Gentleman: Reggae-Kunst aus Deutschland
Reggae aus Deutschland? Richtig! Der Musiker Gentleman weiß, wie die richtigen Beats funktionieren. Kein Wunder, hat er doch alles über die Musik direkt in Jamaika gelernt. Nicht nur seine Songs, sondern auch seine aufwendigen Live-Gigs machen ihn als Musiker jetzt schon unvergesslich.
Wie waren die Anfänge von Gentleman?
Tilmann Otto wurde 1974 in Osnabrück geboren und hat sich über die letzten zwei Jahrzehnte zu Deutschlands führendem Reggae-Export entwickelt.
Als Kind schnupperte Otto Skater-Luft, vor allem inspiriert durch den Film "Skateboard-Fieber" von Regisseur Julian Pena jr., der 1980 herauskam. Durch diese Leidenschaft hing er in seiner damaligen Heimatstadt Köln vor allem mit der Skater-Szene ab, in der besonders Hip-Hop und Reggae angesagt waren. Auch seine Mutter beeinflusste den jungen Gentleman musikalisch: In ihrem Plattenschrank fand er ein Vinyl von Bob Marley, die ihn sofort begeisterte. Mit nur 18 Jahren reiste Gentleman zum ersten Mal nach Jamaika, mit dem Ziel, die Musikkultur des Landes genauer kennenzulernen. Er verliebte sich sofort in das Land, die Musik und die Menschen, und sollte immer wieder zurückkehren.
Bei seinen ersten musikalischen Abenteuern war Gentleman noch als singender MC unterwegs, unter anderem beim Pow Pow Movement aus Köln. 1997 lernte er bei einem Auftritt die Band Freundeskreis und deren Sänger Max Herre kennen. Freundeskreis entschied sich sofort, mit ihm zusammenzuarbeiten - ein Wendepunkt in Gentlemans Leben, nach seiner eigenen Aussage. Denn an diesem Punkt hatte er zwar schon diverse Auftritte gemeistert, so richtig angekommen war er aber noch immer nicht. Max Herre mochte vor allem Gentlemans Art zu singen und feierte seinen Sprechgesang. Die beiden gingen zusammen ins Tonstudio. Hier entwickelte sich der Song "Tabula Rasa", der Gentlemans erster Erfolgstrack werden sollte. Der Plattenvertrag ließ da natürlich nicht lang auf sich warten.
Gentlemans Aufstieg zur deutschen Reggae-Größe
"Journey to Jah" war das erste Gold-Album für Gentleman. Sein darauffolgendes Album "Confidence" konnte 2004 gleich bei Platz eins der Charts einsteigen und hielt sich dort hartnäckig. Mit über 200.000 verkauften Kopien ist es eines der populärsten Releases in der deutschen Reggae- und Hip-Hop-Geschichte. Auch "Another Intensity" (2007) und "Diversity" platzierten sich weit oben in den Charts.
2014 war Gentleman auch im Kino zu sehen: In der Dokumentation "Journey to Jah" spielt er selbst die Hauptrolle an der Seite von Alborosie. Der Film handelt von der Realitätsfindung abseits des Konsums in Jamaika - eine perfekte Doku für Gentleman, der häufig dort zu Gast war. Für den Film wurde Gentleman sieben Jahre lang von Moritz Springer und Noel Dernesch begleitet, um authentische Aufzeichnungen zu bekommen.
2014 durfte Gentleman als erster Reggae-Musiker überhaupt ein "MTV Unplugged"-Konzert aufzeichnen. Dafür holte er sich hochkarätige Hilfe: Unter anderem wurden Shaggy, Campino von den "Toten Hosen" und Sängerin Tanya Stephens auf der Platte gefeatured. Auch Bob Marleys Sohn Ky-Mani Marley war beim Konzert auf der Bühne. Die beiden brachten ein Jahr später das gemeinsame Album "Conversations" heraus, welches ein Cover des Bob Marley-Tracks "Simmer Down" enthält. Auf dem Lied bekommt Gentleman Unterstützung von Marcia Griffiths, die viele Jahre lang Marleys Backgroundsängerin war.
Genteman live: Stimmung, vor allem auf Festivals
Gentleman ist alles andere als ein Studiomusiker - besonders seine Live-Auftritte haben eine ganz besondere Energie. Auf Festivals ist der deutsche Reggae-Musiker ein außerordentlich gern gesehener Gast, und das nicht nur im Inland. Rock am Ring, Chiemsee Reggae, Deichbrand oder Summerjam - er war überall. Zusätzlich bereiste Gentleman auch Portugal, Spanien, Frankreich, die Niederlande, Schweden und viele weitere europäische Länder sowie Nord- und Südamerika und Afrika. Sein bisher größtes Festival war das "Haltestelle Woodstock": hier rockte Gentleman als zweiter Headliner vor 750.000 Besuchern ab.
Wie kann Gentlemans Stil beschrieben werden?
Reggae ist nicht gleich Reggae: Gentleman spielt überwiegend Roots-Reggae, einen ähnlichen Stil wie sein großes Vorbild Bob Marley. Spezialisten würden den Gentleman-Sound als "Modern Conscious Roots" bezeichnen. Er singt teilweise auf Deutsch, manche Lieder sind jedoch auch auf Englisch oder Patois eingesungen. Neben dem klassischen Reggae finden sich in Gentlemans Songs immer wieder Einflüsse von Dancehall, Motown oder sogar Hip-Hop.
Thematisch sind die Lieder des Künstlers oft brandaktuell. Das Video zu seinem Lied "It No Pretty" befasste sich mit dem Thema der U-Bahn-Prügelattacken, die eine Zeitlang gehäuft auftraten. Andere Lieder von Gentleman sind sozialkritisch und sprechen sich deutlich gegen Gewalt und Ausbeutung aus. Letzteres ist auch auf das soziale Engagement des Musikers zurückzuführen: Gentleman ist Botschafter der Gruppierung Viva con Agua, die durch Spenden für eine sichere Wasserversorgung in Afrika sorgen.
Alle Alben von Gentleman
- 1999: Troding On
- 2002: Journey to Jah
- 2004: Confidence
- 2007: Another Intensity
- 2010: Diversity
- 2013: New Day Dawn
- 2020: Blaue Stunde
- 2022: Mad World
Auszeichnungen (Auswahl)
- 1 Live Krone (2004 und 2004, als "Bester Künstler")
- Comet (2005, als "Künstler National"
- ECHO Pop (2003 als "Hip-Hop/R&B Künstler/in oder Gruppe National", 2005 als "Künstler National")
- 2011: Stone Love Awards, Jamaica (in der Kategorie "Best International Song" für den Song "Live Your Life" mit Richie Stephens)
- 2012: International Reggae and World Music Awards, USA (in der Kategorie "Best Music)
Gentleman – weitere Informationen
Bekannteste Songs
"Redemption Song"
Erste Single
Jah Jah Never Fail
Erstes Album
Troding On
Musikgenre
Ähnliche Künstler
Deutscher Reggae? Das geht, und zwar richtig gut. Höre dir jetzt die Songs von Gentleman auf RTL+ an!