Wie laut soll ich denn noch schreien? – Informationen zur Doku
Der systematische sexuelle Missbrauch von Schülern der Odenwaldschule wird in Wie laut soll ich denn noch schreien? dokumentarisch aufgearbeitet. Der größte bekannt gewordene Missbrauchsskandal der deutschen Geschichte erschüttert die deutsche Öffentlichkeit seit seiner Aufdeckung in der Frankfurter Rundschau Ende 1999. Vorlage für den Film war die 2011 unter Pseudonym erschienene und 2012 mit dem Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnete Autobiografie des einstigen Odenwald-Schülers Andreas Huckele, der auch selbst am Film mitgewirkt hat.
Der vermeintliche Zauberberg war ein Tal der Schreie
Die Odenwaldschule galt einst als Eliteschule und Ort zukunftsweisender Pädagogik. Die Höhe, auf der sie lag, trug weithin den Namen Zauberberg – in Anspielung an Thomas Manns berühmten Roman über ein mondänes Sanatorium in den Schweizer Alpen. Der später als Pädokrimineller entlarvte Gerold Becker (1936–2010) leitete von 1972 bis 1985 die Odenwaldschule und galt bis zur Aufdeckung des Missbrauchsskandals als reformpädagogische und gesellschaftstragende Persönlichkeit. Als einer der vier Haupttäter der pädokriminellen Aktivitäten hinter der bürgerlichen Fassade der Odenwaldschule wählte Gerold Becker Jungen für seine Machenschaften aus. Dabei waren benachteiligte Jungen besonders gefährdet, die er mit Geschenken lockte und mit Drohungen einschüchterte.
Die umfassende Aufklärung der Geschehnisse, teilweise gegen den Widerstand deutscher Eliten, dauerte bis in die 2000er Jahre an. Keiner der Verantwortlichen verbüßte eine Gefängnisstrafe, alle Verfahren wurden eingestellt. Entschädigungszahlungen in Höhe der von Andreas Huckele geforderten 100.000 Euro pro Person wurden seitens der Schule abgelehnt.
Wie entstand das Bildmaterial für die Dokumentation?
Die Dokumentation verwendet filmische und fotografische Originalaufnahmen, die von Schülern der Odenwaldschule in den 1970er und 1980er Jahren erstellt wurden. Ergänzt wird dies um nachgestellte Szenen auf Grundlage der Erinnerungen Andreas Huckeles. Die nachgestellten Szenen sind dem Stil der in der erzählten Zeit üblichen Super-8-Filmtechnik nachempfunden. Die knallbunte Farbpalette der Alltagsgegenstände auf den Originalaufnahmen steht in einem beklemmenden Kontrast zu dem Grauen, von dem berichtet wird.
Wie wird die Geschichte der Odenwaldschule erzählt?
Der Film arbeitet mit zwei Zeitebenen – jener der Jetztzeit der Produktion im Jahr 2021 und der in Originalaufnahmen und Reenactments erzählten Zeit von Andreas Huckeles Leidensweg in der Odenwaldschule. In der Jetztzeit reflektiert Andreas Huckele (geb. 1969) selbst über seine Erlebnisse, teilweise in schlicht gehaltenen, frontalen Studio-Einstellungen. Seiner Erzählung verleiht dieses Setting eine beklemmende Plastizität und Gegenwärtigkeit.
Wie laut soll ich denn noch schreien?: Zusammenfassende Informationen zur Doku
Erstausstrahlung
- 2021
Produktionsland
- Deutschland
Regisseur
- Nils Bökamp
Genre
- Dokumentation, True Crime
Bildgestaltung
- Nikolai von Graevenitz
Montage
- Hannah Schwegel
Produzenten
- Felix Kriegsheim und Daniel Minkov
Altersfreigabe
- FSK 12
Weitere Dokumentationen
- Empörung – Der Skandal von Worms
- Rewind – Aufarbeitung eines Missbrauchs
- Leaving Neverland
- Allen vs. Farrow
Dazu passende Podcasts und Hörbücher
- Saal 101 – Dokumentarhörspiel zum NSU-Prozess
- GLAUBEN von Ferdinand von Schirach – Die Wormser Prozesse
- Der dunkle Hirte. Vom Priester missbraucht. Mein Kampf für Aufklärung und Gerechtigkeit
- Manchmal konnte ich vor Angst nicht atmen: Zehn Jahre missbraucht und gepeinigt. Mein Weg in ein glückliches Leben
Du möchtest wissen, was genau in der Odenwaldschule auf dem Zauberberg geschah. Erfahre mehr über den Missbrauchsskandal und schaue jetzt Wie laut soll ich denn noch schreien? im Online Stream auf RTL+! Entdecke auf RTL+ auch topaktuelle Podcasts, Hörbücher, Alben und Musik!