ausflug von der Chronologie der Geschichte und fokussieren uns auf die älteste Adelsfamilie Deutschlands. Die Welfen sind heute besser bekannt als das „Haus Hannover“. Die Familie ist mindestens 1280 Jahre alt und noch heute begegnet sie uns in der Berichterstattung. Schon im Mittelalter waren sie eine international vernetzte Familie mit Verwandten in Oberitalien, West- und Ostfranken. Warum trotzdem die Aura des „Zukurzgekommenseins“ diese historische Familie umwehte, bespreche ich mit Prof. Dr. Bernd Schneidmüller in dieser Podcastfolge. Mehr Infos: www.99xgeschichte.de Die Reisetipps: Top 1: Braunschweig: Die Burg Dankwarderode ist leider geschlossen. Das Ensemble mit dem Dom ist trotzdem sehr sehenswert. https://www.braunschweigerdom.de/ Top 2: Hannover Herrenhausen https://herrenhaeuser-gaerten.hannover.de/ Top 3: Kloster Weingarten https://www.stadt-weingarten.de/kultur-freizeit-tourismus/tourismus/barock-basilika-blutfreitag/Klosteranlage #Mittelalter #Deutschland #Westeuropa #Europa

#20 Die Kreuzzüge
Mit Kristin SkottkiWir sind im Jahr 1095. Also am Ende des 11. Jahrhunderts. Der Gang nach Canossa war 18 Jahre her, und der Salier Heinrich IV. regierte immer noch. Allerdings hatte sein welthistorischer Konflikt mit Papst Gregor VII. einen Keil zwischen die deutschen Fürsten getrieben. Sie waren entweder Gegner oder Anhänger Heinrichs. Seine Gegner wählten einen deutschen Gegenkönig: Rudolf von Rheinfelden. Mit ihm lieferte sich Heinrich erbitterte Kämpfe. Heinrich wiederum, akzeptierte den Nachfolger von Papst Gregor nicht und ernannte einen Gegenpapst. Um es kurz zu machen: Maximales Chaos. Ein Zeitgenosse schrieb: „Oh beklagenswertes Antliz des Reiches:“ … „`Alle sind wir doppelt`, so sind nun die Päpste verdoppelt, die Bischöfe verdoppelt, die Könige verdoppelt, die Herzöge verdoppelt.“ Und in dieses Chaos hinein verschaffte sich Papst Urban II. – das war nicht Heinrichs Papst, sondern sein Gegner - mit einer damals sensationellen Idee Gehör: Er rief die Christenheit dazu auf, in einem militärischen Zug nach Palästina das Heilige Land vom Zugriff der Muslime zu befreien. Mit Prof. Dr. Kristin Skottki spreche ich über die plötzlich aufkommende Begeisterung für diese Idee. Wer diesen Weg auf sich nahm und warum der amerikanische Verteidigungsminister "Deus vult" auf seinen rechten Oberarm tätowiert hat... Drei Reisetipps: Top 1: Jerusalem https://franziskaner.de/hueter-heiliger-staetten/ Top 2: Crac des Chevalier https://whc.unesco.org/en/list/1229/ Top 3: Antakya https://turkeyregional.com/de/hatay/antakya/index.html Fotos und mehr Infos zu dieser Folge findet Ihr auf meiner Website: www.99xgeschichte.de #Mittelalter #Deutschland #Westeuropa #Europa

#19 Der Gang nach Canossa - Heinrich IV.
Mit Gisela Muschiol Der Gang nach Canossa: die berühmteste Entschuldigung der in unserer Geschichte. Kein deutsch-römischer König oder Kaiser vor ihm oder nach ihm hat jemals wieder so eine Abbitte geleistet. Heinrich IV. stand barfuß im Schneegestöber vor den Toren der Burg Canossa und flehte um Verzeihung. Der Papst war so vergrätzt, dass er den bibbernden Heinrich ganze drei Tage lang im Schnee warten ließ. Warum machte sich der König im Januar 1077 so klein? Und war der Gang nach Canossa eine blamable Niederlage für Heinrich oder vielleicht ein genialer Schachzug? Darüber spreche ich heute mit Prof. Dr. Gisela Muschiol. Sie lehrt Kirchengeschichte an der Uni Bonn. Ihre Reisetipps: Top 1: Canossa https://emiliaromagnaturismo.it/de/orte/canossa Top 2: Dom zu Speyer https://www.dom-zu-speyer.de/ Top 3: Kloster Cluny https://www.cluny-abbaye.fr/de #Mittelalter #Deutschland #Westeuropa #Europa

#18 Die Salier treten an: Konrad II.
Mit Bernd SchneidmüllerDer Dom zu Speyer und die Kaiserpfalz in Goslar sind beide Weltkuturerbe und erinnern an die Herrschaft der Salier im Mittelalter. Im Jahr 1024 entschieden sie sich die Großen des Reiches für einen Neustart. Diesmal kein Norddeutscher Sachse, sondern ein Adeliger aus einer alten fränkischen Familie. Sie stammte vom Mittelrhein: Die Salier hatten in dem Dreieck zwischen Worms, Speyer und Lautern ihre Heimat. Die Salier waren altehrwürdiger Adel, dem allerdings deutlich weniger eigenes Land, Gefolgsleute und Pfalzen zur Verfügung hatte, als die Sachsen. Mit einem Wort: Die Salier waren nicht so reich, wie ihre Vorgänger. Um zu regieren, waren sie auf die königliche Struktur aus Pfalzen und Bischofssitzen angewiesen, die die Ottonen aufgebaut hatten. Daraus entstand ein Dauerkonflikt. Was genau steht einem neugewählten König zu und was muss er selbst mitbringen? Und was darf er bestimmen? Vier Könige stellten die Salier in ihrer hundertjährigen Regierungszeit. Von hünenhafter Gestalt waren sie als gnadenlose Machtmenschen verschrien, die durchsetzungsstark, humorlos und unerbittlich regierten. Konrad II. schuf eine neue kaiserliche Grablege im Reich: Speyer. Zeitgenossen beschrieben es als "Kuhdorf". Die Salier bauten in ihrer Heimat die größte Kathedrale der Christenheit. In der Krypta kann man noch heute die Gräber der salischen Königs- und Kaiserpaare bestaunen. Konrads Sohn, Heinrich III., hatte einen anderen Lieblingsort. Eine Pfalz im sächsischen Herzland: Goslar. Heinrich III. ließ die Kaiserpfalz, zum größten Profanbau jenseits der Alpen ausbauen. Doch auch diese Maßnahme festigte seine Herrschaft nicht. Er entkam nur knapp mehreren Mordanschlägen. Der Sohn Heinrichs III., Heinrich IV., kam in der Kaiserpfalz in Goslar zur Welt. Im Alter von drei Jahren ließ sein Vater ihn von den Großen des Reiches zum zukünftigen König wählen. Bei dieser Gelegenheit zeigte sich, wie misstrauisch bis zerrüttet Heinrichs III. Verhältnis zu seinem Hochadel inzwischen war. Die Großen des Reiches stellten eine Bedingung: Sie würden dem Jungen als König nur treu sein, wenn er „ein gerechter Herrscher werde“. Der Umkehrschluss macht deutlich, welche andere Erfahrungen sie mit dem Vater schon gemacht hatten. Über die Schwierigkeiten, eine neue Königsdynastie aufzubauen, die gleichzeitig auf Kontinuität setzt, spreche ich mit Prof. Dr. Bernd Schneidmüller. Seine Reisetipps: Top1: Speyer https://www.dom-zu-speyer.de/ Top 2: Goslar https://www.welterbeimharz.de/welterbe-im-harz/altstadt-von-goslar/kaiserpfalz-goslar Top 3: Limburg an der Haardt https://www.bad-duerkheim.de/kultur-tourismus/veranstaltungen-feste/1-000-jahre-limburg/ #Mittelalter #Deutschland #Westeuropa #Europa

#17 Bamberger Apokalypse und andere Meisterwerke
Mit Harald Wolter von dem KnesebeckIn unserer Zeitreise sind wir an der ersten Jahrtausendwende nach Christus angekommen. Die einfachen Menschen führten ein karges Leben. Auf der Fläche des heutigen Deutschlands lebten ca. 4 Mio. Einwohner meistens in kleinen Siedlungen auf engem Raum. Und trotzdem gab es eine Art Aufschwung zu dieser Zeit. Der wachsende Wohlstand kam vor allem einer Institution zugute: der Kirche. Die Menschen glaubten an das drohende Fegefeuer und wollten durch reiche Spenden an Kirchen und Klöster schon vorsorglich ihre Zeit im Fegefeuer reduzieren. Die Kirche legte das Geld in Gotteshäuser an. An vielen Orten sprossen Dombauten aus der Erde. In Mainz, Trier und in Magdeburg, auch einige romanische Kirchen in Köln stammen aus dieser Zeit. Plötzlich verbreiteten sich die Kirchenbauten in Kreuzform mit Längs- und Querschiff. Auch Kirchtürme waren eine Innovation. Die gab es vorher nicht. Auch in den Schreibstuben der Klöster, den Skriptorien, wurden kleine (und große) Wunder vollbracht. Die Buchmalerei hatte um die Jahrtausendwende ihren ersten Höhepunkt. Kalligraphie geschmückt mit gemalten Miniaturen in glänzenden Farben. Das Ganze in kostbaren Einbänden mit Edelsteinen, Elfenbeinschnitzereien und Blattgold verziert. Eine der berühmtesten Skulpturen jener Zeit steht in Hildesheim: Die Bernwardssäule. 3,80 Meter hoch, fast 60 cm Durchmesser. 28 Szenen aus dem Leben von Jesus Christus schrauben sich spiralförmig dem Himmel entgegen. Die Darsteller ragen halbplastisch aus der Skulptur heraus. Man muss die Säule siebenmal umrunden, um ihren Geschichten von Anfang bis Ende zu folgen. Den Kunsthistoriker Prof. Dr. Harald Wolter von dem Knesebeck frage ich, wie die Künstler damals ihre Werke schufen und woher der Kreativitäsboost kam. Seine Top 3 Reiseziele: Top 3: Insel Reichenau, Bodensee, St. Gallen https://www.reichenau-tourismus.de/ https://www.stiftsbezirk.ch/de/kloster-st.gallen Top 2: Bamberg https://www.staatsbibliothek-bamberg.de/ Top1: Hildesheim https://www.hildesheim-tourismus.de/ #Mittelalter #Deutschland #Europa #Westeuropa

#16 Heinrich II. - Bamberg first!
Mit Bernd SchneidmüllerWie ein Wegelagerer überfiel er mit Waffengewalt den Leichenzug des toten Königs und riss die Krone an sich. Jahre später fiel er vor seinen Bischöfen weinend auf den Boden und flehte sie an, Bamberg zu einem Bistum zu machen. Und wieder 150 Jahre später werden seine Frau Kunigunde und er als einziges deutsches Kaiserpaar heiliggesprochen. Heinrich II. war einer der schillernsten Herrscher des Mittelalters. Im Jahr 1002 stirbt das erste deutsche Königshaus in direkter Linie aus. Otto III war erst 21 Jahre alt, als er in Italien vom Fieber geschüttelt starb. Er hinterließ keine Erben. Das war die Stunde seines Cousins: Heinrich II. Heinrich war Herzog von Bayern und lauerte an der Landesgrenze dem Leichenzug des toten Kaiser auf. Der Tross war auf dem Weg von Italien nach Aachen zur Beerdigung. In Bayern riss Heinrich II. die Krone an sich und verfügte, dass die kaiserlichen Eingeweide in Augsburg zu bestatten seien. Eine Machtübernahme, mit der keineswegs alle einverstanden waren. Das erste Mal in der Geschichte des jungen deutschen Reiches, dass die Krone nicht vom Vater auf den Sohn übergehen konnte, sondern ein „neuer“ König bestimmt werden musste. Wie Heinrich sich durchsetzte, warum er die Politik seiner Vorgänger nahezu zurückdrehte und natürlich seine Bambergliebe, darüber spreche ich mit Prof. Dr. Bernd Schneidmüller. Seine Top Reisetipps: Top 1: Bamberg https://www.bamberg.info/ Top 2: Merseburger Dom https://www.merseburger-dom.de/ Top 3: Basel https://www.basel.com/de/attraktionen/basler-muenster-d7074be3ab Top 3 1/2: Stein am Rhein https://www.klostersanktgeorgen.ch/kstg/de/home.html #Mittelalter #Deutschland #Westeuropa #Europa

#15 Theophanu - Kaiserin mit Migrationshintergrund
Mit Gisela MuschiolFür sie muss es ein Kulturschock gewesen sein. Theophanu war eine junge byzantinische Prinzessin, als sie aus der glanzvollen Weltmetropole Konstantinopel (heute Istanbul) im Jahr 972 nach Westeuropa segelte, um einen „Barbaren“ (So nannten die Byzantiner unsere Vorfahren) zu heiraten. Ihr Bräutigam, Otto II. war der Sohn des ersten deutschen Kaisers. Trotzdem kann man sich das kulturelle Gefälle zwischen den beiden nicht steil genug vorstellen. Konstantinopel, die glanzvolle Hauptstadt des byzantinischen Reiches hatte damals schon 400.000 Einwohner, dagegen verfügte das Reich ihres Zukünftigen noch nicht mal über eine Hauptstadt. Wie Nomaden ritten der Kaiser und sein Gefolge von Pfalz zu Pfalz. Die Byzantiner blickten eigentlich mit Verachtung auf die neue Herrscherfamilie im Westen, die sich seit Kurzem, auch „Kaiser“ nannten. Über das Leben der Theophanu, der Kaiserin mit Migrationshintergrund, spreche ich in dieser Folge mit Prof. Dr. Gisela Muschiol vom Institut für Kirchengeschichte der Uni Bonn. Ihre Reisetipps: Top 1: Das Grab der Theophanu in St Pantaleon in Köln http://www.sankt-pantaleon.de/ Top 2: Eine Tour entlang oder auf dem Rhein von Nijmegen nach Köln Top 3: Das Grab ihres Mannes Otto II. im Petersdom in Rom #Mittelalter 'Europa #Westeuropa #Deutschland

#14 Die Nazis und das Mittelalter
Mit Ralf GrabuschnigDas hier ist die erste Sonderfolge, bei der ich die Chronologie der Geschichtserzählung für einen Moment verlasse, um ein besonderes Phänomen zu verstehen. Bei den Recherchen zu den letzten beiden Folgen bin ich auf etwas gestoßen, dem ich nachgehen möchte. Als ich in Quedlinburg war, um mir die Heimat der Ottonen anzuschauen, erklärte mir die nette Domführerin, dass, die Krypta mit dem Heinrichsgrab für die Nationalsozialisten und insbesondere Heinrich Himmler zur Nazizeit ein ganz wichtiger Weiheort gewesen sei. Die Hakenkreuze, die damals in der Krypta angebracht wurden, sind inzwischen abgeschlagen. Auch in Haitabu, der ehemaligen Wikingerzentrale an der Schlei, standen die Ausgrabungen ab 1934 unter der Schirmherrschaft von Heinrich Himmler. Die Nationalsozialisten ließen dort auch eine Freilichtbühne bauen, die es nocht heute gibt. Warum war das frühe Mittelalter für die Nazis so wichtig? Und was bedeutet das für die Geschichtserzählung heute? Darüber spreche ich mit Ralf Grabuschnig. Er ist Historiker und betreibt den Geschichtspodcast "Déjà-Vu - Geschichte" Seinen Podcast und seinen Newsletter, den "Geschichtshappen", findet Ihr hier: https://linktr.ee/ralfgrabuschnig

#13 Otto der Große und Adelheid - Das Dreamteam
Mit Gisela MuschiolWillkommen am Anfang der deutschen Geschichte. Nicht irritiert sein: Ja es ist die Folge 13, aber trotzdem nimmt die Geschichte Deutschlands hier einen neuen Anlauf. Denn mit dem Ostfrankenreich und einer eigenen Königsfamilie bildet sich eine Struktur heraus, die man grob als Vorläufer des heutigen Deutschlands bezeichnen könnte. Es waren ausgerechnet die Norddeutschen, die Niedersachsen, die die frühen Könige Deutschlands stellten. Karl der Große hatte sie erst 100 Jahre zuvor blutig unterworfen und zu Christen gemacht. Jetzt beherrschten sie das Ostfrankenreich, also das spätere Deutschland. Wir sind im 10. Jahrhundert also kurz vor der Jahrtausendwende. Das große Frankenreich war praktisch unregierbar geworden. Zuerst hatten die Überfälle der Wikinger auf Köln, Trier, und Paris hatten bewiesen, wie wehrlos riesige fränkische Reich war. Dann kam eine noch viel größere Bedrohung aus dem Osten: Die Ungarn terrorisierten mit Pfeil und Bogen auf schnellen Pferden die Menschen zwischen Rhein und Elbe. Auf ihren jahrelangen Raubzügen verbreiteten die Magyaren Angst und Elend . Sie nahmen Geiseln und erpressten Lösegelder. Die Herrscher in den Regionen zwischen Rhein und Elbe einigten sich schließlich auf einen eigenen König, der stark genug war, die Ungarn zurückzudrängen. Das war ein Sachse, also ein Norddeutscher, aus dem Harz: Heinrich I. Die Ungarn waren die existentielle Bedrohung des jungen Reiches. Die Magyaren unternahmen weitausgreifende Streifzüge tief in den Westen hinein. Sie plünderten, mordeten und waren kaum zu stoppen. Sie suchten jahrzehntelang das Reich heim, bis es im Jahr 955 zu der Entscheidungsschlacht kam. Inzwischen war Heinrich I. gestorben und sein Sohn Otto war zu seinem Nachfolger bestimmt worden. Die Schlacht auf dem Lechfeld war die wichtigste Bewährungsprobe für den König: Die Ungarn hatten ein beeindruckend übermächtiges Heer vor den Toren Augsburgs versammelt. König Otto I. verfügte dagegen nur über eine kleine Truppe, die aus Kriegern von unterschiedlichen Gefolgsleuten bestand. Keine eingeübte Armee. Er war praktisch chancenlos. Doch wie durch ein Wunder schlugen seine Soldaten die übermächtigen Magyaren für immer in die Flucht. Seine zweite Frau, Adelheid, war die junge verwitwete Königin Norditaliens und der mutmaßliche Mörder ihres Mannes hielt sie in einer Burg über dem Gardasee gefangen. Otto eilte ihr mit einem Heer über die Alpen zur Hilfe. Und wie im Märchen, heirateten die beiden tatsächlich. Mit ihrem Ja-Wort machte Sie ihn 951 zum König Norditaliens. Als der Papst ihn neun Jahre später um Hilfe bat, überquerten Adelheid und Otto mit einem Heer die Alpen und retteten den bedrängten Papst. Voller Dankbarkeit salbte der Papst Adelheid zur Kaiserin und Otto zum Kaiser. Über dieses Powerpaar in der deutschen Geschichte spreche ich mit der Historikerin Prof. Dr. Gisela Muschiol von der Uni Bonn. Ihre Reiseziele: Top 1: Quedlinburg https://www.quedlinburg-info.de/de/ Top 2: Kloster Cluny https://www.cluny-abbaye.fr/de/entdecken-sie/geschichte-der-abtei-von-cluny Top 3: Magdeburger Dom https://www.magdeburg-tourist.de/dom #Europa #Westeuropa #Deutschland #Mittelalter

#12 Die Wikinger kommen
Mit Matthias ToplakDie Wikinger: "Vikings" oder "Hey, hey Wickie"...? Unser Ausgangspunkt ist der Winter des Jahres 881. Viele Skandinavier nahmen ihre Wikingertätigkeit auf und starteten einen Raubzug über Europas Flüsse. Sie fuhren den Rhein von der Mündung aus stromaufwärts und plünderten Neuss, Jülich, Köln, Bonn und Andernach. Dann verließen sie ihre Schiffe und zogen über Land weiter nach Aachen. Dort brannten sie die kaiserliche Pfalz von Karl dem Großen nieder und zündeten sein berühmtes Thermalbad an. Seine Grabstätte nutzten sie als Pferdestall. Und der Raubzug ging weiter: Zu Ostern brannten sie Trier nieder. Die Wikingerüberfälle zeigten den Menschen, wie wehrlos das riesige Frankenreich und ihr aktueller König und Kaiser war. Karl der Dicke, Urenkel von Karl dem Großen, hatte das Glück oder Pech, dass alle anderen männlichen Familienmitglieder der Karolinger ohne Erben starben. Das vorher mehrfach geteilte Reich übernahm Karl der Dicke nach und nach und wieder in eine Hand. Er war der letzte Herrscher der Karolinger, der über das vereinte ost- und westfränkische Reich herrschte. Und dass er der Letzte war, das hat auch mit den Wikingern zu tun. Sie verstärkten das Chaos in seinem Riesenreich . Die Wikingerüberfälle zeigten dem Adel, wie wenig wehrhaft das große Frankenreich war. Mit ihren Raubzügen legten die Wikinger ihre Finger auf die Schwachstellen. Mit Matthias Toplak dem Museumdirektor der einzigen Wikingersiedlung in Deutschland, Haithabu, spreche ich über das "Winkinger-Leben" und wie der skandinavische "Raubhandel" die europäische Entwicklung disruptiv beschleunigte. Seine Top 3 Reisetipps: Top 3 : Wikingerregion Oslo https://www.visitoslo.com/de/artikel/wikinger/ Top 2: Birka im Mälarensee, Schweden https://www.birkavikingastaden.se/?utmmedium=organic&utmsource=google-my-business&utm_campaign=sv-se-google.my.business.birka-birka.the.viking.city-stockholm-awareness Top1: Haitabu https://haithabu.de #Mittelalter #Deutschland #Westeuropa #Europa

#11 Karl der Große - Aachen die Zentrale der Macht
Mit Gisela MuschiolKarl der Große oder Charlemagne ist einer der Gründerväter Europas. Aachen war die Zentrale seiner Macht im frühen Mittelalter. Ein ambivalenter Charakter. Gnadenlos brutal bei der Durchsetzung des Glaubens und einfühlsam in der Förderung der Kultur. Wir befinden uns im 8. Jahrhundert nach Christus. Das Römische Reich ist im Westen untergegangen. Von den vielen kleinen mitteleuropäischen Völkern haben sich die Franken zur dominierenden Macht entwickelt. Karl, 747 als fränkischer Königssohn geboren, wurde ihr berühmtester Anführer. Er regierte 46 Jahre und entwickelte sich zum mächtigsten Herrscher Europas. Das, woran die Römer 700 Jahre vor ihm gescheitert waren, gelang Karl dem Großen. Er eroberte die ehemaligen germanischen Gebiete rechts des Rheins. Westfalen, Nord- und Mitteldeutschland bis an die Elbe. Die Menschen, die dort lebten, nannten sich Sachsen. Bis sich die letzten Sachsen in Norddeutschland taufen ließen, brauchte Karl 32 Jahre und viele blutige Feldzüge. Andererseits setze er als Herrscher auf Kultur, umgab sich mit Gelehrten aus ganz Europa und kämpfte gegen den Verfall des Wissens. Sogar um die richtige Art zu Schreiben kümmerte er sich: Ihm verdanken wir die einheitliche Groß- und Kleinschreibung in Europa. Neben dem Ausbau der Verwaltungsstrukturen förderte Karl Kunst, Bildung und Wissenschaft. Er löste einen regelrechten Aufschwung der Kultur im ganzen Reich aus. Warum er vor dem hilfesuchenden Papst nach Paderborn auswich und Weihnachten 800 n. Chr. eigentlich nicht auf diese Weise zum Kaiser gekrönt werden wollte, bespreche ich mit Gisela Muschiol, Professorin für Kirchengeschichte an der Uni Bonn. Ihr Top 3 Reiseziele: Top 3 Die Kaiserpfalz in Ingelheim https://kaiserpfalz-ingelheim.de/ Top 2 Ravenna https://emiliaromagnaturismo.it/de/orte/ravenna Top 1 Aachen https://www.aachenerdom.de/ #Mittelalter #Deutschland #Europa #Westeuropa

#10 Lioba und Bonifatius: Die Engländer missionieren die Deutschen
Mit Schwester Jakoba Zöll und Gisela MuschiolMan weiß nicht, ob sie 25 oder 35 Jahre alt war. Jedenfalls war sie eine Frau voller Tatkraft. 735 n. Chr. reiste Lioba von der englischen Südküste nach Mainfranken, um die Süddeutschen zu missionieren. Sie verließ ihr Heimatkloster in Wessex, fuhr und wanderte 1000 km bis nach Tauber-Bischofsheim. Dort gründete sie mehrere Klöster und brachte jungen Mädchen lesen und schreiben bei. Sie gehörte zu einer ganzen Gruppe englischer Nonnen und Mönche, die die Bayern, Thüringer und die Friesen zu Christen machten. Allen voran ihr Onkel Winfrid, besser bekannt als Bonifatius, ein hochgebildeter englischer Geistlicher, dessen Lebensziel es war, die ehemaligen Germanen zu bekehren. Wir befinden uns im frühen Mittelalter im Jahr 735. Die Römer hatten seit 200 Jahren die Kontrolle über das Rheinland, Frankreich und Britannien verloren. Auf dem Kontinent sprang ein brutaler Clan in diese Machtlücke: Die Merowinger. Die herrschten über Frankreich, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Thüringen und Bayern. Ihre Führungselite war zum Christentum konvertiert, deshalb unterstützten sie die englischen Missionare. Die Idee eines Deutschlands gab es damals noch nicht. Auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik herrschten 735 n. Chr. eher chaotische Zustände. Liobas Onkel, Bonifatius, wurde 754 auf einer Missionsreise nach Friesland in Dokkum, im heutigen Holland, erschlagen. Lioba baute nicht nur ein Netzwerk von Klöstern auf sondern beriet die Bischöfe bei der Etablierung der römischen Kirche in Deutschland. Als Seniorin verließ Lioba Tauberbischofsheim. Sie verbrachte ihren Lebensabend nicht in einem ihrer Klöster. Stattdessen schenkte ihr Karl der Große Gut Schornsheim in der Nähe von Mainz. Über diese Frauenpower im frühen Mittelalter spreche ich mit Gisela Muschiol und Schwester Jakoba Zöll vom Institut für Kirchengeschichte der Uni Bonn. Ihre Reisetipps: Top 3 Kloster St. Walburg in Eichstätt https://www.abtei-st-walburg.de/startseite/ Top 2 Fulda Dom und Domschatz https://www.bistum-fulda.de/bistumfulda/kunstmusik/kunst/dommuseum/ https://www.tourismus-fulda.de/ Top 1 Petersberg bei Fulda, Liobas Grabeskirche https://www.rhoenfuehrer.de/ausflugsziele/sehenswuerdigkeiten/kirchen-kloester/grabeskirche-st-peter-liobakirche/3076 #Mittelalter #Deutschland #Europa #Westeuropa

#9 Die Merowinger gründen Bayern
Mit Brigitte Haas-GebhardAls die Römer ihre Macht in West- und Mitteleuropa verloren, sprang eine damals unbedeutende fränkische Herrscherfamilie in das Vakuum: Die Merowinger. Eigentlich waren sie nur eine von vielen fränkischen Familien. Die Merowinger waren – wie viele Franken -irgendwann vom Niederrhein ins heutige Belgien eingewandert. Dort herrschten sie anfangs nur über eine kleine Region. Konsequent und skrupellos bauten sie in 50 Jahren ein europäisches Reich auf. Sie waren clevere Politiker und brutale Krieger, die auch vor den eigenen Verwandten nicht Halt machten, wenn sie ihnen im Weg standen. Chlodwig I. war ihr berühmtester Anführer. Er kam 481 an die Macht und hat aus seinem Minikönigreich eine Herrschaft über weite Teile Frankreichs, die Niederlande, Teile Südwestdeutschlands und das Rheinland aufgebaut. Er machte Paris zu seiner Haupstadt. Seine merowingischen Nachfolger erobern das Königreich Thüringen und gründen Bayern. "Mord und Totschlag als Mittel der Politik war eine zeitübliche Verhaltensweise" sagt Brigitte Haas Gebhard von der Archäologischen Staatssammlung München. Mit ihr spreche ich über den Aufstieg der Merowinger, die Gründung Bayerns und wie aus den "Findelkindern der Völkerwanderung" die Bajuwaren wurden. Ihre Reisetipps: Bajuwarenmuseum Waging am See https://www.waginger-see.de/urlaubsplanung/kultur-handwerk/museen-ausstellungen/baiuvarenmuseum Paris https://www.saint-denis-basilique.fr/en Archäologische Staatssammlung München https://www.archaeologie.bayern/ #Mittelalter #Europa #Deutschland #Westeuropa

#8 Die Völkerwanderung - Völker...? Wanderung...?
Mit Mischa MeierEs ist die Zeit des Untergangs. Das große Römische Reich zerfällt und mit ihm gehen unschätzbare kulturelle Errungenschaften für immer verloren oder werden für die nächsten 1500 Jahre vergessen. Es ist aber auch die Zeit des Neuanfangs: Die Alemannen, die Franken, die Burgunder und viele mehr suchen ihren Platz im neuen Europa. Früher nannte man das „Völkerwanderung“ und malte mit dicken Pfeilen, die Start- und Zielpunkte der mobilen „Volkskörper“ in den historischen Weltatlas. Heute ist man sich nicht mehr so sicher, ob das wirklich ganze Völker waren, und wo die hergekommen sein sollen. Gallien war inzwischen seit 300 Jahren eine römische Provinz. Die Römer lebten nicht mehr in Heereslagern, sondern haben Städte gebaut, ein Straßennetz angelegt, es gab Wasserleitungen, Heizungen und Bäder, eine top organisierte Armee, Theater und Philosophen. Das Gebiet östlich des Rheins, also der größte Teil des heutigen Deutschlands, hatte bei den Römern einen Namen: Das Barbaricum. Jeder der kein Römer war, war für sie nur ein Barbar, also auch unsere Vorfahren. Das Römische Reich war riesig. Die Römer herrschten rund um das Mittelmeer - von Mauretanien bis Schottland, vom Atlantik bis an den Rhein. In Europa begann die Erosion der römischen Macht mit einem Aufstand in Köln: Der Befehlshaber der Rheingrenze, Postumus, rebellierte und rief Gallien zum Sonderreich aus und sich selbst zum Kaiser. Es dauerte 14 Jahre bis die Römer, die Lage wieder im Griff hatten. Allerdings mussten sie dafür auf den germanisch-rätischen Limes verzichten und sich hinter Rhein und Donau zurückziehen. Sie gaben das Dreieck dazwischen auf. Heute nennen wir das Gebiet "Baden-Württemberg". Das lag ab 274 nach Christus außerhalb des RR. Die übriggebliebenen Bewohner dieses Landstriches bezeichneten sie als „Alemannen“. Wer waren die Alemannen? Wer waren die Franken? Und was hatten die Burgunder mit der Nibelungensage zu tun? Auch über die Blütezeit Triers unter Konstantin dem Großen spreche ich mit dem Professor für alte Geschichte an der Uni Tübingen: Mischa Meier. Sein Reisetipp: Der Juthungenstein im Römischen Museum Augsburg: https://kunstsammlungen-museen.augsburg.de/roemerlager #Frühzeit #Deutschland #Westeuropa #Europa

#7 Der Limes - Die erste Mauer zwischen Ost und West
Mit Alexandra BuschDer Limes der Römer: Fast 1000 km Grenze quer durch das heutige Deutschland. Erst der Rhein, als bewachter Grenzfluss: 400 km von der Nordsee bis nach Bonn. Daran schlossen sich 550 km lange Palisadenzäune und Mauern an. 900 Wachtürme und ein 6 Meter breiter und 2 Meter tiefer Graben von Rheinbrohl erstreckten sich südlich von Bonn quer durchs Land bis nach Regensburg. Das war die römische Antwort auf den Aufstand der Germanen. Die erste Mauer in Deutschland. Sie trennte die römischen Provinzen im Westen von den Regionen, die die Römer Germanien nannten. Wir starten im Rheinland im ersten Jahrhundert nach der Geburt Christi. Die Römer herrschen über das Gebiet links des Rheins. Ihre Ambitionen auf die Gebiete rechts des Rheins hatten sie Jahre nach der Varusschlacht aufgegeben. Das Christentum war in Mitteleuropa noch lange nicht angekommen. Die Römer glauben noch an ihre Götter und die Einheimischen an ihre. Die Römer bauten erste Militärlager. Aus ihnen entwickleten sich Städte. Köln wurde die Hauptstadt der niedergermanischen Provinz und Mainz die Provinzhauptstadt von Obergermanien. Tempel und Villen aus Stein, Amphitheater, Straßennetze und Badeanlagen... Wie lebten die Menschen unter der römischen Herrschaft? Eine aktuelle Studie behauptet, noch heute lebten die Menschen in den ehemals von Römern besetzten Gebieten glücklicher als an Orten, wo die Römer nicht waren. Auch nach 2000 Jahren. Kann das sein? Darüber spreche ich mit Prof. Dr. Alexandra Busch der Generaldirektorin des Leibnizzentrum für Archäologie in Mainz. Ihre Top Reisetipps sind: Xanten https://apx.lvr.de/de/index.html Köln https://miqua.lvr.de/de/index.html Trier https://www.trier-info.de/ Mainz https://www.landesmuseum-mainz.de/ #Frühzeit #Deutschland #Westeuropa #Europa

#6 Die Varusschlacht - Wer war Hermann der Cherusker?
Mit Heidrun DerksVarusschlacht, Schlacht am Teutoburger Wald oder die Hermannsschlacht... viele Namen für ein Ereignis. Auch der "Held" auf der germanischen Seite trägt gleich zwei Namen: Aber keiner von ihnen ist sein ursprünglicher. Den einen, Arminius, haben ihm die Römer gegeben. Den anderen, Hermann, bekam er von Martin Luther, 1500 Jahre nach der Schlacht. Wie er wirklich hieß, weiß heute keiner mehr. Mit seinem vernichtenden Guerilla-Angriff auf die römische Armee 9 n. Chr. lenkte er die Aufmerksamkeit der römischen Geschichtsschreiber auf die Ansammlung von Familienclans, die rechts des Rheins lebten. Caesar hatte sie schon 60 Jahre zuvor „Germanen“ getauft. Wie sah das Leben rechts des Rheins vor 2000 Jahren tatsächlich aus? Warum wollten die Römer die „Provinz Germanien“ erobern und beherrschen? Wie lebte man als Einheimischer in dem Netz aus römischen Militärlagern? Und wie sah es in den römischen Camps aus? Die Varusschlacht war der Anfang vom Ende der römischen Expansion. Die siegreiche römische Armee von „Hinterwäldlern“ geschlagen? Die Überraschung in Rom kannte keine Grenzen. Darüber spreche ich mit Dr. Heidrun Derks, der Direktorin des Museums und Park Kalkriese, dem Ort der Varusschlacht im Osnabrücker Land. Ihre Reisetipps: Top 3: Trier https://www.trier-info.de/ Top 2: Römerlager Haltern https://www.lwl-roemermuseum-haltern.de/ Top 1: Kalkriese, Varusschlacht im Osnabrücker Land https://www.kalkriese-varusschlacht.de/ Der Podcast gehört zum Netzwerk der Geschichtspodcasts #Historytelling #Frühzeit #Europa #Deutschland #Westeuropa

# 5 Die Kelten
Mit Carola Metzner NebelsickAsterix und Obelix sind nicht frei erfunden. Sie gehören auch zur deutschen Geschichte, der Eisenzeit: Die furchtlosen Kämpfer, die zaubernden Druiden, die poetischen Barden und die Mistelzweige mit angeblichen Wunderkräften existierten tatsächlich, nicht nur in Gallien sondern auch in Süddeutschland. Natürlich haben sich die Erfinder des Comics viele Späße ausgedacht, aber die Grundkonstellation einer Kultur nördlich der Alpen, die ganz anders als die römische war, die stimmt. Und wir können die Spuren unserer keltischen Vorfahren in Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, im Saarland und in Hessen noch heute besichtigen. Wir beginnen diese Folge 400 Jahre vor der Geburt Christi. Das römische Reich gab es damals noch nicht. Rom war zwar eine große, aber noch ziemlich wehrlose Stadt. Nördlich der Alpen, in Bayern, Hessen und Baden-Württemberg, siedelten zu dieser Zeit die Kelten und weiter nördlich die Germanen. Aber die Römer interessierten sich für die Menschen jenseits der Alpen nicht. Ein großer Fehler, den sie schrecklich bereuten. 387 v. Chr. überfielen keltische Kämpfer aus dem Norden Rom. Nur gegen ein enormes Lösegeld vom 1000 Pfund Gold konnten sich die Römer freikaufen. Um sie noch mehr auszubeuten und weiter zu demütigen warf der Anführer der Kelten, Brennus, zusätzlich sein Schwert in die Waagschale, und ließ es in Gold aufwiegen. Sein Triumphruf: „Wehe den Besiegten“ brannte sich den Römern ein. Mit diesen Ereignissen tauchen unsere keltischen Vorfahren 387 v. Chr. plötzlich in der Weltgeschichte auf. Die Römer brauchten einige Zeit, um sich von dem Schock zu erholen und eine eigene Armee aufzustellen. Ihre systematische Aufrüstung und der Drill ihrer Soldaten machte sie bald zu einer unschlagbaren Weltmacht. Manching, bei Ingolstadt, ist eine der ältesten Städte Deutschlands. Ein "Oppidum" der Kelten. Vier Quadratkilometer umfasst die Fläche. Die Stadt war doppelt so groß, wie das heutige Fürstentum Monaco. Die Kelten bewegten sich an der Schwelle zur Hochkultur, waren bei Ihren Feinden schwer gefürchtet und lebten fast 800 Jahre in Süddeutschland. Gleichwohl verschwanden sie innerhalb weniger Jahrzehnte. Als die Römer das Alpenvorland 15 v. Chr. eroberten, trafen sie dort wo die Kelten gelebt hatten, auf ein fast menschenleeres Land. Wo sind sie geblieben? Welche Spuren finden wir heute von Ihnen? Und was haben wir von unseren keltischen Vorfahren geerbt? Darüber spreche ich mit Prof. Dr. Carola Metzner-Nebelsick , sie ist Professorin für Vor- und Frühgeschichte an der Uni München. Bilder zu Manching findet Ihr auf meiner Website: www.99xgeschichte.de Ich freue mich über Eure Kommtentare. Ihr könnt mich auch über Instagram oder facebook erreichen. Ich findet mich unter Jan Schulte-Kellinghaus. Hier die drei Reisetipps von Frau Metzner-Nebelsick: Top 1: Manching https://www.museum-manching.de/ Top 2: Württembergisches Landesmuseum Stuttgart und Rheinsches Landesmuseum Bonn https://www.landesmuseum-stuttgart.de/ https://landesmuseum-bonn.lvr.de/de/index.html Top 3: Oppidum Heidengraben https://www.keltenland-bw.de/keltenland/der-heidengraben/ #Frühgeschichte #Europa #Deutschland #Westeuropa

#4 Das älteste Schlachtfeld Europas- Tollensetal
Mit Thomas TerbergerAus der Bronzezeit finden sich in Deutschland die ersten Spuren einer Schlacht in Europa: vor 3300 Jahren kämpften tausende Menschen in einem einsamen Tal in MV gegeneinander. Hunderte fanden den Tod. Heute, drei Jahrtausende später, graben Archäologen die Opfer aus. Bis vor wenigen Jahren hielt man die Bronzezeit für eine friedliche Periode. Bis im Tollenestal Schädel gefunden wurden, in denen noch Pfeilspitzen aus Feuerstein steckten. Seitdem wird hier getaucht, gegraben und geforscht. Aber warum kämpften die Menschen gerade hier? Wo kamen sie her? Was trieb sie an? Ein Gespräch mit Prof. Dr. Thomas Terberger über die Spurensuche zu der vergessenen Schlacht. Hier seine Reisetipps: Dänisches Nationalmuseum: https://en.natmus.dk/ Schiffswrack von Uluburun: https://www.bodrumpages.com/deutsch/uluburun.html Tollensetal: https://www.kulturwerte-mv.de/Landesarchaeologie/Forschung/Tollensetal%E2%80%93Projekt/ #Frühgeschichte #Vorgeschichte #Europa #Deutschland #Westeuropa #Archäologie #Geschichte #deutsche Geschichte #Bronzezeit #Gewalt

#3 Die Himmelsscheibe und der vergessene Despot
Mit Harald MellerBronzezeit in Deutschland: Die Himmelsscheibe von Nebra ist der Schlüssel zu einer beinahe vergessenen Herrschaft in der deutschen Geschichte vor 3800 Jahren. Wer die Scheibe beherrschte, war Herr über die Zeit. Die Bronze mit dem Himmelsbild aus Gold beweist "internationale" Beziehungen, astronomisches Know-How und die Geburtsstunde des Despotismus. Wie vor 4000 Jahren aus einer gleichberechtigten Gesellschaft von Heldinnen und Helden dank Herrschaftswissen ein Rangfolgesystem mit einer Armee zwischen Harz und Elbe wird, schildert der "Herr der Himmelsscheibe" Prof. Dr. Harald Meller. Seine Top3 Reiseziele: Top 3: Ringheiligtum Pömmelte: https://www.himmelswege.de/orte/ringheiligtum-poemmelte Top 2: Arche Nebra, Fundstelle der Himmelsscheibe: https://www.himmelsscheibe-erleben.de/ Top 1: Die neue Heimat der Himmelsscheibe: das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle https://www.landesmuseum-vorgeschichte.de/ #Frühgeschichte #Deutschland

#2 Cold Case Ötzi
Mit Albert ZinkÖtzi ist der einzige gefriergetrocknete Zeuge der Jungsteinzeit weltweit. Seit über 20 Jahre erforscht Albert Zink die Mumie. Ötzi litt unter Karies, Aterienverkalkung und Magenschleimhautentzündung. Er war glatzköpfig, hatte dunkle Haut und wurde hinterrücks erschossen. Ein Fall für die Kripo Bozen? Deine Top 3 Reiseziele: Ötzi selbst ist im Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen zu sehen: https://www.iceman.it/de/ Schnalstal und Archeoparc: https://www.archeoparc.it/ Ötzi Bergtour aufs Tisenjoch: https://www.archeoparc.it/oetzi-glacier-tour/ #Frühgeschichte #Westeuropa

#1 Neandertaler - Elefantenjagd in Sachsen-Anhalt
Mit Sabine Gaudzinski WindheuserVor 125.000 Jahren in Deutschland: Neandertaler jagen Waldelefanten. Archäologen haben Elefantenknochen und Holzspeere aus der Steinzeit ausgegraben. Die Waldelefanten wogen jeweils 14 Tonnen und waren die größten Tiere an Land. Um sie zu erlegen, brauchte es Erfahrung, Kommunikation und einen Plan. Klingt mehr nach den cleveren Flintstones als nach tumben Höhlenmenschen. Die Neandertaler waren kompetenter, schlauer, und empathischer als wir bisher dachten sagt die Archäologin Sabine Gauszinski Windheuser. Ich frage sie, was wir von den Neandertaler-Genen in uns, noch heute merken. Ihre Top 3 Reisetipps: Das Neandertalmuseum in Mettmann ist ein "must see": https://neanderthal.de/de Das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle ist ihr Platz 2: https://www.landesmuseum-vorgeschichte.de Top1: Das Museum und Forschungszentrum, das sie selbst leitet: Monrepos in Neuwied: https://monrepos.leiza.de/ #Frühgeschichte #Deutschland #Neandertaler

Der Anfang
Bald geht sie los. Die Reise durch die deutsche Geschichte in 99 Folgen. Den Anfang macht ein Besuch bei den Schöninger Speeren. Sie wurden vor 300.000 Jahren von Menschen in Niedersachsen geschnitzt und benutzt. Doch wozu? In 99 Folgen durch die deutsche Geschichte. Schließe Deine Wissenslücken! Die Podcastserie liefert einen Überblick von den Neandertalern bis Angela Merkel.
