
Historische Aufnahmen und Radioberichte von den ersten Tonaufzeichnungen bis (fast) heute. Das Archivradio der ARD macht Geschichte hör- und die Stimmung vergangener Jahrzehnte fühlbar. Präsentiert von: Gábor Paál, Lukas Meyer-Blankenburg, Maximilian Schönherr und Christoph König. Ein Podcast von SWR, BR, HR, MDR und WDR. https://archivradio.de | Übersicht über alle Beiträge: http://x.swr.de/s/archivradiokatalog
Alle Folgen
Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel und seine inneren Kämpfe | 8.4.1946 | Nürnberger Prozesse
Wilhelm Keitel war Generalfeldmarschall und Chef des Oberkommandos der Wehrmacht. Alle Befehle hat er stets befolgt, obwohl er mit seiner inneren Stimme kämpfen musste, wie er vor Gericht sagt. | Nürnberger Prozesse

Hermann Göring im Verhör | 20.3.1946 | Nürnberger Prozesse
US-Ankläger Robert Jackson verhört Herrmann Göring. Es geht um ein Dokument zur Enteignung der jüdischen Bevölkerung, das Görings Unterschrift trägt. Hier fällt ein Begriff, der im Zentrum der nationalsozialistischen Verbrechen steht.

Hermann Göring wird in Nürnberg vereidigt und erklärt, wie er zur NSDAP kam | 13.3.1946 | Nürnberger Prozesse
Am 13. März 1946 wird Hermann Göring im Nürnberger Prozess vereidigt. Er war unter Adolf Hitler zunächst Reichsluftfahrtminister, Oberbefehlshaber der Luftwaffe und Chef des Reichswirtschaftsministeriums. Und er hatte 1941 den Auftrag erteilt, die "erforderlichen Vorbereitungen" zu einer "Endlösung der Judenfrage" zu treffen. Zunächst wird er ausführlich zu seiner Person befragt. In den ersten 15 Minuten schildert er sein Leben von seiner Geburt 1893 in Rosenheim über seine frühe Sozialisierung bis zu seinem Eintritt in die NSDAP 1922. Quelle: Deutsches Rundfunkarchiv Nürnberger Prozesse

Hans Cappelen berichtet über die Gestapo-Folter | 29.1.1946 | Nürnberger Prozesse
29.1.1946 | Als Zeugen für die Verbrechen der Nazis kommen auch die Opfer zu Wort wie zum Beispiel der Norweger Hans Cappelen. Er war erst Gefangener der Gestapo und später im KZ Buchenwald. Er berichtet vor den Augen der Welt von den unmenschlichen Foltermethoden seiner Peiniger. Die wichtigsten Passagen werden im Radio gekürzt übertragen. | Nürnberger Prozesse

US-Korrespondentin Erika Mann über den Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess | 19.12.1945
Erika Mann, Tochter von Thomas Mann, lebte erst im Exil in der Schweiz und emigrierte dann in die USA. Im Krieg berichtet sie für britische und amerikanische Medien. Im Interview mit einem deutschen Kollegen schildert sie ihre Eindrücke von den Angeklagten im Gefängnis und aus dem Gerichtssaal.

21 Angeklagte bekennen sich "nicht schuldig" | 12.11.1945 | Nürnberger Prozesse
12.11.1945 | Eine Woche vor Beginn der eigentlichen Verhandlung treten die Angeklagten nacheinander ans Mikrofon. Den Anfang macht Hermann Göring. Alle bekennen sich für "nicht schuldig". | Nürnberger Prozesse

Kommentar Fritz Eberhard: "Atombombe und Nürnberger Prozess prägen die Lage" | 24.11.1945 | Nürnberger Prozesse
24.11.1945 | Fritz Eberhard (1896 - 1982) war der Vorsitzende des beratenden Komitees der deutschen Mitarbeiter von Radio Stuttgart und von 1949 bis 1958 Intendant des Süddeutschen Rundfunks. Der Sozialdemokrat war während der NS-Herrschaft im Widerstand und musste 1937 auswandern. In seinem Kommentar mahnt er: Im Nürnberger Prozess geht es nicht nur um die Vergangenheit, sondern vor allem um die Zukunft. Die Welt müsse aus dem jüngsten Krieg lernen und nicht ein neues Wettrüsten beginnen – gerade auch angesichts der Zerstörungskraft der Atombombe. | Nürnberger Prozesse

Umweltministerin Angela Merkel über ökologische Marktwirtschaft
17.10.1995 | Die Ressourcen der Erde sind endlich. Wer Treibhausgase ausstößt, soll dafür einen Preis zahlen. Und das Bruttosozialprodukt, so wie es definiert ist, sagt wenig über den tatsächlichen Wohlstand einer Gesellschaft. Diese Aussagen klingen heute für viele banal, aber das waren sie 1995 noch nicht, als Angela Merkel als Bundesumweltministerin eine CDU-interne Arbeitsgruppe leitete, die sich Gedanken darüber machte, welche Rolle Ökologie in einer sozialen Marktwirtschaft spielen sollte. Sie spricht darüber auf dem CDU-Parteitag am 17. Oktober 1995.

Aktionsbündnis "Amoklauf Winnenden" schreddert “Killerspiele”
17.10.2010 | Das Aktionsbündnis "Amoklauf Winnenden" sammelt im Oktober 2010 in Stuttgart sogenannte Killerspiele in einem Container. Das Bündnis will damit symbolisch gegen Gewalt in der Gesellschaft vorgehen. Doch passionierte Computerspieler wehren sich gegen die Aktion. Sie fühlen sich missverstanden und pauschal verurteilt. | Amoklauf von Winnenden 2009 | archivradio.de

Videoaufzeichnung mit dem entführten Hanns Martin Schleyer | 15.10.1977
Der entführte Hanns Martin Schleyer fleht in einer RAF-Videobotschaft um Hilfe.

Flugzeugentführung steht in Zusammenhang mit Schleyer-Entführung | 14.10.1977
Die Entführung der Lufthansa-Maschine "Landshut" gerät in eine dramatische Phase. Der Pressesprecher der Bundesregierung beendet die Nachrichtensperre. | RAF

Endlich frei – Spätheimkehrer kommen im Lager Friedland an | 8. bis 11.10.1955
Mehr als 10 Jahre nach Kriegsende kommen rund zehntausend Kriegsgefangene, aber auch zivilinternierte Frauen und Kinder aus sowjetischer Gefangenschaft frei.

Deutschland ist kriegsschuldenfrei | 1.10.2010
Gebietsabtretungen, Demilitarisierung und vor allem: ein Riesenberg an Reparationszahlungen – das war der Preis, den Deutschland nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg zahlen musste. Was die Schulden betrifft, hat es fast hundert Jahre gedauert, bis diese abgezahlt waren. Am 1. Oktober 2010 schließlich war es so weit.

Der Moment der Wiedervereinigung | 3.10.1990
Es ist Mitternacht: Auf dem Platz der Republik läuten die Glocken und dann spricht Bundespräsident Richard von Weizsäcker die ersten Worte zum wiedervereinigten Deutschland. Obwohl fast alle Rundfunkanstalten diesen Moment übertrugen, ist er nur in den wenigsten archiviert. Bemerkenswert auch: Nach der kurzen Ansprache Weizsäckers hört man ihn noch sagen "Jetzt muss die Nationalhymne kommen". Nach den ersten Tönen ermuntert ihn Hannelore Kohl noch: "Sag was zur Hymne." Doch dabei bleibt es. Nach der Nationalhymne ist dieser "offizielle Teil" erledigt.

Großalarm überall – Die Rolling Stones touren erstmals durch Deutschland
14.9.1965 | Am 11. September 1965 beginnt die erste Deutschland-Tournee der Rolling Stones. Düsseldorf, München, Hamburg: Wo immer die Stones hinkommen, ist die Polizei im Großeinsatz. Auch der Rundfunk berichtet von dieser "Bedrohung der öffentlichen Ordnung", von den "Lärm-Millionären" den "langhaarigen Sängern, die keine anständige Kleidung kennen". Es sei "wie in einem Irrenhaus". Ein Jugendpsychologe erklärt das Phänomen als Reaktion auf das städtische Leben, wo den Jugendlichen Grenzen gesetzt sind, sodass sie auch mal Dampf ablassen müssten. In der Musikgeschichte gäbe es jetzt einen Bruch, der Rhythmus habe die Führung übernommen.

Adenauer in Moskau – Bundesrepublik und UdSSR nehmen diplomatische Beziehungen auf | 14.9.1955
Im September 1955 reist Bundeskanzler Konrad Adenauer nach Moskau. Er verhandelt dort über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion. In Bonn, auch in Adenauers CDU, ist dieser Schritt umstritten und wird mit großer Skepsis betrachtet. Diplomatische Beziehungen ausgerechnet mit der sowjetischen Diktatur, die aus Bonner Sicht den Osten Deutschlands, die DDR, vereinnahmt und so der Wiedervereinigung im Weg steht. Doch es ist, zwei Jahre nach dem Tod Stalins, in der Zeit des Tauwetters der Versuch einer Annäherung. Am Ende des Besuchs in Moskau, am frühen Morgen des 14. Septembers 1955, lädt Adenauer zu einer kurzen Pressekonferenz, bevor er mit der Delegation zurückfliegt. Wie außergewöhnlich der Moskauer Besuch war, wird auch in der anschließenden ausführlichen Reportage vom Abflug deutlich, wo Adenauer auf dem Flugfeld noch eine Erklärung abgibt. Am selben Tag kommentiert im DDR-Rundfunk Karl-Eduard von Schnitzler den Moskau-Besuch des Bundeskanzlers, wie üblich mit scharfer, hämischer Kritik am Bundeskanzler und unverhohlener Sympathie für Moskau. Adenauer hat auf der Pressekonferenz in Moskau erklärt, dass die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der Sowjetunion nichts an der Haltung gegenüber der DDR ändert, in der die Bundesrepublik nach wie vor keinen eigenständigen Staat sieht. Moskau wieder sieht das erwartungsgemäß anders und gewährt der DDR wenige Tage später volle Souveränität – zumindest auf dem Papier. Am 22. September 1955 stimmt der Bundestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Moskau zu. Adenauer bekräftigt im Bundestag noch einmal die Haltung der Bundesrepublik und formuliert das, was später die Hallstein-Doktrin heißen sollte: Demnach sieht sich die Bundesregierung als alleinige Vertretung des deutschen Volkes und wenn ein anderes Land mit Ost-Berlin diplomatische Beziehungen aufnehmen sollte, werte die Bundesregierung das als unfreundlichen Akt.

Das Wrack der "Titanic" wird gefunden | 8.9.1985
8.9.1985 | 1912 ist das damals größte Passagierschiff der Welt, die "Titanic", auf seiner Jungfernfahrt von Southampton nach New York. Im Nordatlantik, südlich von Neufundland, schrammt es einen Eisberg. Das Schiff läuft voll Wasser, drei Stunden später ist es gesunken. Mehr als 1.500 Passagiere kommen ums Leben. Lange gilt der Dampfer als verschollen, doch 73 Jahre später, im September 1985, wird das Wrack gefunden.

Der Gotthard-Straßentunnel wird eröffnet – die damals längste Röhre der Welt | 5.9.1980
Italien war schon immer ein begehrtes Reiseziel für die Deutschen. Mit der Eröffnung des Gotthard-Straßentunnels rückte Italien noch näher – jedenfalls dann, wenn es keinen Stau vor dem Tunnel gab. Aber auch innerhalb der Schweiz erleichterte der Tunnel den Transport und Verkehr zwischen der Zentralschweiz und dem italienischsprachigen Tessin. Heute ist der Tunnel selbstverständlich. Am 5. September 1980 war es im wahrsten Sinne ein Durchbruch.

Sonderzug mit Flüchtlingen kommt in München an – Beginn der "Flüchtlingskrise" 2015/2016 | 5. und 6.9.2015
Sommer 2015: Der Krieg in Syrien treibt Menschen in die Flucht. Über die sogenannte Balkanroute ziehen sie in die EU – zusätzlich zu vielen anderen, die schon all die Jahre regelmäßig aus Südosteuropa kommen. Die deutschen Kommunen organisieren Hilfe und Unterkünfte. Gleichzeitig stoßen die Asyl- und Ausländerbehörden bald an Grenzen bei der Bearbeitung der vielen Fälle. Am 31. August 2015 gibt Bundeskanzlerin Merkel eine Pressekonferenz, auf der ihr berühmter Satz fällt: "Wir schaffen das!" – Wie sie das genau gemeint hat, wird klar, wenn man sich das gesamte Statement anhört – ebenfalls hier im Archivradio. Dann folgen dramatische Tage. In Budapest kommen immer mehr Geflüchtete an, die Regierungschef Viktor Orbán aber nicht aufnehmen will. Österreich und Deutschland entscheiden daraufhin, ihre Grenzen offen zu lassen. Das bedeutet im Ergebnis, dass in den Folgetagen tausende Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Die ersten von ihnen kommen am 5. September 2015 in einem Sonderzug in München an und werden teils mit Applaus willkommen geheißen. Angela Merkel: "Wir schaffen das!" | 31.8.2015 https://www.ardaudiothek.de/episode/urn:ard:episode:22c6a802f0b67859/

Der Einigungsvertrag | 31.8.1990
Der Wille war da, aber der Staatsvertrag zwischen der Bundesrepublik und der DDR war kein Selbstläufer. Es wurde gerungen und brauchte einige Anläufe, bis am 31. August 1990 die Wiedervereinigung schriftlich besiegelt wurde. Die schwierigsten Verhandlungsthemen waren: Der Umgang mit den Stasi-Unterlagen und die Frage der Abtreibung.

Angela Merkels "Wir schaffen das!" im Kontext | 31.8.2015
"Wir schaffen das!" – Auf diesen Satz wird Angela Merkels Pressekonferenz am 31. August 2015 oft reduziert. Wir schaffen das – eigentlich war es Wolfgang Schäuble, der den Satz am Tag zuvor in der "Bild am Sonntag" fallen ließ. Aber Merkel hat ihn nun mal gesagt, als Kanzlerin, innerhalb einer 15-minütigen Stellungnahme zur damaligen Situation, als insbesondere infolge des syrischen Bürgerkriegs immer mehr Flüchtlinge in die EU und nach Deutschland kamen. Hier die gesamte Rede.

NATO startet ersten Kriegseinsatz in Europa gegen bosnische Serben | 30.8.1995
Mitte der 1990er-Jahre ist das ehemalige Jugoslawien schon weitgehend zerfallen. Die serbische Führung in Belgrad versucht jedoch, so viel Territorium wie möglich unter der eigenen Kontrolle zu behalten. Im Sommer 1995 liegt der Fokus auf Bosnien-Herzegowina. Die Republik hatte 1992 ihre Unabhängigkeit erklärt, woraufhin bosnische Serben die Hauptstadt Sarajevo jahrelang belagern. Der Krieg wird immer brutaler. Im Juli 1995 kommt es zum Massaker von Srebrenica, dessen Ausmaß allerdings nur langsam bekannt wird. Parallel laufen unter internationaler Vermittlung Friedensverhandlung, die aber zu nichts führen. Am 28. August 1995 beschießen die bosnischen Serben auch Sarajevo mit Granaten. Das ist der Punkt, an dem sich die NATO dazu entschließt, in den Krieg einzugreifen. Am 30. August 1995 beschießt sie mehrere serbische Stellungen in Bosnien-Herzegowina. Es ist der erste Kriegseinsatz der NATO in Europa.

Spionagefall Tiedge – Hochrangiger Verfassungsschützer läuft in DDR über | 23. bis 25.8.1985
Im Archivradio gibt es schon eine Reihe von Aufnahmen, die mit Spionagefällen im Kalten Krieg zwischen der DDR und der Bundesrepublik zu tun haben. Der Fall Tiedge ist einer der letzten großen Fälle. Er spielt 1985, vier Jahre vor dem Mauerfall. Hansjoachim Tiedge war Regierungsdirektor im Bundesamt für Verfassungsschutz. Fast 20 Jahre lang hat er für das Amt gearbeitet. Er war für die Spionageabwehr gegen die DDR zuständig, also dafür, DDR-Spione zu enttarnen. Am 22. August 1985 verschwindet er spurlos. Gerüchte über einen Suizid machen die Runde. Einen Tag später, am 23. August 1985, erfährt die Bundesregierung quasi aus der DDR-Presse, dass Tiedge in die DDR übergelaufen ist und dort um Asyl gebeten hat. Ein Schock, denn Tiedge kennt das Innenleben des Verfassungsschutzes bestens, ebenso die bundesdeutschen Agenten in der DDR, die er jetzt verraten könnte. Und möglicherweise, das wird jetzt klar, gibt es einen Zusammenhang zwischen seinem Überlaufen und dem Verschwinden einiger Sekretärinnen in bundesdeutschen Ämtern und Ministerien. Das alles kommt an diesem 23. August 1985 in der Berichterstattung zur Sprache. Zwei Tage später gibt es weitere Informationen über den übergelaufenen Regierungsdirektor: Die "Bild"-Zeitung will erfahren haben, dass Tiedge bereits seit zwei Jahren für die DDR arbeitet. Die Verantwortung für die Affäre übernimmt schließlich Heribert Hellenbroich. Er war als ehemaliger Präsident des Verfassungsschutzes viele Jahre lang Tiedges Chef und hatte erst vor Kurzem seinen neuen Posten als Chef des Bundesnachrichtendienstes angetreten. Von diesem Amt tritt er nun zurück. Er hatte von Tiedges Problemen gewusst, aber nichts unternommen. Hansjoachim Tiedge wird in der DDR gut behandelt. Er nimmt den Namen Helmut Fischer an, lebt in einem großen Haus und promoviert an der Humboldt-Universität. Thema seiner Dissertation: "Die Arbeit des Bundesamts für Verfassungsschutz". Kurz nach der Wende wird Tiedge von einem ARD-Journalisten aufgespürt. Bevor er gefasst werden kann, wird er vom KGB nach Moskau ausgeflogen. Dort lebt er bis zu seinem Tod 2011.

UMTS-Versteigerung – Schnell mal 100 Milliarden für den Finanzminister | 10. bis 17.8.2000
Im Jahr 2000 bietet sich dem Bund die seltene Gelegenheit, durch eine Versteigerung mit einem Schlag fast 100 Milliarden Mark zusätzlich einzunehmen. Versteigert werden: Die UMTS-Mobilfunkfrequenzen. UMTS – das war der Mobilfunkstandard 3G, damals noch das Schnellste, was es gibt. Mit diesem Standard werden einfache internetfähige Handys massentauglich. In ganz Europa werden die Frequenzen versteigert. In Deutschland reibt sich Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) die Hände. Er fährt damals einen rigiden Sparkurs – Schuldenabbau ist oberstes Ziel. Und die Bundesrepublik ist wegen der Ausgaben für die Wiedervereinigung hoch verschuldet. Die Versteigerung beginnt am 31. Juli 2000. Die Gebote laufen in Mainz zusammen, bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, dem Vorgänger der Bundesnetzagentur. Nach 10 Tagen liegen die Gebote schon bei 47 Milliarden D-Mark. Eine Woche später ist die Auktion vorbei und die Summe hat sich mehr als verdoppelt. Finanzminister Eichel kann sich am Ende auf 98,8 Milliarden Mark freuen. Er deutet daraufhin die Abkürzung UMTS spaßeshalber um in „Unerwartete Mehreinnahmen zur Tilgung von Staatsschulden“ – denn genau darauf beharrt er. Das Geld soll direkt in den Schuldenabbau gehen. Die Mobilfunkbetreiber haben die hohen Summen nicht flüssig – deshalb macht sich die Versteigerung auch am Kapitalmarkt bemerkbar.

Podcast-Tipp: Vier Töne gegen Stalin – Der Fall Schostakowitsch
In einer Diktatur Widerstand leisten und trotzdem überleben – wie geht das? Im Podcast "Vier Töne gegen Stalin – der Fall Schostakowitsch" schaut Host Malte Hemmerich auf das dramatische Leben des Komponisten Dmitri Schostakowitsch, um eine Antwort auf diese Frage zu finden – 50 Jahre nach dessen Tod. In der Sowjetunion unter Stalin kann niemand mehr frei seine Meinung äußern. Deshalb versteckt Schostakowitsch seine wahren Gedanken in seiner Musik – und steht damit immer wieder kurz vor der Verhaftung, oder Schlimmerem. Seine Musik ist doppeldeutig. Man kann sie sowohl als Kritik am System, aber auch als Propaganda hören. Unter Stalin ist er damit in Lebensgefahr geraten, aber er ist auch unsterblich, erfolgreich und berühmt geworden. Heute ist er einer der meistgespielten Komponisten unserer Zeit. Mit Expert:innen wie Igor Levit, Michael und Thomas Sanderling, Anna Rakitina und Semyon Bychkov. Und das ist unser Link: https://1.ard.de/alles-geschichte-schostakowitsch

Rückzug aus dem Gazastreifen – Israel räumt Siedlungen | 15. und 16.8.2005
Bis 2005 lebten im Gazastreifen mehr als 8.000 jüdische Siedler in mehr als 20 Siedlungen. 2004 kündigt Ministerpräsident Ariel Scharon an, diese Siedlungen räumen zu lassen. Ausgerechnet er, der einst einer der Väter der Siedlerbewegung war. Offiziell begründet Scharon die Entscheidung damit, dass es im Gazastreifen keine Chance auf eine jüdische Mehrheit geben kann. Außenpolitisch verkauft er es auch als Zugeständnis im israelisch-palästinensischen Friedensprozess. Viele deuten es aber so, dass Scharon glaubt, dass Israel nicht alle Siedlungen wird behalten können. Und dass er Gaza aufgibt, um umso mehr an den Siedlungen im Westjordanland festzuhalten. Seine Entscheidung ist jedenfalls in seinem Kabinett umstritten. Scharons Finanzminister – der spätere Regierungschef Benjamin Netanjahu – tritt aus Protest gegen die Entscheidung zurück, und zwar kurz bevor die Räumung am 15. August 2005 beginnt. An jenem Tag sendet SWR1 diese Hintergrundsendung. Sie zeigt den Widerstand der Siedler, aber auch, wie Experten damals den Abzug aus Gaza eingeschätzt haben. Es folgt eine Reportage vom 16. August 2005. Korrespondent Ralf Borchard schildert auch hier die heftigen Proteste einiger Siedler.

"We don't mind about 100.000 Japs": Otto Hahn irritiert über Reaktion eines Engländers auf Hiroshima | August 1945
Der Chemiker Otto Hahn erfährt vom Atombombenabwurf in Hiroshima als Gefangener in einem britischen Internierungslager. Dort saß er zusammen mit anderen hochrangigen deutschen Naturwissenschaftlern wie Carl Friedrich von Weizsäcker. Später erinnert er sich an diesen Moment im August 1945.

Werner Heisenberg: Präsentation der "Weltformel" | Juli 1959
1927 formulierte Werner Heisenberg die Unschärferelation und schuf damit eine Grundlage der Quantenmechanik. Sie besagt, dass Physiker beim Messen von Teilchen an grundsätzliche Grenzen stoßen. Auf der Lindauer Nobelpreisträgertagung stellt Heisenberg seine "Weltformel" vor. Rundfunkreporter: Ernst von Khuon.

Meilenstein für "Damenfußball" – Deutsche Frauen gewinnen Fußball-EM | 2.7.1989
Reich werden die DFB-Spielerinnen nicht. Ihre Sieg-Prämie: Ein Kaffeeservice! Die Welt musste sich in den 1980er Jahren noch an den Frauen-Fußball gewöhnen. Die erste EM gab es erst 1984, die erste WM sollte erst 1991 stattfinden. Das Bundesdeutsche Team nimmt 1989 zum ersten Mal an der Endrunde teil – und gewinnt gleich das Turnier. Mit dabei sind auch die späteren Bundestrainerinnen Silvia Neid und Martina Voss-Tecklenburg. Trotz dieses Erfolges gibt es dazu nur sehr wenige Berichte in den ARD-Hörfunkarchiven. Das zeigt den niedrigen Stellenwert, den der "Damenfußball", wie er hieß, damals hatte. Die EM findet in der Bundesrepublik statt, das Finale am 2. Juli - einem Sonntag vormittag in Osnabrück. Immerhin wird es im Fernsehen übertragen. Wir hören zunächst eine kurze Zusammenfassung nach dem gewonnenen Finale. Anschließend einen Hintergrundbericht von WDR-Sportreporter Alexander Bleick über die Situation des "Damenfußballs".

Länder einigen sich: Schulbeginn nach den Sommerferien | 7.11.1964
Wann beginnt das neue Schuljahr? Die NS-Regierung hatte den Schuljahresbeginn 1941 einheitlich auf den September festgelegt. Das änderten die Besatzungsmächte nach dem Krieg. 1948 wurde in den westlichen Besatzungszonen beschlossen, das Schuljahr im Frühjahr beginnen zu lassen, im April, faktisch nach den Osterferien. Eine Ausnahme war Bayern, da blieb es beim Herbst. 1964 gibt es den Wunsch nach einer bundeseinheitlichen Regelung. Es gewinnt die Bayerische Lösung: Schulbeginn im Herbst. Darauf einigen sich die Kultusminister im sogenannten Hamburger Abkommen am 28. Oktober 1964. Eine Woche später erläutert der baden-württembergische Kultusminister Wilhelm Hahn die Gründe. Die Kultusminister hätten sowohl lernpsychologische als auch praktische Erwägungen berücksichtigt. Die wichtigsten Gründe für die Entscheidung: Die Sommerferien sind so lang, dass sie sich als die bessere Zäsur zwischen den Schuljahren eignen. Und: Die Länder passten sich mit der Einigung an das Ausland an, wo ebenfalls die Herbstlösung dominierte. In den meisten Ländern, die sich umstellten, gab es im Anschluss an die Entscheidung zwei Kurzschuljahre, sodass 1967 die Umstellung vollzogen war.

Srebrenica vor dem Massaker – Serben nehmen die Stadt ein | 11.7.1995
Das Massaker von Srebrenica 1995 gehört zu den dunkelsten Momenten der Jugoslawienkriege in den 1990er-Jahren. 8.000 Bosniaken wurden ermordet. Für die ARD berichtet damals Anke Mai. Die Sorge vor einem bevorstehenden Massaker spricht sie im Gespräch mit dem SDR schon offen aus.

Radio im Zweiten Weltkrieg | Archivradio-Gespräch
Das Radio in der NS-Zeit war Propaganda – aber vor allem war es Unterhaltung. Goebbels wollte, dass die Menschen den Reichsrundfunk hören und nicht die Feindsender. Gelegentlich waren auch beide gleichzeitig zu hören: Wenn etwa die Russen mit eigenen Sendern die Deutschen Radiosendungen störten. Christoph König spricht mit dem Rundfunkhistoriker Prof. Konrad Dussel (SWR 2020) | Alle O-Töne zur Sendung: http://swr.li/radio-wk2 | archivradio.de | Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: daswissen@swr.de | Folgt uns auf Mastodon: https://ard.social/@DasWissen

Bundeskanzler Adenauer will Atomwaffen: Bundestag debattiert tagelang | 20. bis 25.3.1958 | Kernenergie
Bundeskanzler Konrad Adenauer strebt in den 1950er-Jahren nicht nur die friedliche Nutzung der Atomenergie an, sondern will auch die Bundeswehr im Rahmen der NATO atomar bewaffnen. Sein Hauptargument ist die mächtige Sowjetunion, der man etwas entgegensetzen müsse. Die Opposition, vor allem die SPD, ist dagegen; sie plädiert für eine atomwaffenfreie Zone auf dem Gebiet der beiden deutschen Staaten. Eine atomare Aufrüstung dagegen würde eine Wiedervereinigung in weite Ferne rücken. Die Debatte zieht sich über vier Tage hin. Wir hören Ausschnitte. Zunächst Bundeskanzler Konrad Adenauer, der wie auch schon in früheren Reden die Atombombe als Weiterentwicklung der bisherigen Waffensysteme darstellt. Es folgen Verteidigungsminister Franz Josef Strauß (CSU), dann Fritz Erler (SPD), der mit einer Anspielung auf Goebbels‘ "totalen Krieg" die Unionsabgeordneten dazu veranlasst, empört den Saal zu verlassen. Anschließend hören wir Reinhold Maier (FDP), gefolgt von zwei weiteren SPD-Abgeordneten, nämlich Helmut Schmidt – dem späteren Bundeskanzler – sowie Gustav Heinemann – dem späteren Bundespräsidenten. Am Schluss die einzige weibliche Stimme in der Debatte: Luise Rehling (CDU). Sie erklärt, für die Frauen und Mütter zu sprechen. Nach der emotionalen Debatte stimmt der Bundestag mehrheitlich der atomaren Ausrüstung der Bundeswehr im Rahmen der NATO zu. Die SPD kündigt daraufhin an, sie werde eine Volksbefragung initiieren, da Atomwaffen zu einem nationalen Notstand führen würden. Den Anfang machen Hamburg und Bremen, die tatsächlich Volksbefragungen über die atomare Bewaffnung einleiten. Doch dazu kommt es nicht: Das Bundesverfassungsgericht hält die Befragungen für verfassungswidrig und stoppt sie. Adenauer setzt sich somit durch, allerdings bleiben die in der Bundesrepublik stationierten Atomwaffen unter der Kontrolle der Vereinigten Staaten – nicht der Bundeswehr.

George Spencer Brown – Über die "Gesetze der Form" und alles mögliche sonst
Der Mathematiker George Spencer-Brown fand vor allem außerhalb seines Fachgebiets in bestimmten Kreisen viel Beachtung. Dazu gehörte vor allem die Szene der Systemtheorie und Kybernetik. In Deutschland war es vor allem der Soziologe Niklas Luhmann, der sich an vielen Stellen auf ihn berufen hat. Spencer-Browns zentrales Werk ist sein Buch "Gesetze der Form". Ausgehend von einer einfachen logischen Operation – der Operation der Unterscheidung - versucht er klassische Probleme der Logik aufzulösen und Paradoxien auf eine neue Weise zu beschreiben. Klingt abstrakt – und tatsächlich lassen sich die, die sein Buch gelesen haben, in zwei Gruppen unterscheiden: Die einen finden es genial, die anderen verstehen überhaupt nicht, worauf er hinaus will. Spencer-Brown war kein einfacher Mensch, konnte aber sehr unterhaltsam sein - auf seine Art. Die folgenden Aufnahmen stammen aus einem Vortrag, den der Mathematiker im Februar 1994 am Heidelberger Institut für Systemische Forschung hielt. Es handelt sich um eines der wenigen Tondokumente weltweit, die von George Spencer-Brown - zumindest im Internet - existieren.

Donald Trump und der Sturm aufs Kapitol - Nationalgarde wird nicht gerufen | 6.1.2021
Der bei den Wahlen unterlegene US-Präsident Donald Trump weigert sich noch immer, seine Niederlage anzuerkennen. Den 6. Januar 2021 sieht er als letzte Chance, im Amt zu bleiben. An dem Tag werden im Kapitol offiziell die Voten der Wahlleute aus den Bundesstaaten ausgewertet und so der Wahlsieg festgestellt. Die Sitzung wird formal geleitet vom amtierenden Vize-Präsidenten Mike Pence. Trump fordert von Pence, das Ergebnis nicht anzuerkennen. Pence, war zwar immer loyal zu Trump, weiß aber, dass seine Funktion an diesem Tag rein protokollarisch ist und hat Trump zu verstehen gegeben, dass er das Ergebnis anerkennen wird. Trump hat seine Anhänger zu einer Kundgebung nach Washington gerufen. #jetztschonhistorisch | http://swr.li/sturm-aufs-kapitol

102-Jährige erhält Medizindoktor – nach 78 Jahren | 10.6.2015
Ingeborg Syllm-Rapoport (1912 - 2017) hat Medizin studiert und auch promoviert. Doch sie war Jüdin und es war 1937 – deshalb wurde ihr der Doktortitel verweigert. Sie emigrierte noch rechtzeitig in die USA. Ihr Staatsexamen wurde dort nicht anerkannt, sie holte es nach, ging in die Forschung, heiratete einen Mediziner. Die beiden waren aber links und pazifistisch orientiert, was in den 1950ern dazu führte – es war die McCarthy-Ära – dass die Behörden sie drangsalierten. Sie gingen wieder zurück nach Europa. Ein Job-Angebot an der Charité führte das Ehepaar schließlich in die DDR. Dort wurde Syllm-Rapoport Fachärztin für Kinderheilkunde und bis zu ihrer Emeritierung 1973 Professorin. Und dann, nach weiteren vier Jahrzehnten, wurde ihr die Promotionsurkunde, die sie eigentlich schon 1937 hätte bekommen sollen, doch noch ausgehändigt, nach 78 Jahren. An diesem 10. Juni 2015 war sie bereits 102 Jahre alt.

Thomas Mann gegen die Nazis
Im Krieg war der Schriftsteller politischer Aktivist. Nazis und Antisemitismus waren ihm zuwider. In seinem Exil in den USA produzierte er Ansprachen, um übers Radio die deutschen Hörer über die Nazi-Verbrechen aufzuklären. Stefan Nölke spricht mit dem Literaturwissenschaftler Kai Sina (MDR 2025) | Mehr zur Sendung: http://swr.li/thomas-mann-exil || Thomas Manns Ansprachen im Archivradio | https://www.swr.de/swrkultur/wissen/archivradio/thomas-mann-meldet-sich-aus-kalifornien-100.html || archivradio.de || Thomas Manns Meisterwerke als Hörbücher | https://www.ardaudiothek.de/sendung/thomas-mann-jubilaeum-meisterwerke-als-hoerbuecher/14310079/ || Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: daswissen@swr.de | Folgt uns auf Mastodon: https://ard.social/@DasWissen

Radiopropaganda fürs Ausland – Geheimsender im Zweiten Weltkrieg | Archivradio-Gespräch
Die Briten waren Meister der Geheimsender – deutschsprachiges Radio für Hitlers Soldaten, um die NS-Streitkräfte zu schwächen und zu desinformieren. Seltene Tonaufnahmen aus dem Imperial War Museum in London geben einen Eindruck von der Radio-Propaganda. Lukas Meyer-Blankenburg im Gespräch mit der Historikerin Birgit Bernard (SWR 2022) | Mehr zur Sendung: http://swr.li/radiopropaganda | archivradio.de | Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: daswissen@swr.de | Folgt uns auf Mastodon: https://ard.social/@DasWissen

Thomas Mann über die Jalta-Konferenz | 16.2.1945
Im Februar 1945 zeichnet sich ab, dass Hitler-Deutschland bald besiegt sein würde. Seit der Befreiung von Auschwitz kurz zuvor sind auch die Gräueltaten und Massenvernichtungen öffentlich bekannt. Doch was sollte mit Deutschland nach einer Kapitulation geschehen? Soll das Land zwischen den Siegermächten aufgeteilt werden – und wenn ja, wie? Soll Europa in definierte westliche und sowjetische Interessenssphären aufgeteilt werden? Um diese und andere Fragen zu besprechen, treffen sich die Staatschefs der Alliierten ab dem 4. Februar 1945 für eine Woche im Badeort Jalta auf der Krim – für die USA kommt Franklin D. Roosevelt, für Großbritannien Winston Churchill. Eingeladen hat der sowjetische Diktator Josef Stalin. Frankreich ist nicht vertreten. Die Konferenz ist für den Schriftsteller Thomas Mann (1875 - 1955) ein erneuter Anlass, sich aus seinem kalifornischen Exil mit einer Rundfunkbotschaft über das deutsche Programm der BBC an die deutschen Hörer zu wenden.

"Deutsche Hörer!" – Neujahrsansprache von Thomas Mann | 1.1.1945
Dies ist eine der späten Radioansprachen, die Thomas Mann aus dem Exil an seine deutschen Landsleute sendet. Es ist Neujahr 1945. Im Sommer zuvor sind Briten und US-Amerikaner in der Normandie gelandet und haben große Teile Frankreichs von den Nazis befreit. Doch im Dezember startet die Wehrmacht ihre Ardennenoffensive und rückt wieder Richtung Westen vor, bis kurz vor die Maas. Dies bewegt Thomas Mann dazu, seine Reihe "Deutsche Hörer" wieder aufzunehmen und fortzuführen, die er 1941 in seinem Exil in Kalifornien begonnen hatte. Die Platten, die er dort aufnimmt, gelangen per Luftpost nach New York und werden von dort wiederum per Kabel nach London übertragen. Die BBC sendet die Aufnahmen schließlich über Langwelle auch ins deutsche Reichsgebiet. Hier also Thomas Manns Neuajahrsansprache vom 1. Januar 1945.

Thomas Mann spricht aus Kalifornien zu den "Deutschen Hörern" im Krieg | 18.3.1941
Thomas Mann sendet im Krieg 55 Radioansprachen, die er an seine Landsleute adressiert. "Deutsche Hörer" heißt die Sendereihe. In seinem Exil in Kalifornien nimmt er seine Reden auf Platte auf. Diese werden per Luftpost nach New York gebracht und von dort wiederum per Kabel nach London übertragen. Die BBC sendet die Aufnahmen schließlich über Langwelle auch ins deutsche Reichsgebiet. Die erste dieser Aufnahmen stammt vom 18. März 1941. Anschließend hören wir eine weitere vom Dezember desselben Jahres. Da ist auch die Tonqualität besser.

Nobelpreis für Thomas Mann – Flüsterreportage aus Stockholm | 10.12.1929
Der Schriftsteller Thomas Mann bekommt am 10. Dezember 1929 in Stockholm den Literaturnobelpreis. Reporter Alfred Braun berichtet darüber aus Schweden in seiner berühmten Flüsterreportage, in der er ganz nah beim König steht. Später beschreibt er wie es dazu kam: Der König habe kein Mikrofon vor sich haben wollen. Braun fand einen Platz "hinter einem Teppich". Diese aus der Not geborene "Flüsterreportage" nutze Braun später auch bei anderen Reportagen aus den Räumen ranghoher Politiker.

Thomas Mann feiert deutsche Kapitulation und spricht von "Befreiung" | 11.5.1945
Als 1985 Bundespräsident Richard von Weizsäcker den 8. Mai 1945, den Tag der deutschen Kapitulation, als Tag der Befreiung bezeichnet, löst das eine Diskussion aus. Für viele Deutsche war das noch immer ein ganz neuer Gedanke. Der Schriftsteller Thomas Mann hatte ihn allerdings schon 40 Jahre vor Weizsäcker ausgeprochen – unmittelbar nach Kriegsende. Am 11. Mai 1945 schickt Thomas Mann aus seinem Exil über die BBC folgende Rundfunksendung an seine "Deutschen Hörer". Mehr im Archivradio von Thomas Mann: http://swr.li/thomas-mann-exil

"Meine Zeit" – Thomas Mann blickt auf sein Leben zurück | 6.6.1950
Rund um seinen 75. Geburtstag ist Thomas Mann auf Vortragsreise. An mehreren Orten hält er den folgenden Vortrag mit dem Titel "Meine Zeit", in dem er selbstreflektiert auf sein Leben und auch seine politische Rolle blickt. Der Vortrag wird unter anderem im Süddeutschen Rundfunk gesendet. Alle weiteren Hintergründe fasst der Einführungstext des damaligen Moderators zusammen, der es für nötig hält darauf hinzuweiesn, dass sich der Süddeutsche Rundfunk die Thesen des "Dichters" keineswegs zu eigen mache.

Der Rundfunk 1933 – Vom Massenmedium zum NS-Propagandainstrument
Das Radio ist das neue Massenmedium der Zeit. Als die Nazis im Januar 1933 an die Macht kommen, beginnen sie deshalb sofort damit, den Rundfunk auf Linie zu bringen. Das gelingt ihnen erstaunlich gut und schnell. Lukas Meyer-Blankenburg im Gespräch mit Maximilian Schönherr (SWR 2025) | Mehr zur Sendung: http://swr.li/rundfunk-1933 || archivradio.de || Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: daswissen@swr.de | Folgt uns auf Mastodon: https://ard.social/@DasWissen

Reichssendeleiter Hadamovsky eröffnet den Großsender Berlin | 20.12.1933
20. Dezember 1933. Der Reichssendeleiter Eugen Hadamovsky eröffnet den Großsender Berlin. München, Stuttgart und Berlin haben jetzt eine Sendeleistung von jeweils 100 kW. Im nächsten Jahr werden die kleinen Sender ausgebaut, "zur Pflege der bodenständigen Eigenart, welche die Grundlage der deutschen Kultur überhaupt bildet".

Württembergs Ministerpräsident Mergenthaler über den Rundfunk | 24.11.1933
Der württembergische Ministerpräsident Christian Mergenthaler spricht im Stuttgarter Staatstheater über die Kultur im Rundfunk. Heinrich Hertz und "die wunderbaren Gebilde der elektrischen Wellen". Elektronen füllen uns mit Andacht. Wenn die Stimme des Führers zu einem 60-Millionen-Volk spricht. Gibt außer Buchdruckkunst-Erfindung nichts Größeres als diese Übertragung der Rede. Technik ist nicht kulturfeindlich. Schwäbische Stämme gehen in die Tiefe. Soldatische Auffassung. Kulturelle Schöpfungen des Schwabenlandes. Kepler, Hölderlin, Schiller. Trotz unserer Liebe zu Schwaben gibt es für uns nur ein Vaterland: Deutschland.

Reichssendeleiter Eugen Hadamovsky beschwört "Einmütigkeit" des Rundfunks | 14.11.1933
Reichssendeleiter Eugen Hadamovsky spricht zu Rundfunkmitarbeitern in allen Sendeanstalten des Reichs. Er erwähnt eine geglückte Übertragung der Rede Hitlers vor 4 Tagen und leitet daraus eine "nie gesehene Einmütigkeit" ab. Man konnte erstmals in der Geschichte des Rundfunks einen Wahlkampf führen. Im letzten Monat seien 140 Reden über alle deutschen Sender verbreitet worden, quer über den Tag ins Programm eingestreut. Die NSDAP war die einzige Partei, die am 12. November zur Reichstagswahl antrat und bekam über 90 Prozent der Stimmen. Hadamovsky sieht ein deutsches Jahrhundert kommen. Wir wollen, dass vom Bodensee bis Königsberg nur der Reichsdeutsche Gedanke das Bild des deutschen Rundfunks beherrscht. Die Aufnahme endet mit dem Horst-Wessel-Lied.

Propaganda-Abteilungsleiter Horst Dreßler-Andreß: Rundfunk als Waffe | 23.10.1933
23. Oktober 1933. Es spricht der Leiter der Abteilung Rundfunk im Propagandaministerium, Horst Dreßler-Andreß. Man fühle sich aufs innigste mit dem Reichskanzler Adolf Hitler verbunden. Seine Entschlüsse sind unfehlbar. Der deutsche Rundfunk ist daran wesentlich beteiligt. Übertragung nationaler Ereignisse gab es schon, aber neue Aufgaben muss der Rundfunk noch erfüllen. Das deutsche Volk muss erkennen, dass der Rundfunk eine Waffe ist. Wir machen aus dem Rundfunk, was wir wollen. Jeder muss einzelne Volksgenosse muss Rundfunkteilnehmer. Jeder Haushalt muss angeschlossen werden. Die Worte von Reichsminister Dr. Goebbels müssen zur Wahrheit werden. Der Volksempfänger ist der Wegbereiter zur Weltmacht.

Amtseinführung von Rundfunk-Intendant Friedrich Arenhövel | 19.9.1933
Die offizielle Amtseinführung von Friedrich Arenhövel durch den Reichssendeleiter Eugen Hadamovsky. Arenhövel wird Intendant der Berliner Funk-Stunde, des ältesten deutschen Senders. Reine Tonkunst ist etwas anderes als ein Drama auf einer Bühne. Das "individuelle Ich" kann keinen guten Rundfunk machen. Anschließend spricht Horst Dreßler-Andreß vom Propagandaministerium. Der Rundfunk überdeckt Raum. "Was dem Nationalsozialismus feindlich begegnet, muss ausgerottet werden, mit Stumpf und Stiel". Der Sendeleiter Heinz Kyschky beschließt die Veranstaltung mit "Sieg heil". Im Bild: Friedrich Arenhövel und der Schauspieler Heinrich George 1933 bei einer Probe

Joseph Goebbels über den nationalsozialistischen Rundfunk | 18.8.1933
Propagandaminister Joseph Goebbels spricht anlässlich der Rundfunkausstellung in Berlin über den nationalsozialistischen Rundfunk. Was die Presse für das 19. Jahrhundert war , wird der Rundfunk für das 20. Jahrhundert sein. Im Bild: Joseph Goebbels bei der Eröffnung der Rundfunkausstellung 1934 auf dem Messegelände in Berlin

Reichssendeleiter Hadamovsky: "Geistlose Perversitäten" | 12.8.1933
12. August 1933. Im Sportpalast in Berlin hält Reichssendeleiter Eugen Hadamovsky eine Rede an Rundfunkleute und Parteifunktionäre. Er spricht von "Rundfunkliliputanern, die nur ihr Portemonnaie sehen". "Geistlose Perversitäten und Korruption". Wenig später macht das an den früheren Rundfunk-Funktionären wie Hans Bredow fest. Goebbels habe ihm (Hadamovsky) den Befehl gegeben, im Rundfunk aufzuräumen. Jetzt sei aufgeräumt, und es sei leichter gegangen als gedacht. Ernst Heilmann (SPD) sei endlich im KZ. "Rothaariger sozialdemokratischer Edeljude". Der Umbau im Rundfunk sei so weit, dass am 1. September im Rundfunk Ruhe eingekehrt sei. Für uns, so Hadamovsky, "ist der Rundfunk das Heiligtum unseres Volkes, und er soll das Braune Haus des deutschen Geistes werden". Im Bild: Eugen Hadamovsky bei seiner Amtseinführung mit Joseph Goebbels

Propagandaminister Joseph Goebbels beim Norddeutschen Rundfunk | 16.6.1933
Propagandaminister Joseph Goebbels spricht im Funkhaus des Norddeutschen Rundfunks. Geistige Brücke zur Regierung und zum Volk schlagen. Er philosophiert über die Demokratie, über Minderheiten und Pfeilspitzen. Der Rundfunk als das modernste Medium für Massenbeeinflussung und die moderne Regierung der Nationalsozialisten. "Ausschlaggebend ist nicht, wer am Rundfunk spricht, sondern wer den Rundfunk hört." "Je stärker man auftritt, umso weniger wirkt es." Will lieber alte Nationalsozialisten im Radio sehen, statt einem, der aus Opportunismus der Partei beitritt. Eine "Kulturhyäne".

Goebbels-Vertrauter Wilhelm Müller-Scheld: Abrechnung mit Nazi-Gegnern | 29.4.1933
29. April 1933. Im Südwestdeutschen Rundfunk in Frankfurt wird die Hakenkreuz-Fahne ausgerollt. Der Nationalsozialist Wilhelm Müller-Scheld, ein enger Vertrauter von Propaganda-Chef Joseph Goebbels, spricht vor Angestellten des Südwestfunks. Seine Hetzrede beginnt mit einer Abrechnung mit den "jüdischen Marxisten", die Tausende von Menschen ermordeten oder verletzten. "Wer unsere Hakenkreuzfahne angreift, der greift unsere Bewegung an. Wer die Hakenkreuzfahne antastet, der muss gnadenlos zusammengeschlagen werden."

Die Deutschen entdecken Mallorca | 16.3.1957
Bis 1956 war Mallorca für die meisten Deutschen eine eher unbekannte Insel im Mittelmeer – der Weg dorthin wäre für einen Urlaub viel zu weit und zu teuer gewesen. Doch im Frühjahr 1956 nimmt die Deutsche Flugdienst GmbH ihren Betrieb auf, der Vorläufer der späteren Charter-Fluggesellschaft Condor. Als erste Ziele für Charterreisen bietet sie an: das Heilige Land, Kairo mit den Pyramiden, und eben: Mallorca. Es sind Propellerflugzeuge, geflogen von US-amerikanischen Militärpiloten. Deutsche Piloten müssen erst noch ausgebildet werden bzw. diejenigen, die vor Kriegsende ihre Fluglizenz erworben hatten, dürfen noch nicht wieder fliegen. Ein solcher Flug ist damals etwas Besonderes, eine Mallorca-Reise deutlich teurer als eine Autofahrt nach Italien. Die Reportage aus dem Jahr 1957 zeigt, wie schnell sich der Urlaubstipp Mallorca herumspricht. Reporter ist Markus Joachim Tidick vom Südwestfunk. Der Bericht wird am 16. März 1957 unter dem Titel "Deutsche Luft-Touristen auf Mallorca" gesendet.

Das ist das Archivradio – Geschichte in Originaltönen
Historische Tonaufnahmen und Radioberichte vom 19. Jahrhundert bis (fast) heute. Das Archivradio der ARD macht Geschichte hör- und die Stimmung vergangener Jahrzehnte fühlbar. http://archivradio.de | Sortierte Übersicht: http://swr.li/archivradio-katalog Reportage: Die Deutschen entdecken 1957 Mallorca | https://www.ardaudiothek.de/episode/archivradio-geschichte-im-original/die-deutschen-entdecken-mallorca/ard/13654607/

Reichsrundfunk-Kommissar Gustav Krukenberg im "Widerstandsnest" Königsberg | 27.4.1933
Im Ostmarken Rundfunksender in Königsberg wurde der Direktor entlassen, wegen angeblich noch zwei Tage zuvor Nazi-kritischen ausgestrahlten Äußerungen. Um den östlichsten Sender des Reichs auf NS-Kurs zu bringen, ließ Propagandaminister Goebbels den Reichsrundfunkkommissar Gustav Krukenberg von Berlin nach Königsberg fliegen. Der Originalton beginnt mit einer Reportage von Krukenbergs Ankunft und geht dann über in Krukenbergs Rede. Er habe am Tag zuvor den Intendanten Fritz Beyse zurechtgewiesen und beurlaubt. Widerstandsnester, so Krukenberg, würden rücksichtslos ausgeräumt. Er führt zwei Interims-Männer ein, die den Sendebetrieb leiten sollen. Der Sender in Königsberg sei wegen seiner Position im Osten des Reichs sehr wichtig. Er habe wichtige außenpolitische und wehrpolitische Aufgaben. Hier könne nur jemand Intendant werden, der sich mit der nationalsozialistischen Revolution identifiziert. Krukenberg endet seine Rede mit einem dreifachen "Sieg Heil".

Joseph Goebbels in Köln: Gleichschaltung von Regierung und Volk erreicht | 24.4.1933
24. April 1933. Mit Marschmusik führt der Moderator in die Veranstaltung ein. Reportage vom großen Sendesaal. Alles in Braun. Bürgermeister, Gauleiter, Reichsrundfunkkommissar, Musik. Goebbels lange Rede besteht fast zur Hälfte aus Heimatgedanken: der Rheinländer. Stählerne Romantik. Wir sind die modernsten Menschen in Europa. Er spricht von der nationalsozialistischen Tendenz im Rundfunk. Wir haben eine Gleichschaltung zwischen Regierung und Volk erreicht. Der Rhein ist unser Strom und nicht unsere Grenze. Intendant Heinrich Glasmeier. Erinnert an den Wahlkampf in Lippe mit Goebbels. Grüßt den neuen Bürgermeister von Köln Günter Riesen, nachdem Konrad Adenauer am 13. März unter Gewaltandrohung abgesetzt worden war.

Propagandaminister Goebbels besucht den Bayerischen Rundfunk | 23.4.1933
Joseph Goebbels, Propagandaminister und Chef von Rundfunk und Presse in Hitlers Deutschland, besucht, flankiert von SA und SS, den Bayerischen Rundfunk. Der Originalton beginnt mit einer Reportage vor dem Riemerschmidbau, dem Funkhaus in München. Der Intendant Richard Kolb feiert Goebbels als Eroberer Berlins.

Walther Beumelburg wird Intendant des Südwestdeutschen Rundfunks | 22.4.1933
Reichsrundfunkkommissar Gustav Krukenberg führt in Frankfurt Walther Beumelburg als neuen Intendanten des Südwestdeutschen Rundfunks ein. Beide waren Mitglieder der NSDAP und der SS. Krukenberg spricht monoton. Für am wichtigsten hält er die Abteilung für Zeitpolitische Vorträge. Damit sollen die fehlenden angeblich 49 Prozent der Bevölkerung auf nationalsozialistischen Kurs gebracht werden. Im selben Tonfall fährt Beumelburg fort: Man werde nicht unter dem Joch Adolf Hitlers Rundfunk machen, sondern aus Überzeugung.

Deutscher Kurzwellensender für Nazi-Propaganda bekommt Intendanten | 14.4.1933
Die Gleichschaltung des Rundfunks ist so weit fortgeschritten, dass die Nationalsozialisten nun einen neuen Sender aufbauen, der sich explizit ans Ausland wendet. Dazu wird der Intendant des Bayerischen Rundfunks Kurt von Boeckmann nach Berlin geschickt, um dort den Deutschen Kurzwellensender zu leiten. An diesem 14. April verabschiedet ihn der bayerische Wirtschaftsminister und Nationalsozialist Hermann Esser. Er sagt, der Erste Weltkrieg sei nicht nur auf dem Schlachtfeld verloren worden, sondern auch wegen der mangelnden Propaganda. Das deutsche Volk sei das Kulturvolk dieser Erde. Er lobt den neuen Intendanten, den Nationalsozialisten Richard Kolb, weil er sich schon 1923 beim Hitlerputsch in den Kugelhagel vor seinen Führer gestellt hätte. Nach ihm spricht von Boeckmann, der zwei Wochen zuvor in die NSDAP eingetreten war. Von Boeckmann wird in Berlin nicht glücklich. Die Feier endet mit dem neuen Intendanten der Bayerische Rundfunk GmbH. Im Bild: Hermann Esser

NSDAP-Politiker Franz Kerber: Presse und Radio sind "Weltmächte" | 2.4.1933
2. April 1933 – zwei Monate nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Der NSDAP-Politiker Franz Kerber aus Freiburg im Breisgau besucht den Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart. Die Sendeleitung hatte ihn eingeladen, denn sie wusste, dass Kerber in Kürze Oberbürgermeister von Freiburg werden würde. In diesem sehr kurzen, abgerissenen Originalton dankt Kerber für die Einladung. Für ihn seien der Rundfunk und die Presse zwei "Weltmächte". Die Wahl vom 5. März 1933 habe den Rundfunk grundsätzlich verändert.

Joseph Goebbels: "Der Rundfunk gehört uns!" | 25.3.1933
Am 25. März 1933 – nur einen Tag nach dem Ermächtigungsgesetz, mit dem Adolf Hitler Deutschland faktisch zur Diktatur gemacht hat – bestellt sein junger Propagandaminister Joseph Goebbels die Intendanten der Reichsrundfunkgesellschaft ein und hält einen ausufernden Vortrag darüber, wie er den Rundfunk im Sinne der Regierung einspannen will. "Wir machen gar keinen Hehl daraus: Der Rundfunk gehört unsund niemandem sonst. Den Rundfunk werden wir in den Dienst unserer Idee stellen und keine andere Idee soll hier zu Worte kommen!", sagt er, während er hörbar auf das Pult klopft.

Kurt Magnus verabschiedet Rundfunk-Pionier Hans Bredow | 16.2.1933
Zwei Wochen nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Der Geschäftsführer der Reichsrundfunkgesellschaft Kurt Magnus verabschiedet den Gründer des Rundfunks in Deutschland, Hans Bredow. Bredow hatte den Rundfunk in seiner föderalen Struktur aufgebaut und war in der Weimarer Republik Staatssekretär für das Rundfunkwesen. Am Tag von Adolf Hitlers Wahl zum Kanzler reichte Hans Bredow seinen Rücktritt ein. Kurt Magnus, etwas jünger als Bredow, hatte mit diesem mehrere Jahre zusammengearbeitet. Bei der offiziellen Verabschiedung spricht Hans Bredow am Ende sichtlich gerührt. Noch im selben Jahr kamen die beiden, zusammen mit anderen Rundfunkpionieren, in Haft. Im Bild: Hans Bredow im November 1933 vor Gericht

Tooor, Tooor, Toor! Das WM-Finale in Bern: die ganze Reportage | 4.7.1954
Fritz Walter ist Kapitän, Sepp Herberger Bundestrainer und Helmut Rahn schießt das entscheidende 3:2 gegen Ungarn. Am 4. Juli 1954 wird Deutschland in Bern erstmals Fußball-Weltmeister. Hier die komplette Reportage von Anfang an. Am Anfang ist Moderator Robert Lembke zu hören (der später als Moderator der Fernseh-Sendung "Was bin ich?" bekannt wird). Er leitet gleich über zu Reporter Herbert Zimmermann. Der wiederum kommt gleich zur Sache, denn als die Übertragung beginnt, läuft das Spiel bereits. Den berühmten Jubelruf von Zimmermann beim Siegtor hören Sie ab 1:31:30 dieser Aufnahme. Fritz Walter und Horst Eckel waren die einzigen Spieler der deutschen Mannschaft, die bei der WM alle sechs Spiele absolvierten. Am 3. Dezember 2021 starb Horst Eckel, der letzte Weltmeister von 1954.

Otto Schily erhebt Beschwerde gegen Haftbedingungen für RAF-Mitglieder | 10.1.1977 | RAF
Otto Schily, Verteidiger von Gudrun Ensslin, erhebt Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Bundesrichter Albrecht Mayer. Begründung: Verdacht auf geheime Absprachen zwischen den Richtern sowie Weitergabe von Prozessakten an Journalisten. Noch am selben Tag wird Albrecht Mayer versetzt.

Urteil: Bundesregierung muss nicht Terroristen nachgeben, um Leben zu retten | 16.10.1977
16.10.1977 | Palästinensische Terroristen hatten eine Lufthansa-Maschine nach Mogadischu entführt. Gleichzeitig haben RAF-Terroristen den Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer verschleppt. Sie drohen ihn zu ermorden und fordern, dass die in Stuttgart-Stammheim einsitzenden RAF-Terroristen freigelassen werden. Diese Ereignisse bilden im Oktober 1977 die Hochphase des sogenannten Deutschen Herbstes. Bundeskanzler Helmut Schmidt ist nicht bereit, auf die Forderungen einzugehen oder mit den Terroristen zu verhandeln – und riskiert dadurch zwangsläufig den Tod von Hanns-Martin Schleyer. Darf die Bundesregierung das? Oder hat das Leben eines Entführten eine so hohe Priorität, dass sich eine Regierung erpressen lassen muss? Schleyers Familie ruft das Bundesverfassungsgericht an – da die Zeit drängte, fällen die Richter eine Entscheidung im Eilverfahren in einer langen Nachtsitzung. Am Ende weisen sie den Antrag ab: Eine Regierung müsse sich nicht erpressen lassen, um Leben zu schützen. Der Bericht vom 16. Oktober 1977 schildert, was in jener Nacht in Karlsruhe los war. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts trägt den Titel „Grenzen verfassungsrechtlicher Kontrolle bei der Bekämpfung lebensbedrohender terroristischer Erpressungen“ und ist im Internet abrufbar. Viele weitere Aufnahmen aus der Zeit des RAF-Terrorismus finden sich unter archivradio.de

Baader kritisiert Stammheim-Prozess, Schily fordert Nixon als Zeuge | 4.5.1976
Der Stuttgarter Stammheim-Prozess gegen die Mitglieder der RAF zieht sich hin. Der Angeklagte Andreas Baader wirft dem Gericht vor, dass der Prozess aus wahlkampftaktischen Gründen künstlich in die Länge gezogen werde. Baader sieht das Gerichtsverfahren letztlich als Spiegelbild der globalen Machtverhältnisse.

Der Baader-Meinhof-Prozess beginnt in Stuttgart-Stammheim | 21.5.1975
Stuttgart-Stammheim, 21. Mai 1975. Beginn des Prozesses gegen Andreas Baader, Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe. Sicherheitskontrollen wie noch nie bei einem bundesdeutschen Gerichtsverfahren. Ansonsten: Eine Angeklagte, die im Gerichtssaal raucht. Drei Rechtsanwälte, darunter Hans-Christian Ströbele, die durch einen Trick ihrem Gerichtsausschluss entgehen wollten. Und im Luftraum über Stammheim taucht auch noch ein verdächtiges Sportflugzeug auf. Das war der Stand der Dinge in der Mittagsausgabe von SDR1 Aktuell. Am Nachmittag gab es schon eine Weiterentwicklung – dann war auch klar, was es mit dem Sportflugzeug auf sich hatte.

Interview mit Walentina Tereschkowa, erste Frau im All | 17.6.1968
Die erste Frau im Weltraum war die russische Kosmonautin Walentina Tereschkowa. 1963 war sie die Pilotin des Raumflugs Wostok-6. Sie startete in Baikonur und landete drei Tage später in Kasachstan. Walentina Tereschkowaa war damals 26 Jahre alt und blieb für weitere 19 Jahre die einzige Frau, die an einem Raumflug teilgenommen hat. Gut ging es ihr nicht dabei, ihr wurde übel, sie konnte auch nicht alle geplanten Experimente durchführen. Aber der Raumflug hat sie bekannt gemacht und ihr Leben verändert. Fünf Jahre später, am 17. Juni 1968 gibt sie dem Deutschlandsender der DDR das folgende Interview. Walentina Tereschkowa steht heute voll hinter Putins Politik. Die Welt solle Russlands Armee fürchten, erklärte sie unter anderem nach der Einnahme der Krim.

Reichssender Flensburg meldet Niederlage der Wehrmacht | 9.5.1945
Der Krieg ist zu Ende. Am 8. Mai 1945 tritt die bedingungslose Kapitulation der Deutschen Wehrmacht in Kraft. Einen Tag später, am 9. Mai 1945, verbreitet der Reichssender Flensburg die Nachricht von der endgültigen Niederlage. | Mehr Beiträge aus der Zeit des 2. Weltkriegs: http://swr.li/archivradio-zweiter-weltkrieg

V-Day in Germany – Wie die Bevölkerung in Lüneburg die Kapitulation aufnimmt | 8.5.1945
8.5.1945 | Zunächst ist es ein unscheinbares Tondokument vom Ende des Zweiten Weltkrieges: Der walisische Journalist Wynford Vaugham Thomas berichtet für die BBC über die Verkündigung der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht an die Lüneburger Bevölkerung. Die norddeutsche Stadt hatte sich kampflos ergeben. Britische Militärs regierten seit dem 18. April 1945. Drei Wochen später, am 8. Mai 1945, sind die Menschen dort aufgefordert, sich vor dem Rathaus zu versammeln. Der Stadtkommandant in Lüneburg und weitere britische Offiziere, die eingesetzten Bürgermeister, Landräte und Amtsträger treten auf den Balkon. Die offiziellen Durchsagen werden in Englisch und in Deutsch verlesen. Doch die kurze Reportage der BBC offenbart etwas Bemerkenswertes: Sie berichtet, wie die Bevölkerung das Ende des Krieges in Deutschland aufgenommen hat. Sie schildert, wie die Menschen auf dem Rathausplatz auf die Kapitulation und das endgültig besiegelte Kriegsende reagiert haben. Vaugham Thomas erzählt den Hörerinnen und Hörern in Großbritannien, wie die Deutschen mit Stillschweigen reagierten. An diesem sonnigen Nachmittag beobachtet er keine emotionalen Äußerungen. Nach einem kurzen Moment drehten die Menschen um und räumten schweigend den Platz. Die Stimmungen der Deutschen waren im Mai 1945 individuell sicher sehr verschieden. Eines aber wird die Mehrzahl der Anwesenden verbunden haben: ihre Alltagssorgen, die Bewältigung von Lebensmittelknappheit und Wohnungsnot, die Sorge um Angehörige. Für andere Emotionen ist offensichtlich kein Platz. Der britische Reporter berichtet von einer öffentlich nahezu apathischen Reaktion. Die Reportage wurde noch am selben Abend im "Home Service"-Programm ausgestrahlt. An diesem 8. Mai berichtete die BBC über die stattfindenden "Victory Celebrations". Vaugham Thomas‘ kleiner Bericht, der im Original gut sechs Minuten lang ist, führt seinen feiernden Landsleuten für einen Moment die "Kehrseite des Bildes" vom "Victory Day" vor Augen. Autor: Hans-Ulrich Wagner, Hamburg Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut, Hamburg http://swr.li/archivradio-zweiter-weltkrieg

Mädchen auf dem Kölner Schwarzmarkt | 9.2.1948
In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg liegt die deutsche Wirtschaft am Boden. Die Städte sind zerstört, viele Menschen leben von der Hand in den Mund. Die Schwarzmärkte florieren, sie sind für viele Familien oft die einzige Möglichkeit, über die Runden zu kommen. Unter den Händlerinnen und Händlern auf den Straßen sind auch viele Kinder, wie hier in einem Beitrag aus Köln von 1948 zu hören. Im Bild: Kinder auf dem Schwarzmarkt in Berlin 1947

Reportage über Trümmerfrauen in Berlin | 21.6.1947
Das Bild der fröhlich anpackenden Trümmerfau prägt bis heute unsere Wahrnehmung vom Wiederaufbau der zerbombten deutschen Städte nach dem Zweiten Weltkrieg. Schon während des Krieges hatte Goebbels Propagandaministerium Schauspielerinnen in den Trümmern fotografieren lassen, um nach alliierten Luftangriffen Zuversicht in der Bevölkerung zu verbreiten. Nach dem Krieg prägen wieder Frauen die Aufräumarbeiten, vor allem auch, weil viele Männer umgekommen oder in Kriegsgefangenschaft sind. Sie machen aber im Gegensatz zur Nazi-Propaganda keinen Hehl daraus, wie hart diese Arbeit ist. Gut zu hören hier im Beitrag aus Berlin vom 21. Juni 1947.

Deutsche Flüchtlingsfrauen in Wesermünde | 1946
Als die Deutschen den Zweiten Weltkrieg verlieren, kommen Millionen deutscher Flüchtlinge aus den Ostgebieten ins Land, aus Schlesien, Pommern oder dem Sudetenland. Von ihren deutschen Landsleuten werden sie meist nicht gerade herzlich empfangen, Lebensmittel und Wohnraum sind knapp. Doch die Flüchtlinge sind fleißig und wollen sich integrieren, wie diese Reportage von 1946 über Flüchtlingsfrauen in Wesermünde zeigt, die in einer Heringsfabrik arbeiten. Inspiriert von den Fischen wählt der Reporter einen sehr eigenwilligen Einstieg in den Beitrag. Im Bild: Fischbörse Wesermünde um 1930

KZ-Überlebende Charlotte Grunow: "In die Welt hinausschreien, was wir erlebt haben" | 15.4.1945
In den letzten Kriegsmonaten des Zweiten Weltkriegs befreien die Alliierten etliche Konzentrationslager der Nazis. Medien wie die BBC veröffentlichen daraufhin Zeugen-Berichte ehemaliger Lager-Insassen. So sollen auch die Deutschen von den Gräueltaten der Nazis erfahren, die bis zum Schluss nichts gewusst haben wollen. Mit den Berichten vom brutalen Lageralltag geht auch die Forderung einher, die Täter möglichst schnell vor Gericht zu stellen – so wie hier am 15. April 1945 bei der Überlebenden Charlotte Grunow. Sie berichtet über Auschwitz und Bergen-Belsen.

Hitler-Nachfolger Karl Dönitz: "Ich verlange Disziplin und Gehorsam" | 1.5.1945
Nach Hitlers Tod am 30. April 1945 übernimmt der Wehrmachts-Admiral Karl Dönitz als Hitlers Nachfolger die Regierungsgeschäfte. Das Deutsche Reich ist da bereits zu rund 90 Prozent von den Alliierten besetzt. Doch Dönitz will die Niederlage zunächst nicht einsehen. Von seinem Regierungssitz aus in Mürwik, in Schleswig-Holstein, schickt er am 1. Mai 1945 Durchhalteparolen an die Deutschen, die zu dem Zeitpunkt aber kaum noch einer hören will.

Nach der Kapitulation 1945 – Deutschlands chaotischer Neuanfang
Neben Millionen befreiter KZ-Insassen kommen auch Millionen deutscher Flüchtlinge aus dem Osten ins Land. Das Kriegsende ist eine harte, aber auch wilde und feierwütige Zeit. Der sofort einsetzende Wiederaufbau fordert den Deutschen bisher unbekanntes Improvisationstalent ab. Lukas Meyer-Blankenburg im Gespräch mit dem Historiker Harald Jähner (SWR 2025) || Buchtipp: Harald Jähner: Wolfszeit. Deutschland und die Deutschen 1945-1955 (Rowohlt Verlag 2019) || archivradio.de || Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: daswissen@swr.de | Folgt uns auf Mastodon: https://ard.social/@DasWissen

Vor dem Münchener Abkommen – Mussolini trifft Hitler am Bahnhof | 29.9.1938
Seit Adolf Hitler an der Macht ist, macht er Stimmung gegen die Tschechoslowakei und wirft ihr "Terror" gegenüber der deutschen Minderheit im Sudetenland vor. 1938 verschärft sich sein Ton, er droht mit militärischer Gewalt. Heute weiß man: Den Plan, das Sudetenland einzunehmen, hatte er schon lange. Frankreich und Großbritannien verfolgen die Entwicklung. Ihnen ist bewusst, dass Hitler auf einen Krieg in Europa zusteuert. Der britische Premier Neville Chamberlain hofft jedoch, Hitler mit einer Beschwichtigungspolitik – einem "Appeasement" – bremsen zu können. Würde man Hitler in der sogenannten "Sudetenkrise" Zugeständnisse machen, so der Gedanke, wäre ein Krieg in Europa noch zu verhindern. Zugeständnisse hieß im Klartext: Man überlässt Hitler Teile Tschechiens, eben das Sudetenland, und lässt ihn dort gewähren. Genau darüber wird am 29. September 1938 auf der Münchener Konferenz gesprochen. Hitler verhandelt dort mit Chamberlain, dem französischen Premier Edouard Daladier und dem italienischen Ministerpräsidenten, dem Faschisten Benito Mussolini. Der trifft gerade mit dem Zug ein und wird von Hitler abgeholt. Der Reporter schildert das Ereignis und verbreitet ansonsten die gewünschte Propaganda.

Hubble-Weltraumteleskop wird ins All gebracht | 25.4.1990
Die Errichtung des Hubble-Weltraumteleskops ist 1990 ein großer Meilenstein für die Astronomie. Fast so revolutionär wie die Entdeckung des Teleskops selbst vor 400 Jahren durch Galileo Galilei: In die Sterne gucken ohne eine störende Erdatmosphäre dazwischen, die den Blick trübt – das war das Ziel. Das Weltraumteleskop hat seitdem nicht nur viele schöne scharfe Bilder aus den Tiefen des Weltalls geliefert, sondern auch Erkenntnisse über die Expansion des Universums, über Schwarze Löcher und darüber, wie sich Galaxien entwickeln und wie sie mit anderen Galaxien kollidieren. Im April 1990 wird das Hubble-Teleskop mit einem Space Shuttle 600 Kilometer hoch ins All gebracht und soll am 25. April in Betrieb genommen werden. Von der NASA in Washington berichtet USA-Korrespondent Michael Heine.

Attentat auf Oskar Lafontaine | 25.4.1990
Oskar Lafontaine ist im Jahr der Wiedervereinigung Kanzlerkandidat der SPD. Im April 1990 ist allerdings noch nicht klar, dass es bereits im Dezember gesamtdeutsche Wahlen geben würde. Lafontaine kämpft vor allem im Westen. Am 25. April greift ihn eine Frau auf einer Veranstaltung an und sticht ihm in den Hals. Am nächsten Morgen gibt es schon mehr Klarheit über die Folgen und die Hintergründe des Anschlags. Am Nachmittag gibt die Polizei schließlich eine Pressekonferenz – vor allem zu den neuen Erkenntnissen über die Täterin.

Geiselnahme: Überfall auf deutsche Botschaft in Stockholm | 24.4.1975 | RAF
Die fast eineinhalbstündige Livesendung beginnt 14 Stunden nach Beginn der Geiselnahme, als sich die Lage in Stockholm zuspitzt, und endet mit der Bergung der Geiseln und einer schwächer brennenden Botschaft, aus der heraus noch geschossen wird. Wesentliche Elemente werden durch ein Live-Telefongespräch mit dem Reporter vor Ort geliefert.

US-Soldatensender 1212 – "Für Frieden jetzt!" | 22.4.1945
Der Radiosender 1212 war ein antideutscher Propagandasender. Die US-Armee betrieb den Sender von Luxemburg aus und erreichte damit das deutsche Rheinland. 1212 war vom 6. Dezember 1944 bis 25. April 1945 aktiv und gab vor, ein authentischer deutscher Sender zu sein. Die Berichte waren eine Mischung aus Fakten und Falschinformationen. Sie sollten das deutsche Publikum zur Aufgabe bewegen. Besonders interessant in der folgenden Sendung vom 22. April 1945: Der Sprecher erwähnt die Hinrichtung von Sophie Scholl und den Mitgliedern der Weißen Rose in München. Ein Hinweis darauf, dass im Ausland innerdeutsche Widerstandsgruppen gegen die Nazis wahrgenommen wurden.

Goebbels ruft zur Verteidigung Berlins auf | 21.4.1945
Der Krieg, den Deutschland angefangen hat, ist praktisch schon verloren, als Joseph Goebbels im Rundfunk die Bewohner Berlins noch einmal zur erbitterten Verteidigung der Hauptstadt gegen den, wie er es nennt, "Mongolensturm" aufruft.

Carl Goerdeler und der Widerstand gegen Hitler | Gespräch mit Peter Theiner
"Die SA will, dass ich das Mendelssohn-Denkmal entferne. Aber wenn sie es je anfasst, mache ich hier Schluss“, erklärt der Leipziger Oberbürgermeister Carl Goerdeler, wenige Wochen bevor die Nazis in einer Nacht- und Nebelaktion, im November 1936, das Denkmal des berühmten jüdisch-stämmigen Kapellmeisters und Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy entfernen. Goerdeler tritt, wie angekündigt, zurück und geht in den Widerstand gegen das Nazi-Regime. Auch am versuchten Staatsstreich im Juli 1944 ist er beteiligt – und bezahlt dafür mit dem Leben. Am 2. Februar 1945 wird Carl Friedrich Goerdeler in Berlin-Plötzensee hingerichtet. "Er war der Motor des zivilen Widerstandes", sagt der Stuttgarter Historiker Peter Theiner im Gespräch mit Stefan Nölke (MDR 2025)

Erich Kästner: "Europa wird ein Atom-Korea" | 19.4.1958
Erich Kästner ist in den 1950er- und 1960er-Jahren politisch sehr aktiv. Besonders Pläne zur atomaren Aufrüstung im Kalten Krieg empören ihn. Auf einer Großkundgebung in München am 19. April 1958 erinnert Erich Kästner an Hiroshima und berichtet vom Schicksal der US-Piloten, die damals die Bombe über der Stadt abgeworfen hatten.

Radioansprache von Anita Lasker nach ihrer Befreiung aus Bergen-Belsen | 16.4.1945
Am 15. April 1945 wurde die 19-jährige Anita Lasker von britischen Truppen aus dem KZ Bergen-Belsen befreit. Schon einen Tag später berichtete sie im deutschen Programm der BBC, was sie erlebt hatte.

Zwei Mädchen nach ihrer Befreiung aus Bergen-Belsen im BBC-Interview | 15.4.1945
Am 15. April 1945 befreiten britische Truppen das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Unmittelbar danach führt BBC-Kriegsreporter Patrick Gordon Walker Interviews mit Überlebenden. Die erste ist die 14-jährige Olga Schlossberg. Sie hatte mehrere Konzentrationslager überlebt. Die Aufnahme mit ihr dauert nur 40 Sekunden. Der Interviewer Patrick Gordon Walker arbeitete damals für das deutschsprachige Programm der BBC. In einem zweiten Interview befragt Patrick Gordon Walker ein belgisches Mädchen, die 15-jährige Hetty Esther Werkendam, ebenfalls kurz nach der Befreiung aus Bergen-Belsen. Sie schildert die Trennung von ihrer Mutter und die Misshandlung ihres Vaters im Lager. Hetty Werkendam, ihre Eltern und ihre zwei Brüder überlebten das Konzentrationslager. Viele andere Verwandte wurden jedoch ermordet. Nach dem Krieg zog die Familie zunächst in die Niederlande. Hetty heiratete und nahm den Namen ihres Mannes, Verolme, an. Als dieser starb, zog Hetty Verolme 1954 nach Australien, wohin ihre Eltern schon vorher ausgewandert waren. Der Interviewer, Patrick Gordon Walker wiederum, wurde später britischer Außen- und Bildungsminister. Im Archivradio gibt es eine weitere Aufnahme mit ihm, in der er ebenfalls im April 1945 einen SS-Unterscharführer über seine Erlebnisse in Auschwitz, Dachau und Bergen-Belsen befragt.

Beginn der Polio-Massenschutzimpfung | 22.5.1957
In den 1950ern erkranken Tausende Deutsche an Polio, auch bekannt als Kinderlähmung. Die Medizin investierte in die Forschung und schließlich kam im April 1957 die erste Massenschutzimpfung – mit großem Erfolg. | Mehr historische Aufnahmen zur Medizingeschichte: http://swr.li/medizingeschichte

Isolation des Polio-Erregers | 14.1.1953
Jährlich sterben in Deutschland Tausende an der Kinderlähmung bzw. Polio. Es gibt noch keine Impfung. Am Institut für Virusforschung wurde unter der Leitung von Prof. Gustav-Adolf Kausche eine große Zentrifuge gebaut, um den Erreger erstmals zu isolieren. | Mehr historische Aufnahmen zur Medizingeschichte: http://swr.li/medizingeschichte

Helmut Schmidt: Rede zum 40. Jahrestag der Reichspogromnacht | 9.11.1978
Bis 1978 war der 9. November ein Tag wie jeder andere. Es gab kein Gedenken, keine öffentliche Erinnerung. Erst vierzig Jahre nach der Reichspogromnacht – die damals noch nicht so genannt wurde – ändert sich das. Helmut Schmidt besucht an jenem Tag die Kölner Synagoge und hält eine Rede. Die erste Gedenkrede eines Bundeskanzlers zu den Ereignissen von 1938. Das damals noch gängige Wort Kristallnacht nimmt Schmidt bewusst nicht in den Mund.

Erste Koalitionsverhandlungen der Bundesrepublik – Handschlag reicht | 23.8.1949
Nach der ersten Bundestagswahl am 14. August 1949 muss der CDU-Vorsitzende Konrad Adenauer Koalitionspartner suchen. Adenauer bevorzugt eine Koalition mit der FDP. Die Koalitionsgespräche laufen allerdings etwas anders ab als heute. Man trifft sich in Adenauers Haus in Rhöndorf. Es geht relativ schnell, drei Wochen nach den ersten offiziellen Gesprächen wird Adenauer schon mit Unterstützung der FDP und der rechtsgerichteten DP, der Deutschen Partei zum Kanzler gewählt. Ein schriftlicher Koalitionsvertrag entsteht dabei nicht, nur ein informeller, nie veröffentlichter Schriftwechsel. Ansonsten reicht den Beteiligten ein Handschlag. Und anders als heute, dringt von Koalitionsgesprächen kaum etwas nach außen. Dieses Interview vom 23. August hat WDR-Reporter Walter Steigner mit Adenauer geführt. Es ist der einzige Beitrag zu den Koalitionsgesprächen, der sich heute in den Archiven der ARD findet.

Chefredakteur von Radio Stuttgart warnt vor politischem Einfluss wie in Bayern | 21.7.1949
Bis 1949 war Radio Stuttgart der US-amerikanischen Besatzung unterstellt. Am 22. Juli 1949 geht sie in deutsche Verwaltung über und wird eine öffentlich-rechtliche Anstalt: der Süddeutsche Rundfunk. Am Tag vor der Übergabe äußert sich Chefredakteur Hanns Küffner mit deutlichen Worten: Er warnt vor Vorgängen wie im Nachbarland Bayern, wo die Landesregierung aus Unzufriedenheit über die Berichterstattung schon die Absetzung des Intendanten fordert und es offenbar keine Gesprächsgrundlage mehr zwischen ihr und dem Sender gibt. Gleichzeitig widerspricht Küffner Forderungen, der künftige Intendant müsse ein dynamischer Freigeist sein. Wichtiger sei, dass er in der Lage ist, ordentlich Geschäfte zu führen und den Betrieb zusammenzuhalten.

Der Rundfunk wird öffentlich-rechtlich: Ansprache von Hans Bredow | 27.12.1947 / 1.1.1948
Nach dem Zweiten Weltkrieg untersteht der Rundfunk in Deutschland den Besatzungsmächten. Bis 1949 werden die Sender nacheinander in Anstalten des öffentlichen Rechts überführt und in die Hände der deutschen Verwaltung übergeben. Wenige Tage vor der Übergabe des NWDR zum 1.1.1948, erklärt Hans Bredow am 27.12.1947 in einer Ansprache, was das bedeuten soll: öffentlich-rechtlicher Rundfunk.

Diskussion: Soll der Rundfunk staatlich oder unabhängig werden? | 30.1.1947
Nach dem Krieg gab es im Südwesten Radio Stuttgart – den Vorläufer des Süddeutschen Rundfunks – und den Südwestfunk, beide wurden aber noch von den Militärverwaltungen kontrolliert. Auch die Nachrichten wurden zensiert. Doch zeichnete sich schon bald ab, dass das nur eine Übergangslösung ist, und dass die Rundfunksender eigenständig werden sollten. Doch was ist damit gemeint? Soll der Rundfunk unter Aufsicht des Landtags gestellt werden? Soll die Post die technische Verbreitung übernehmen? Das Konzept eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks war den Deutschen damals noch nicht so recht vertraut. Und so kam es am 30. Januar im Programm Radio Stuttgart zu einer Grundsatzdiskussion unter dem Titel: Wollen wir ein staatliches oder ein unabhängiges Radio? Vor dem Hintergrund der heutigen Diskussionen ein aufschlussreicher Schlagabtausch.

Ferdinand Sauerbruchs Entnazifizierungsverfahren | 22.4.1949
Nach dem Krieg setzte die sowjetische Militärverwaltung in Berlin Ferdinand Sauerbruch als Stadtrat für das Gesundheitswesen ein. Sauerbruch unterstützte die Gründung der CDU in Berlin und engagierte sich für den Wiederaufbau. Doch seine Rolle während der NS-Zeit wirft Fragen auf: Sauerbruch war immerhin Generalarzt des Heeres und wusste offenbar auch von Senfgasversuchen an KZ-Häftlingen. Es kommt zu einem Entnazifizierungsverfahren. Allerdings erst 1949, weshalb er im folgenden Ausschnitt beklagt, dass er vier Jahre lang mit dem schlechten Ruf, der ihm anhaftete, leben musste. Die Vorwürfe selbst weist er von sich. Wie im Audio zu hören, nahm Sauerbruch das Verfahren nicht wirklich ernst. "Ich nehme das so auf die leichte Schulter, dass es mich ankotzt", sagte er selbst. Ihn entlastete schließlich der Umstand, dass er nicht Mitglied der NSDAP war. So konnte er weiter als führender Chirurg an der Charité arbeiten. Allerdings wurde er zunehmend dement. 1951 starb er. | Mehr historische Aufnahmen zur Medizingeschichte: http://swr.li/medizingeschichte

Ferdinand Sauerbruch über die Chirurgie | 1942
In einem Vortrag aus dem Jahr 1942 spricht der Arzt Ferdinand Sauerbruch über seinen Werdegang und über die Geschichte der Chirurgie. | Mehr historische Aufnahmen zur Medizingeschichte: http://swr.li/medizingeschichte

Ferdinand Sauerbruch freut sich über Nationalpreis | 29.1.1938
1937 nimmt der berühmte Chirurg Ferdinand Sauerbruch den deutschen Nationalpreis entgegen. Auch das sollte ihm nach dem Krieg vorgeworfen werden, als seine Rolle in der Nazizeit untersucht wurde. Der Nationalpreis versteht sich als nationalsozialsozialistisches Gegenstück zum Nobelpreis. Sauerbruchs Dankesrede vom 29. Januar 1938 gerät zu einer Hymne auf den Nationalsozialismus. | Mehr historische Aufnahmen zur Medizingeschichte: http://swr.li/medizingeschichte

Ferdinand Sauerbruch begrüßt "Erwachen" Deutschlands | 11.11.1933
Ferdinand Sauerbruch (1875 - 1951) war einer der einflussreichsten deutschen Chirurgen im 20. Jahrhundert. Er entwickelte an der Charité und am Rudolf-Virchow-Krankenhaus in Berlin zahlreiche neue chirurgische Verfahren. Sauerbruch war nach heutigem Stand kein Parteimitglied. Mal unterstützte er das Regime mit entsprechenden Aufrufen, mal übte er auch Kritik, etwa am sogenannten Euthanasieprogramm der Nazis. Es gibt Hinweise, dass er Hitler für eine Gefahr hielt. In dieser Rundfunkansprache ist davon nichts zu hören. Sie stammt vom Anfang der Nazi-Diktatur, dem 11. November 1933. Das war ein Tag vor der Volksabstimmung zum Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund. Am selben Tag fand auch die Reichstagswahl statt, bei der nur noch eine nationalsozialistische Einheitsliste zugelassen war. Sauerbruch spricht dennoch von der Möglichkeit zum freien politischen Bekenntnis. | Mehr historische Aufnahmen zur Medizingeschichte: http://swr.li/medizingeschichte

Hans Rosenthal spricht über seine "Zwei Leben in Deutschland" | 24.5.1981
Hans Rosenthal (1925 - 1987) war einer der beliebtesten Showmaster Deutschlands. Den Holocaust überlebte Rosenthal, der am 2. April 1925 geboren wurde, nur knapp in einem Versteck in Berlin. Hier erzählt er seine Geschichte.

Bundesanwaltschaft zur Verhaftung von Ulrike Meinhof | 19.6.1972 | RAF
Ulrike Meinhof wurde heute verhaftet. Die Staatsanwaltschaft grübelt über einem verschlüsselten Brief von Gudrun Ensslin an Ulrike Meinhof.
