
Große Werke und neue Entdeckungen: Die besten Geschichten gelesen von bekannten Stimmen. Hier finden Sie alle radio3 Lesungen als Podcast.
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Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (25/25)
Hier schließt sich der Kreis. Der hohe Rabbi Löw hat Besuch vom Engel Asael, der ihm vorwirft, zweimal das Gleichgewicht der Welt gestört zu haben. Das erste Mal verwandelte er einen Stein, der den Kaiser bei einem Besuch in der Judenstadt treffen sollte, in zwei Schwalben. Das zweite Mal ist der Auslöser für diese Geschichte: Dem Kaiser ist bei einem Ritt durch die Judenstadt ein Mädchen begegnet, und dessen Antlitz lässt ihn nicht mehr los. Doch er sucht das Mädchen vergeblich. Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.

Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (24/25)
„Rudolfe, hilf!“ - das hat die schöne Esther, die Frau des reichen Meisl, in der Nacht, in der sie starb, gerufen, und seitdem treibt es ihren Witwer um, wer mit „Rudolfe“ gemeint gewesen sein könnte. Jetzt ist Meisl selbst dem Tod nah, und die Ahnung, dass mit Rudolfe nur der Kaiser gemeint gewesen sein kann, lässt in ihm den Wunsch wachsen, ihm einmal zu begegnen. Ein Jude beim Kaiser - der kaiserliche Kammerherr Philipp Lang, der alle paar Monate beim Meisl vorbeikommt, um Geld für den Kaiser einzutreiben, winkt ab. Eine absurde Idee. Doch Meisl sinnt auf eine List. Der Kaiser indessen ahnt von nichts und ist eben dabei, seine Kunstschätze zu betrachten. Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.

Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (23/25)
Mit viel Geld hat der reiche Jude Mordechai Meisl sich die Schutz- und Privilegien-Rechte von Kaiser Rudolf erkauft. Alle drei Monate kommt dessen Gesandter Philipp Lang und treibt die Rechnung ein. Doch bei Rudolfs Vorliebe für wertvolle Gemälde ist alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Er wartet auf den Tod Meisls, der lungenkrank im Bett liegt. Dann, so denkt er, kann er dessen gesamten Reichtum haben. Doch noch lebt Mordechai Meisl. Philipp Lang sitzt an seinem Bett und gibt launige Geschichten vom Hof zum Besten, während er ein üppiges Nachtmahl verzehrt. Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.

Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (22/25)
Im Juli 1924 hatte Leo Perutz mit der ersten Novelle seines Romans begonnen, damals unter dem Arbeitstitel „Meisls Gut“. Doch dann legte er sie wieder beiseite. Fast 20 Jahre später, im palästinensischen Exil, abgeschnitten von der europäischen Kultur, die ihm Anregung und Material für seine Romane geliefert hatte, nahm Perutz die Arbeit an dem Roman wieder auf - und schrieb an Freunde: „Es fehlen nur zwei kleine Geschichten, mit denen ich mich herumschlage. Sie sind notwendig, um den Zusammenhang des Ganzen herzustellen. Das heißt, um aus einem Dutzend Alt-Prager Novellen den Roman von Mordechai Meisl und Rudolf dem Zweiten zu machen.“ Es dauerte dann noch sechs Jahre, bis die beiden fehlenden Novellen vollendet waren. „Das verzehrte Lichtlein“ ist die erste davon. Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.

Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (21/25)
Der Kaiser ist seit neun Jahren tot, in Böhmen wütet seit drei Jahren der Dreißigjährige Krieg, der Handel stockt, die Menschen hungern. Es ist der 11. Juni 1621. In den frühen Morgenstunden sind 27 protestantische böhmische Adlige enthauptet worden, darunter der Leibarzt des Kaisers, Doktor Jessenius. Im Gasthaus „Zum silbernen Hecht“ treffen am Abend die einstigen Bediensteten des Kaisers zusammen: der Hofnarr Brouza, der zweite Kammerdiener Čerwenka, der Lautenspieler Kasparek und der Barbier Svatek. Sie geben sich alten Anekdoten hin, Erinnerungen an bessere Zeiten. Der Kammerdiener Čerwenka hat eben behauptet, der Kaiser hätte ihm auf dem Sterbebett prophezeit, dass sein Leibarzt Doktor Jessenius einst hingerichtet werden würde. Aber dass der Kaiser prophetische Gaben hatte, wollen ihm die anderen nicht so recht glauben. Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.

Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (20/25)
In 14 Novellen und einem Epilog erzählt Leo Perutz seine Geschichte; mittlerweile sind wir bei der zwölften Novelle angelangt. Chronologisch gesehen ist es die letzte. Der Kaiser ist längst tot, und seit drei Jahren wütet der Dreißigjährige Krieg. Die Zeiten sind schlecht, die Aussichten düster. Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.

Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (19/25)
In der ersten Novelle haben wir sie schon kennengelernt: die beiden Spaßmacher Jäckele-Narr und Koppel-Bär. Damals hat der hohe Rabbi Löw sie auf den Friedhof geschickt, damit sie die Ursache für das große Kindersterben in der Judenstadt herausfinden. In dieser Geschichte jetzt - sie heißt „Der Branntweinkrug“ - wandern sie durch die nächtlichen Gassen der Prager Judenstadt. Es ist eine besondere Nacht zwischen dem jüdischen Neujahrs- und dem Versöhnungsfest, in der die Toten sich in der Altneuschule zum Fest versammeln und die Namen aller rufen, die im kommenden Jahr sterben müssen. Koppel-Bär und Jäckele-Narr kümmert das wenig, sie streiten. Auf einer Hochzeitsgesellschaft hat Koppel-Bär ein Fässchen Branntwein mitgehen lassen - dabei darf er den, seiner Gesundheit wegen, gar nicht trinken. „Branntwein, was soll uns der Branntwein? Dir ist er verwehrt und mir ist er zuwider“, schimpft ihn Jäckele-Narr. Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.

Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (18/25)
„Der vergesse Alchemist“ heißt die Novelle, in der wir uns gerade befinden. Der Alchemist Jakobus van Delle hat seinen Kopf verpfändet, dass er für Kaiser Rudolf Blei in Gold verwandeln kann. Es ist ihm nicht geglückt, und jetzt ist er auf der Flucht. Der Hofnarr Anton Brouza hat ihm über die Burgmauer geholfen, doch beim Absprung von der Strickleiter hat van Delle sich den Fuß verstaucht. Die Flucht endet in einer kleinen Hütte an der Umfassungsmauer, die dem Brouza gehört. Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.

Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (17/25)
Seit zwei Jahren ist der Alchemist Jakobus van Delle am Hof des notorisch blanken Rudolfs des Zweiten, Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. Bei seinem Leben hat er Rudolf versprochen, aus Blei Gold zu machen. Jetzt ist die Frist um, kein Gold in Sicht - und van Delle sieht keinen anderen Ausweg, als von der kaiserlichen Burg zu fliehen. Das Geld für die Flucht will ihm sein einziger Vertrauter am Hof beschaffen, der Hofnarr des vorherigen Kaisers, Anton Brouza, der mit ihm fliehen will und eine ganz eigene Methode hat, aus nichts Gold zu machen. Er geht zu Kaiser Rudolf und lässt sich ein Gemälde zeigen, das der Kaiser kürzlich erstanden hat. Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.

Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (16/25)
Der Kaiser braucht Geld. Die Schatzkammern sind leer, und auf seine Räte will er nicht hören, die schon wüssten, wie zu sparen sei. Zum Beispiel, indem der Kaiser aufhörte, teure Gemälde zu kaufen. Doch der beschäftigt stattdessen lieber Alchemisten. Etliche hat er schon verschlissen, seit zwei Jahren ist jetzt Jakobus van Delle bei ihm in Dienst. Doch auch der wird kein Blei in Gold verwandeln. Der kaiserliche Kammerdiener Philipp Lang sagt es dem Kaiser frei heraus - denn er hat einen anderen Plan, wie sein Herr zu Geld kommen kann - und er selbst gleich mit. Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.

Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (15/25)
Vor drei Jahren ist die schöne Jüdin Esther gestorben, und ihr Mann, der reiche Mordechai Meisl, vermisst sie schmerzhaft. Er will ein Bild von ihr haben. Der Maler Brabanzio soll es nach seinen Angaben malen. Durch Zufall ist auch Kaiser Rudolf im Atelier des Malers. Der Kaiser, ein eifriger Kunstsammler, gibt sich als öffentlicher Schreiber aus, wenn er inkognito in Prag unterwegs ist. Auch er vermisst Esther, seine Traumgeliebte. Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.

Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (14/25)
Die schöne Jüdin Esther, die Frau des reichen Mordechai Meisl, ist uns in der Novelle „Nachts unter der steinernen Brücke“, die dem Roman den Titel gegeben hat, schon begegnet. Als Rosmarin und rote Rose waren sie und Kaiser Rudolf der Zweite ein Liebespaar, das Nacht für Nacht zusammenkam. Doch diese Nächte sind schon lang vorbei. Esther ist tot, und zwei Männer trauern um sie. Im Atelier des Malers Brabanzio führt sie der Zufall zusammen. Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.

Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (13/25)
Dass nicht der Mars, sondern die Venus sein Geschick bestimmen, hat Wallenstein vom Astronomen Kepler erfahren. Damit hat er nicht gerechnet. Schließlich will er bei einem Coup mitmachen, der ihm eine Menge Geld bringen soll. Was er dafür genau tun muss, will ihm der Patron, der Chef der Diebesbande, bei einem geheimen Treffen erzählen. Er soll nur in den Wagen steigen, den der Patron ihm zu nächtlicher Stunde schickt. Wallenstein tut, wie ihm geheißen. Doch dann kommt er aus dem Wundern nicht mehr heraus: der Patron ist eine Frau. Und statt über den Coup zu sprechen, gibt es ein formidables Abendessen und allerlei seltsame Andeutungen. Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.

Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (12/25)
Der sagenhafte Reichtum des Juden Meisl weckt Begehrlichkeiten. Barvitius, ein in Ungnade gefallener Hofbeamter, der jetzt der Kopf einer Diebesbande ist, plant einen Coup, um an Meisls Geld zu kommen. Es fehlt ihm lediglich noch ein Mann, der sich mit dem Kriegshandwerk auskennt. Sein vertrauter Leitnizer kennt da einen - jung, ungestüm und unzufrieden, der dringend Geld braucht, um groß rauszukommen: Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein, genannt Wallenstein. Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.

Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (11/25)
Es gibt einen Erzähler in diesem Roman, den Hauslehrer Jakob Meisl, ein Nachfahre des legendären Mordechai Meisl. Oft taucht er nicht auf, aber alle Novellen, die Sie hier hören, sind im Grunde Nachhilfestunden in Weltgeschichte, die Jakob Meisl seinem Schüler, Leo Perutz, erteilt. Die Theorien des Hauslehrers zum Lauf der Welt stehen so vermutlich in keinem Geschichtsbuch: Ein Hund, der bellte, und ein Hahn, der krähte - sie haben das Glück des Wallenstein begründet, erklärt er den Reichtum Wallensteins. Und davon handelt diese Novelle. Bis es so weit ist, dauert es aber noch. Im Moment ist Wallenstein abgebrannt und hat eben vom Astronomen Kepler erfahren, dass nicht der Mars, sondern die Venus seine Geschicke bestimmen wird. Das ist ganz und gar nicht das, was er erwartet hat. Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.

Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (10/25)
Aus 14 Novellen besteht dieser Roman, doch Leo Perutz erzählt seine Geschichte nicht in chronologischer Reihenfolge. Willkürlich ist diese Reihenfolge allerdings nicht, erklärt der Schriftsteller in einem Brief an seinen langjährigen Verleger Paul Zsolnay, sondern die für ihn einzig mögliche Anordnung. Am Anfang steht das Rätsel: welches Vergehen hat Gott so erzürnt, dass er die Pest über die Prager Judenstadt geschickt hat? Die Antwort darauf setzt sich in den folgenden Geschichten puzzleartig zusammen. Wir beginnen heute mit der achten Novelle. Zwei weitere Figuren der Weltgeschichte betreten die Bühne. Der Astronom Johannes Kepler und der junge Feldherr Albrecht von Waldstein, bekannt unter dem Namen Wallenstein. Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.

Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (9/25)
„Der entwendete Taler“ heißt die Novelle, in der wir uns gerade befinden. Rudolf der Zweite ist noch ein junger Mann. Ein Silbertaler bringt ihm Unglück, solange er nicht bei seinem Besitzer angelangt ist, einem Juden namens Meisl. Den sucht Rudolf vergeblich. Er wirft den Taler in den Fluss, wo ihn ein Fischer auffängt und in seine Manteltasche steckt. Der Mantel ist mittlerweile bei einem Altkleiderhändler in der Judenstadt angelangt, Rudolf auch. Der Altkleiderhändler beklagt sich bitter bei Rudolf über die Schwierigkeiten seines Gewerbes, erntet aber nur den schwachen Trost, dass die vom Stamme Ruben eben mit alten Kleidern Handel treiben müssten, weil sie einst um das Gewand von Jesus gewürfelt hätten. Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.

Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (8/25)
Und wieder springen wir in der Zeit. Wir haben den alten Kaiser Rudolf erlebt, der nachts wach liegt und um die schöne Jüdin Esther trauert. Wir haben vom reichen Juden Meisl gehört, dessen weißer Pudel nach seinem Tod durch die Straßen streunt und fast am Galgen endet. Doch in dieser Novelle sind sie beide jung, der Kaiser und Meisl - und letzterer ist bettelarm. Hier treffen sie zum ersten Mal aufeinander. Rudolf - der noch kein Kaiser ist, sondern nur Erzherzog - hat sich im Wald verirrt und stößt auf zwei riesenhafte Männer, die einen Stapel Gold, einen Stapel Silbermünzen und einen Stapel Kupferpfennige vor sich aufgetürmt haben. Als Rudolf sie fragt, wer sie seien, antwortet der eine: „Die unter mir stehen, nennen mich den Großen und Mächtigen. Und mein Geselle heißt der Furchtbare und Starke.“ Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.

Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (7/25)
Rudolf der Zweite, Kaiser des Heiligen Römischen Reichs und König von Böhmen, hat schlechte Nächte und beunruhigende Gedanken. Er glaubt sich von den Toten verfolgt und fürchtet ihre Rache. Manchmal erscheinen sie ihm als Krähe, Kuckuck oder Hummel und reden gotteslästerliches Zeug, manchmal schlüpfen sie in die Gestalt eines neuen Dieners oder eines unbekannten Gastes. Das macht die Audienzen beim Kaiser mitunter zu bizarren Veranstaltungen. Eben ist der marokkanische Gesandte - von Venedig kommend - in Prag abgestiegen. Er soll Rudolf ein Freundschafts-Schreiben des Herrschers von Marokko überreichen. Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.

Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (6/25)
Eifersucht und Eitelkeit haben den jungen venezianischen Grafen Collalto ins Verderben gestürzt. Bei einem Ball hatte den Baron Juranic wegen seines ungehobelten Tanzstils lächerlich gemacht. Der Baron hat ihn zum Duell gefordert, Collalto hat verloren. Und um sein Leben zu retten, verlangt der Baron nun von ihm, eine Sarabande zu tanzen - durch alle Gassen Prags, ohne Pause bis zum Morgen. Doch die Musikanten des Barons fallen vor jedem Kruzifix und jeder Marienstatue, an der sie vorbeikommen, auf die Knie und beten. Der Graf kann atemschöpfen, was den Baron verdrießt. Kurzerhand dirigiert er die Gruppe in die Judenstadt. Collalto tanzt zu Tode erschöpft am Haus von Rabbi Löw vorbei und fleht ihn um ein Christusbild an. Der Rabbi zaubert jedoch ein „Ecce homo“ an die gegenüberliegende Hauswand – ein Bild des verfolgten Judentums. Das rührt das steinerne Herz des Barons und bringt ihn von der grausamen Strafe ab. Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.

Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (5/25)
Die „Sarabande“ heißt die Novelle, in die wir heute einsteigen. Der geheime Rat und Kanzler von Böhmen, Herr Zdenko von Lobkowicz, veranstaltet ein Fest in seinem Prager Stadthaus. Die Herren sind à la Mode gekleidet: mit goldgestickten Röcken aus purpurfarbenem Samt und weißgefütterten geschlitzten Ärmeln. Nur einer fällt aus dem Rahmen: der Baron Juranic, der in Reisekleidern erscheint. Sein Gepäck ist auf der letzten Poststation liegen geblieben. Er ist das Kriegshandwerk gewöhnt, nicht die feine Gesellschaft. Und er tanzt ungefähr so elegant wie ein dressierter Bär. Dem jungen venezianischen Grafen Collalto könnte das egal sein, wenn der Baron nicht ein Auge auf das Fräulein geworfen hätte, um das auch er sich bemüht. Also versucht er nach Kräften, den Baron lächerlich zu machen. Doch der lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.

Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (4/25)
Es ist ein Wintertag im Jahr 1609, an dem es dem armen Juden Berl Landfahrer an den Kragen gehen soll. Der Unglücksvogel hat einen gestohlenen Zobelfellmantel gekauft, und dafür soll er nun an den Galgen kommen. Um seine Schmach zu vergrößern, sollen gleich noch zwei Straßenhunde mit ihm gehängt werden. Die haben erst recht nichts verbrochen - ein abgemagerter Bauernköter mit rotbraunem Fell und ein weißer Pudel, der einst dem reichen Juden Mordechai Meisl gehört hat. Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.

Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (3/25)
Aus 14 in sich abgeschlossenen Novellen besteht dieser Roman. Und wir springen heute mitten hinein in die zweite Novelle. „Des Kaisers Tisch“ heißt sie, und sie spielt an einem Frühsommertag des Jahres 1598 in Prag. Dort herrscht der habsburgische Kaiser Rudolf der Zweite. Das ist nicht allen Untertanen recht. Der junge Peter Zaruba hofft auf einen König böhmischer Nation, der dem reformierten Glauben anhängt. Einer seiner Urahnen hat einst prophezeit, dass ein Sprössling aus seinem, dem Zaruba-Geschlecht, die Freiheit Böhmens wieder aufrichten wird. Aber - ganz wichtig - er darf niemals von des Kaisers Tisch essen, sonst wird es damit nichts. Peter Zaruba fühlt sich dazu auserwählt, Böhmen zu alter Größe zu verhelfen. Als ihn sein Schwager Georg Kapliř, der beim Kaiser geschäftlich zu tun hat, dorthin zum Essen mitnehmen will, schlägt er die Einladung empört aus. Stattdessen geht er in ein Gasthaus, wo es ein sagenhaftes Menü mit zwölf Gängen gibt, für nur drei böhmische Groschen: Nierenschnitten am Spieß gebraten, Fasanenragout und Kalbszünglein, gefüllten Schweinsfuß und - zum Nachtisch - Marzipankügelchen mit Zuckerguss. Peter Zaruba langt begeistert zu. Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.

Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (2/25)
Die Pest wütet in der Prager Judenstadt, und vor allem die Kinder fallen ihr zum Opfer. Rabbi Löw sucht den Schuldigen, der Gottes Zorn so stark erregt hat, dass er die Plage über die Stadt geschickt hat. Und er trägt den beiden Spaßmachern Jäckele-Narr und Koppel-Bär auf, die toten Kinder auf dem Friedhof zu befragen. Sie erhalten Antwort: „Es ist geschehen um der Sünde Moabs willen, die eine unter euch begangen hat.“ Doch keine Frau aus der Gemeinde will einen Ehebruch zugeben. Also bestellt der Rabbi die beiden Spaßmacher ein zweites Mal ein. Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.

Leo Perutz: Nachts unter der steinernen Brücke (1/25)
Heute beginnen wir mit dem Roman „Nachts unter der Steinernen Brücke“ des österreichischen Schriftstellers Leo Perutz. Geboren wurde Leo Perutz, wie Franz Kafka, in Prag. Er gehörte zum Kreis um Robert Musil und Franz Werfel in Wien, später floh er vor den Nationalsozialisten ins Exil nach Palästina. Dort hat er seinen wichtigsten Roman vollendet - eine zeitlose Geschichte über eine untergegangene Welt. Sie spielt in Prag um das Jahr 1600. Zahllose Kinder sterben an der Pest. Wie Rabbi Löw tappen wir Hörerinnen und Hörer anfangs im Dunkeln: wer ist für diese Epidemie verantwortlich? In 14 Episoden löst er nach und nach das Rätsel um die unmögliche Liebe von Kaiser Rudolf zur schönen Esther, der Frau des reichen Mordechai Meisl. Leo Perutz verwebt historische Fakten, volkstümliche Sagen und jüdische Legenden – und erzählt so von der Zerstörung der alten Prager Judenstadt, in der er selbst aufgewachsen ist. Der Schauspieler Felix von Manteuffel liest »Nachts unter der steinernen Brücke« von Leo Perutz. Das Audio ist online bis zum 08.10.2026.

Henry David Thoreau: Walden oder Leben in den Wäldern (11/11)
Zweieinhalb Jahre hat Henry David Thoreau am einsamen Waldensee gelebt, nachdem er 1845 dem Lehrerberuf den Rücken gekehrt hatte. Im Lauf unserer Lesung haben wir ihn bei seinen Beobachtungen und Reflektionen einmal durch alle Jahreszeiten begleitet. Im letzten Kapitel seines Buches fasst Thoreau seine Überlegungen noch einmal in einer Art Glaubens-, oder besser: Lebensbekenntnis zusammen. Die Inschrift am Apollo-Tempel zu Delphi „Erkenne dich selbst“ wird neu, wird amerikanisch formuliert: Seid für die Welt in euch selbst ein Kolumbus - und eröffnet neue Straßen, nicht für den Handel, sondern für die Gedanken. Das Audio ist online bis zum 02.09.2026.

Henry David Thoreau: Walden oder Leben in den Wäldern (10/11)
Im Frühjahr 1845 hat sich Henry David Thoreau an den einsamen Waldensee zurückgezogen und dort zweieinhalb Jahre in einer selbstgebauten Blockhütte verbracht. Am Freitag haben wir gehört, wie Thoreau in seiner Hütte mit dem Winter fertig wurde. Im folgenden Kapitel kommt der Frühling. Das Audio ist online bis zum 02.09.2026.

Henry David Thoreau: Walden oder Leben in den Wäldern (9/11)
Henry David Thoreau hat sich 1845 für zweieinhalb Jahre aus dem bürgerlichen Leben in der Stadt an den einsamen Waldensee zurückgezogen. Wie er dort während der Sommermonate lebt, haben wir in den vergangenen Kapiteln gehört. Jetzt wird es Herbst. Der Winter steht vor der Tür, und die selbstgebaute Hütte muss winterfest gemacht werden. Thoreau baut einen Kamin, und er singt ein Hohelied auf das Holz und das Feuer. Das erste Gedicht, das Sie in diesem Kapitel hören werden, ist eines der meist zitierten Gedichte von Thoreau selbst. Das abschließende Gedicht mit dem Titel „Waldfeuer“ hat Ellen Hooper geschrieben. Das Audio ist online bis zum 02.09.2026.

Henry David Thoreau: Walden oder Leben in den Wäldern (8/11)
Henry David Thoreau hat Mitte des 19. Jahrhunderts seine bürgerliche Existenz aufgegeben. Zweieinhalb Jahre lebt er allein in einer selbstgebauten Hütte am Waldensee in Massachusetts. Heute erzählt er etwas über diejenigen, die schon längst vor ihm hier gelebt haben: die Tiere. Thoreau bleibt nicht bei biologischen Erklärungen. Er macht sich alle Tiere gewissermaßen zu Lasttieren, zu Trägern seiner eigenwilligen Reflexionen, etwa wenn er Ameisenkämpfe als Völkerschlachten sieht. Das Audio ist online bis zum 02.09.2026.

Henry David Thoreau: Walden oder Leben in den Wäldern (7/11)
Zweieinhalb Jahre hat Henry David Thoreau am einsamen Waldensee in der Nähe der Stadt Concord gelebt – und dafür seine bürgerliche Existenz aufgegeben. Seine Erfahrungen, die er in der Einsamkeit gemacht hat, bezeichnet er selbst als Experiment. Bisher haben wir gehört, wie er seine Hütte gebaut, in der Natur seine Sinne geschärft und außergewöhnliche Besucher empfangen hat. In unserer heutigen Lesung begleiten wir Thoreau bei einem seiner seltenen Ausflüge ins nächstgelegene Dorf, und wir fahren mit ihm hinaus zum Fischfang auf den Waldensee. Das Audio ist online bis zum 02.09.2026.

Henry David Thoreau: Walden oder Leben in den Wäldern (6/11)
Bisher haben wir gehört, wie Henry David Thoreau in der Nähe der Stadt Concord am Waldensee eine Hütte gebaut hat, um dort in Einsamkeit zu leben. In diesem Kapitel jetzt beschreibt er, welche Besuche er trotzdem schätzt. Seine Gastfreundschaft gilt vor allem einem kanadischen Holzfäller. Dieser Mann ist eins mit der Natur und seiner Arbeit. Er braucht die Menschen nicht. Aber er kommt gern zu Thoreau und lässt sich von ihm Homer vorlesen. Das Audio ist online bis zum 02.09.2026.

Henry David Thoreau: Walden oder Leben in den Wäldern (5/11)
Henry David Thoreau hat 1845 sein bürgerliches Leben aufgegeben und sich eine Hütte am Waldensee gezimmert. Wir haben schon gehört, wie er dort so nah wie möglich an der Natur zu leben versucht. In der heutigen Lesung preist Thoreau die Einsamkeit. Sie ermöglicht ungestörte Naturbeobachtungen. Gesellschaft vermisst Thoreau kaum. Wir sind meistens einsamer, wenn wir hinausgehen unter die Menschen, als wenn wir in unserem Zimmer bleiben, schreibt er. Das Audio ist online bis zum 02.09.2026.

Henry David Thoreau: Walden oder Leben in den Wäldern (4/11)
Thoreau hat 1845 seinen Lehrerberuf aufgegeben und sich für zweieinhalb Jahre an den einsamen Waldensee in der Nähe der Stadt Concord zurückgezogen. In den ersten Kapiteln schreibt er über seine Motive. Er schildert den Bau seines Blockhauses und stellt Überlegungen zum „wirklichen Leben“ an. Das folgende Kapitel trägt die Überschrift „Töne“. Alle Sinne werden geschärft, schriebt Thoreau, wenn der Mensch nicht gezwungen ist, mit dem Kopf oder den Händen zu arbeiten. Das Audio ist online bis zum 02.09.2026.

Henry David Thoreau: Walden oder Leben in den Wäldern (3/11)
Wir haben bereits gehört, warum sich der amerikanische Schriftsteller Henry David Thoreau 1845 aus seiner bürgerlichen Existenz an den einsamen Waldensee zurückgezogen hat. Im Kapitel „Wo und Wofür ich lebte“ schildert Thoreau seinen Einzug in die selbst gebaute Hütte. Er genießt das einfache Leben - denn er beabsichtigt nicht, wie er schreibt, eine Ode an die Niedergeschlagenheit zu singen, sondern so vergnügt wie der Hahn am frühen Morgen zu krähen. Das Audio ist online bis zum 02.09.2026.

Henry David Thoreau: Walden oder Leben in den Wäldern (2/11)
Im ersten Kapitel seines Buches erzählt Thoreau, warum er Mitte des 19. Jahrhunderts sein bürgerliches Leben aufgegeben hat. Er hat sich am Waldensee selbst ein Blockhaus gebaut. Dort – in der Nähe der Stadt Concord im US-Bundesstaat Massachusetts – lebt er zweieinhalb Jahre als Einsiedler. In dieser Folge schildert er, wie er es mit einer Axt und 28 Dollar zum Hausbesitzer gebracht hat. Das Audio ist online bis zum 02.09.2026.

Henry David Thoreau: Walden oder Leben in den Wäldern (1/11)
Wir beginnen heute mit der Lesung des Buches „Walden oder Leben in den Wäldern“ von Henry David Thoreau. Er war einer der ersten großen Visionäre eines „anderen“ Amerika. Mitte des 19. Jahrhunderts lebte er für zweieinhalb Jahre allein in einer selbstgebauten Hütte am Waldensee in Massachusetts. Thoreau praktizierte die große Verweigerung - und inspirierte damit die amerikanische Bürgerrechtsbewegung und Generationen von Aussteigern. Menschen auf Sinnsuche fasziniert er bis heute. „Ökonomie“ heißt das erste und zugleich grundlegende Kapitel. Er berichtet von seinen Motiven, die ihn zum radikalen Schritt in die Einsamkeit gebracht haben. Es liest der Schauspieler und Hörspielsprecher Günter König in einer Produktion von Radio Bremen aus dem Jahr 1984. Das Audio ist online bis zum 02.09.2026.

Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus (16/16)
Er ist nun noch Epilog des Buches und umreißt den Fußweg Seumes von Paris ins heimatliche Dresden. Dort entstand nach Seumes Rückkehr in nur wenigen Monaten das große Reisebuch, gestützt auf Tagebuchnotizen und Briefe, die er von der Reise geschrieben hatte. Es liest nun noch einmal Gert Heidenreich. Das Audio ist online bis zum 18.08.2026.

Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus (15/16)
Seume ist nun, wie wir zuletzt hörten, auf seinem Rückweg von Syrakus nach Dresden über Zürich nach Paris gelangt, in die französische Hauptstadt, wo Bonaparte, der erst 33 Jahre alte Korse, als erster Konsul der Republik amtiert. Der Kern von Seumes Notizen enthält seine Auseinandersetzung mit dem vormals bewunderten Stadthalter der Revolution und nachmaligen Kaiser der Franzosen. Es liest Gert Heidenreich. Das Audio ist online bis zum 18.08.2026.

Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus (14/16)
Seumes Spaziergang geht in seine vorletzte Etappe, von Zürich nach Paris. Die Schilderung seines Aufenthaltes in der französischen Hauptstadt gehört zu den wohl berühmtesten Passagen des Buches. Die geschichtliche Entwicklung Frankreichs beflügelt Seume, der im August 1802 nach Paris kommt, zu einer glänzenden Analyse des Konsuls unter französischen Verhältnisse. Es sind Passagen, denen man in der politischen Literatur Deutschlands in jener Zeit wenig Vergleichbares an die Seite stellen kann. Hören Sie wieder Gert Heidenreich, zunächst mit Eintragungen, die Seume noch dem Züricher Kapitel zugeordnet hat. Das Audio ist online bis zum 18.08.2026.

Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus (13/16)
Seume sagte einmal, er meine, jedes gute Buch müsse, näher oder entfernter, politisch sein. Der Schriftsteller und Publizist Wilhelm Hausenstein gab 1912 eine große Seume-Auswahl heraus – seine Fassung des "Spaziergangs nach Syrakus" liegt unserer Lesung zugrunde. Er schrieb über Seume: "Der Patriot Seume ist ohne den radikalen Demokraten Seume nicht denkbar. Man muss den Demokraten Seume offenbaren, wenn man den Patrioten Seume erklären will. Seume liebte sein Vaterland heiß, aber er liebte nicht das Vaterland wie es war, sondern das Vaterland, das er ersehnte, ein Vaterland der staatsbürgerlichen Gleichheit. Dem Vaterland wie es war, dem Vaterland des Feudalismus, stand er als Hasser, Verneiner, Zerstörer gegenüber. Er schrieb: 'Meine Hoffnung als Deutscher finde ich nur in der Zerstörung.'" Gehen wir zum Spaziergang zurück, der den Wanderer auf dem Rückweg nach Zürich geführt hat. Hier setzen die Notizen ein, die Gert Heidenreich nun vorlesen wird. Das Audio ist online bis zum 18.08.2026.

Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus (12/16)
Der Spaziergänger hat Sizilien durchwandert, hat Syrakus, die Stadt an der Südspitze der Insel, und damit das Ziel seiner Reise erreicht. Dort macht er kehrt und läuft zurück. Nicht immer auf denselben Wegen. Rom, die ewige Stadt und die Stadt der Päpste, liegt allerdings auch diesmal auf seinem Weg und von hier hörten wir zuletzt die Schilderung vom Begräbnis des Papstes und vom Elend der Bettler. Überhaupt beschreibt Seume den Kirchenstaat als Paradies der Straßenräuber, die mit Billigung der Kirche und oft unter ihrem Schutz ihr finsteres Gewerbe treiben, auf Kosten der Armen. Auf die Kunstschätze Roms wirft Seume bei diesem zweiten Aufenthalt nur einen flüchtigen Blick. Es liest Gert Heidenreich. Das Audio ist online bis zum 18.08.2026.

Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus (11/16)
Seume zog 1802 durch ein von den napoleonischen Kriegen verwüstetes Italien – er findet fast alle italienischen Provinzen im Zustand der Verwahrlosung vor. Ein Großteil der Bevölkerung hungert, Verbrechen sind an der Tagesordnung und der Klerus hält das Volk in abergläubischer Abhängigkeit. Seume sieht die Ursache dieses Zustands, im Unterschied zu anderen Italienreisenden vor und nach ihm, nicht in der Mentalität der Italiener, in einer angeborenen Neigung zur Faulheit, zum dolce far niente. Er sucht die Ursachen vielmehr in den sozialen Gegebenheiten. Seume macht auf seiner Reise einen Lernprozess durch, der sich in seiner Beschreibung nachzeichnen lässt. Es liest Gert Heidenreich. Das Audio ist online bis zum 18.08.2026.

Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus (10/16)
Der Spaziergänger hat, wie wir zuletzt hörten, das Ziel seines Weges erreicht, die Stadt Syrakus an der Südspitze Siziliens, und von dort aus hatte er den Rückweg in die sächsische Heimat nach Dresden angetreten, teilweise jedoch, wie sich zeigen wird, auf anderen Wegen und Umwegen als während des ersten Teils seiner Reise. Von Seumes Polemik gegen Kirche und Klerus haben wir schon früher einige Proben erlebt, und dieses Thema steht auch im Mittelpunkt des folgenden Leserabschnitts. Es liest Gert Heidenreich. Das Audio ist online bis zum 18.08.2026.

Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus (9/16)
Unser Spaziergänger ist, so hörten wir zuletzt, auf Sizilien angelangt. Von Palermo ist er über Agrigent nach Syrakus gegangen, voller Empörung über das Elend der Menschen und ihre Armut. "Die Insel sieht im Innern furchtbar aus. Hier und da sind einige Stellen bebaut, aber das Ganze ist eine Wüste, die ich in Amerika kaum so schrecklich gesehen habe. Ich blickte fluchend rund um mich her über den reichen Boden und hätte in diesem Augenblick alle sizilischen Baron und Äbte mit den Ministern an ihrer Spitze ohne Barmherzigkeit vor die Kartätsche stellen können." Dann erreicht Seume Syrakus, wo er knapp anmerkt: "Dies ist also das Ziel meines Spazierganges und nun gehe ich mit einigen kleinen Umschweifen wieder nach Hause." In Syrakus sind auch die folgenden Notizen zu Papier gebracht. Es liest Gert Heidenreich. Das Audio ist online bis zum 18.08.2026.

Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus (8/16)
Unser Spaziergänger ist nun auf Sizilien angekommen und nah dem Ziel seiner Reise, der Stadt Syrakus, an der Südspitze der Insel. Seume richtete den Blick auf die soziale Realität Italiens. Besonders seine Eindrücke aus Sizilien mögen ihn in seiner politisch-radikalen, jakobinischen und antiklerikalen Haltung bestärkt haben. Mit seiner Seele suchte Seume das Land der Griechen: Er trug eine ganze Bibliothek der antiken klassischen Schriftsteller im Rucksack mit sich. Davon wird gerade im nächsten Abschnitt zu hören sein, in dem Seume eine Probe seiner Übersetzungskunst gibt. Und zwar aus Theokrit, einem seiner Lieblingsautoren, der im dritten Jahrhundert vor Christus in Syrakus lebte und als Ahnherr der bukolischen Dichtung gilt. Doch hören Sie wieder Gert Heidenreich mit Seumes Notaten, die er in Palermo zu Papier bringt. Das Audio ist online bis zum 18.08.2026.

Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus (7/16)
Seume beschreibt den Weg von Rom nach Neapel, der ihn, den Fußgänger, an die Ufer des Flusses Garigliano führt. Dort bieten ihm zahlreiche Maultiertreiber ihre Dienste an, und zwar so nachhaltig und aufdringlich, dass er eine Wegstrecke auf dem Rücken eines Maultieres inmitten einer Karawane zurückzulegen gezwungen ist. Es liest Gert Heidenreich. Das Audio ist online bis zum 18.08.2026.

Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus (6/16)
Auf seinem Spaziergang ist Seume, wie wir zuletzt hörten, inzwischen nach Rom gelangt, in die ewige Stadt, die nicht weniger, das heiß ersehnte erste Ziel seiner Reise war als bei Goethe. In Rom hat Seume die folgenden Notizen zu Papier gebracht, die die letzten Stationen seines Weges beschreiben. Es liest Gert Heidenreich. Das Audio ist online bis zum 18.08.2026.

Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus (5/16)
"Wer geht, sieht im Durchschnitt anthropologisch und kosmisch mehr, als wer fährt", schreibt Seume in einem späteren Reisebuch. Und das unterscheidet ihn von Goethes italienischer Reise – dieser war mit der Kutsche unterwegs. "Ich halte den Gang für das Ehrenvollste und Selbstständigste in dem Manne und bin der Meinung, dass alles besser gehen würde, wenn man mehr ginge. Wo alles zu viel fährt, geht alles sehr schlecht." Auf seinem langen Spaziergang, der in Dresden begann, ist Seume, wie wir hörten, endlich nach Italien gelangt. Die folgenden Notizen werden in Bologna zu Papier gebracht, auch diesmal in Form eines an einen Freund in der Heimat adressierten Tagebuchs. Es liest Gert Heidenreich. Das Audio ist online bis zum 18.08.2026.

Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus (4/16)
Warum ging Seume nach Italien? Warum nahm er den beschwerlichen Fußmarsch von 3000 Kilometern auf sich? Die Philologen haben die Frage nicht vollständig klären können. In einem Brief, geschrieben in Wien am Silvestertag 1801, schon von seinem Spaziergang heißt es: "Der Gang ist lange Zeit eine meiner Lieblingsträumereien gewesen. Wenn ich länger warte, werden meine Haare grau, meine Knochen morsch und vielleicht auch mein Mut klein. Und ich fürchte mich vor nichts so sehr als vor Kleinmut." Seume hat auch bemerkt, dass er sich "bei seiner Tätigkeit als Korrektor im Verlag Göschen zusammengesessen hat und das Zwerchfell wieder etwas auseinander wandeln will." Am 9. Dezember brach Seume also auf, das Jahresende verbrachte er, wie erwähnt, in Wien. Von dort ging es dann weiter über Graz und Laibach nach Triest. Von hier ist die nächste Aufzeichnung datiert. Es liest Gert Heidenreich. Das Audio ist online bis zum 18.08.2026.

Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus (3/16)
Seume ging im Jahr 1802 nach Italien, anderthalb Jahrzehnte nach Goethe. Aber sein Reisebuch erschien bereits 1803 – knapp anderthalb Jahrzehnte vor Goethes italienischer Reise. Die beiden klassischen deutschen Italienbücher sind oft miteinander verglichen worden, dennoch wurde Seume zum unbekannten Klassiker. Von Dresden aus ist er über Prag nach Wien gelangt, in die Residenz des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, vier Jahre bevor Napoleon es liquidierte. Napoleons Truppen stehen damals noch in Italien, aber der Schatten des Konsuls fällt schon über die Alpen, auf Wien und das Reich. Es liest Gert Heidenreich. Das Audio ist online bis zum 18.08.2026.

Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus (2/16)
Johann Gottfried Seume war 38 Jahre alt, als er sich aufmachte zu seinem langen Fußweg zur Südspitze Europas. Ein schwieriges und mühevolles Leben lag damals bereits hinter ihm – mit 17 Jahren gerät Seume in die Hände von Militärwerbern und wird mit als Söldner nach Amerika verkauft. Und diese Erfahrungen waren es wohl, die Seumes Wirklichkeitssinn schärften und ihn die soziale und politische Realität Italiens so unbefangen und kritisch betrachten ließen. Sein großer Spaziergang beginnt im Dezember 1801, im strengen Winter. Es war nicht nur in physischer Hinsicht ein extremes Wagnis, ein heute kaum nachvollziehbares Abenteuer. Vor Seume lag ein Fußweg von rund 3000 Kilometern, durch Kälte und Schnee über Gebirge und Wasserläufe, ständig bedroht durch Straßenräuber und Banditen. Seume ging zunächst mit einem Freund, dem Maler Hans Schnorr, und der Weg führte sie von Dresden nach Prag. Es liest Gert Heidenreich. Das Audio ist online bis zum 18.08.2026.

Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus (1/16)
"Der letzte Gang nach Sizilien war vielleicht der erste ganz freie Entschluss von einiger Bedeutung." – So schreibt Johann Gottfried Seume über seine neunmonatige Wanderung nach Syrakus. Dem Leipziger Lektor Johann Gottfried Seume wird es zu Hause zu eng, wohl nicht zuletzt aufgrund einer unglücklichen Herzensangelegenheit – und so machte er sich am 9. Dezember 1801 mit seinem gepackten Rucksack vom sächsischen Grimma auf den Weg bis an den südlichsten Zipfel Europas. Seume nimmt uns mit auf seine Wanderung: Wir begleiten seine Etappen, Erlebnisse und Beobachtungen, von Dresden über Prag, Wien und Rom bis nach Syrakus auf der Insel Sizilien. Es liest Gert Heidenreich. Das Audio ist online bis zum 18.08.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (32/32)
Während Armgard und Woldemar auf Hochzeitsreise in Italien sind –zwischen Rom und Capri für Nachrichten unerreichbar – findet in Stechlin das Begräbnis des verstorbenen Vaters bzw. Schwiegervaters statt. Melusine ist mit ihrem Vater, Graf Barby, aus Berlin angereist. Schwester Adelheid ist von Kloster Wutz nach Stechlin gekommen. Eine große Trauergemeinde hat sich versammelt, Pastor Lorenzen hält die Predigt, und die schluchzende Agnes muss getröstet werden. Erst auf Capri erhält Woldemar einen Brief von Melusine mit der Todesnachricht. Unverzüglich tritt das Paar die Rückreise an – und kündigt sich bei Lorenzen an mit der Bitte, vom Bahnhof abgeholt zu werden. Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (31/32)
Dubslav von Stechlin ist tot. Still und schmerzlos ist er in der Nacht gestorben. Kein Heilmittel der alten Buschen hatte mehr geholfen. Agnes, ihre Enkelin, hatte für Dubslav noch die ersten Frühlingsblumen im Garten gepflückt. Zuvor war auch Pastor Lorenzen da gewesen. Er hatte Dubslav versprochen, sich weiterhin um das Wohl seines Sohnes Woldemar und des Hauses Stechlin zu kümmern. Jetzt wurden alle über den Tod des Schlossherrn informiert. Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (30/32)
Seit seine Schwester Adelheid das Haus verlassen hat, geht es Dubslav besser. Er trinkt regelmäßig den Kräutertee, den ihm die Buschen verschrieben hat. Deren Enkelin Agnes sorgt – gemeinsam mit der 17-jährigen Elfriede – für Abwechslung im Alltag des Kranken. Sie erfreuen ihn, wenn sie Bilderbücher durchblättern. Lehrer Krippenstapel bringt Bienenhonig, auf den er als Heilmittel schwört. Mit seinem Diener Engelke tauscht sich Dubslav aus – über gute und böse Geister. Agnes lauscht mit kindlicher Neugier. Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (29/32)
Dubslav von Stechlin geht es besser. Die Kräutertees der alten Buschen tun ihre Wirkung. Doch plötzlich taucht seine Schwester Adelheid auf. Sie will ihren kranken Bruder pflegen, kritisiert seinen Lebenswandel, erteilt ungefragt Ratschläge und macht auch nach einer Woche keine Anstalten, wieder abzureisen. Dubslav greift zu einer List: er lädt die zehnjährige Agnes, die Enkelin der Buschen, in sein Haus ein. Agnes soll bei ihm wohnen und Engelke bei der Krankenpflege unterstützen… Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (28/32)
Dubslav von Stechlin geht es wieder besser. Nachdem er die Hilfe von Doktor Moscheles abgelehnt hatte – der hatte eindeutig Sympathien für die Sozialdemokraten bekundet – ließ er nach der Buschen schicken. Die Buschen kennt sich mit Kräutern aus. Sie verordnet ihm Tee aus Bärlapp und Katzenpfoten. Das lindert die Beschwerden. Von Armgard und Woldemar, die sich auf Hochzeitsreise in Italien befinden, kommt Nachricht. Dubslav erhält einen Brief, den Armgard an Baronin Berchtesgaden geschrieben hat. Darin erzählt sie von Verona, Venedig und ihrer Fahrt zum Trasimenischen See… Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (27/32)
Dubslav von Stechlin geht es nicht gut, und sein schlechter Gesundheitszustand spricht sich herum. Während sich Doktor Sponholz aus Gransee für mehrere Wochen verabschiedet, um sich in der Schweiz selbst zu erholen, erhält Dubslav ungelegenen Besuch: Superintendent Koseleger möchte sich mit ihm über Fragen des Glaubens unterhalten. Die Initiative dazu ging von der streng religiösen Ermyntrud aus, der Frau des Oberförsters Katzler. Sie sieht es als ihre Pflicht an, Dubslav von seinem liberalen "leben und leben lassen"-Prinzip abzubringen. Doch Dubslav durchschaut die missionarischen Absichten. Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (26/32)
Woldemar und Armgard haben in Berlin geheiratet. Nach der Feier in der Garnisonkirche und einem bescheidenen Festmahl im Haus am Kronprinzenufer kann Dubslav endlich mit Graf Barby, dem Vater der Braut, plaudern. Spät nachts fährt sein Zug zurück nach Gransee. Er friert, ihm ist nicht wohl. Am folgenden Morgen ist sein rechtes Bein geschwollen. Sein Hausarzt Doktor Sponholz verordnet Fingerhut… Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (25/32)
Nach der Hochzeit von Armgard und Woldemar, die sie im Hause Barby am Berliner Kronprinzenufer gefeiert haben, ist das Brautpaar sofort zu seiner Hochzeitsreise Richtung Süden aufgebrochen. Die Hochzeitsgesellschaft zerstreut sich, unter anderem kehrt eine Runde illustrer Herren in ein Lokal in der Friedrichstraße ein. Wortführer ist der Journalist Doktor Pusch, der den erfolglosen Hobbymaler und -dichter Leutnant von Szilagy mit Ratschlägen überschüttet. Die Situation eskaliert im Folgenden, als sich auch die anderen Herren einmischen: der um Ausgleich bemühte Baron von Planta, der arrogante Maler-Professor Cujacius und der cholerische Musiker Doktor Wrschowitz. Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (24/32)
Nach ihrem Ausflug nach Stechlin sind Armgard und Melusine nach Berlin zurückgekehrt. Ihre Eindrücke schildern sie ihrem Vater, Graf Barby. Vom alten Dubslav, dem zukünftigen Schwiegervater Armgards, schwärmen sie beide – über Tante Adelheid kann sich vor allem Melusine so ereifern, dass die Schwestern darüber beinahe in Streit geraten. Die Ereignisse und Begegnungen haben die beiden ganz schön aufgewühlt. Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (23/32)
Die Schwestern Melusine und Armgard sind auf Weihnachtsbesuch in Stechlin. Den zugefrorenen See mussten sie unbedingt sehen. Doch das Eis aufzuhacken - darauf haben sie verzichtet, um den sagenumwobenen Hahn nicht zu stören. Mit Pastor Lorenzen, Woldemars Lehrer und Erzieher, hat Melusine ein ernstes Gespräch geführt und ihn gebeten, auch in Zukunft für Woldemar da zu sein. Schließlich besichtigen die Schwestern das sogenannte "Museum", eine Sammlung von Kuriositäten, die Dubslav in seinem Schloss eingerichtet hat. Er freut sich immer, mit Lehrer Krippenstapel über besondere Exponate, wie etwa das Bild eines Derfflingerschen Dragoners, zu fachsimpeln. Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (22/32)
Armgard ist mit ihrem Bräutigam Woldemar und ihrer Schwester Melusine zu Besuch bei Dubslav von Stechlin, ihrem zukünftigen Schwiegervater. Es ist Weihnachtszeit, und gemeinsam unternehmen sie einen Spaziergang an den Stechlinsee. Auch Tante Adelheid ist dabei, und die Spannungen zwischen ihr und Melusine sind unüberhörbar. Melusine ergreift jede Gelegenheit zur Konversation: sie befragt Bürgermeister Kluckhuhn zu dessen Erlebnissen im Krieg gegen Dänemark 1864. Dubslav selbst unterhält sich mit Uncke, dem Stechliner Gendarmen. Er hat das Ohr am Volk. Seine ernüchternde Diagnose: "Alle lügen sie. Was sie meinen, das sagen sie nicht, und was sie sagen, das meinen sie nicht." Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (21/32)
Woldemar und Armgard haben sich verlobt. Bis zuletzt war nicht klar, für welche der beiden Barby-Schwestern sich Woldemar entscheiden würde. Melusine ist denn auch ein wenig enttäuscht, gönnt ihrer Schwester aber den Bräutigam. Für den zweiten Weihnachtsfeiertag ist eine Reise nach Stechlin geplant: die Braut soll dem zukünftigen Schwiegervater vorgestellt werden. Dubslav trommelt eine kleine Gesellschaft zusammen: seine Schwester Adelheid macht sich von Kloster Wutz auf den Weg, und auch Superintendent Koseleger sagt zu. Etwas befangen heißt Dubslav seine künftige Schwiegertochter willkommen. Doch Melusine bricht das Eis und erobert sein Herz im Nu. Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (20/32)
Woldemar ist nach seiner England-Reise nach Berlin zurückgekehrt. Er besucht die Barbys am Kronprinzenufer und berichtet von seinen Erlebnissen. Melusine fragt ihn nach der Schönheit der Engländerinnen. Ihr Gespräch wird unterbrochen: Professor Cujacius kommt unangekündigt. Der Maler spricht ausschweifend über englische Kunst und bringt Woldemar in Verlegenheit, weil er zwei Maler mit ähnlichem Namen verwechselt. Zur Erleichterung aller bricht Cujacius schließlich auf. Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (19/32)
Woldemar hat seinen Vater über die bevorstehende Mission nach England per Brief informiert. Dubslav tauscht sich mit Pastor Lorenzen darüber aus: über die unerwartete große Ehre, die Woldemar zuteilwurde, und über sein persönliches Verhältnis zu England. Bei seinem gewohnten Spaziergang am Stechlinsee überdenkt Dubslav schließlich sein Leben. Er erinnert sich an seine verstorbene Frau – und begegnet wahrscheinlich nicht zufällig der alten Buschen, einer kräuterkundigen armen Frau, und ihrer Enkelin Agnes. Im folgenden Kapitel sind wir wieder am Kronprinzenufer in Berlin, wo wir mit Baronin Berchtesgaden einer zuverlässigen Informantin über Klatsch und Tratsch am Berliner Hof begegnen. Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (18/32)
Woldemar wird mit einer Abordnung seines Regiments nach London entsandt. Eine Ehre, für die er im Kameradenkreis beneidet wird. Auch sein Freund Czako kann seine Enttäuschung darüber kaum verbergen, dass ihm eine solche Karriere wohl versagt bleibt. Woldemar will sich vor seiner Abreise im Hause Barby verabschieden - nicht ohne Erkundigungen einzuholen, was sich in London zu sehen lohne. Der alte Graf hatte bis zum Tod seiner Frau mit den Töchtern Melusine und Armgard in London gelebt. Woldemar ist glücklich, Graf Barby allein zu Hause anzutreffen. Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (17/32)
Dubslav von Stechlin hat seine Niederlage als Kandidat der Konservativen bei der Wahl zum Reichstag problemlos weggesteckt. Nach einem gemeinsamen Essen mit seinen Parteifreunden in Rheinsberg gibt Direktor Thormeyer vom Städtischen Gymnasium eine erstaunliche Geschichte zum Besten. Es geht um die Frage, ob man geraubte Jungfräulichkeit wiederherstellen kann. Eine siamesische Prinzessin soll zu diesem Zweck erfolgreich in Büffelblut gebadet haben. Auf dem nächtlichen Rückweg nach Stechlin sammelt Dubslav mit seinem Kutscher Martin den betrunkenen alten Tuxen am Straßenrand auf. Der gibt zu, wie alle Bauern den sozialdemokratischen Kandidaten Feilenhauer gewählt zu haben. Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (16/32)
Die Wahl ist gelaufen in Rheinsberg-Wutz. Dubslav von Stechlin hatte sich als Kandidat der Konservativen für den Reichstag aufstellen lassen. Und war krachend gescheitert. Den Sieg haben die Sozialdemokraten errungen. Nachdem das Ergebnis feststeht, versammeln sich die Herren der Grafschaft im "Prinzregenten" am Rheinsberger Triangel-Platz. Trotz der Niederlage - aufs Essen will keiner von ihnen verzichten. Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (15/32)
In Stechlin sind die Vorbereitungen für die Wahl zum Reichstag abgeschlossen. Der alte Dubslav kandidiert für die Konservativen. Im vorigen Kapitel fand eine Wahlveranstaltung statt. Und Fontane gab uns Einblicke in das Denken von zwei Kirchenvertretern: Superintendent Koseleger hat sein Herz bei Pastor Lorenzen ausgeschüttet und dabei persönliche Abgründe offenbart. Und die streng religiöse Ermyntrud, die hochschwangere Frau des Oberförsters Katzler, hat zum wiederholten Mal von ihrem Mann verlangt, ihr die Prinzipien von Sittlichkeit und Pflichterfüllung zu geloben. Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (14/32)
Dubslav von Stechlin hat sich als Kandidat für die Wahl zum Reichstag aufstellen lassen. Woldemar sieht die Sache mit gemischten Gefühlen: sein Vater hat keinerlei politische Erfahrung, und den Wahlkreis Rheinsberg-Wutz, seit Jahren fest in konservativer Hand, könnte erstmals ein "Fortschrittler" oder ein Sozialdemokrat für sich gewinnen. Im Stechliner Dorfkrug treffen sich nun die Konservativen zur Wahlversammlung. Vorsitzender ist Oberförster Katzler, ihm zur Seite die Vertreter der Kirche: Superintendent Koseleger und Pastor Lorenzen. Außerdem assistieren Bürgermeister Kluckhuhn und Lehrer Krippenstapel. Nicht zu vergessen Landbriefträger Brose und die gesamte Dorfpolizei: Fußgendarm Uncke und Wachtmeister Pyterke. Über den Bürgermeister haben wir eben erfahren, dass er sich in der Schlacht von Alsen so erfolgreich hervorgetan hatte, dass er nur noch "Rolf Krake" genannt wird – nach dem besiegten dänischen Schiff. Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (13/32)
Im Eierhäuschen hat unsere Landpartie bei Münchener Bier und Schwedischem Punsch ihren Abschluss gefunden. Jetzt befinden wir uns wieder auf der Rückfahrt auf dem Dampfschiff. Melusine hatte von ihrer Begegnung mit der schwedischen Opernsängerin Jenny Lind erzählt, Woldemar hatte von seinem Lehrer, dem Stechliner Pastor Lorenzen, berichtet. Nun soll er den anwesenden Damen – neben Melusine ist ihre Schwester Armgard und Baronin Berchtesgaden, eine Freundin der Familie dabei – mehr von Lorenzen erzählen, den er sehr verehrt. Armgard ist in Gedanken versunken auf der ganzen Fahrt - und eben hat die Baronin Berchtesgaden eine Bemerkung über den Papst fallen lassen, die vor allem bei Melusine nicht gut ankommt… Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (12/32)
Im Eierhäuschen hat unsere Landpartie bei Münchener Bier und Schwedischem Punsch ihren Abschluss gefunden. Jetzt befinden wir uns wieder auf der Rückfahrt auf dem Dampfschiff. Melusine hatte von ihrer Begegnung mit der schwedischen Opernsängerin Jenny Lind erzählt, Woldemar hatte von seinem Lehrer, dem Stechliner Pastor Lorenzen, berichtet. Nun soll er den anwesenden Damen – neben Melusine ist ihre Schwester Armgard und Baronin Berchtesgaden, eine Freundin der Familie dabei – mehr von Lorenzen erzählen, den er sehr verehrt. Armgard ist in Gedanken versunken auf der ganzen Fahrt - und eben hat die Baronin Berchtesgaden eine Bemerkung über den Papst fallen lassen, die vor allem bei Melusine nicht gut ankommt… Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (11/32)
Woldemar fühlt sich bei den Barbys immer wohler. Regelmäßig besucht er die Schwestern Armgard und Melusine. Aber auch deren Vater, Graf Barby, schätzt er sehr. Und er lernt die Gäste der Familie kennen, wie zum Beispiel den Klavierlehrer Doktor Wrschowitz. Dessen wunder Punkt ist sein Vorname: er heißt Niels - wie der dänische Komponist Niels Gade, den er verachtet. Auf Gade - und auf alles Skandinavische überhaupt - ist Wrschowitz nicht gut zu sprechen. Ein Thema, das Woldemar deshalb in der Konversation zu meiden versucht. Dafür erzählt er vom Ruppiner Land, der Gegend um den Stechlinsee. Die Geschichten um den angeblich misogynen, also frauen-hassenden Prinzen Heinrich in Rheinsberg erschrecken Armgard. Sie bittet Woldemar, von seinem jüngsten Ausflug nach Stechlin zu berichten. Auch der Klavierlehrer ist einverstanden. Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (10/32)
Wir haben es von Rex erfahren: Woldemar besucht seit einiger Zeit die beiden Töchter des Grafen Barby, Armgard und Melusine. An Melusine, der älteren der Schwestern, schätzt Woldemar das Temperament, an Armgard ihre "Festigkeit und Schlichtheit". Auch den Grafen hat er in sein Herz geschlossen, weil er viel Ähnlichkeit mit seinem Vater, dem alten Stechlin, wahrnimmt. Fontane beschreibt jetzt ausführlich das Haus am Berliner Kronprinzenufer, in dem die Barbys wohnen. Die Besitzerin, die verwitwete Frau Schickedanz, war durch schicksalhafte Umstände zu Reichtum gekommen. Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (9/32)
Tante Adelheid in Kloster Wutz bringt ihren Neffen Woldemar immer wieder in Verlegenheit. Ihre jeweiligen Ansichten über theologische Fragen gehen weit auseinander, ebenso ihre Einschätzung verschiedener Regimenter der Armee. Als Adelheid auf Heiratspläne zu sprechen kommt, wird das Gespräch unterbrochen. Kein Unglück für Woldemar. Auch seine Freunde Rex und Czako haben unterdessen viel zu besprechen auf ihrem Weg nach Berlin. Rex weiß, dass Woldemar seit einiger Zeit im Hause Barby verkehrt. Da gebe es zwei Töchter, erzählt er. Die ältere der beiden sei bereits verheiratet gewesen – oder auch nicht… Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (8/32)
Woldemar und seine Freunde Rex und Czako sind zu Gast bei Tante Adelheid. Sie ist die Domina des Klosters Wutz, einem Stift für unverheiratete Damen. Durch den Klostergarten promenierend, versteht sich Czako blendend mit Fräulein von Schmargendorf. Woldemar unterhält sich bei Tisch mit Fräulein von Triglaff über verstorbene Stiftsdamen, und Tante Adelheid konfrontiert Rex mit Fragen zur Sittlichkeit. In Grenzbereiche der Sittlichkeit stoßen Czako und die Schmargendorf vor, als sie auf ihre Vorlieben für "Brust" oder "Keule" zu sprechen kommen. Schließlich landen sie bei einem Wein namens "Lacrimae Christi", den Dubslav von Stechlin einmal als unpassend für heitere Zusammenkünfte bezeichnet hatte. Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (7/32)
Woldemar und seine Freunde Rex und Czako reiten zurück nach Berlin. Sie kommen von einem Besuch bei Woldemars Vater Dubslav von Stechlin. Unterwegs macht Woldemar einen Abstecher zur Frau des Oberförsters Katzler, die ein Kind erwartet. Die Freunde sind außer sich vor Entzücken, als sie erfahren, dass Frau Katzler eine gebürtige Ippe-Büchsenstein, also eine wirkliche Prinzessin ist. Schließlich erreichen die drei ihr Etappenziel, das Kloster Wutz. Dort lebt Woldemars Tante Adelheid. Sie ist die Domina des Klosters. Nach der Begrüßung ziehen sich die Freunde zur Erfrischung kurz zurück. Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (6/32)
Woldemar ist mit seinen Freunden Rex und Czako bei seinem Vater zu Besuch, dem Gutsherrn Dubslav von Stechlin. Nach einem gemeinsamen Frühstück besichtigen sie Schule und Dorfkirche, fachkundig angeführt von Lehrer Krippenstapel. Er referiert darüber, wie die Bienen ihren Staat organisieren. Später, beim zweiten Frühstück, reflektieren Dubslav und seine Gäste über die Glasbläser der Kolonie Globsow. Seit langem stellen sie Industrieglas her: Ballon-Flaschen und Glas-Retorten. Dem Gutsherrn ist die Sache ein Dorn im Auge, er sähe seine Arbeiter lieber mit der Produktion von gefälligeren Weinflaschen beschäftigt. Woldemar ist anderer Ansicht: die Glasbläser bekämen guten Lohn und seien abgesichert. Pastor Lorenzen bezweifelt das. Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (5/32)
Woldemar besucht seinen Vater Dubslav von Stechlin auf dessen Schloss im Norden Brandenburgs. Mit dabei sind seine Freunde Rex und Czako. Nach einem morgendlichen Gespräch von Vater und Sohn über dessen Heiratspläne – Woldemar äußert sich nur sehr vage – treffen sich alle zum gemeinsamen Frühstück auf der Veranda. Sie unterhalten sich über Pastor Lorenzen, der sozialdemokratische Ansichten vertritt, und über den Lehrer des Ortes. Er heißt Krippenstapel und kennt sich in der Gegend bestens aus. Eine gemeinsame Besichtigung von Schule, Kirche, der Glasbläser-Siedlung Globsow und dem Stechlinsee wird verabredet. Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (4/32)
Eine illustre kleine Gesellschaft hat sich auf Schloss Stechlin eingefunden. Woldemar ist zu Besuch bei seinem Vater, Dubslav von Stechlin. Und er hat zwei Freunde mitgebracht, Rex und Czako, die sich angeregt mit den geladenen Gästen unterhalten, darunter Pastor Lorenzen und dem Ehepaar Gundermann. Vor allem Frau Gundermann ist angetan von Czakos Erzählungen über eine Rattenplage in Paris. Sie selbst schildert Pastor Lorenzen ihre Schwierigkeiten mit ihrem pubertierenden Sohn. Und der Hausherr erheitert die Runde mit der Geschichte, wie König Friedrich Wilhelm IV. der Besitzerin des benachbarten Schlosses Köpernitz zu Weihnachten ein besonderes Geschenk gemacht hat: eine Blutwurst aus Edelstein. Dubslav schließt mit einem Lobgesang auf den Alten Fritz, den Adel und die Arme. Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (3/32)
Auf Schloss Stechlin hat der Hausherr, Dubslav von Stechlin, zur Tafel geladen. Sein Sohn Woldemar ist mit seinen Freunden Rex und Czako zu Besuch aus Berlin, und Dubslav will die jungen Herren unterhalten. Thema des Gesprächs ist der Stechlinsee. Er ist bekannt für ein Phänomen: bei großen Naturereignissen irgendwo auf der Welt, wie einem Erdbeben oder Vulkanausbruch, steigt ein roter Hahn aus dem Wasser und kräht in die Lande. Mit am Tisch sitzen Herr und Frau Gundermann, die eine Schneidemühle betreiben, Oberförster Katzler und Pastor Lorenzen. Rex und Lorenzen ereifern sich über die Vorzüge und Nachteile des Lebens in der Stadt bzw. auf dem Land. Als Beispiel dient ihnen der Berliner Hof- und Domprediger Stöcker. Rex, der Stadtmensch, argumentiert im Sinne Stöckers, der sich politisch-missionarisch engagiert. Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (2/32)
Wir haben bereits Dubslav von Stechlin kennengelernt, den Hausherrn von Schloss Stechlin im Ruppiner Land. Er erwartet Besuch von seinem Sohn Woldemar, der sich mit seinen beiden Kameraden Rex und Czako angemeldet hat. Alle drei sind Offiziere in der Armee. Der alte Stechlin ist in Verlegenheit: er möchte den jungen Herren eine angemessene Tischgesellschaft bieten. Mit seinem Diener Engelke stellt er eine Gästeliste mit Persönlichkeiten aus der Nachbarschaft zusammen. Eingeladen werden der Schneidemühlen-Besitzer Gundermann und seine Frau, außerdem Oberförster Katzler, dessen Gattin ein Kind erwartet, und Pastor Lorenzen. Eben reiten Woldemar, Rex und Czako mit ihrem Reitknecht Fritz auf Schloss Stechlin zu. Sie sind von Berlin über Cremmen gekommen und haben sich über die Besonderheiten der Gegend unterhalten. Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Theodor Fontane: Der Stechlin (1/32)
Am Ende seines Lebens blickt Theodor Fontane auf ein bewegtes Jahrhundert zurück: nach zahlreichen Kriegen hat sich das deutsche Kaiserreich gegründet, die Industrialisierung hat Wohlstand gebracht, aber nicht für alle. Adel und Kirche haben das Sagen, doch ihre Zeit scheint abzulaufen. Es ist eine Zeit des Umbruchs, die Fontane in seinem letzten Roman "Der Stechlin" beschreibt. Und es scheint, dass er sich selbst porträtiert hat im alten Gutsherrn von Stechlin, einem märkischen Junker, der auf sein Leben zurückblickt und den Staffelstab an die jüngere Generation übergibt. Ohne Wehmut, selbstironisch und optimistisch – wie er es seine Schwiegertochter Melusine sagen lässt: "Alles Alte, soweit es Anspruch darauf hat, sollen wir lieben, aber für das Neue sollen wir recht eigentlich leben." Das Audio ist online bis zum 25.06.2026.

Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (24/24)
Noch einmal kommt Malte Laurids Brigge auf Abelone zu sprechen, die jüngste Schwester seiner Mutter, mit der er sich lange eng verbunden fühlte. Warum hat Abelone ihre Liebe nicht Gott zugewendet, fragt er sich - von dem sie keine Gegenliebe zu befürchten habe. Und damit kommt er zu seiner eigenen Deutung der biblischen Geschichte vom verlorenen Sohn. Für ihn ist sie "die Legende dessen, der nicht geliebt werden wollte". Und sie ist Malte Laurids' eigene Geschichte: Als Junge zog er aus, um sich die Welt zu erobern. Als er nach Hause zurückkehrt, ist er ein anderer geworden… Das Audio ist online bis zum 07.05.2026.

Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (23/24)
Gegen Ende seiner "Aufzeichnungen" kommt Malte auf die Liebe zu sprechen. Und er zieht eine bemerkenswerte Trennlinie: er unterscheidet zwischen "Geliebten" und "Liebenden". Geliebte leben in Gefahr, sagt er. Liebende dagegen leben im Ganzen, in Sicherheit, im Heil. Und er liefert eine Menge Beispiele an mythologischen wie historischen Liebenden und Geliebten. Seine weiteren Schlussfolgerungen sind aber ernüchternd: weder Wünsche noch Ansprüche kann die wahre Liebe dauerhaft erfüllen – im Gegenteil: sie steigert die Einsamkeit und die Sehnsucht. Das Audio ist online bis zum 07.05.2026.

Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (22/24)
Malte Laurids Brigge, ein junger Adeliger, lebt und schreibt im Paris des beginnenden 20. Jahrhunderts. Ihn bewegt die Frage, wie man Gewalt vermeiden beziehungsweise sich ihr entziehen kann. Dabei blickt er auf Ereignisse in der Geschichte – und vergleicht sie mit der seiner Gegenwart. Als historisches Beispiel führt er das Schicksal des Grafen Phöbus an, der seinen Vetter getötet hat. Malte Laurids kommt zum Schluss, dass die Welt schon immer schlecht war – und dass die Zeiten schwer bleiben. Auf der Suche nach seiner eigenen Rolle fragt er sich, ob er nun Zuschauer oder Handelnder ist, "Seiender" oder Schauspieler? Im antiken Theater von Orange findet er zumindest eine Antwort. Das Audio ist online bis zum 07.05.2026.

Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (21/24)
Das Leben der ganz armen Menschen, der "Fortgeworfenen", wie Malte Laurids sagt, steht nur scheinbar im Widerspruch zum Leben großer Herrscher und Heiliger. Sie alle sind für ihn "Ewige". Als Beispiel führt uns Malte das Leben des französischen Königs Karls des Sechsten vor Augen: Er war krank und galt als wahnsinnig, wurde aber trotzdem von seinem Volk geliebt. – Auch Papst Johannes der Zweiundzwanzigste war eine solche Figur, die "Himmel und Hölle irdisch gemacht" hat, wie Malte schildert: eigentlich war er ein großer Wohltäter für die Armen. Doch er fürchtete nichts so sehr wie die Vernichtung seines christliches Reiches… Das Audio ist online bis zum 07.05.2026.

Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (20/24)
Immer wieder ist es das Elend seiner Mitmenschen, das Malte bewegt und zum Reflektieren anregt. In Paris beobachtet er einen Zeitungsverkäufer: seine Art sich zu bewegen, seine Kleidung. Ein einfacher, armer Mann, an dem alle vorübergehen. Malte schämt sich und entwickelt Hochachtung, fast Zärtlichkeit für ihn. "Dass wir doch lernten, vor allem aushalten und nicht urteilen", wünscht er sich. Das Audio ist online bis zum 07.05.2026.

Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (19/24)
Ausführlich beschreibt Malte Laurids Brigge in seinen "Aufzeichnungen" den Untergang Karls des Kühnen. Diesen burgundischen Herzog brachte sein übersteigerter Ehrgeiz zu Fall. Eine faszinierende Figur für Malte Laurids, weil er sein Leben lang "der Gleiche" geblieben war, "hart und nicht zu ändern". Im darauffolgenden Abschnitt seiner Aufzeichnungen beklagt Malte, dass ihm das Lesen schwerfällt. Erfahrungen, die er schon in Sorö machen musste, der königlichen Akademie für Adelige, die er besucht hat. Immer wieder stößt er auf Bücher, die er längst hätte lesen müssen, und auf solche, für die er noch nicht reif ist. Das Audio ist online bis zum 07.05.2026.

Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (18/24)
Einsamkeit ist ein großes Thema für Malte Laurids Brigge. Er erkennt: fast jeder flieht vor der Einsamkeit, sucht Ruhm und Zerstreuung, und bestärkt damit nur die Einsamkeit. In einer weiteren Episode erinnert sich Malte an ein grünes Buch, in dem er als Kind geblättert hat. Zwei schaurige Geschichten sind ihm im Gedächtnis haften geblieben: die vom Untergang Karls des Kühnen - und die vom unrühmlichen Ende des Grischa Otrepjow, einem falschen Zaren. Seine Leiche war vom Volk drei Tage lang zerfetzt worden. Eine zweifelhafte Rolle in der Geschichte spielte wohl die Mutter dieses Herrschers. Malte Laurids fragt sich, ob dieser Mann nicht stärker gewesen wäre, wenn er sich von seiner Mutter losgesagt hätte. Das Audio ist online bis zum 07.05.2026.

Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (17/24)
Ein ausführliches Kapitel widmet Malte Laurids Brigge den Erfahrungen mit seinen Nachbarn. Unweigerlich werden sie Bestandteil des eigenen Lebens. "Ich habe unberechenbare Nachbarn gehabt und sehr regelmäßige", schreibt er. Einer habe Geige gespielt, ein anderer Gedichte rezitiert. Zur Literatur sei letzterer gekommen, weil er eines Tages die Bedeutung von "Zeit" begriffen habe. Malte selbst schreibt viel. Und er registriert sensibel die Geräusche aus dem Zimmer eines benachbarten Medizinstudenten. Er kennt und erwartet diese Geräusche immer wieder – wie man das Rollen eines Büchsendeckels auf dem Boden kennt. Auch wenn der Nachbar, wie gerade eben, übers Wochenende verreist ist… Das Audio ist online bis zum 07.05.2026.

Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (16/24)
Malte Laurids denkt wieder über den Tod nach. Er selbst, der 28-Jährige, hat Angst vor dem Tod. Richtig bewusst wurde ihm dieses Gefühl, als er zusehen musste, wie eine junge Frau in einer Straßenbahn starb. Aber auch schon früher, als sein Hund starb, spürte er Todesangst. Malte vermutet, dass seine große Einsamkeit dieses Angstgefühl nährt. Und er stellt fest, dass Angst immer mehr Angst erzeugt. Schließlich fragt er sich, ob Ängste nicht unser "Eigenstes" sind, und wir uns nur davon entfremdet haben… Das Audio ist online bis zum 07.05.2026.

Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (15/24)
In früheren Episoden seiner "Aufzeichnungen" hat uns Malte Laurids von seiner Tante Abelone erzählt, der jüngsten Schwester seiner verstorbenen Mutter. Ihr fühlt sich Malte besonders nah. Jetzt erzählt er, dass Abelone die Kindheitserinnerungen ihres Vaters, des alten Grafen Brahe, notieren musste. Der Graf hatte in seiner Kindheit eine Reihe übersinnlicher Erfahrungen gemacht. – In einer weiteren "Aufzeichnung" schildert Malte den Tod seines Vaters, des Jägermeisters Brigge. Malte selbst kommt zu spät, um ihn noch lebend anzutreffen. Sein Vater ist schon aufgebahrt. Ein ungünstiger Moment, wie wir gleich hören werden. Einer der beiden Ärzte möchte Malte offensichtlich loswerden. Das Audio ist online bis zum 07.05.2026.

Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (14/24)
Die Welt des Okkulten spielt eine große Rolle in diversen Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge. Er berichtet von Geistererscheinungen genauso wie von Häusern, von denen er behauptet, sie würden noch stehen. Obwohl sie längst abgebrannt sind. So wie das Schloss der Schulins, das für Malte Laurids und seine Mutter noch immer existiert. Und er erzählt von der Großmutter Schulin, die angeblich "mit den Ohren riechen" kann - ein Feuer, das niemand sieht, das aber doch da ist. Diese Geisterwelt ängstigt Malte. Er spürt die Macht des Unsichtbaren und Unfassbaren, das für ihn die Macht der Menschen übersteigt. Das Audio ist online bis zum 07.05.2026.

Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (13/24)
Mit Abelone zieht die Liebe in die Welt des Malte Laurids Brigge ein. Abelone ist die jüngste Schwester seiner Mutter, und eigentlich mag er seine Tante nicht. Das ändert sich nach dem Tod seiner Mutter. Dann erst wird ihm klar, dass Abelone ihm den "Himmel öffnen sollte", wie er sagt, und er schreibt ihr Liebesbriefe. In seiner Fantasie erkennt Malte Laurids seine heimliche Geliebte in den Szenen bilderreicher Wandteppiche wieder. Und er macht sich zum ersten Mal Gedanken über Mädchen – Mädchen, die in Museen vor solchen Wandteppichen sitzen und sie abzeichnen. Ihn beschäftigt außerdem, wie diese Mädchen versuchen, sich von ihren Familien zu lösen. Und erwachsen werden wollen. Das Audio ist online bis zum 07.05.2026.

Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (12/24)
In mehreren Episoden hat Malte Laurids von seinen Verwandten berichtet: von seinem Cousin Erik etwa, mit dem er gerne befreundet gewesen wäre. Leider starb er früh. Und er erzählt von seiner Großmutter Margarete Brigge, einer hochgewachsenen, unzugänglichen Greisin – wie Malte sich erinnert. Niemand durfte ihr widersprechen, auch nicht ihr Mann, der alte Kammerherr Brigge. Einmal jedoch ließ er sich zu einem Widerwort hinreißen: als sich die Großmutter wieder einmal über Weinflecke auf der Tischdecke ereifern wollte. Und damit den Verursacher tadeln und bloßstellen wollte… Das Audio ist online bis zum 07.05.2026.

Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (11/24)
Malte Laurids erzählt von seiner Kindheit, seinen Erlebnissen auf Schloss Ulsgaard in Dänemark. Damals erkannte er, wie wichtig Kleidung für das Standesbewusstsein ist – und er berichtet von Verkleidungsspielen vor dem Spiegel, wobei für ihn Abbild und Wirklichkeit durcheinander gerieten - sogar bis zur Besinnungslosigkeit. Regelmäßig bekamen sie Besuch von Dr. Jespersen, dem Prediger. Malte muss sich eingestehen, dass er erst viel später ein Verhältnis zu Gott entwickelt hat. Ein schwieriger Prozess, wie er jetzt findet – für den er die Unterstützung seiner Mutter gebraucht hätte. Sie pflegte ein offensives Verhältnis zur Religion. Das Audio ist online bis zum 07.05.2026.

Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (10/24)
Malte Laurids Brigge und seine Mutter teilen sich das Reich des Wunderbaren: Maman, wie er sie nennt, erzählt von der unheimlichen Erscheinung ihrer verstorbenen Schwester Ingeborg. Und Malte selbst erinnert sich an eine hagere Hand, die ihm aus einer Wand entgegenkam, als er ein kleines Kind war. Ereignisse, über die sich nicht sprechen lässt, wie Malte feststellt, die nur für einen selbst gemeint sind. Mutter und Sohn tauschen, wenn sie ungestört sind, gerne gemeinsame Erinnerungen aus. Das Audio ist online bis zum 07.05.2026.

Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (9/24)
Die Mutter von Malte Laurids Brigge hatte die Fähigkeit, Dinge zu sehen und von ihnen zu sprechen, die den Augen verborgen bleiben. Sie starb früh, und in Maltes Erinnerung konnte sie sowohl sehr ängstlich als auch ausgelassen fröhlich sein. "Vergiss nie, dir etwas zu wünschen", gab sie ihm mit auf den Weg. In Erfüllung gehe zwar keiner, aber es gebe Wünsche, die lange vorhalten, das ganze Leben lang. Jetzt erzählt uns Malte Laurids die Geschichte, die er immer wieder von seiner Mutter hören wollte. Eine Geschichte, die die Grenze zwischen Diesseits und Jenseits aufhebt. Das Audio ist online bis zum 07.05.2026.

Peter Wapnewski: "Gregorius" (1/12)
Die Legende von Gregorius des Dichters Hartmann von Aue gehört zu den wichtigsten literarischen Werken des deutschen Hochmittelalters. Sie entstand im 12. Jahrhundert und erzählt von Gregorius, der als Kind einer Inzestbeziehung zur Welt kommt, später unwissentlich die eigene Mutter heiratet, dafür 17 Jahre Buße tut und später zum Papst gewählt wird. Der Mittelalterhistoriker Peter Wapnewski liest das Werk in Auszügen und bereichert diese Lesung mit eigenen Überlegungen. Audio online bis 20.10.2025.
