Weil´s jeden Tag brennt – mit Monchi von Feine Sahne Fischfilet

Monchi

Lange Zeit habe ich überhaupt keine Podcasts gehört. Dann fand ich mich aber plötzlich selbst immer häufiger in solchen Formaten: Gespräche über mein Buch, zum neuen Album. Mir wurde klar, was das Geile daran ist: Dass es in die Tiefe gehen kann, dass man aber auch mal dumm labern kann, ohne dass ein einzelner Satz aus dem Kontext gerissen wird. Irgendwann war klar: Als nächstes kein neues Buch schreiben – ich habe Bock einen eigenen Podcast zu machen! Ich möchte mit Leuten reden, die genau das Gefühl von „Weil´s jeden Tag brennt“ kennen. Die selbst brennen und machen, statt nur zu quatschen. Über Themen, die mich bewegen, Tagesaktuelles oder ganz einfach Sachen, die ich mir von der Seele labern möchte. Mal über Feine Sahne schnacken. Es wird persönlich, aber auch politisch. Ich möchte mit Personen ins Gespräch kommen, mit denen ich auch im Alltag sprechen würde. Mit denen ich in der Kneipe reden, lachen und streiten kann. Ich will auch Leute kapieren, die ich manchmal nicht kapiere. Weil sie vielleicht für irgendwas brennen, was ich nicht verstehe. Von hart bis herzlich wird hoffentlich alles an Menschen dabei sein. Dafür stehe ich mit meinen guten/schlechten Ruf. Jan »Monchi« Gorkow ist Sänger von Feine Sahne Fischfilet, einem gemeinsamen Projekt einer Gruppe von Freunden aus Mecklenburg-Vorpommern, die Bock hatten, was zu machen. Gegen die Lethargie und den oftmals lähmenden Trott in den ländlichen Gebieten ihrer Heimat. Mindestens ebenso wichtig wie die Musik war die politische Haltung: klare Kante gegen rechts und gegen die Tristesse der Provinz. Die nächsten 18 Jahre waren Feine Sahne Fischfilet immer unterwegs, spielten in Jugendzentren, besetzten Häusern, Clubs, auf immer größeren Festivals, nahmen Alben auf, stets auf der Überholspur, unerschrocken und mit maximaler Energie. Sie gründeten mit »Wasted In Jarmen« ihr eigenes Festival, engagierten sich unermüdlich, wurden dabei eher aus Versehen immer erfolgreicher. Ihr letztes Album „Alles glänzt“ veröffentlichte die Band erstmals auf ihrem eigenen Label, landete damit direkt auf Platz drei der Charts, nachdem Monchi davor noch sein erstes Buch »Niemals satt – Über den Hunger aufs Leben und 182 Kilo auf der Waage« veröffentlichte (und damit völlig unerwartet auf Platz 1 der Spiegel Bestseller-Liste landete). Produktion: Peter Schade Recording: Hauke Segert

Alle Folgen

#16 Robert - Palliativpfleger

„Gibt es etwas Geileres als dem Tod ins Gesicht zu lachen?“ – Mein heutiger Gast ist Robert. Robert ist 36 Jahre alt und kommt nicht nur aus der gleichen Gegend wie ich, sondern ging auch in die gleiche Schule. Seit mehreren Jahren arbeitet er in der Palliativmedizin. Er ist in der Hansestadt Demmin in einer Patchworkfamilie mit zwei großen Schwestern in einem „klassischen Arbeiterhaushalt“ aufgewachsen, wie er selbst sagen würde. Mutter Altenpflegerin, Vater Schlossermeister. Über Umwege als Masseur, medizinischer Bademeister und zuletzt als Sanitäter in der Marine lernte er 2012 den Beruf "Gesundheits- und Krankenpfleger" an der Universitätsmedizin in Rostock. „Weil Sterben dann ganz oft auch ein Tabuthema ist und sie dürfen nicht sterben.“ 2016 wagte er dann den Schritt in die Palliativmedizin. Und dies ist auch der Grund, warum wir uns getroffen haben: Ohne viel über diesen Job zu wissen, habe ich großen Respekt davor. Schon vor diesem Podcast habe ich gelegentlich mit Robert über seine Arbeit in der Palliativmedizin gesprochen – oft hätte ich gerne länger mit ihm darüber geredet. Wie kommt man dazu, dort zu arbeiten? Was macht es mit ihm, auf seiner Arbeit ständig mit dem Tod konfrontiert zu sein? Und und und … Und nun, nun ist er mein Gast.

#16 Robert - Palliativpfleger

#15 Ols Weidmann & Wolfgang Richter – Zeitzeugen der rassistischen Pogrome in Rostock-Lichtenhagen 1992

In diesen Tagen jähren sich zum 33. Mal die rassistischen Pogrome, die vom 22. bis 26.8.1992 in Rostock-Lichtenhagen stattfanden. Jugendliche und organisierte Neonazis warfen Steine und Molotowcocktails auf die Aufnahmestelle für Asylbewerber und ein Wohnheim für Vietnamesen, Anwohner applaudierten. Nur sehr wenige Leute aus Rostock stellten sich diesem Mob entgegen und versuchten, die Menschen in den Häusern zu schützen. Meine beiden heutigen Gäste gehören zu diesen wenigen Menschen. „Man ist damals ohne Bewaffnung eigentlich kaum auf die Straße gegangen“: Ols Weidmann ist einer von ihnen, wir kennen uns seit vielen Jahren. Die ersten Male habe ich ihn persönlich erlebt, als er bei Veranstaltungen anlässlich des Gedenkens zu den Pogromen als Zeitzeuge auftrat. Ols ist Ende der 60er in Rostock geboren und aufgewachsen. Er war einer der Leute, die zeitweise mit in dem attackierten „Sonnenblumenhochhaus“ waren. Dort versuchte er, Widerstand zu organisieren, und dokumentierte zusammen mit den Bewohnern und Bewohnerinnen des Hauses diese Tage mit einer Kamera. Daraus entstand der Film „The Truth Lies in Rostock“. „Gewalttaten bis hin zu Tötungsdelikten seien nicht auszuschließen“: Dies schrieb mein zweiter Gast Wolfgang Richter schon lange, bevor die Situation in Lichtenhagen völlig eskalierte. Ihn kannte ich bisher größtenteils nur aus dem Fernsehen und Internet. Er wurde 1956 geboren, war Lehrer für Geographie und Geschichte und ab Anfang Mai 1991 Ausländerbeauftragter der Stadt Rostock. Auch er erlebte die Angriffe in den Häusern. In unzähligen Dokus, Büchern, Interviews und Artikeln taucht er immer wieder als einer der wenigen öffentlich auftretenden Zeitzeugen auf. Er bekam viele Auszeichnungen, und er erhielt vor mehreren Jahren auch das Bundesverdienstkreuz. Bis heute sind die beiden an vielen Gedenk- und Aufarbeitungsprojekten beteiligt. Ich bedanke mich bei Ols und Wolfgang, dass sie sich die Zeit für dieses intensive und wichtige Gespräch genommen haben.

#15 Ols Weidmann & Wolfgang Richter – Zeitzeugen der rassistischen Pogrome in Rostock-Lichtenhagen 1992

#14 Gunnar – Dritte Wahl

Mein heutiger Gast ist Gunnar Schröder. Er ist der Sänger von Dritte Wahl, einer der bekanntesten Punkrockbands in Deutschland. Bei ganz wenigen Bands aus dem Punkrock würde ich behaupten, dass sie mich ernsthaft geprägt haben; bei Dritte Wahl ist es jedoch der Fall. Immer wenn es in Rostock „Fußball und Gesang“ hieß, freute ich mich den Arsch ab, denn das bedeutete, dass Hansa-Fans wieder ihr jährliches Event organisierten, bei dem Dritte Wahl oftmals den Headliner gaben. Wir quatschten darüber, wie es war, in der DDR eine Punkband zu gründen, Anfang der 90er als Streetworker in Rostock zu arbeiten und darüber, einen guten Freund und Bandmitglied an den Krebs zu verlieren. Aber es ging auch darum, weiterzumachen, obwohl man ausgebrannt ist; auf Kuba eine Tour zu spielen. Und dann gibt es noch die Geschichte, dass wir mit Feine Sahne mal als Vorband für Dritte Wahl spielten und aufgrund von massivem Pyrotechnikeinsatz der komplette Saal geleert werden musste, sodass das Konzert auf der Kippe stand. Der 19-jährige Monchi hätte sich das nicht vorstellen können. Einfach mal mit den Typen von Dritte Wahl am Rostocker Hafen treffen und quatschen … Umso schöner, dass es jetzt so ist. Viel Spaß mit der Folge!

#14 Gunnar – Dritte Wahl

#13 Gabriel Kelly

Mein nächster Gast ist Gabriel Jerome Kelly. Gabriel und ich sind uns das erste Mal bei der „NDR-Talkshow“ über den Weg gelaufen. Als ich hörte, dass da einer von der Kelly Family mit mir am Tisch sitzen wird, musste ich erstmal schmunzeln. Ich hatte unzählige billige Klischees im Kopf, dachte, da läuft bestimmt so ein Hippie auf, mit dem ich mich überhaupt nicht verstehe; aber genau das Gegenteil war der Fall. Das einzige Klischee, das sich bestätigt hat: „Alle von den Kellys haben lange Haare“. Ich fand ihn mehr als sympathisch, schlagfertig und als er mich in der Sendung leicht ironisch fragte, ob ich „Stress“ will, hatte er mein Herz erobert. Zudem wohnt er überraschenderweise in Mecklenburg-Vorpommern, nur eine halbe Stunde von mir entfernt. Ein paar Wochen später saßen wir dann anlässlich der ersten Livefolge meines Podcasts „Weil’s jeden Tag brennt“ zusammen bei der Warnemünder Woche und quatschten über Schwarzarbeit, über seine Zeit als Straßenkünstler in Warnemünde, über den Tod und darüber, wie es ist, wenn man das erste Mal checkt, dass der Vater ein Rockstar ist. Darüber hinaus sprachen wir darüber, wie es ist, das gesangliche schwarze Schaf der Familie zu sein und trotzdem ein eigenes Album aufzunehmen, über die familiären Kontakte der Kelly Family zum Punkrock und über Schlägereien seiner Onkels in den 90ern mit Faschos, die nicht damit rechneten, dass „Hippies wie die Kellys“ auch gute Kneipenschläger sein können. Ich wünsche euch viel Spaß beim Hören.

#13 Gabriel Kelly

#12 Feine Sahne Fischfilet

Was waren das für verrückte Wochen für uns! Seit der Albumveröffentlichung herrscht bei uns durchgehend Alarm. Und jetzt stehen wir kurz vor unserem bisher größten eigenen Konzert: über 16.000 Menschen, längst ausverkauft, in wenigen Tagen in der Berliner Wuhlheide. Ich finde, das ist der richtige Moment, um mich an die Menschen zu wenden, mit denen ich in den letzten Monaten und Jahren am meisten Zeit verbracht habe – meine Bandkollegen und Freunde von Feine Sahne Fischfilet. Wir hatten euch gebeten, uns eure Fragen zu schicken – vielen Dank für die zahlreichen Einsendungen! Hier versuchen wir, sie zu beantworten und euch mitzunehmen auf unsere wilde Reise der letzten Zeit.

#12 Feine Sahne Fischfilet

#11 Philipp "Philsen" Hoppen – Musikproduzent

Philsen ist nicht nur einer der erfolgreichsten Musikproduzenten Deutschlands, sondern auch der Produzent unserer beiden letzten Alben. Nachdem wir mit unserer neuen Platte auf Platz 1 der Charts gelandet sind und immer mehr Leute uns schreiben, wie sehr sie das Album lieben, war klar: Unser Produzent ist der perfekte nächste Gast. Philsen wurde am 2. September 1979 in Lübeck geboren. Die ersten Jahre seines Lebens verbrachte er in einem niedersächsischen Dorf in der Nähe von Hameln. Nachdem er mehrmals sitzen geblieben war und lieber kiffte als lernte, schmiss er mit 18 die Schule. Er begann eine Tischlerlehre, landete dann aber eher zufällig in einem Hamburger Musikstudio. Dort war er zunächst Praktikant – holte nachts Gummibärchen für Udo Lindenberg – und entdeckte dabei immer mehr seine Liebe zur Musikproduktion. Ob 50 Cent oder Rosenstolz: In dem Studio gingen die unterschiedlichsten Künstlerinnen und Künstler ein und aus. Dort entstand auch sein Wunsch, selbst Musikproduzent zu werden. Seinen Durchbruch feierte er als Co-Produzent und Mixer mit dem Song „Junge“ von Die Ärzte. In den Jahren danach arbeitete er als Produzent oder Mixer mit unzähligen Acts zusammen – darunter Marteria, Kraftklub, K.I.Z, Miss Platnum, Deichkind und viele mehr. Zwischen Dauerrausch, Erfolg und Burnout hat Philsen so ziemlich alles mitgenommen. Und er war – wie gesagt – auch der Produzent unseres neuen Albums. Ein Mensch, der uns als Band sehr ans Herz gewachsen ist. Heute haben wir uns mit ihm verabredet. Er lebt mit seiner Familie in einem brandenburgischen Dorf. In drei Wochen erscheint unsere neue Platte – höchste Zeit also, sich noch einmal zu treffen, zu quatschen, zu grillen. Und: uns gemeinsam von Jan Brenneisen, einem der besten Tätowierer Rostocks, ein „Wir kommen in Frieden“-Albumtattoo stechen zu lassen. Während die anderen gerade unter der Nadel liegen oder am Grill stehen, haben wir uns entschieden, spontan eine neue Folge von „Weil’s jeden Tag brennt“ aufzunehmen. Darüber freue ich mich sehr und sage: „Hallo Philsen, schön, dass du Bock auf dein erstes Mal im Podcast hast.“

#11 Philipp "Philsen" Hoppen – Musikproduzent

#10 Agnes - Tourmanagerin u.a. für Feine Sahne Fischfilet

„Ich habe Dinge mit euch erlebt, die so unfassbar verbinden. Das ist eine andere Art von Freundschaft.“ Mein heutiger Gast ist unsere Tourmanagerin Agnes Stamml, die Feine Sahne Fischfilet auch in diesem Sommer wieder begleiten wird. Agnes ist ständig unterwegs – seit über zehn Jahren arbeitet sie hauptberuflich mit zig verschiedenen Bands, Künstlerinnen und Künstlern. Vom Sprinter bis zum Nightliner, vom letzten Clubloch bis zur großen Arena – sie war schon überall. Anfang 30, nie angestellt, zeitweise in London und Hamburg lebend, ist sie inzwischen wieder zurück in ihrer Heimatstadt München. Und immer, wenn ich erschöpft nach Hause komme und am liebsten erst mal mit niemandem mehr sprechen will, weil so viel los war, sehe ich in ihrer Story, dass sie scheinbar schon wieder in einen anderen Nightliner gebeamt wurde – und mit der nächsten Band unterwegs ist. Und bald geht es auch bei uns endlich wieder auf Tour: Releaseshows, riesige Festivals – das volle Programm. „Mehr im Bus als zu Hause“ trifft auf sie noch öfter zu als auf uns. Umso mehr freue ich mich, dass sie extra zum Quatschen nach Rostock gekommen ist.

#10 Agnes - Tourmanagerin u.a. für Feine Sahne Fischfilet

#9 Hanka Gatter - Frau des Jahres und mit Leib und Seele Lehrerin

Mein heutiger Gast ist Hanka Gatter, und sie hat eine Menge zu erzählen. Hanka ist nach eigener Aussage „mit Leib und Seele Lehrerin“, arbeitet an der „Freien Schule“ in Güstrow und lebt mit ihrer Familie in der mecklenburgischen Kleinstadt Parchim. Im Jahr 2023 wurde sie vom Land Mecklenburg-Vorpommern als „Frau des Jahres“ geehrt. Hanka ist ein Mensch, der brennt – und das an tausend Ecken und Kanten. Seit Jahren engagiert sie sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe, gründete 2015 zusammen mit anderen aus der Region den Verein „Netzwerk für Flüchtlinge, Demokratie und Toleranz Parchim e.V.“, organisiert Graffiti- und DJ-Workshops, Konzerte und vieles mehr. „Wenn du sagst: Faschos standen vor deiner Haustür – wie lange ist das her?“ „Letztes Wochenende!“ Seit Jahren stehen wir als Feine Sahne im Kontakt mit Hanka. Sie hat uns zu den „Schule ohne Rassismus“-Paten ihrer Klasse gemacht, und durch sie durften wir auch schon einmal mit der legendären Metal-Band „The Flying Thunders“ zusammenspielen – einer Band, die aus ihren Schüler*innen besteht. Für ihre ehrenamtliche Arbeit gibt es heute nur noch wenig Applaus: „Diese ganze Solidarität gibt es nicht mehr, sie ist ins Gegenteil umgeschlagen.“ Hanka macht trotzdem weiter. Warum? Das habe ich sie gefragt – und mir erzählen lassen, was ihr Kraft gibt, aber auch, was sie manchmal selbst zweifeln lässt.

#9 Hanka Gatter - Frau des Jahres und mit Leib und Seele Lehrerin

#8 FiNCH

Finch ist derzeit einer der erfolgreichsten Rapper Deutschlands. Erst vor wenigen Wochen hat er es mit seinem neuen Album erneut auf Platz 1 der Charts geschafft. Geboren in Frankfurt (Oder), aufgewachsen in Fürstenwalde und mittlerweile in Berlin lebend, wird er von den einen als „Rüpel-Rapper“ bezeichnet und von anderen als „ostdeutscher Hasselhoff“ gefeiert. Zum ersten Mal getroffen haben wir uns 2023, als ich einen Gastauftritt bei einem Berlinkonzert von Sido hatte und sind seitdem locker in Kontakt geblieben. Für unser kommendes Album haben wir gemeinsam einen Song namens "Manchmal finde ich dich scheisse" geschrieben. Wie kam es dazu? Hätten wir vor sechs oder sieben Jahren schon zusammen Musik gemacht oder eher keinen Bock auf eine Zusammenarbeit gehabt? Wir sprechen über unsere musikalische Jugend, über die Onkelz, den „Aufstand der Anständigen“, über Songtexte, die Finch verändert hat, und über ein Lied, das wir im letzten Sommer nicht mehr gespielt haben. Als wir uns das erste Mal verabredeten, um über eine mögliche Kollabo zu sprechen, hat es sofort gepasst. Eigentlich wollten wir nur eine Kleinigkeit essen, doch dann verquatschen wir uns in eine lange Unterhaltung, liefen durch die Straßen und sprangen von Thema zu Thema. Beim Abschied dachte ich: „Geil, das passt. Manchmal finde ich ihn bestimmt scheiße (genauso wie er mich), aber das Fundament stimmt.“ So sollte ein erstes Treffen ablaufen – fernab vom Musikrummel. Ich hatte Bock auf mehr. Und genau so fühlt sich diese Folge an. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Hören!

#8 FiNCH

#7 Lothar König – Pfarrer, Freund, Antifaschist

Folge 1 der zweiten Staffel von "Weils jeden Tag brennt“ – für mich eine ganz besondere. Es ist ein Gespräch mit Lothar König. Wir haben die Folge im Juni 2024 bei ihm zuhause in Jena aufgenommen. Vier Monate später, am 21. Oktober 2024, ist Lothar mit 70 Jahren verstorben. Lothar war eine der inspirierendsten Personen, die ich kennenlernen durfte. Pfarrer, Kritiker, Macher, Freund. Er legte sich mit dem DDR-Regime an, organisierte Proteste zur Wendezeit und wies auf den NSU hin, als niemand davon hören wollte. Er war Stadtjugendpfarrer, Kommunalpolitiker, Familienvater – und so viel mehr. Er kämpfte nicht gegen etwas, sondern für etwas: für die Menschen. Wir haben gestritten, gelacht – vor allem war er ein Freund. Wenn es mir schlecht ging, war er da, dann klingelte mein Handy. Auf unserem neuen Album wird es ein Lied für ihn geben: "Eine rauchen wir noch". Er hat Musik geliebt. Und ich hoffe, er hört es irgendwo da oben. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt so viel geweint habe, als jemand aus meinem Umfeld starb. Als wir die Folge aufnahmen, redeten wir einfach drauf los. Eine normale Podcastfolge mit ihm? Unmöglich. Schon nach wenigen Minuten war klar: Mein Plan war hinfällig. Manchmal vergaßen wir völlig, dass wir aufnahmen. Eine Stunde hatte ich geplant – es wurde deutlich mehr. Lange habe ich mit der Band und seiner Tochter Katharina überlegt, ob und wie wir diese Folge veröffentlichen. Anlässlich seines Geburtstags haben wir uns nun dazu entschieden. Stundenlang schnitten wir an der Folge. Herausgekommen ist eine Stunde voller Highlights. Immer wieder freute ich mich, seine Stimme zu hören. Vielleicht geht es euch genauso. Und für alle, die noch nie von Lothar gehört haben: Vielleicht ist diese Folge ein Anstoß, sich mit ihm zu beschäftigen. Es lohnt sich. Ich lege euch besonders den Film „König hört auf“ ans Herz. In diesem Sinne: Ich wünsche euch eine intensive Stunde mit Lothar und mir. Auf dich, mein Freund. Auf das Leben! Eine rauchen wir noch!

#7 Lothar König – Pfarrer, Freund, Antifaschist

#6 Jan Golla – Boxer, Trainer, Deutscher Meister

„Denk dran, Jan, deine Fäuste sind Waffen“ Jan Golla wurde mir im Ostseestadion mal als „einer der bekanntesten Boxtrainer Rostocks“ vorgestellt. Wir kennen uns nun schon seit ein paar Jahren und immer wieder bekam ich von der Seitenlinie aus mit, wie sehr er das Boxen lebt und liebt. Jan Golla brennt für diesen Sport. Aufgewachsen in Brandenburg, ging er mit seinem Vater schon als Sechsjähriger zum ersten Mal zum Boxtraining. Seitdem hat ihn dieser Sport nie mehr losgelassen. In seiner Jugend durchlief er das komplette Förderprogramm der DDR, wurde mehrfacher Landesmeister, Deutscher Meister, boxte bei Europameisterschaften und erkämpfte sich bei den Militär-Weltmeisterschaften einen Platz auf den Siegertreppchen. Heute hat er die höchstmögliche Trainerlizenz A, er trainiert und trainierte Hunderte Sportlerinnen und Sportler in Rostock, ist im Boxverband Mecklenburg-Vorpommern aktiv und betreut dort landesweit junge Boxerinnen und Boxer. „Mir ist es wichtig, dass die Kinder am Nachmittag zum Training kommen, anstatt dass sie auf der Straße Scheiße bauen“. Mit einem großen Leuchten in den Augen erzählt er, warum die Trainingshalle zu seinem zweiten Zuhause wurde, was seine sportlichen Tief- und Höhepunkte waren, über seine Verbindungen zu Henry Maske, Axel Schulz und Graciano Rocchigiani. Aber auch darüber, wie ausgebrannt war und keinen Bock mehr auf den Sport hatte. Und welchen Traum er als Trainer hat. Und dass dieser Sport für ihn viel mehr ist, als nur sich gegenseitig auf die Glocke zu hauen. Jan Golla war ein toller Gast für diese Ausgabe von „Weils jeden Tag brennt“, die gleichzeitig das Finale der ersten Staffel ist. Es war ein tolles Experiment für mich, das mir sehr viel Spaß gemacht. Ich hab auf jeden Fall Bock auf mehr bekommen und tüftle schon an Gästen für die zweite Staffel. Ich bedanke mich bei allen Leuten, die mir da bei Umsetzung geholfen haben und allen, die zugehört haben. Auf bald. Euer Monchi

#6 Jan Golla – Boxer, Trainer, Deutscher Meister

#5 Tex Brasket – Slime & Teluxe

„Ohne Musik? Aus mir wäre ein Opfer oder ein Täter geworden. Nichts dazwischen!“ Tex Brasket war jahrelang „OfW“ – ohne festen Wohnsitz. In den USA auf die Welt gekommen, während sei Vater im Knast saß, wurde er bereits bei seiner Geburt positiv auf Kokain getestet. Durch seine Adoption kam er nach Deutschland. In seinem Leben hatte er drei verschiedene Namen. Aber eines blieb immer gleich: seine große Liebe zur Musik: „Ohne sie wäre ich tot oder im Knast“. Als Obdachloser wurde er folgerichtig Straßenmusiker und später Sänger einer der bekanntesten Punkrockbands Deutschlands: Slime. Hört sich bekloppt an, ist aber so. Als wir uns im letzten Jahr bei gemeinsamen Konzerten kennenlernten, gab es sofort eine Verbindung. Ein Lächeln, ein Schnaps, eine halbe Stunde gemeinsam auf einer Holzbank sitzen, reichte. Auch wenn unsere Lebensgeschichte zum Teil sehr unterschiedlich sind, fühlte ich mich ihm sofort verbunden. Manchmal denk ich auch, dass er 'nen Ding zu rennen hat. Aber wer hat das nicht? Vor einer Woche haben wir dann zusammen mit seinem neuen Bandprojekt „Teluxe“ ein gemeinsames Lied namens „Eigentor“ rausgebracht. Zeitgleich kam sein autobiografisches Buch namens „Dreck und Glitzer“ raus. Ist ne ganze Menge los. Alles außer Ruhe. Übers Saufen, übers Scheitern und wieder aufstehen, über Stoff, über Süchte, über Musik, über Religion, über Verlockungen und über den ständigen „Seiltanz“ zwischen „gut" und "böse“ und noch so viel mehr: Wir hatten einiges zu bequatschen. Zu „Weil‘s jeden Tag brennt“ passt Tex wie die Faust aufs Auge. In diesem Sinne: „Wo kommen wir denn dahin, wenn hier keiner mehr 'Fickt euch!' sagt?“ Viel Spaß beim Hören!

#5 Tex Brasket – Slime & Teluxe

#4 Björn – Fischer aus Greifswald

„Mein Lehrmeister hat immer gesagt: Es gibt sieben gute und sieben schlechte Jahre“ Björn Michalak ist seit über zwei Jahrzehnten als Fischer auf der Ostsee und im Greifswalder Bodden unterwegs. Er ist einer der letzten seiner Art: Anfang der 90er gab es in Mecklenburg-Vorpommern noch 1.400 Küstenfischer, heute sind es nicht mal mehr 200. Dafür geht er ständig neue Wege und brennt für neue Ideen. Um über die Runden zu kommen, vermarktet er seinen Fang mit zwei Kollegen in eigenen Fischläden und hat sich bei einem Pilotprojekt noch zum „Sea-Ranger“ ausbilden lassen. Wir sprechen darüber, wie es ist, für seinen Job zu brennen, dort zu leben, wo andere Urlaub machen, aber auch darüber, wie risikobehaftet es ist, das beruflich durchzuziehen, was man liebt. Trotzdem sagt er: Ich will auch in meinem ganzen Leben nix anderes mehr machen“. Vieles davon kam mir sehr bekannt vor. Björn hat mich beeindruckt: Als Mensch, der mit seinem „Traumberuf“ in mehr als stürmischen Zeiten lebt und versucht, hauptsächlich das Positive zu sehen: „Wenn Barsch mal weniger gewesen ist, dann ist vielleicht Flunder mehr, waren Heringe weniger, dann war der Barsch mehr“.

#4 Björn – Fischer aus Greifswald

#3 André Werner – Bürgermeister in Jarmen

Mein nächster Gast ist der Bürgermeister von Jarmen: André Werner. Genauso wie ich ist er in Jarmen aufgewachsen. Über viele Jahre war er in verschiedensten Initiativen und Vereinen ehrenamtlich tätig, bevor er 2021 hauptamtlicher Bürgermeister der Gemeinde wurde. Aber warum wurde er Bürgermeister? Was kann André in der Kommunalpolitik bewirken und wo sind seine Grenzen? Bereut er es, dieses Amt in diesen turbulenten Zeiten angetreten zu haben? Wurde er schon mal bedroht? Wie verändert so ein Amt den eigenen Blick auf die Gemeinde? Was kotzt ihn an und lässt ihn vielleicht sogar ausbrennen? Was wiederum gibt ihm Kraft? Und warum steht dieser verdammte Skate-Park für die Kids in Jarmen immer noch nicht, obwohl wir die Kohle doch schon längst zusammen haben? Auf all diese Fragen (und noch viel mehr) hat André Antworten gegeben. Ich freue mich riesig, dass André zugesagt hatte, denn dafür wird er in unserer Region nicht nur Applaus bekommen. Beim „Wasted in Jarmen“ haben wir das erste Mal eine „Weil´s jeden Tag brennt“-Folge live aufgenommen. Dies hört man auch. Und soll man auch hören. Ich hatte keinen Bock, diese Liveatmosphäre rauszuschneiden, denn gerade das macht es aus. Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Hören.

#3 André Werner – Bürgermeister in Jarmen

#2 Marcel – Kneipenwirt aus Sonneberg

Mein zweiter Gast ist der Kneipier Marcel aus Thüringen. Er betreibt seine Bar in Sonneberg, dem kleinsten Landkreis Ostdeutschlands. Er ist dort geboren, lebte als Jugendlicher lange in Berlin, zog 1994 wieder zurück in seine Heimat und eröffnete dort die „Gewölbe Bar“. Wenn nicht normaler Betrieb herrscht, finden in der Location auch regelmäßig 80er- ,90er- und Mallorca-Partys statt. An Aktionstagen kostet der Kurze „1 Euro“. All das erinnert mich so sehr an meine eigene Jugend, bei meinem ersten Besuch fühlte ich mich gleich ein bisschen wie zuhause. Marcel lernte ich vor einem Jahr kennen. Nachdem in Sonneberg der erste AFD-Landrat mit über 50 Prozent der Stimmen gewählt wurde, schrieben uns unzählige Leute aus der Region an, ob wir nicht bei ihnen zur Unterstützung der coolen Leute vor Ort spielen könnten. Das Konzert fand schließlich in Marcels "Gewölbe Bar" statt. Es war das erste Mal, dass er sich mit seinem Laden öffentlich so klar positionierte. Als ihm jahrelange „Freunde“ noch am selben Abend per SMS die Freundschaft kündigten, stand ich neben ihm. Wir spielten an dem Tag vier Konzert hintereinander, damit nach und nach alle Menschen, die gekommen waren, einen Auftritt sehen konnten. Danach lagen wir uns glückselig in den Armen. Ein Abend voller Kontraste. Wenig später gründete er mit Freunden einen Verein, um mehr Konzerte in der Provinz zu organisieren, während er bei der Metzgerei um die Ecke nicht mehr bedient wurde und lokale Die Linke-Parteimitglieder einen Leserbrief abfassten, in dem ihm quasi "Nestbeschmutzung" vorgeworfen wurde. Ein Jahr voller Kontraste. Und so stelle ich ihm und mir immer wieder die Frage, ob es das wirklich wert war. Marcel passt in keine Schublade und auch wenn wir punktuell verschiedene Ansichten haben: Würde ich in seiner Gegend wohnen, wäre ich häufig in seiner Bar, denn die gibt es trotz turbulenter Zeiten immer noch. Er versucht zu machen und heult nicht rum, wo andere schon Flüsse geflennt hätten. Das finde ich beeindruckend. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Kennenlernen eines der geilsten Kneipiers Ostdeutschlands.

#2 Marcel – Kneipenwirt aus Sonneberg

#1 Markus – Feuerwehrmann

Wenn man seinen Podcast “Weil´s jeden Tag brennt” nennt, muss man ja wohl mit einem Feuerwehrmann starten: Markus ist in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen, war erst Maurer, dann Bundeswehrsoldat und u. a. in Afghanistan im Einsatz. Er lebt mit seiner Familie noch immer in MV und ist in vielen Bereichen Ehrenamtler, bspw. als Trainer der Frauen-Volleyballmannschaft des Blau Weiß 21 Jarmen. Seit einigen Jahren ist er bei der Berufsfeuerwehr Greifswald. Er hat so viele Geschichten zu erzählen, da reicht eine Folge nicht aus … Nach der Podcast-Aufnahme habe ich mich gefragt, weshalb wir über manche Dinge vorher noch nie groß gesprochen haben. Wir haben uns nie ausführlich über seinen Einsatz in Afghanistan oder seine Arbeit als Feuerwehrmann unterhalten. Warum nicht? Markus ist mein Schwager – wir kennen uns schon sehr lange. Dass ich durch den Podcast Antworten auf Fragen bekommen habe, die ich ihm vorher nie gestellt habe, darüber freue ich mich sehr. Er ist für mich das Gegenteil vom Klischeebild des "verbitterten Ossis", der nur meckert. Markus ist ein Macher. Unseren letzten gemeinsamen Familienurlaub musste er abbrechen, weil es in Brandenburg einen Waldbrand gab. Er hätte da nicht hingemusst, aber er engagiert sich neben der Berufsfeuerwehr auch noch in einer ehrenamtlichen Feuerwehrgruppe, die (inter-)national zu eben solchen Einsätzen fährt. Für ihn stand es gar nicht zur Diskussion im Urlaub zu bleiben. Markus ist sofort hingefahren und hat geholfen! Ich denke, das beschreibt ihn sehr gut. Niemand anderes hätte also besser in die erste Folge „Weil´s jeden Tag brennt“ gepasst als er!

#1 Markus – Feuerwehrmann