Scooter: Mit Hyper Hyper in den 90ern raven sich Jungs zu den Helden des Happy-Hardcore
Die Dance- und EDM-Band Scooter um den stets frisch blondierten Frontmann H.P. Baxxter ist ein Phänomen. Denn nicht nur tanzwütige Raver feiern die Band mit lustigen Songtiteln wie "How Much is the Fish?", "Move Your Ass!" oder "The Question Is What is the Question". Auch in vermeintlich intellektuelleren Kreisen wird die möglicherweise ironische Grundhaltung des krawalligen und schnellen Kirmestechnos mit den inhaltsfreien Texten gemocht. Zusammen reichte das für über 30 Millionen verkaufte Tonträger in über 50 Ländern und 23 Singles in den deutschen Top-Ten.
Remixe für Marky Mark und Holly Johnson sind der Anfang von Scooter
Der deutsche Akzent von Frontmann H.P. Baxxter (eigentlich Hans Peter Geerdes) ist trotz oft verzerrter Stimme unverkennbar. Die Beats wirken einfach produziert, die Texte oft sinnfrei – und trotzdem geht von der 1993 in Hannover gegründeten Band Scooter eine anhaltende Faszination aus. Der erfolgreichste deutsche Techno-Act basiert auf der Zusammenarbeit von H.P. Baxxter und Rick J. Jordan, die sich bereits 1986 über eine Kleinanzeige kennenlernten. Neben der gemeinsamen Synthi-Pop Band Celebrate the Nun, bei der auch Baxxters Schwester Britt Geerdes mitwirkte, gründeten sie mit Jens Thele und Baxxters Cousin Sören "Ferris" Bueller das Remix-Projekt The Loop. Unter anderem fertigten sie Remixe für Marky Mark, Holly Johnson und RuPaul an. Während dieser Arbeit entstand 1994 auch die erste Scooter-Single "Valleé de Larmes", auf die im gleichen Jahr der erste Hit "Hyper Hyper" folgte, der sich als Single in Deutschland über 700.000 Mal verkaufte. Darauf folgten "Move Your Ass!", "Friends" und "Endless Summer", die alle die Top fünf der deutschen Charts knacken konnten.
Musikalische Feinheiten in der Wand aus Techno-Lärm
Mit "Back in the UK" gelang Scooter 1996 sogar der Einstieg in die britischen Charts. Und obwohl der selbstdefinierte Happy Hardcore von Scooter gemeinhin für prollige Beats und laute Synthesizer steht, über die H.P. Baxxter seine bewusst sinnlosen Texte rappt und shoutet, lassen einige musikalische Details doch aufhorchen. So verwendet "Back in the UK" eine Passage aus der Titelmelodie der englischen Serie "Miss Marple". Die Single-Auskopplung "Call Me Mañana" von 1999 enthält ein Sample aus "James Brown Is Dead" von L.A. Style (auf dem Album nicht enthalten). Weiterhin haben Scooter viele Coverversionen unter anderem von Soft Cell, Billy Idol oder Kiss veröffentlicht. Dies zeigt durchaus ein breiteres Interesse an der Popmusik-Geschichte und brachte ihnen zumindest in England Vergleiche zum musikalischen Kunstprojekt the KLF ein, die H.P. Baxxter in einem Interview auch offen als Einfluss nennt: "Wir haben in fast jedem Lied versucht, ein Zitat oder einen Hinweis auf The KLF einzubauen", so Baxxter 2011 gegenüber jetzt.de.
Besetzungswechsel, ESC 2004 und "FCK2020"
1998 verlässt Ferris Bueller die Band und wird durch Axel Coon ersetzt. Scooter veröffentlichen weiterhin in hohem Tempo neue Singles, wie zum Beispiel "How Much Is The Fish?", die sich zuverlässig in den deutschen Charts platzieren. 2004 nahmen Scooter am Vorentscheid zum Eurovison Song Contest 2004 teil, wo sie mit "Jigga Jigga!" auf Platz zwei hinter Max Mutzke landeten.
Im Jahr 2022 wird der Doku-Film "FCK2020" über Scooter fertiggestellt, der im Januar 2023 in die Kinos kam. Die Filmemacherin Cordula Kablitz-Post begleitete H.P. Baxxter zweieinhalb Jahre lang. Was ursprünglich eine große Tourdokumentation werden sollte, rasselt geradewegs in die Corona-Lockdowns und wird dadurch auch ein sehr persönliches Portrait des Frontmannes und Machers, der kein Blatt vor den Mund nimmt, aber gerade deswegen so sympathisch wirkt. Friseurbesuche von H.P., Rippenbrüche von einer Hausparty, sein Landhaus in der Nähe von Hamburg mit englischen Antikmöbeln und einem Rolls-Royce vor der Tür, ein Besuch bei der Mutter in Ostfriesland mit dem Jaguar E-Type, die Fertigstellung des 20. Albums "God Save the Rave" und schließlich auch der Ausstieg von Michael Simon und Sebastian Schilde im Jahr 2022 werden in dem Film behandelt, den sich Fans der poppigen Rave-Rocker nicht entgehen lassen sollten.
Alle Alben von Scooter online streamen
- ...and the Beat Goes On! (1995)
- Our Happy Hardcore (1996)
- Wicked! (1996)
- Age of Love (1997)
- No Time to Chill (1998)
- Back to the Heavyweight Jam (1999)
- Sheffield (2000)
- We Bring the Noise! (2001)
- The Stadium Techno Experience (2003)
- Mind the Gap (2004)
- Who's Got the Last Laugh Now? (2005)
- The Ultimate Aural Orgasm (2007)
- Jumping All Over the World (2007)
- Under the Radar Over the Top (2009)
- The Big Mash Up (2011)
- Music for a Big Night Out (2012)
- The Fifth Chapter (2014)
- Ace (2016)
- Scooter Forever (2017)
- God Save the Rave (2021)
Bekannteste Songs von Scooter
- Hyper Hyper (1994)
- How Much Is The Fish? (1998)
- Faster Harder Scooter (1999)
- Nessaja (2002)
- Maria (I Like It Loud) (2003)
- J'adore Hardcore (2009)
- FCK 2020 (2021)
Alle Bandmitglieder von Scooter
- H.P. Baxxter: Gesang, Gitarre (1995 -)
- Jay Frog: Synthesizer (2002–2006, seit 2023)
- Marc Blou: Synthesizer (seit 2023)
Weitere Informationen
Erste Single
- Vallée de Larmes
Erstes Album
- …and the Beat Goes On!
Musikgenre
Label
- Sheffield Tunes
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