Morgenimpuls

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Gedanken zu Gott und der Welt, Erlebnisse aus dem Alltag einer Ordensfrau - die Olper Franziskanerin Schwester Katharina startet mit Gebeten und Texten um 6 Uhr in den Morgen.

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Mit Gott im Fahrstuhl

"Ich bin viel zu schwach, um aus eigener Kraft, den Weg zu Gott zu schaffen. Ich denke, ich werde den Aufzug nehmen - die Liebe zu Gott ist der schnellste und sicherste Aufzug" und "ich will im Herzen der Kirche die Liebe sein". Das sind zwei zwei Sprüche, die von der Heiligen Theresia von Lisieux stammen, oder ihr zugeschrieben werden. Dass sich jemand zu schwach, zu kraftlos, zu klein und unbedeutend fühlt, um eine große Aufgabe zu schaffen, das kann ich gut nachempfinden. Aber dann zu sagen: Ich nehme den Aufzug, das finde ich echt witzig und so genial einfach. Aber selbst ihre Mitschwestern im Karmel von Lisieux haben nicht verstanden, dass diese so einfache, kleine, liebenswürdige Schwester jeden Tag sehr hart daran gearbeitet hat, diesen "Aufzug der Liebe" zu nehmen. Als sie schon schwer krank war, und im Auftrag der Priorin ihren Lebensweg in einem Büchlein zusammenfassen sollte, hat Theresia das getan. Nachdem die Priorin es gelesen hatte, meinte sie: "Es sei ja lieb und nett, aber man brauche doch etwas Ernsthaftes."Auch sie hatte nicht verstanden, dass die täglichen kleinen Dinge, die in Liebe und Freundlichkeit getan werden, ein viel größerer Schatz sind, als tausend wortgewandte theologische Abhandlungen über die Liebe Gottes. In der heutigen Lesung aus dem Hohenlied der Liebe im Alten Testament heißt es: "Auch mächtige Wasser können die Liebe nicht löschen, auch Ströme schwemmen sie nicht weg. Böte einer für die Liebe den ganzen Reichtum seines Hauses, nur verachten würde man ihn."Die täglichen Dinge in Liebe tun, das hat Theresia von Lisieux als ihren kleinen Weg verstanden. Und jeder von uns die schon mal versucht hat, die eigene Ungeduld zu zügeln, die Schwächen der Mitmenschen oder des Chefs und die Marotten der eigenen Familie zu tragen und mit Liebe und Einsatz alles zu tun, was dran ist, kann sehr gut verstehen, dass es echte und harte Arbeit ist. "Ich bin viel zu schwach, um aus eigener Kraft, den Weg zu Gott zu schaffen. Ich denke, ich werde den Aufzug nehmen - die Liebe zu Gott ist der schnellste und sicherste Aufzug". Das ist ein guter Tipp für alles, was heute zu tun ist.

Mit Gott im Fahrstuhl

Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Gestern haben wir das Fest der heiligen Erzengel Gabriel, Michael und Rafael gefeiert und uns erinnert, dass sie als Boten Gottes für uns sichtbar, hörbar und erfahrbar werden können durch Menschen, die uns zur Seite gestellt sind. Ich bin seit einigen Tagen mit 25 Frauen in Assisi, der Stadt der Heiligen Klara und des Heiligen Franziskus. Heute gehen wir in den unteren Stadtteil der Santa Maria degli Angeli heißt, also der Heiligen Maria von den Engeln geweiht ist. Über dieses Städtchen ragt weit heraus die Basilika, die Namensgeberin, mit ihrer riesigen Kuppel. Zur Zeit des Franziskus war dort unten ein sumpfiger Wald und einige sehr kleine Kapellen, die den Benediktinern unterstellt waren. Eine dieser Kapellen wurde zum Startort der kleinen Gemeinschaft der Brüder des Franziskus, die dort unter anderem, das Evangelium gehört hatten wo es heißt: "Nehmt nichts mit auf den Weg, kein Geld, kein zweites Hemd, keinen Wanderstab und an den Füßen nur Sandalen" und schnell erkannt hatte, dass es das ist, was sie leben wollen. Und dieses kleine Fleckchen Erde – Portiunkula genannt – wurde zur Herzkammer, zur Mitte, des immer größer werdenden Ordens. Um diese Herzkammer, oder auch kostbare Perle zu schützen, und den immer mehr werdenden Pilgerscharen Raum zu bieten, wurde ab 1569 in ungefähr 110 Jahren, die große Basilika über der kleinen Kapelle gebaut. Dort treffen sich die Brüder zu Versammlungen und Kapiteln. Und dieser Ort hat noch eine andere Bedeutung. Am 3. Oktober 1226 ist dort, umgeben von seinen Brüdern der Heilige Franziskus gestorben. Der Gedanke, das, was mir wichtig und wertvoll ist, zu schützen und zu ummanteln, gefällt mir sehr gut. Und daraus ergibt sich für mich gleich die Frage, was ist mir denn so wertvoll und wichtig, dass ich es schützen möchte. Dieser Tage schrieb mir eine Frau, dass sie zu religiösen Fragen in den sozialen Medien keine Kommentare mehr liest. Diese seien oft so dumm, so verletzend und gegen alles Christliche gewandt, dass sie nicht mehr ertragen möchte, dass ihr, wie sie sagt, heiliges Gut, beschmutzt und bepöbelt wird. Und seit sie das alles nicht mehr liest, spürt sie mehr innere Ruhe und Frieden. Was ist für Sie heute das Heilige, das Wichtige und Wertvolle in Ihrem Herzen, dass Sie behüten und beschützen möchten?

Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Gott ist ein Gott des Lebens

Heute feiern wir mit der Kirche des Himmels das Fest der heiligen Erzengel. Eine Umfrage zeigt, dass viele Menschen an die Gegenwart von Engeln glauben – weil sie Dinge erlebt haben, die zwischen Himmel und Erde passieren, die wir mit unserem naturwissenschaftlich geprägten Verstand nicht ergründen können.Der Erzengel Michael stellt uns quasi die Frage: Wer ist wie Gott? Und da gibt es im Laufe der Menschheitsgeschichte nicht so wenige, die sich selbst für Gott gehalten haben und dann aber die Menschen ins Unglück gestürzt haben. Die Frage danach, wer Gott für mich ist, sortiert die Verhältnisse neu: Dieser Gott will Leben in Fülle für alle, und nicht Menschen, die sich als kleine oder große Götter aufspielen.Der Erzengel Gabriel weiß: Meine Kraft ist Gott – und bringt deshalb nicht seine Ideen und Podcasts, sondern Gottes Wort und Botschaft zu den Menschen. "Meine Kraft ist Gott!" – Das hat auch Maria verstanden, als Gabriel sie bat, die Mutter Jesu zu werden. "Wer bin ich, dass du mich fragst?", hat sie erschrocken gemeint. Und dann doch zugestimmt – im Vertrauen auf diese Kraft Gottes. Gabriel, der Bote Gottes, hat diese Botschaft für uns: Du darfst darauf vertrauen, dass Gott deine Kraft ist, wenn du dich einsetzt für Veränderungen.Und Rafael hat durch die Bedeutung seines Namens einen Zuspruch an uns: "Gott heilt!" Bei Darstellungen dieses Erzengels findet sich manchmal die lateinische Inschrift: "Medicina Dei" – Gott hat eine Medizin für uns. Er ist der Arzt, der uns heilen kann von unseren Süchten, der uns befreien kann von unseren Abhängigkeiten, der uns helfen kann, Egoismus und Selbstsucht zu überwinden.Dieser Erzengeltag, ein ganz normaler Montag heute eigentlich, kennt noch einen Brauch, den mir als Kind mein Opa noch erzählt hat: Alles, was an diesem Tag noch auf den Feldern und an den Bäumen ist, gehört den Armen. Alles, was bis dahin nicht geerntet und eingeholt worden ist, darf von denen genommen werden, die es nötig brauchen. Ein sehr schöner, sehr starker Brauch, um deutlich zu machen, dass dieser Gott ein Gott des Lebens ist, der uns Kraft gibt und uns heilsam zur Seite steht.

Gott ist ein Gott des Lebens

Leben im Dienst an den Anderen

Wenn ich zu manchen Texten und Quellen zu Namen und Ursprüngen nochmal sichergehen will, schaue ich im Internet nach. Und da kann ich eingeben, was ich will, die Suchmaschine bietet mir immer zuerst an, dass ich das Eingegebene kaufen kann. Im Allgemeinen ist das Unfug und ich scrolle weiter auf der Suche nach einem richtigen Hinweis.Bei Cosmas und Damian, den heiligen Märtyrern des heutigen Tages, ist das nochmal mehr daneben. Beide waren christliche Ärzte im 3. Jahrhundert und haben ihre Patienten, ob reich oder arm, immer kostenlos behandelt und viele von ihnen geheilt. Und die Legenden sagen, dass sie durch ihr Tun und ihre Bescheidenheit viele Menschen zum Christentum bewegt haben. Die Beiden sind die Stadtpatrone der Stadt Essen, also die Vorbilder für die vielen ausländischen Mitarbeiter, die es im Ruhrgebiet schon immer gab.Die bekannteste Kirche ist San Damiano in Assisi, wo der heilige Franziskus sein ganz spezielles Berufungserlebnis hatte und wo wir heute hinwandern werden, um ihm und uns selbst ein wenig auf die Spur zu kommen. Und so gibt es in der franziskanischen Welt unzählig viele Kirchen und Konvente, die diesen Namen San Damiano tragen. Auch für unser Haus in Olpe und den Konvent haben wir diesen Namen ausgesucht und denken oft nur zufällig, wie heute, an den eigentlichen Namensgeber.Ein bisschen ist es doch typisch für die heiligen Ärztebrüder. Sie treten durch ihr bescheidenes Leben und Sterben für ihren Glauben, durch ihre ärztliche Kunst und ihr Eintreten für Christus völlig hinter ihren eigenen Ruhm zurück. Unendlich vielen Christen ging und geht es heute nicht anders: Sie leben und arbeiten ganz normal in ihrem Alltag, ihrem Beruf und ihrem Engagement und geben damit ihrem Glauben Hand und Fuß. Und nur selten wird eine oder einer von ihnen so bekannt, dass es als Vorbild für andere taugt. Und doch geschieht es immer wieder, weil Menschen in der Umgebung ein sicheres Gespür dafür haben, wer sein Leben im Dienst an den Anderen lebt.

Leben im Dienst an den Anderen

Miteinander und füreinander

Ein sehr erfolgreicher Mann heiratet ein sehr junges Mädchen und gründet Hof und Familie. Er ist als Ratsherr und Richter viel unterwegs, muss auch als Soldat seinem Kanton dienen und überlässt seiner jungen Frau immer mehr Aufgaben in Feld und Landwirtschaft mit Vieh und Dienstleuten. Sie bekommen zehn Kinder und leben 18 Jahre in glücklicher Ehe. Alles in bester Ordnung also.Aber dann wird der Mann immer unruhiger, immer verschlossener, seiner Frau immer fremder. Er betet und fastet viel und berät sich mit einem Freund. Und dann geht er zu seiner Frau und bittet sie, ihm ein zweites Mal ihr Ja zu geben. Beim ersten Mal bei ihrer Hochzeit und nun ein zweites Mal, um von ihr weg zu gehen und Gott zu dienen. Und nach langen Wochen gibt seine Frau Dorothea ihm, dem geliebten Nikolaus von der Flüe, ihr großes JA zu seinem neuen Weg.Durch ihren Verzicht und ihr jetzt wirklich schwierigeres Leben wird sein neues Leben möglich. Er wird zum Einsiedler und gleichzeitig Berater vieler Menschen. Er, der jetzt wieder ausgeglichen und froh leben kann, wird zum großen Friedensstifter der Schweiz, zu ihrem Patron und zum großen Vorbild. Der Weg dieser beiden Menschen ist sehr ungewöhnlich und beide sind nur miteinander und füreinander zu denken. In einer Bronzeplastik werden beide, Nikolaus und Dorothea, gezeigt, wie sie das Radbild halten und darin verbunden sind. In diesem Radbild weisen Strahlen den Weg in die Mitte und damit auf den Grund aller Dinge. Gleichzeitig führen sie in die Weite, hinein in Aktion und Engagement. Nikolaus hat die beiden Dimensionen dieses Bildes gelebt und seine Frau Dorothea auf ganz andere Weise ebenso.

Miteinander und füreinander

Zeichen der absoluten Nähe

Wir sind mit 25 Frauen auf dem Weg nach Assisi. Wir haben am Brenner übernachtet und fahren nachher, nach dem Frühstück weiter nach Italien zum La Verna. Wir beginnen mit der Fahrt und dem Lebenslauf des Franziskus quasi von seinem Ende her. Auf La Verna, dem Berg, auf dem er die Wundmale bekommen hat, die ihn Christus ähnlich gemacht haben. Aber das Geschehen dahinter war sehr dramatisch.Nach vielen Jahren mit seiner Brüdergemeinschaft spürt Franziskus, wie sich seine Brüder immer mehr von seinem Ideal entfernen und oft gar nicht mehr verstehen, warum ihm die Armut, der Gehorsam und die Ehelosigkeit so wichtig sind. Und da kommen ihm Zweifel und sie wachsen so sehr an, dass er sogar an seinem Glauben an Jesus Christus zweifelt und nicht mehr weiß, ob sein Leben in dessen Nachfolge überhaupt Sinn hat und hatte und er bittet ihn um ein Zeichen. Und es wird ihm gewährt. Mit den Wunden an Händen und Füßen und in seiner Seite hat er die letzten zwei Jahre gelebt und sie so versteckt, dass sie niemand zu Gesicht bekommen hat. Erst bei seinem Sterben wurden diese Stigmatisierung mit den Zeichen des gekreuzigten Christus deutlich.Ich denke und weiß, dass jede und jeder von uns gezeichnet ist und Wundmale trägt. Wunden, die das Leben geschlagen hat. Ganz reale Wunden durch Unfälle im Haushalt, beim Sport, in der Freizeit, im Straßenverkehr. Aber die meisten von uns haben innere Wunden, durch Ereignisse in Kindheit und Jugend, zugefügt durch Menschen und Situationen. Und manchmal dauert es sehr lange, bis sie angenommen, bearbeitet, geheilt und im vollen Sinn des Wortes überwunden werden können.Bei Franziskus war es anders. Er war so geprägt vom Leiden an seiner Gemeinschaft, dass er von Christus ein Zeichen erbeten hat, dass er noch auf dem richtigen Weg ist. Und die Wunden waren für Ihn das Zeichen der absoluten Nähe zu dem, den seine Seele immer geliebt hat – Christus.

Zeichen der absoluten Nähe

Damit Leib und Seele zusammenbleiben können

Jetzt gleich, quasi, während Sie den Morgenimpuls hören, steige ich mit noch 24 Frauen in den Bus. Nach langer Vorbereitung und ebenso langer Vorfreude, startet unsere Pilgerreise nach Assisi, der Stadt des heiligen Franziskus und der heiligen Klara und seit einigen Wochen auch des heiligen Carlo Acutis.Wir werden zwei Tage mit dem Bus fahren und auch zweimal unterwegs übernachten. Natürlich ginge das auch schneller. Man könnte fliegen oder mit dem Nachtzug fahren oder mit dem Bus über Nacht und ohne Übernachtungspausen, wie wir das mit Jugendgruppen schon oft gemacht haben. Aber dieses lange zusammen Unterwegssein hat was. Die Seele kann in Ruhe mitkommen und muss nicht erst nachkommen, weil der Körper zu schnell am anderen Ort ist.Das erinnert mich an eine Geschichte, die ich mal gelesen habe: Ein westlicher Reisender ist mit einem Eingeborenen in Nordamerika unterwegs, tagelang, mit schnellem Tempo, wenig Pausen und zielstrebigem Unterwegssein. Der Reisende will schnell viel Strecke machen. Nach mehreren Tagen hält der Eingeborene an, setzt sich hin und rührt sich nicht mehr. Der Reisende fragt verwundert: "Warum bleibst Du sitzen? Wir müssen doch weiter?" – Und der Begleiter antwortet ruhig: "Ich warte auf meine Seele. Sie konnte mit dem schnellen Tempo nicht mithalten!"Ein schönes Gleichnis für das ruhige Unterwegssein, um miteinander bekannt zu werden, zu singen und zu beten, zu plaudern und Pausen zu nutzen, um draußen durchzuatmen, sich zu bewegen und Kraft zu schöpfen. Vielleicht können Sie zuhause, wie wir heute unterwegs, immer mal eine Pause machen im umtriebigen Unterwegssein oder Arbeiten, damit Leib und Seele zusammenbleiben können und nicht atemlos aneinander vorbeirauschen.

Damit Leib und Seele zusammenbleiben können

Passen Militär und Christsein zusammen?

Im Chorraum des Magdeburger Domes gibt es seit 1245 eine Statue, die als erste Darstellung eines Afrikaners in der christlichen Kunst des Abendlandes gilt. Sie zeigt den Heiligen Mauritius, der zu den Soldaten der thebäischen Legion um das Jahr 300 nach Christus gehört. Mauritius war der Überlieferung nach römischer Offizier und Anführer der Legion. Die Soldaten dieser Legion waren alle Christen. Aber dann haben sie sich geweigert, den alten Göttern zu opfern und sich an der Verfolgung der Christen zu beteiligen. Daraufhin ließ Kaiser Maximianus zunächst jeden 10. Soldaten umbringen, also die Legion dezimieren. Aber das hat die christlichen Soldaten nicht umgestimmt. Und so wurden am Ende alle Soldaten umgebracht. Die Verehrung dieser Heiligen Soldaten, die ihrem Gewissen gefolgt sind und lieber den Tod auf sich genommen haben, anstatt fremden Göttern zu folgen, begann sehr schnell und es gibt in ganz Europa viele hundert Moritzkirchen und in vielen Städten auch den Mohren im Stadtwappen, wie zum Beispiel in Coburg. Rund um Mauritius – oder Moritzkirchen gab es dann Mohrenstraßen und Apotheken, Cafes und Kneipen mit diesem Namen. In einer spannenden Geschichtsvergessenheit werden neuerdings Mohrenstraßen umbenannt, weil dieser Name angeblich rassistische und diskriminierende Hintergründe hat. Aber das ist nicht so, sondern Menschen haben in früheren Jahrhunderten die Verehrung eines Heiligen in ihr normales Umfeld eingefügt und Straßen und Gassen und Apotheken und so weiter so benannt. Aber dass man sich dieser Legion von Soldaten bis heute erinnert, ist natürlich auch der immer drängenden Frage geschuldet, ob man als Christ in einer Armee dienen darf und das Soldatsein ein Beruf wie jeder andere sein kann, wenn man weiß, dass es gerade in den letzten Jahren immer mehr Krieg gibt und die Wahrscheinlichkeit, in Kriege verwickelt zu werden näher rückt.Eine Statue in einem Dom und der Gedenktag an einen Heiligen Soldaten, bringt diese Gedanken nach vorn und es ist nicht falsch, sich darüber Gedanken zu machen.

Passen Militär und Christsein zusammen?

Gutes tun auf der Muggelkirmes!

Am Sonntag ist die 52. Muggelkirmes hier in Olpe. Muggel… was? Ja, lange vor Harry Potter gab es in Olpe schon die Muggelsteine, die bunt und rund und mit einem Loch in der Mitte das Zahlungsmittel dieser Kirmes sind. Vor 52 Jahren haben ein pfiffiger Vikar und einige Jugendliche diese Idee gehabt und sie wird immer größer und wunderbarer. Es ist der Tag der Kirchweihe der St. Martinuskirche und beginnt mit dem Festgottesdienst um 11 Uhr. Und dann geht es schon los mit Frühschoppen und Blaskonzert auf dem Marktplatz. Und dann um kurz vor 14 Uhr geht das eigentliche Markttreiben los. Viele Kinder in ihren bunten Kostümen kommen zur Bühne und eröffnen das Fest. Und es werden ca 90 Spiele, Buden und Programmpunkte geben, die auch von Kindern für Kinder sein werden. Und die Bezahlung ist mit den Muggelsteinen, die 25 Cent kosten und mit denen man Spiele und Speisen und Getränke bezahlt. In diesem Jahr werden wir Schwestern auch wieder einen Stand betreiben, in dem es um 800 Jahre Sonnengesang des Hl. Franziskus geht. Wir haben viele hundert Scheiben mit Motiven des Sonnengesangs bemalt und man kann sich ein oder zwei oder mehr kaufen und am Fenster, als Mobile oder Wandschmuck verwenden. Und dann gibt es das "Cafe auf der Muggelkirmes", das von den Frauen an St. Martinus gestaltet wird. Und schon morgen werden viele Leute Torten und Kuchen dort abgeben, die mit Liebe gebacken zum großen Erlös des Festes beitragen werden. Und die Caritasfrauen mit dem Waffelstand, die Zylinderköppe mit ihrer interessanten Wette und dem Prominentenspiel mit Schützenkönig und Bürgermeister und so weiter. Ich war vom ersten Mal an beeindruckt, wie munter und lebendig und vielfältig dieses Fest ist. Eine Kirchweihe nicht nur als Festgottesdienst, sondern anschließend mit einem bunten Markttreiben, das viele zusammenführt, ob jung oder alt, ob in Familie oder solo, ob Christ oder was auch immer. Der gesamte Erlös der Kirmes ist bestimmt für die Arbeit kirchlicher Entwicklungsprojekte in der einen Welt in Afrika, Asien und Lateinamerika die zum großen Teil von Ordensleuten aus Olpe begründet worden ist und noch heute gestaltet und verantwortet wird.

Gutes tun auf der Muggelkirmes!

Vom Häkeln und Christsein

Können Sie häkeln, stricken, sticken oder eine der anderen Handarbeitstechniken, mit denen man so schöne und feine Sachen herstellen kann? Ich kann alles ein bisschen und wenn ich Zeit und Lust habe und mal dranbleiben kann, kommt auch etwas Tolles bei raus. Eine Mitschwester hat nach sehr dünnen Häkelnadeln gefragt, und wir hatten sie auch im Vorrat. Sie sind so dünn, dass ich, glaube ich, eine Lupe brauchen würde, um damit zu häkeln. Und dazu dann sehr feines Garn und ein Muster für eine Gardine. Und dann braucht es spannenderweise nur drei oder vier verschiedene Maschenarten: Luftmaschen, feste Maschen, Stäbchen, um eine Gardine zu häkeln, die leicht und luftig, mit welliger Kante und Blattmuster garantiert eine Zierde an jedem Fenster ist, wenn man es mag. Ein bisschen ist Häkeln und Handarbeiten wie das richtige Leben als Christen. Oft braucht es nur wenig und nur einige Techniken, die es ausmachen: die Zehn Gebote kennen und sich auch danach richten, Gebet und Gottesdienst als Lob Gottes, Hören auf SEIN Wort und Feier der Sakramente und Dienst und Engagement für den Nächsten in seinen vielfältigen Variationen und Möglichkeiten. Und welches Muster daraus in den Augen Gottes und der Menschen entsteht, das ist dann nicht mehr mein Ding. Oftmals sind es die kleinen Fehler und Knoten und falschen Maschen, die ein Kunstwerk nicht perfekt, aber echt aussehen lassen. Eine Schwägerin hat mal bemerkt, als ich mich über Fehler in meiner Gardine geärgert habe, dass das doch nicht schlimm sei. Daran merke man doch, dass es Handarbeit ist und keine computergesteuerte Häkelmaschine. Das habe ich mir über all die Jahre gemerkt. Fehler im Muster zeugen vom Leben und Wirken und machen mein Christsein echt und authentisch. Hoffentlich.

Vom Häkeln und Christsein

Was wäre die Kirche ohne die starken Frauen?

Heute bin ich ein bisschen hin und hergerissen. Die Kirche verehrt eine große Heilige, und wir hier in Olpe verehren unsere selige Gründerin. Die Heilige, die gefeiert wird, ist die Heilige Hildegard von Bingen. Sie ist vor mehr als 900 Jahren als junge Frau ins Kloster eingetreten und hat dort 35 Jahre gelebt. Hildegard von Bingen gilt als erste Vertreterin der deutschen Mystik des Mittelalters. Ihre Werke sind aber sehr vielfältig und befassen sich unter anderem mit Religion, Medizin, Musik, Ethik und Kosmologie. Sie war auch Beraterin vieler Persönlichkeiten. Von ihr ist ein umfangreicher Briefwechsel erhalten geblieben, der auch deutliche Ermahnungen gegenüber hochgestellten Zeitgenossen enthält, sowie Berichte über weite Seelsorgereisen und ihre öffentliche Predigttätigkeit. Aber dann hat sie sich getraut: Sie hat sich getraut, mehr auf Gott als auf die Vertreter der Kirche zu hören. In ihren göttlichen Visionen hatte sie erfahren, sich mit ihren Schwestern an den Rhein zu begeben und dort neu zu gründen. Zwei Jahre hat sie sich mit den kirchlichen Oberen gestritten und sich dann doch durchgesetzt. Sie wäre nie die große Prophetin und Visionärin geworden, wenn sie sich dem NEIN der Kirche gebeugt hätte. Allein darin ist sie schon Vorbild: dazu stehen, was ich als richtig erkannt habe, und dann auch gegen Widerstand durchsetzen. Und dann ist noch unsere Gründerin, Mutter Maria Theresia Bonzel. Sie ist heute vor 195 Jahren hier in Olpe geboren, hat schon als junges Mädchen erkannt, dass man etwas gegen die Not der Waisenkinder tun muss. Sie hat mit unglaublichen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt und sich auch nicht davor gefürchtet, sich mit weltlichen und auch sturen kirchlichen Obrigkeiten herumzuschlagen, wenn es um ihr Werk für die Kinder und gegen die Not von Kranken und Schwachen ging. Man sagt ja immer so leichthin, die Frauen seien das schwache Geschlecht. Gerade diese beiden Frauen, die zu so unterschiedlichen Zeiten gewirkt haben, machen schon klar, dass es immer starke Frauen in der Kirche gegeben hat. Erkennen, was dran ist und dann auch tun – gegen Widerstände und die Angst vor der eigenen Courage. Stark.

Was wäre die Kirche ohne die starken Frauen?

Wein, der das Herz erfreut

Jetzt sind Weinfeste überall in den Weingegenden hier im Land, aber auch hier in Olpe am vergangenen Wochenende. Weinproben und Kleinigkeiten dazu, Informationen über Anbau, Weinlagen, Wettereinflüsse und vieles mehr, dazu Musik, kleine Snacks und wunderbares Wetter. Es gab manch witzige Reihenfolgen am Sonntag: wählen gehen, dann zum Hochamt in die Kirche, dann zum Weinfest und irgendwann weinselig nach Hause.Es gibt viele hundert Stellen in der Bibel, die den Wein loben und die Feste, die mit dem Wein besiegelt und gefeiert werden. Das hatte nicht nur damit zu tun, dass Wein rein war und es oft kein sauberes Wasser gab. Es hatte auch damit zu tun, dass Wein in vielen Kulturen auch als Medikament zur Linderung vieler Leiden einen wichtigen Wert hatte und hoch im Kurs stand. Im Psalm 104 heißt es so schön: "Du Gott lässt Gras wachsen für das Vieh, / auch Pflanzen für den Menschen, die er anbaut, damit er Brot gewinnt von der Erde / und Wein, der das Herz des Menschen erfreut, damit sein Gesicht von Öl erglänzt / und Brot das Menschenherz stärkt."Jesus und seine Anhänger erlebten die Feste in ihrem Umfeld und die Not, wenn es zum Feiern keinen Wein mehr gab. Und die Wandlung von Wasser in Wein bei der Hochzeit zu Kanaan war nur der erste Vorgeschmack auf das wirkliche Wandlungswunder, das sich später vollziehen sollte. Und Brot und Wein zu nehmen, um diese Gaben zu wandeln in die vollkommene Hingabe in Fleisch und Blut, das ist die unfassbare, bis heute gültige Gabe Jesu an alle, die an ihn glauben. Bei jedem guten Schluck Wein in dieser Zeit der Ernte- und Weinfeste ist das ein schöner Gedanke - zum Dank an den Geber alles Guten.

Wein, der das Herz erfreut

Sorgen und Leiden um unsere Kinder

Gestern haben wir mit der Kirche ein interessantes Fest gefeiert – das Fest der Kreuzerhöhung. Es gilt als so bedeutend, dass es sogar die eigentliche Feier des Sonntags verdrängt. Es gibt lange und komplizierte Geschichten rund um die Auffindung des Kreuzes Christi, den Bau der Grabeskirche und der Einweihung dieser und das Zeigen des Kreuzes – also das Erhöhen über die vieltausenden Pilger, die dazu gekommen sind. Später werden Kriege geführt und Gegenkriege angezettelt, weil den Menschen dieses Kreuz so wertvoll war.Und heute, der Tag danach? Dieser Tag gilt der Mutter Jesu oder vielmehr den Schmerzen, die Maria um ihres Sohnes wegen aushalten musste. Schon bei der Darstellung des Kindes im Tempel in Jerusalem wird ihr prophezeit, dass ihr selbst wegen dieses Sohnes ein Schwert in die Seele dringen wird. In der Bibel sind sieben Schmerzen Mariens erwähnt:- die Weissagung Simeons bei der Darstellung Jesu im Tempel, seiner Mutter werde "ein Schwert durch die Seele dringen"- die Flucht vor dem Kindermörder Herodes nach Ägypten- der Verlust des zwölfjährigen Jesus im Tempel zu Jerusalem; und die drei Tage dauernde Suche nach ihm- die Begegnung mit ihrem Sohn auf dem Kreuzweg, dargestellt in der IV. Station des Kreuzwegs- das Aushalten unter dem Kreuz Jesu- die Kreuzabnahme Jesu, bedacht in der 13. Station des Kreuzwegs und in der Kunst dargestellt als "Pietà"- die Grablegung Jesu, erinnert in der 14. Station des Kreuzwegs.Und wenn ich diese 7 Schmerzen anschaue, dann ist mir so klar, warum so unendlich viele Menschen im Laufe der Geschichte genau zu Maria ihre Zuflucht genommen haben, weil sie gespürt haben, da diese Frau so viel Schmerz und Leid erlebt und durchgehalten hat, versteht sie alle unsere Sorgen und Leiden um unsere Kinder und kann unsere Bitten zu ihrem Sohn Jesus bringen.

Sorgen und Leiden um unsere Kinder

Sucht der Stadt Bestes

Am Sonntag sind hier in Nordrhein-Westfalen Kommunalwahlen. Das heißt, Bürgermeister und Stadträte, Landräte und Kreistage werden gewählt. Die Wahlkämpfe sind in diesen Bereichen manchmal friedlich, manchmal hitzig und oft komisch. Wenn plötzlich Bundesthemen im Wahlkampf besprochen werden oder Programme nur Sachen enthalten, die auf Landesebene gelöst werden, dann ist das echt ein bisschen wie: Thema verfehlt.Bei Kommunalwahlen geht es um kommunale Themen: Kitagebühren und Parkplätze, Schulneubauten und Erhalt von Schwimmbädern, Sicherheit und Ordnung im kommunalen Bereich und noch vieles mehr. Und da ist es klug, Leute zu wählen, die die Dinge anpacken und Lösungen suchen und Probleme angehen, die in den Dörfern und Städten, in den Land- und Stadtkreisen aktuell vorliegen.Und manchmal ist tatsächlich ein Wechsel gut. Manchmal der Person, die das leitende Amt hat oder haben soll, manchmal der Partei oder Gruppierung, die mitreden will. Aber es ist eigentlich unbestritten, dass es um Politik vor Ort geht und nicht um Hass und Hetze, weil man weder einen Plan noch geeignete Leute hat. Sorry, dass ich so direkt bin. Aber mir ist es zu wichtig, als dass ich da heute einfach drüber hinweggehen und am Montag dann nur konstatieren will, welche Ergebnisse es gibt.Schon im Alten Testament, beim Propheten Jeremia, lese ich einen bedeutsamen Satz. Er fordert die nach Babel verschleppten Juden auf: "Sucht der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum HERRN; denn wenn’s ihr wohl geht, so geht’s auch euch wohl." (Jeremia 29,7). Und das war an die Verschleppten nach Babel gerichtet.Um wieviel mehr sollten wir, die wir die Wahl haben, gut darüber nachdenken und am Ende die wählen, die der Stadt und des Dorfes Bestes wollen. Und trauen wir uns auch, um eine gute Wahl und der Stadt Bestes zu beten.

Sucht der Stadt Bestes

Liebe Deinen Nächsten wie dich selbst

Nine-eleven ist zu einem Synonym geworden. Nine-eleven meint den 11. September 2001. An diesem Tag sind in den USA vier Flugzeuge entführt worden um damit einen beispiellosen Terrorakt zu vollziehen: die Nutzung von Passagierflugzeugen als menschengesteuerte Angriffsmaschinen, um so viele Menschen wie möglich zu töten und quasi den USA den Krieg zu erklären. Und das in der unglaublich verqueren Logik von Osama bin Laden und Al Quaida – im Namen Gottes.Im Namen Gottes töten? Das widerspricht absolut unserem Empfinden von gläubigen Christen, die an einen liebenden und lebensspendenden Gott glauben. Ja, auch Christen haben im Laufe der zwei Jahrtausende im Namen Gottes getötet. Und wir sind bis heute beschämt darüber. In unserer heutigen Lesung steht aber genau das Gegenteil von machtvoller Demonstration von Überlegenheit und kriegerischer Kraft. Im ersten Petrusbrief geht es darum, einander zu dienen als gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes, jeder mit der Gabe, die er oder sie von Gott empfangen hat. Wer redet, rede mit Worten, die Gott ihm gibt, wer dient, der diene aus der Kraft, die Gott verleiht. So wird in allem Gott verherrlicht durch Jesus Christus.Wer aber aus der Kraft Christi wirken will, wird tun, was Christus getan hat: den Armen beistehen, die Kranken pflegen, Kinder segnen, Trauernde trösten, und allen Menschen das Reich Gottes verkünden. Dieser 11.9. kann uns helfen, darüber nachzudenken, was ich, was jede und jeder von uns im Namen Gottes tut und das wichtigste Gebot dabei keinesfalls zu vergessen: Liebe Deinen Nächsten wie dich selbst.

Liebe Deinen Nächsten wie dich selbst

Das Leben nach dem Evangelium ausrichten

Wenn man junge Leute im Haus hat, werden die Gespräche vielfältiger und die Themen ganz andere. Da geht es um Studium und Mitstudierende, um die Finanzierung des Studiums durch einfache geldbringende Jobs, um Referendariatsplätze an Schulen und Praktika in Werkstätten, um kreative Ideen, zu deren Umsetzung oft die Zeit fehlt, um politische Ansichten und Engagement, um Lärm in den Nachbarwohnungen durch nächtliche Karaokegesänge, um deutlich andere Ansichten vom Leben in Städten, wenn man dort lebt, als wenn man diese Städte nur als Gast besucht, um Sorge um die Hauskatzen und vieles andere mehr. Und man sitzt staunend dazwischen und erinnert sich, welche Themen mich selbst in den jungen Jahren der Ausbildung beschäftigt haben.Es ist natürlich lange her, aber Religion, Glaube und Kirche spielten bei mir und uns im Umfeld immer eine Rolle, aber bei Vielen heute gar nicht mehr. Und das kann man bedauern und beklagen, aber es gibt auch immer die Möglichkeit, es selbst weiterhin anders zu machen; zum Beispiel die Tischgebete selbstverständlich zu beten und die eigenen Themen auch nicht hinterm Berg zu halten, einige Rituale, die mir selbst wichtig sind, auch weiter zu pflegen und die Gäste teilnehmen zu lassen.Und es scheint mir auch wichtig, die eigene ruhige und heitere Gelassenheit zu leben, die aus dem Glauben kommt, damit sich Gäste und Verwandte und Freunde einfach wohlfühlen und irgendwann merken, dass es wohl Gründe gibt, warum es gut ist, eine Weile mit uns zusammen zu verbringen. Beim Heiligen Franziskus heißt es, dass die Brüder und Schwestern hinausgehen sollen und das Evangelium verkünden – und wenn es sein muss, mit Worten.Das bedeutet, dass die Menschen in unserem Sein und Tun spüren sollen, wes Geistes Kind wir sind und warum es gut sein könnte, das eigene Leben nach dem Evangelium auszurichten.

Das Leben nach dem Evangelium ausrichten

Black Stories

Kennen Sie Black Stories für Erwachsene oder Green Stories für Kinder und junge Jugendliche? Das sind auf Karten oder in einer App im Smartphone sehr kurze Rätselgeschichten. Oft nur zwei oder drei Sätze beschreiben ein Geschehen. Und die Lösung wird mitgeliefert, die dann nur dem Spielleiter zur Verfügung steht. Alle aus der Gruppe dürfen dem Spielleiter Fragen stellen, die er nur mit Ja oder Nein beantworten darf.Wir haben am Wochenende einen spannenden und höchst vergnüglichen Abend mit diesen Rätselgeschichten verbracht und haben irgendwann gemerkt, dass wir als Gruppe zu siebt sehr gut miteinander raten, kombinieren und Lösungen finden konnten. Und je abstruser und schwieriger die Story war, desto vergnüglicher war es, wenn wir die Lösung trotzdem gefunden haben.Manchmal sind auch biblische Geschichten und Szenen wie Black Stories, die jede Generation und jeder Kultur – und Lebenskreis für sich wieder entschlüsseln und enträtseln muss, um zu spüren, wo der Kern, wo die Botschaft, wo das Verborgene liegt, was uns heute zum Leben als Christen hilft. In den knappen zwei Sätzen der heutigen Lesung aus dem ersten Johannesbrief ist das auch so. Da steht: "Wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als den Retter der Welt. Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott, und er bleibt in Gott." – Zum Ende des ersten Jahrhunderts nach Christus entstanden, geht es um Konflikte zur Lehre um die Menschwerdung Jesu. Und der Brief will dazu beitragen zu klären, dass Jesus Christus ganz Gott und ganz Mensch war, dass er gesehen und erlebt worden ist und daher bezeugt werden kann.Und wir heute? Unsere Aufgabe bleibt es herauszufinden, wie wir an Jesus Christus glauben können und wie sehr er unser Leben prägen kann. Eine gute Form dazu ist zum Beispiel ein Bibelgespräch. Oftmals kann man zu Mehreren plötzlich Erkenntnisse gewinnen, die mir allein oft verborgen geblieben sind. Also ein bisschen wie die gemeinsame Lösungssuche bei den Black Stories am Wochenende.

Black Stories

Maria hat Geburtstag!

Geburtstag feiern ist echt etwas Schönes. Geschenke bekommen, liebe Grüße über alle möglichen Medien und Wege, einen schönen Geburtstagskaffeeklatsch halten und einen guten Wein zum Abend, mit Blumen beschenkt werden und vielleicht etwas zusammen mit dem Geburtstagskind und den Gästen unternehmen. Eine schöne Erfindung. Es geht um einen Menschen, um sein Dasein und alle drumherum, die ihn oder sie kennen und sich mitfreuen. Heute feiern wir den Geburtstag der Gottesmutter Maria. Und wenn ich mir alle Lesungen und das Evangelium anschaue, geht es eigentlich nie um sie, sondern immer um Ihren Sohn Jesus Christus. Da geht es immer um die Ankündigung des kommenden Herrn, der die Menschheit wieder mit Gott versöhnen wird: beim Propheten Jesaja um dem neuen Zweig aus dem Wurzelstock Isais, im Buch Micha um den Trost für das kleine, unbedeutende Nest Bethlehem, im Matthäusevangelium um den langen Stammbaum Jesu, um zu zeigen, dass er in den vielen Generationen der Angekündigte Gottes ist. Und das Geburtstagskind selbst? Was sagt sie dazu? Sie sagt JA, und wenn sie das nicht gemacht hätte, wäre der Weg der Erlösung anders verlaufen. Gott lässt bei ihr anfragen, als sie ungefähr 14 ist, ob sie im langen Weg der Erlösung einen entscheidenden Schritt mitgehen würde. Und sie ist eine starke, glaubende junge Frau, die nicht zur Ja-Sagerin wird, weil sie zu allem Ja und Amen sagen muss. Sondern weil sie will und dem Engel, nach allen Bedenken und Klärungen ihr deutliches und klares Ja als Botschaft in die Hand gibt. Bei Andreas von Kreta finden wir im 8. Jahrhundert einige wunderbare Zeilen dazu: "So singe und tanze also die ganze Schöpfung und trage etwas bei, was des Tages würdig ist. Der heutige Tag werde ein gemeinsames Fest für Himmel und Erde. Alles, was auf Erden ist und über der Erde, soll zusammen feiern. Heute wurde das Heiligtum für den Schöpfer des Alls errichtet. Die Schöpfung bereitete dem Schöpfer ein neues und würdiges Haus."Eine schönere Geburtstagsgratulation habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Feiern wir diesen Tag also den Geburtstag der schönen, starken, jungen Frau die sehr bewusst JA sagt zu den unbeschreiblichen Wegen Gottes zu den Menschen.

Maria hat Geburtstag!

Wenn Hilfe für andere Freude bereitet

Ein schönes Wochenende mit viel Sonne und Wärme liegt vor uns, es ist Spätsommer oder früher Herbst. Man muss also nicht um die Regenschauer herumplanen, sondern kann machen, wozu Lust und Wetter einladen. Seit Mittwoch haben wir schon eine Gästin im Haus und heute kommen noch drei von meiner Herkunftsfamilie dazu. Wir wollen ein bisschen feiern und zusammen bis Sonntagnachmittag ein schönes Wochenende erleben.Unter anderem wollen wir kreativ sein. Zur Muggelkirmes, diesem besonderen Kirchweihfest hier in Olpe, die in 14 Tagen sein wird, werden wir auch mal wieder einen Stand anbieten. Thema unseres Standes wird sein: 800 Jahre Sonnengesang des Hl. Franziskus. Und wir haben eine, glaube ich, ziemlich gute Idee. Auf runde Plexiglasscheiben malen wir Symbole für die Strophen des Sonnengesanges: Sonne, Mond, Sterne, Luft und Wolken, Regen und jegliches Wetter, Feuer und die Erde mit bunten Blumen. Und am Stand können die Besucher dann die ganze Reihe der Symbolscheiben erwerben oder einzelne, die ihnen besonders gut gefallen. Und meine Gästinnen, die sehr kreativ sind, werden für den Hintergrund des Pavillons zwei Laken bemalen und so gestalten, dass die Besucher der Kirmes Lust bekommen und schauen und staunen und kaufen – zugunsten von Aktionen und Hilfen für Kinder und Jugendliche in der Einen Welt. Und wie ich Ihnen das jetzt so erzähle, merke ich, wie schön das ist und wieviel Vorfreude ich schon habe: miteinander füreinander etwas tun mit unseren Möglichkeiten für Menschen, die unsere Hilfe brauchen. Und dabei selbst Spaß und Lust haben und ganze lange Abende plaudernd und malend zusammen verbringen und sich vorfreuen auf einen ganz sicher guten Erlös und ein schönes Fest.

Wenn Hilfe für andere Freude bereitet

Gib mir Hoffnung, Mut und Gelassenheit!

Dieser Tage habe ich eine alte Dame besucht, die jahrelang mit ihrer Schwester, die eine unserer Mitschwestern war, in unserem Altenheim gelebt hat und nun damit klarkommen will, dass ihre Schwester nicht mehr da ist. Sie hat große Schwierigkeiten mit dem Hören und wir müssen immer eine Position des Gegenübersitzens finden, dass ein Gespräch möglich ist. Und sie hat nur noch ein Prozent Sehkraft. Allein der Gedanke daran, nur noch so wenig sehen zu können, macht mich ganz ehrfürchtig vor ihr. Denn ich habe sie noch nie klagen hören und sie fragt immer sehr interessiert nach, was so los ist und was ich ihr Neues erzählen kann. Und so erzähle ich ihr, was so die letzten Tage war. Und dann frage ich sie, was sie denn beschäftigt. Und sie erzählt von ihren Verwandten, die ziemlich weit weg wohnen und einmal im Monat kommen und sie besuchen. Und sie erzählt mir, dass es ein Gespräch gab, dass sie doch dorthin in ein Altenheim ziehen könnte und dann öfter Besuch bekommen könnte. Und dann zählt sie alles auf, was aber hier so schön und für sie gut ist: Die Schwestern, die hier leben und sie quasi in ihrer Ordensfamilie integriert haben, das große Zimmer mit dem Bad, wo sie sich mit ihrem Rollstuhl so gut bewegen und noch ganz vieles allein machen kann, jedes Ding in ihrem Zimmer, wo sie genau weiß, wo es liegt und sich daher gut zurechtfindet und die Gewissheit, dass der gute Gott, der sie durch ein so langes Leben getragen hat, auch weiterhin tragen wird. Ein bisschen verblüfft war ich schon und ein bisschen sprachlos, weil ich öfter Besuch zu bekommen schon für eine gute Idee gehalten hätte. Und dann hat sie mich noch mehr verblüfft. Sie hat mir anvertraut, dass sie jeden Abend, bevor sie einschläft immer den gleichen Vers betet und sagt: "Guter Gott, für die Zeit die mir noch bleibt, gib mir Hoffnung, Mut und Gelassenheit"Gibt es eine bessere Bitte, ein eindringlicheres Gebet, selbst wenn man noch nicht 98 Jahre alt ist? "Guter Gott, für die Zeit die mir noch bleibt, gib mir Hoffnung, Mut und Gelassenheit"

Gib mir Hoffnung, Mut und Gelassenheit!

Auf den inneren Kern kommt es an!

Am Sonntag war bei uns in Olpe der Tag der Offenen Tür im Mutterhaus. Anlass war das Ende der Umbauarbeiten und der Wunsch, den Leuten aus Olpe und der Umgebung die neuen Räume und Säle zu zeigen und sie teilhaben zu lassen an unserer Freude. Wegen des Regens konnte der Gottesdienst nicht draußen stattfinden, sondern wurde in der Mutterhauskirche gefeiert. Sie ist so groß, dass 350 Leute problemlos sitzen und mitfeiern konnten. Eigentlich wollten wir am Samstag diesen Tag begehen, aber die Bläsergruppe, die den Gottesdienst und den anschließenden Mittagsschoppen begleiten sollte und auch sehr gern wollte, konnte nur am Sonntag. Also alles umplanen und verlegen. Aber dann haben alle gemerkt, wie wunderbar das war. Die musikalische Begleitung war so umwerfend toll, dass es dreimal begeisternden Schlussapplaus gab und der Gesang einfach voller Inbrunst und Freude war. Da merkte man schon, dass es eine Rolle spielt, wie Gesänge und Lieder im Gottesdienst begleitet werden. Und hier im Sauerland, wo ganz viele Dörfer ihre eigenen Musikkapellen haben, spürt man es noch stärker. So ging es also beschwingt und fröhlich zum Suppenbuffet und zu den Führungen durchs Haus. Viele waren sehr beeindruckt von der gelungenen Neugestaltung und was immer wieder kam: Es ist jetzt so schön hell! Genau, die ehemals braunen Wände waren jetzt weiß und die neuen Formen und Arten der Beleuchtung machen es freundlich und aufgeschlossen. Während der Führungen war ein Ort immer die neugestaltete Anbetungskapelle die ich immer als "Herzkammer" des Mutterhauses bezeichne. Und auch sie: doppelt so groß wie vorher, mit einer hellen Fensterfront und sehr verschieden einstellbarer Beleuchtung. Und die Monstranz, die zur eucharistischen Anbetung verwendet wird, ist immer noch dieselbe, die zur Zeit unserer Gründung vor mehr als 160 Jahren verwendet worden ist. Viele Gäste waren zutiefst beeindruckt und gingen nahezu automatisch auf die Knie, um anzubeten. Wir gelangten also, vom Anschauen der vielen baulichen und äußeren Veränderungen zum eigentlichen Kern des Mutterhauses, der Ordensgemeinschaft und aller Christen: zur immerwährenden Anbetung Gottes.

Auf den inneren Kern kommt es an!

Was bringt tägliches Beten?

Seit mehr als zwei Jahren wird das Nachbarhaus innen und außen saniert. Entkernen der drei Etagen war zunächst angesagt, und man hat als Nachbarn nicht so viel mitbekommen. Klar, die Container mit den unterschiedlichen Abfallprodukten standen vor dem Haus und manchmal polterte es ganz schön. Aber zunächst sah das alles gar nicht so wild aus, aber dann war klar, dass die Dachbalken verfault waren und der Dachstuhl runter musste und ein ganz neues Dach aufgebaut werden muss. Und das war dann ein echtes Riesenwerk mit Kran und Straßensperrung und Stau und Drama. Und jetzt klopft es den ganzen Tag. Wie es hier in der Gegend üblich ist, werden die Dächer nicht mit roten Ziegeln einfach belegt, sondern mit Schiefer vernagelt. Schindel für Schindel mit mehreren Hammerschlägen. Und abends kann ich dann den Fortgang sehen und die sorgfältige Arbeit und ein eingearbeitetes Muster. Dann bin ich begeistert. Bei vielen Dingen, die wir so über den Tag tun, sehen wir meist so schnell kein Ergebnis. Mit Energie und Ausdauer dranbleiben, ist dann gar nicht so leicht. Wir beten zum Beispiel täglich mehrere Gebetszeiten, lesen und hören das Tagesevangelium, halten stille Zeiten zur Anbetung Gottes, beten die Tischgebete und Fürbitten, den Rosenkranz andere Gebetsformen. Aber wo und wie sehe ich ein Ergebnis, erkenne ich ein Muster, sehe ich Erfolg? Vor vielen Jahren war ich wahrscheinlich schonmal klüger und habe in ein paar kleine Verse gefasst, was beten ist: "Beten ist wie Brücken bauen von mir zu Gott von mir zum anderen - glaube ich.Beten ist wie Samen ausstreuen, wenn er ausgestreut ist braucht es Geduld, aber es wächst die Frucht- hoffe ich. Beten ist wie balancieren auf dem Regenbogen, der ausgespannt ist als Zeichen des Bundes denn ER - liebt mich."Glauben, Hoffen und Lieben ist das tägliche Hämmern und Klopfen und Gott ist es, der alles im Muster zusammenfügt. Denke ich.

Was bringt tägliches Beten?

Unbewaffnet und entwaffnend

In meiner Kinder- und Jugendzeit in Thüringen begann die Schule immer am 1. September. Im Juli und August waren Ferien und dann ging es wieder los. Aber ehrlicherweise verbinden ich und viele Menschen hierzulande dieses Datum eher mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939. Das Datum ist eingebrannt in unsere Geschichte und in unser einzelnes und kollektives Gedächtnis. Seit den 50er Jahren ist er Antikriegstag und in den 2000ern hatte man das Gefühl, eine breite Friedenspolitik in Europa wird den Frieden auf lange Zeit sichern.Leider wissen wir seit den russischen Überfällen auf die Krim und die Ukraine, dass der Krieg wieder da ist und die Bedrohung wieder näher rückt. Eine wirkliche Friedenspolitik scheint nicht mehr möglich, wenn ein Aggressor nur durch militärische Gegenmacht aufzuhalten ist. Das ist echt entmutigend. Die Botschaft des Papstes zum kommenden Weltfriedenstag am 21.9. lädt die Menschheit dazu ein, die Logik von Gewalt und Krieg abzulehnen und sich für einen echten Frieden einzusetzen, der auf Liebe und Gerechtigkeit basiert. "Dieser Frieden muss unbewaffnet sein, das heißt, er darf nicht auf Angst, Drohungen oder Waffen beruhen. Und er muss entwaffnend sein, in der Lage, Konflikte zu lösen, Herzen zu öffnen und gegenseitiges Vertrauen, Empathie und Hoffnung zu schaffen. Es reicht nicht aus, zum Frieden aufzurufen; wir müssen ihn in einer Lebensweise verkörpern, die jede Form von Gewalt ablehnt, sei sie sichtbar oder systemisch."Unbewaffnet und entwaffnend – welche Forderung in einer waffenstarrenden Welt. Aber wir sollten uns trotzdem nicht entmutigen lassen, uns um Frieden und Versöhnung zu mühen und auch immer wieder um Frieden zu beten und zu bitten. "Der Friede sei mit euch allen", war der Gruß des Auferstandenen Christus an seine verängstigten Jünger. Dieser Zuruf des Friedens gilt auch für uns heute.

Unbewaffnet und entwaffnend

"Kapelle geöffnet"

Bei meinem Familienwochenende zuhause in Thüringen haben wir davon erzählt, dass wir in unseren Kindertagen immer die Haustür offengelassen haben. Die wurden nur abgeschlossen, wenn mal tatsächlich die ganze Familie bei Verwandten zu Besuch und niemand zuhause war. Und das war natürlich auch bei all den anderen Leuten im Dorf so. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich das geändert. Das Gefühl, dass man ja nicht mehr alle kennt und deshalb lieber die Türen zumindest nachts abschließt, wurde normal.Wir hier in Olpe im Konvent haben jeden Tag ab 8.30 bis 18.00 Uhr die Haustür offen. Und ein Schild weist darauf hin: "Kapelle geöffnet". Aber die Türen zum Treppenhaus und zu den anschließenden Räumen sind geschlossen. So können Besucher, die in die Kapelle gehen möchten, unkompliziert reinkommen und beten und müssen nicht erst klingeln und ihr Anliegen darlegen. Niederschwelliges Angebot nennt man das wohl. Und dann sind manche Leute ganz erstaunt, dass man in unserer Kapelle die gewandelte Hostie hinter Glas direkt sehen kann. Normalerweise ist doch da ein Tabernakel, der zugeschlossen ist. Und an diesem Erstaunen mancher Leute kann ich immer gut festmachen, dass Gott ja da ist und schon wartet und ich nur kommen muss. Er bietet dem Gast quasi eine offene Tür und erwartet uns schon.Und wie ist das mit uns selbst? Wie offen ist meine Herzenstür für meine Mitmenschen? Habe ich Sprechstunden, innere Bereitschaftsdienste, wo ich bereit bin und Herz und Hirn offen habe? Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Ich kann nicht 24/7 immer für alle da sein. Aber für die, die mit mir leben, die mein offenes Ohr und Herz oft zu verschiedenen Zeiten brauchen?"Ich bin die Tür", sagt Jesus und weist auf seine Mittlerrolle zum himmlischen Vater hin. Kann ich auch eine Tür für Menschen sein, die nach Gott suchen? Interessanter Gedanke, oder?

"Kapelle geöffnet"

Programm für mehr als einen Tag

Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, wenn Sie Lebensbeschreibungen von bedeutenden Menschen lesen oder Podcasts darüber hören. Ich bin oft völlig erschlagen von all dem Vielen, was Menschen in ihrem Leben geleistet, geschrieben, erkannt und gelehrt haben und frage mich immer, wie das in ein einzelnes Leben passt. So geht mir das auch mit dem großen heiligen Augustinus, an den wir heute denken. Überliefert sind von ihm fast 1000 seiner Predigten, 113 Bücher und 218 Briefe. Aber es gibt einen Ausschnitt aus einem Vortrag und eine Geschichte über ihn, die Ihnen und mir vielleicht helfen, einen guten Start in diesen Tag zu schaffen.Und was bei mir manchmal hängenbleibt von einer Predigt, einem Vortrag, einem Artikel oder einem Buch, sind oftmals eher kurze, bedeutende Geschichten oder Begebenheiten. Und die vielleicht bekannteste kleine Story über den großen Augustinus geht so: Eine der zahlreichen Legenden erzählt, wie Augustinus am Ufer des Meeres wandelnd und in tiefes Nachdenken versunken einen kleinen Knaben sah, der mit einer Muschel Wasser schöpfte und in eine Sandgrube goss. Befragt, was er tue, antwortete das Kind: "Dasselbe, was du tust! Du willst die Unergründlichkeit Gottes mit deinen Gedanken ausschöpfen – ich versuche das Meer auszuschöpfen!" Da wurde ihm klar, dass das unmöglich ist.Und dann spricht Augustinus von sich und seinen alltäglichen Aufgaben im Sermon 340, 3:"Unruhestifter zurechtweisen, Kleinmütige trösten, sich der Schwachen annehmen, Gegner widerlegen, sich vor Nachstellungen hüten, Träge wachrütteln, Händelsuchende zurückhalten, Eingebildeten den rechten Platz anweisen, Streitende besänftigen, Unwissende belehren, Armen helfen, Unterdrückte befreien, Gute ermutigen, Böse ertragen, und – ach – alle lieben!" – Das ist Programm für mehr als einen Tag, eine Woche, ein Jahr, für jeden Christen.

Programm für mehr als einen Tag

Liebe, Gebet, Ausdauer und Geduld

Es kommt nicht sehr häufig vor, dass im Heiligenkalender an Frauen gedacht, sie geehrt und gefeiert werden. Und wenn, dann sind es meistens es Kaiserinnen und Königinnen, Ordensgründerinnen oder ähnliches. Heute aber wird an eine Frau gedacht, die bekannt geworden ist als Mutter des heiligen Augustinus. Und genau durch ihn und sein Buch der "Confessiones – der Bekenntnisse" wissen wir viel von ihr. Sie stammt aus einer christlichen Familie, heiratet und hat drei Kinder. Aber sie leidet sehr an ihrem Mann, der als jähzornig, unbeherrscht und regelmäßig Ehebruch begehend geschildert wird. Aber sie gibt ihn nicht auf und davon ist er so beeindruckt, dass er sich kurz vor seinem Tod bekehrt.Bei ihrem Sohn Augustinus war es so ähnlich. Ihm war in seinen wilden Jahren, als er sich vom katholischen Glauben abgewandt hatte, eine Konkubine und mit ihr ein Kind hatte und nichts mehr von seiner Mutter wissen wollte, schon klar, dass sie ihn nicht verloren geben würde. Er wird später schreiben: "Sie weinte um mich mehr als andere Mütter um ihre toten Kinder weinen." Er spürt, dass es ihr um seine unsterbliche Seele ging und sie mit Gott um ihn rang mit Glauben, Vertrauen und vielen Gebeten. Er sagt später, dass seine Mutter das geistige Rückgrat seiner Entwicklung war. Sie wusste, dass nicht Zwang und Belehrung, sondern Liebe, Gebet, Ausdauer und Geduld die wirksameren Mittel waren.Inständig und ausdauernd bestürmte Monika Gott in Gebeten, ihr Sohn möge zum Glauben finden. Und sie erlebt es noch. Ein halbes Jahr vor ihrem Tod wird Augustinus in der Osternacht 387 im Dom von Mailand von Bischof Ambrosius getauft, jener Ambrosius der ihr einmal gesagt hatte: "Ein Kind so vieler Tränen kann nicht verloren gehen." Und so wurde es. Aus diesem Sohn, um dessen Leben und Glauben sie so beharrlich gerungen hatte, wurde einer der größten Theologen der Kirchengeschichte.

Liebe, Gebet, Ausdauer und Geduld

Gedenktage fordern zum Handeln auf

Heute feiert die Kirche den Gedenktag Maria Königin. Inhalt dieses Festes ist das uralte Motiv der Marienkrönung, das in der abendländischen christlichen Kunst besonders auf Altarbildern häufig dargestellt ist und im Rosenkranzgebet als letztes der glorreichen Geheimnisse, "der dich, o Jungfrau im Himmel gekrönt hat", meditiert wird. Der auferstandene und erhöhte Christus, selbst mit einer Königskrone dargestellt, setzt seiner in den Himmel aufgenommenen Mutter die Krone der Vollendung auf.Mit Königen haben wir es ja nicht mehr so und uns nüchternen Deutschen ist das irgendwie weit weg von unserem religiösen Denken und Empfinden. Dieser 22. August hat aber noch einen anderen Aspekt. Es ist der Internationale Tag zum Gedenken an die Opfer von Gewalttaten aus Gründen der Religion oder des Glaubens. Seit 2019 wird jedes Jahr an diesem Tag der von den Vereinten Nationen eingeführte Gedenktag begangen. Er soll die Weltgemeinschaft auf die Verfolgung von Menschen aufgrund ihrer religiösen Überzeugungen aufmerksam machen.Gerade in diesem Sommer gab es einige schwere Anschläge auf christliche Kirchen und Gemeinschaften in Syrien und im Kongo und immer wieder auch in Indien und Pakistan, wo mit fadenscheinigen Begründungen Christen, die sich für ihre Mitmenschen engagieren, unter dem Vorwurf der Missionierung eingekerkert werden.Gedenktage fordern zum Handeln auf. So sind wir dazu aufgerufen, religiöser Ausgrenzung, Polarisierung und Spaltung auch unter uns, entschieden entgegenzutreten und uns für die Religionsfreiheit und die Menschenrechte aller einzusetzen, sagt der zuständige Bischof der Kommission Weltkirche in der Bischofskonferenz, Bertram Meier. So kann also dieser Tag beide Aspekte in sich vereinen: die Verehrung der Gottesmutter, der Jesus die Krone der Vollendung aufsetzt und das Engagement gegen Hass und Hetze gegen Andersgläubige und das Gebet für alle Verfolgten und Getöteten.

Gedenktage fordern zum Handeln auf

Wunderbare Urlaubsgeschichten

Ich denke, mir geht es wie vielen von Ihnen, die ein Wochenende oder einen Urlaub irgendwo anders als zuhause verbracht haben. Wir haben Fotos und vielleicht noch ein Ticket, ein Reiseandenken oder eine besondere Geschichte im Hinterkopf. Und dann ist es ganz einfach: Man braucht nur einen Augenblick Zeit und Ruhe und denkt an diese Tage und schon steigen die Bilder und Szenen im Inneren auf und wir können sie genau verfolgen und erinnern, als wenn es gerade gewesen ist.In meinem Urlaub gab es viele wunderbare Geschichten. Eine war es, als ich mit dem Schiff über den Bodensee zur Insel Mainau gefahren bin. Drei Ehepaare waren unter vielen anderen auch mit und haben mich an ihren Tisch gebeten. Und so haben wir uns drei Stunden wunderbar unterhalten über das berühmte "Gott und die Welt", die Familien, Kinder, Arbeitsstellen, Pfarrgemeinden und die Fahrt verging buchstäblich wie im Flug. Da werden Fremde zu Freunden, wenn man sich öffnet und geschenkte Zeit miteinander verbringt.Auf der Insel dann die nächste schöne Überraschung. Ich wollte mir ein Ticket kaufen und bekam die Antwort, dass Ordensleute immer kostenlos die schöne Blumeninsel besuchen dürfen, weil das in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts von den Besitzern so festgelegt worden ist. Und wieder hatte ich mit der Kassiererin ein kurzes herrliches Gespräch über die verschiedenen Formen des Ordenslebens und dass es hoffentlich auch in Zukunft Ordensleute gibt. Die Leute, die hinter mir in der Reihe standen, haben interessiert zugehört und beim Weitergehen weitergefragt.Manchmal braucht es nur einen kurzen Anstoß und schon kommt das schönste Gespräch in Gang, das gut tut und den eigenen Horizont erweitert und einen fröhlichen Klang in der Seele hinterlässt. Versuchen Sie es doch heute selbst einmal.

Wunderbare Urlaubsgeschichten

Die Stillen und scheinbar Kleinen hören

Was steht heute auf Ihrem Plan? Gibt es besondere Verpflichtungen, Konferenzen, Planungen oder Ähnliches? Bei mir ist das heute so. Ich komme aus meinem Heimatdorf, wo wir den runden Geburtstag meines jüngsten Bruders gefeiert haben. Ich fahre aber nicht direkt zurück nach Olpe, sondern mache Station in Dortmund.Dort ist ein Treffen von vielen franziskanischen Ordensleuten. Sich treffen ist ja ohnehin, bei den so geringer werdenden Mitgliederzahlen immer schön. Aber es ist ein Vorbereitungstreffen. In mehr als einem Jahr, Mitte September 2026 soll es in Dortmund ein großes Franziskusfest in unserem Bistum Paderborn geben.Franziskanerinnen und Franziskaner weltweit denken seit drei Jahren an die verschiedenen Aspekte im Leben des Heiligen Franziskus von Assisi. 2023 war es die 800 Jahrfeier der ersten Krippenfeier in Greccio, 2024 war geprägt vom Nachdenken über seine Wundmale, die ihn Christus ähnlich machten, in diesem Jahr geht es um den Sonnengesang, den er todkrank geschrieben hat und der als eine der schönsten Loblieder auf die Schöpfung und den Schöpfer gilt. Und 2026 denken wir an den 800. Todestag des Heiligen, der über die Jahrhunderte nichts an seiner Faszination verloren hat und den viele Menschen sehr mögen, als Vorbild nehmen oder auch verehren. Also werden wir schauen, was wir an dem Tag anbieten und machen möchten, damit Menschen, die vielleicht nichts mit Kirche am Hut haben, oder auch Glaubende, die aber Franziskus nicht kennen, von ihm hören, sehen, lesen und über ihn erfahren können. Ich bin selbst gespannt und meine Idee wäre es zum Beispiel, ein Franziskusmusical, von denen es auch im deutschsprachigen Raum einige gibt, zur Aufführung zu bringen. Es wird also Vorschläge und Ideen und vielleicht sogar schon Konkretes geben. Im Gewirr vieler Ideen und Stimmen wird es wichtig sein, Aufeinander zu hören, das Für und Wider in Ruhe abzuwägen und vieles mehr.Also eigentlich etwas, was jede und jeder von uns auch im normalen Alltag gut braucht und immer wieder üben muss, wenn die Lauten scheinbar wichtiger sind und man die Stillen und scheinbar Kleinen überhört.

Die Stillen und scheinbar Kleinen hören

Die Heiterkeit und Freudigkeit des Herzens bewahren

Bei einem sehr schönen Abend in der letzten Woche sind mir viele der älteren Gäste aufgefallen, die ein zerfurchtes aber heiteres Gesicht hatten und die eine sehr freundliche Gelassenheit ausgestrahlt haben. Da ist mir ein Zitat eingefallen, dass ich vor vielen Jahrzehnten mal gelesen habe, das mich damals sehr beeindruckt und lange begleitet hat. An dem Abend ist es mir wieder in Erinnerung gekommen. Es ist vom Jesuiten Wilhelm Eberschweiler, der aus der Eifel stammte, in der Zeit des Kulturkampfes in Deutschland mit den Mitbrüdern nach Holland und England gegangen ist und 1921 gestorben ist. Er hat unter anderem mal gesagt: "Die Heiterkeit und Freudigkeit des Herzens will ich zu bewahren suchen um damit allen zu zeigen, einem wie guten Gott ich diene."Ich glaube, viele von Ihnen kennen Menschen, die genau das ausstrahlen, ohne es jemals zu benennen und ohne davon selbst zu wissen. Natürlich gibt es Lebensphasen, wo das schon sehr anders sein kann. Wo Sorgen und Belastungen, schwierige Aufgaben und Positionen, Krankheiten und familiäre Probleme stark prägend und auch zeichnend sind und Falten und andere Spuren in Gesichtern hinterlassen. Aber gerade auch später, im Alter, spürt man in der Begegnung mit Menschen, die Schwerstes und Kriege und Katastrophen erlebt haben, genau diese innere Heiterkeit und Freudigkeit des Herzens, die sie durch all das durchgetragen hat. Bei Großeltern und Eltern und bei vielen unserer sehr alten Schwestern kann ich diese Entdeckung immer wieder machen. Bei diesem Wort von Pater Eberschweiler fällt mir aber auf, dass er sagt: "Die Heiterkeit und Freudigkeit des Herzens WILL ICH ZU BEWAHREN SUCHEN …" – Es ist also seinerseits der Vorsatz und der unbedingte Wille, das, was ihm von Gott geschenkt ist, zu bewahren und anderen Leuten erfahrbar zu machen und weiterzugeben. Und das ist Arbeit und Anstrengung und fällt garantiert nicht einfach in den Schoß.

Die Heiterkeit und Freudigkeit des Herzens bewahren

Das Maß ist die Maßlosigkeit

1113 tritt Bernhard mit 30 wissenschaftlich gebildeten, adligen und idealistischen jungen Leuten, darunter vier seiner fünf leiblichen Brüder, in das Reformkloster Cîteaux ein. Dieses Reformkloster drohte zu seiner Zeit an den strengen Regeln des neuen Zisterzienserordens zugrunde zu gehen. Mit Bernhard und seinen Gefährten kam neues Leben in das Kloster, die Gründung des ersten Tochterklosters, des Klosters La Ferté und vieler weiterer Klöster wurde möglich.Bernhard faszinierte junge Leute in einem Maße, dass fast jedes Jahr zwei neue Klöster von Clairvaux aus errichtet werden mussten; insgesamt gründete er 68 Klöster, weitere waren ihm unterstellt, so dass 164 Abteien seiner geistlichen Führung unterstanden; bis zu Bernhards Tod wurden schon 343 neue Gründungen gezählt. 1135 bestimmte Bernhard Himmerod im Salmtal bei seinem Besuch vor Ort als Standort für das 14. Zisterzienserkloster und das erste deutsche Kloster, das direkt von ihm gegründet wurde. Wenn ich das so lese und erzähle, wird mir ganz schwindlig und ich frage mich, wie ein einzelner Mensch das schaffen konnte. Aber wenn ich dann einige seiner Weisungen lese, wird mit klar, aus welcher Quelle er gelebt hat.Er sagt unter anderem: "Aus welchem Grund und mit welchem Maß soll man Gott lieben? Ich sage: Der Grund, weshalb wir Gott lieben sollen, ist ganz einfach Gott, und das Maß ist die Maßlosigkeit." – "Gott wird so viel verstanden, wie er geliebt wird." – "Den Garten des Paradieses betritt man nicht mit den Füßen, sondern mit dem Herzen." – Und dann tatsächlich auch von ihm: "Gönne dich dir selbst! Ich sage nicht: Tu das immer. Aber ich sage: Tu es wieder einmal. Sei wie für alle anderen Menschen auch für dich selbst da."Vielleicht finden Sie das eine oder andere Wort von ihm für heute für Sie selbst.

Das Maß ist die Maßlosigkeit

Eine gewisse Ordnung braucht jede Lebensform

Manchmal braucht man einfach eine andere Ordnung. Die Bücher nehmen überhand. Die Projekte, an denen man arbeitet, stapeln sich auf dem Schreibtisch. Die Zeitschriften, die unbedingt gelesen werden müssen, liegen schon aufgetürmt auf dem Fußboden. Es bleibt also nichts anderes übrig, als in ein bekanntes Möbelhaus zu fahren und mit genauen Maßen und Vorstellungen bewaffnet ein Eckregal zu besorgen, das mit ganz vielen Fächern ausgestattet ist, um all das Viele aufzunehmen und wegzusortieren.Aus den Augen aus dem Sinn, könnte man denken. Aber es geht eher darum, eine gewisse Ordnung zu haben, die Luft zum Atmen lässt und trotzdem die Möglichkeit, auf die Dinge, die man braucht, schnell zugreifen zu können. Eine gewisse Ordnung braucht jede Lebensform. Als ich mich mal mit Sechstklässlern über die Ordensregel, die Ordo, unterhalten habe, konnten sie das ja zunächst gar nicht verstehen. Dann haben wir mal aufgezählt, was denn bei ihnen zuhause für festgesetzte Regeln gelten: vom Schuhe im Flur ausziehen und Jacken ordentlich aufhängen, vom Kinderzimmer aufräumen und Hausaufgaben bis zum Abendessen fertig haben, vor dem Essen die Hände waschen und noch vielem mehr. Und dann wurde ihnen klar, dass Regeln dazu da sind, dass man besser zusammenleben kann. Das gilt für Familien und Klöster, für Nachbarschaften und Freundeskreise, für Unternehmen und Arbeitsstellen, für den Straßenverkehr und einen Staat und auch für Kirchen und Religionsgemeinschaften auch.Da gibt es eine Verfassung, ein Grundgesetz, die 10 Gebote und die Kirchengebote und noch vieles mehr. Und es geht immer darum, dass mit den Gesetzen und Geboten ein gutes und gerechtes Zusammenleben möglich wird. Ein Satz, ein Gebot ist oft das Wichtigste und steht deshalb ganz oben. "Die Würde des Menschen ist unantastbar" ist so ein Satz und der steht in unserem Grundgesetz. Und ein anderer Satz ist: "Was ihr von den anderen erwartet, das tut ebenso für sie", den wir als die goldene Regel aus der Bibel betrachten. Beide Sätze bilden die Grundlage für eine Ordnung des Zusammenlebens – ein bisschen wie das neue Eckregal, das die Ordnung im Zimmer stark verbessert.

Eine gewisse Ordnung braucht jede Lebensform

Gott zuhause

In manchen Bundesländern haben die Sommerferien noch nicht begonnen, in manchen ist Halbzeit und in manchen beginnt heute die Schule wieder. Diese Ungleichzeitigkeit hat ihren Reiz. Nicht alle 84 Millionen Einwohner unseres Landes haben gleichzeitig ihren Urlaub oder alle Kinder und Jugendlichen gleichzeitig Ferien. Nicht alle hatten regenreiche Ferienwochen und nicht alle hatten glühend heiße Sommertage, nicht alle konnten in Ferien oder Urlaub verreisen und haben ihn zuhause in der Stadt, im Dorf, auf Balkonien oder im Garten verbracht. Nicht alle wegen Geldmangel oder Sparens auf den großen Urlaub im nächsten Jahr und nicht alle, weil sie nicht mehr verreisen können.Manche bleiben so gern zuhause, weil es dort, wo sie leben, schön ist und sie im Urlaub mal endlich alles in Ruhe genießen können. Meine Mitschwester ist in ihrem Urlaub nicht verreist, sondern zuhause geblieben. Sie arbeitet schon am frühen, noch kühlen Morgen stillvergnügt im Garten, pausiert mit Büchern und Hörbüchern, genießt die Ruhe in der Stadt und die langen lauen Sommerabende.An unserer Wohnungstür hängt ein Schild, dass uns eine Mitschwester gemalt und geschenkt hat. Darauf stehen nur zwei Worte "Zuhause zuhause". Ein wenig bedeutet es, dass es bei den vielen Orten, an denen wir leben und arbeiten, eben oft den EINEN Ort gibt, der unser wirkliches Zuhause ist: wo Seele und Leib und Herz und Hirn zusammenklingen und leben und ausruhen können. Und wenn ich das so bedenke, könnten wir unten, direkt neben dem Hauseingang an der Kapelle ein anderes Schild hinhängen: "Gott zuhause". In einer Kirche habe ich ein kleines Blatt gefunden mit einem wunderbaren Text: "Geh vorsichtig, wenn Du hierherkommst, denn Gott ist hier vor Dir. Geh bescheiden, wenn Du hierherkommst, denn zwei oder drei sind versammelt. Geh sanft, wenn Du hierherkommst, denn Gottes Geist könnte sprechen in der Stille dieses Ortes."

Gott zuhause

Bild des erlösten Menschen

Heute ist "Ferragosto", der liebenswürdigste Feiertag in ganz Italien. Er geht auf den römischen Kaiser Augustus zurück: Am 13., 14. und 15. August im Jahr 29 v. Chr. feierte dieser in Rom nach seinen Siegen über Marcus Antonius die Eroberung Ägyptens. Die Jahrestage und später nur der 15. August waren von da an im ganzen Römischen Reich Feiertage.Um diesen Tag herum planen die heutigen Italiener immer noch ihren Urlaub, zumeist im eigenen Land, und zwar dort, wo es kühl ist: am Meer oder in den Bergen. Deshalb verstehen viele Italiener unter Ferragosto auch den gesamten Urlaub, den sie um den 15. August nehmen. Dieser Zeitraum ist fast wie staatlich angeordnete Ferienzeit zu betrachten. Nahezu das gesamte administrative und wirtschaftliche Leben kommt zum Erliegen.Auf diesen Tag also wurde 500 Jahre später das Fest Mariä Himmelfahrt gelegt, um ebenfalls wunderbar zu feiern, wohin unser Weg vorgezeichnet ist – ins Himmlische. Es wird, wie der Sieg in den Schlachten des Augustus, der Sieg Jesu Christi über den Tod gefeiert.Und da dieser Tag in vielen Ländern noch Feiertag ist, wird auch deutlich, welche Bedeutung er für die katholische Welt hat – mitten im schönsten Sommermonat, zwischen Reifen und Ernten, zwischen Urlaub und flirrender Hitze geht es um die Vorfreude auf das Ende, dass den Anfang bedeutet – das Sterben, das der Start in das neue Leben ist, das uns durch Jesus erworben wurde und er in seiner Mutter exemplarisch gegeben hat."Im Mittelpunkt des Hochfestes von der Aufnahme Mariens in den Himmel steht die innige Beziehung Marias zu ihrem Sohn Jesus. Himmelfahrt bedeutet, dass sie nach Beendigung ihres irdischen Lebens in den Zustand gelangt ist, in den die übrigen Gläubigen erst nach der Auferstehung am Jüngsten Tag kommen werden. Sie ist das Bild des erlösten Menschen", heißt es auf einer Internetseite.Also diesen Tag als Tag des erlösten Menschen zu feiern, ist schon eine richtig gute Idee – finde ich.

Bild des erlösten Menschen

Mache uns zu Werkzeugen deines Friedens

Die Internationale Vereinigung der Generaloberinnen aller weltweit lebenden Ordensfrauen haben für den 14. August 2025, also heute, einen Tag des Fastens und Betens für den Frieden vorgeschlagen und so schlage ich vor, dass wir uns heute früh als betende DOMRADIO-Gemeinde verbinden und mit offenem und mitfühlendem Herzen im Gebet diesem Anliegen anschließen. Dieses Gebet, das für diesen Tag vorbereitet wurde, lädt uns ein, uns in einer Zeit, die von Krieg, Gewalt und Spaltung geprägt ist, an Gott zu wenden.Wir vertrauen uns der Fürsprache Marias, der Mutter des Friedens, an und beten, dass alle Völker in Gemeinschaft mit vielen Menschen auf der ganzen Welt, die sich nach Frieden sehnen, Hoffnung, Gerechtigkeit und das Geschenk der Versöhnung wiederentdecken mögen. Lasst uns beten:"Maria, Mutter des Friedens, in dieser von Krieg verwundeten Zeit vertrauen wir dir alle Völker an, die durch Hass zerrissen sind, alle Familien, die gespalten sind, alle Herzen, die durch Gewalt gebrochen sind.Du, die du dein Leid schweigend ertragen hast, lehre uns, wachsam zu sein, nicht wegzuschauen, den Leidenden nahe zu bleiben, auch dann zu beten, wenn Worte nicht mehr ausreichen.Herr Jesus, schenke unserer Welt Frieden, nicht den Frieden, der mit Gewalt aufgezwungen wird, sondern den Frieden, der aus Gerechtigkeit, Vergebung, Wahrheit und Liebe entsteht.Mache uns zu Werkzeugen deines Friedens: zu Händen, die aufrichten, zu Stimmen, die trösten, zu Herzen, die sich weit öffnen.Wir beten für die Frauen und Kinder, die immer Opfer des Krieges sind, für die Migranten auf der Flucht, für die Gefangenen der Angst.Wir beten für diejenigen, die die Hoffnung verloren haben, und für diejenigen, die weiterhin Hass säen. Möge unser Fasten zu Solidarität werden, möge unser Gebet zu Taten werden, möge unser Schweigen den Stimmlosen eine Stimme geben.Maria, Königin des Friedens, bitte für uns, damit in jedem Winkel der Erde das Licht des Evangeliums wieder leuchten kann. Amen."Ich danke Ihnen für unser gemeinsames Beten.

Mache uns zu Werkzeugen deines Friedens

Seien wir Brückenbauer über Mauern und Gräben hinweg

Das heutige Datum weckt in mir und in vielen Menschen in Deutschland ein besonderes Erinnern. Ich war am 13. August 1961 noch keine drei Jahre alt und mein Bruder war noch keine fünf. Meine Mutter war mit uns Kindern zu Hause und mein Vater arbeitete als Finanzbuchhalter in einem Büro im Dorf.Aber anderswo sind seit 1949 immer mehr Menschen aus diesem Teil Deutschlands in den westlichen Teil gegangen, weil im Osten durch eine immer deutlicher werdende Diktatur das Leben immer schwieriger und nicht mehr lebbar wurde. Mehr als 2,8 Millionen Menschen haben aus diesem Grund bis 1961 ihre Heimat verlassen. Und deshalb haben die Verantwortlichen eine Mauer bauen lassen. Nicht zur Abwehr gegen Feinde von außen, sondern zur Abwehr der Flucht der eigenen Bevölkerung. Das Volk wurde eingesperrt und eingemauert, damit auch in der Diktatur die Wirtschaft funktionieren konnte und man versuchen wollte, dem eingesperrten Volk zu zeigen, dass es hier viel besser sei als anderswo.Mauern zu bauen ist immer ein Versagen: der Kommunikation – zwischen Nachbarn und Mitmenschen, zwischen reichen und ärmeren Ländern, zwischen Flüchtlingen, die ein besseres Leben suchen, und denen, die nicht teilen möchten, zwischen verschiedenen Ideologien und Lebensvorstellungen. Sich einzumauern und abzuschotten dient nie dem Leben.In einer kleinen Geschichte geht es um zwei Brüder, die sich zerstritten haben und durch einen Fluss getrennt leben. Der eine beauftragt einen Bauarbeiter, eine Mauer am Fluss entlang zu bauen, um die Trennung zu besiegeln und reist in ein anderes Land. Der Bauarbeiter baut und baut und als der Auftraggeber nach Hause kommt, sieht er eine wunderbare neue Brücke über den Fluss, die die Grundstücke der Brüder miteinander verbindet. Und der Bruder von der anderen Seite kommt gelaufen und bedankt sich herzlichst für dieses wunderbare Zeichen der Versöhnung und beide leben von jetzt an im Frieden.Seien wir Brückenbauerinnen und Brückenbauer über Mauern und Gräben hinweg zu unseren Nächsten.

Seien wir Brückenbauer über Mauern und Gräben hinweg

Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf

In meinem Urlaub bei Klaraschwestern hat mir eine ihrer festen Zeiten im Tagesablauf sehr gefallen. Immer von 17.00 bis 18.00 Uhr hielten sie in Ihrer großen Kapelle stille Anbetung des Allerheiligsten. Als Franziskanerin von der Ewigen Anbetung ist mir das sehr vertraut und so habe ich, wenn immer ich im Haus war, diese Zeit mit den Schwestern und einigen Gästen verbracht. Manche haben auf einem Stuhl gesessen, manche haben Meditationshocker benutzt oder andere Hilfsmittel, um zu knien und in Stille zu beten.Ich bin immer ganz hinten und es ist manchmal nicht ausgeblieben, dass ich mich umgeschaut und gemerkt habe, dass einige der Beterinnen und Beter mühsam gegen den Schlaf angekämpft haben und andere tief und fest geschlafen haben. Das hat mir sehr gefallen, weil es so deutlich macht, wie es im Psalm 127 steht: "Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf" Der ganze Vers heißt: "Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und euch spät erst niedersetzt, um das Brot der Mühsal zu essen; was recht ist, gibt der HERR denen, die er liebt, im Schlaf."Mir ist schon klar, dass es nicht bedeutet, nicht zu arbeiten und uns im Beruf zu mühen, um unseren Unterhalt zu verdienen und alles dem lieben Gott hinzulegen und ihn machen zu lassen. Gemeint ist, dass jegliches Mühen und Sorgen und Abhetzen über den Tag nichts bringt, wenn wir es nicht schaffen, alles Mühen und Sorgen vor Gott zu bringen und von ihm Segen und alles Gute zu erbitten.Und noch ein anderes ist mir dabei eingefallen: In vielen Geschichten der Bibel spielen Träume eine große Rolle. Bei Adam und der Erschaffung der Frau, bei der Josefsgeschichte im Alten Testament und noch deutlicher bei der Geschichte mit Josef, der mit Maria verlobt war. Immer offenbart sich Gott den Menschen, die er beruft, in Träumen.Wir Heutigen wissen, dass in Traumphasen im Tiefschlaf Dinge bearbeitet und sortiert werden, die wir am Tag erlebt und vielleicht gar nicht so deutlich registriert haben. So gilt daher auch für uns das Wort im Psalm: "Was recht ist, gibt der HERR denen, die er liebt, im Schlaf."

Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf

Seien wir klug und maßvoll!

Ein junger Mann wird von seiner Familie, die ihm Großes zutraut, zum Studium nach Rom geschickt. Zunächst fühlt er sich dort gut, beginnt sein Studium und kommt gut voran. Aber dann merkt er immer mehr, dass das völlig sittenlose Leben in der Stadt ihn anwidert und er kaum noch Menschen findet, die mit ihm ein wirklich christliches Leben führen wollen. Zunächst geht er dann, sehr zum Leidwesen seiner Familie, für drei Jahre als Einsiedler in eine Höhle bei Subiaco. Sein damals erstaunlich konsequentes Leben zieht viele junge Leute an und er gründet zwölf kleine Klöster für sie. 529 siedelt er nach Monte Cassino um, dass schon bald zum Zentrum des Mönchtums und der religiösen Kultur wird. Dort schreibt er seine Klosterregel, in der er die beste monastische Überlieferung des Ostens und des Westens zusammenfasst. Vertrautheit mit der Heiligen Schrift und eine reiche geistliche Erfahrung verliehen ihm die Güte und Weisheit, die auch seine Regel auszeichnen. Da heißt es zum Beispiel: "Wenn wir Psalmen singen, dann soll unser Herz mit dem gesungenen Wort zusammenklingen." Also nicht der schöne Klang ist wichtig, wenn unser Herz weit davon weg ist, was wir singen oder beten. Oder: "Keiner soll nach dem eigenen Nutzen streben, vielmehr soll jeder auf das bedacht sein, was für den andern gut ist." Das klingt also seit eineinhalb Jahrtausenden wie die Mahnung John F. Kennedys aus dem Anfang der 1960er Jahre: "Frag nicht, was der Staat für Dich tun kann, sondern was Du für den Staat tun kannst." Diese uralte Klosterregel ist so klug und weise, dass sie seit 1500 Jahren bestand hat und zehntausende von Mönchen und Nonnen nach ihr leben. Klugheit und Maß sind auch heute Wertmaßstäbe, die das Leben der Einzelnen aber auch der Gemeinschaften bestimmen kann. Und es hat nichts von seiner Aktualität verloren. Und weil dieser junge Mann, den man später Benedikt von Nursia nennen wird, in der Nachfolge Jesu zunächst aus der verheißungsvollen Stadt und der Universitätskarriere flieht und in für ihn richtigen christlichen Weise leben will, zieht er so viele Menschen in seinen Bann, dass er und seine Brüder den christlichen Glauben, die Kunst und Kultur Europas prägen und beeinflussen werden und er so von Pius XII. zum "Vater Europas", von Paul VI. zum "Schutzpatron Europas" erklärt wird. Das ist doch mal eine Karriere!

Seien wir klug und maßvoll!

Leben wir im Hier und Jetzt!

Noch zwei Tage und das Schuljahr ist zu Ende. Noch zwei Tage und die Ferien beginnen. Noch zwei Tage und es ist Wochenende. Noch zwei Tage, dann ist wieder schönes warmes Sommerwetter. Noch zwei Tage, dann kommt der langersehnte Besuch. Noch zwei Tage dann können wir das Obst pflücken und verarbeiten. Noch zwei Tage, dann…Ich glaube, man könnte dieses Szenario noch ziemlich lange fortsetzen. Wir leben gerade im Sommer oft in der Erwartung der Dinge, auf die wir uns freuen, auf die wir zugehen, die wir geplant haben. Eine Mitschwester nannte das vor Jahren mal: Vorurlaub. Da hat sie ziemlich recht. Viele spüren, dass die Vorfreude auf Ferien und Urlaub die letzten Tage oder sogar Wochen begleitet und unser Denken und Fühlen bestimmt. Das ist auch schön so. Dabei ist es klug, die schönen Seiten der Realität, der Tage jetzt nicht zu verpassen. Man kann auch vor lauter Vorfreude auf die Zukunft die Gegenwart übersehen. Schon jetzt gibt es wunderschön laue Abende für einen langen Spaziergang. Schon jetzt gibt es Freibäder und Seen in der Nähe, die zu einem Bad verlocken. Schon jetzt gibt es Zeit für eine kleine Plauderei am Gartenzaun oder beim letzten Fußballturnier der Kleinen. Schon jetzt gibt es schöne Feste und Konzerte draußen und umsonst und schon jetzt gibt es Festgottesdienste im Freien, an einer Wallfahrtskapelle oder auf einem Berg. Von Leo Tolstoi stammt das schöne Wort: "Denke immer daran, dass es nur eine wichtige Zeit gibt: Heute. Hier. Jetzt" Im Schlussgebet des Morgenlobes heißt es nachher: "Herr und Gott, du wahres Licht, gib, dass wir in der Tiefe unseres Herzens gläubig erfassen, was heilig ist, und in der Klarheit deines Lichtes diesen Tag verbringen."Nehmen wir das Hier, das Heute und das Jetzt, und gestalten, lieben und leben wir es.

Leben wir im Hier und Jetzt!

Haben Sie noch Träume?

In diesen letzten Tagen vor den Schulferien werden an vielen Schulen auch Mitarbeitende, Lehrer und Lehrerinnen verabschiedet, die die Schule wechseln oder in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Im Nachbarort wird die bisherige Schulleiterin der Grundschule so verabschiedet. Und in der Vorbereitung auf die Verabschiedung hat ein Verantwortlicher ein Interview gefunden, mit dem sie vor 15 Jahren vorgestellt worden ist. Da wird also nach Kindheitsträumen gefragt und nach Lieblingsfernsehsendungen, nach Schauspielern und Lieblingshits, nach Kochkünsten und liebsten Urlaubszielen. Die Antwort auf die Frage nach Lieblingsfiguren aus Geschichte und Politik ist interessant: Sankt Martin, Mahatma Gandhi und Maria Montessori fand sie gut. Und natürlich wurde auch nach Prioritäten für die Arbeit in der Schule gefragt. Und sie sagt einige bemerkenswerte Sätze wie zum Beispiel: Die Welt könnte besser werden, wenn die Erziehung und Schulbildung der Kinder zur höchsten Priorität in unserer Gesellschaft wird. Oder auch: Jedes Kind soll sich nach seinen Möglichkeiten entfalten können. Bei uns soll mit Kopf, Herz und Hand gelernt werden.Ich bin echt beeindruckt und jeder Satz ist weiterhin gültig für alle, denen Kinder, Schüler und Jugendliche am Herzen liegen. Aber zum Schluss gab es noch eine Frage, die mich dann total verblüfft hat. Die neue Grundschulleiterin war damals gefragt worden, mit wem sie gern einen Monat lang tauschen würde und ihre Antwort war: mit einer Moderatorin vom Domradio. Das ist ja wohl toll. Da war das Domradio gerade junge 10 Jahre alt und also noch im Grundschulalter. Ich weiß nicht, ob sie jemals das Domradio und Moderatoren näher kennengelernt hat. Oder ob sie sich an diesen Wunsch überhaupt erinnert. Schön finde ich es schon.Und manche Träume und Wünsche und Ideen sind ja auch weiterhin gültig und viele Menschen sind, wenn sie in den beruflichen Ruhestand gehen, noch fit und können sich neu orientieren. Vielleicht ist es ein Gedanke für Sie zuhause: welcher Wunsch, welche Idee, welcher Traum ist bei mir noch offen und könnte doch heute mal angegangen werden.

Haben Sie noch Träume?

Schuld sind immer die anderen!

In Texas hat eine unglaublich schnelle Springflut einen Fluss in kurzer Zeit 8 Meter ansteigen lassen, viele Menschen sind im Schlaf überrascht worden und konnten sich nicht mehr retten. Es gibt viele Todesopfer. Es gab vorher keinerlei Warnungen. Präsident Trump sagt, dass sein Vorgänger schuld ist. Aber er selbst hat so viele Mitarbeiter aus den Wetterdiensten und Alarmsystemen entlassen lassen, um Geld zu sparen. Wenn es nicht so schlimm wäre, könnte man meinen, wir Menschen lernen einfach nichts aus den Fehlern unserer Geschichte. Die Beispielerzählung aus der Bibel, wo Adam die Schuld auf Eva schiebt und Eva die Schlange verantwortlich macht, zeigt unser Dilemma. Sehr schnell suchen wir einen Schuldigen für unser Problem, damit wir von unserem eigenen Versagen ablenken können. Verantwortung für unser eigenen Tun zu übernehmen ist auch wirklich nicht leicht und da neigen wir schnell dazu in einer ersten Reaktion, anderen die Schuld zu geben. Ein kluger Mensch hat mal gesagt: "Dumme Menschen suchen nach Schuldigen und kluge Menschen nach Lösungen" Beispiele dafür kennen Sie selbst bei sich und ihrem Umfeld garantiert auch. In der heutigen Laudeslesung geht es genau darum. Es heißt darin: "Ihr alle seid Kinder des Lichts und Kinder des Tages. Wir gehören nicht der Nacht und nicht der Finsternis". Nicht im Dunkeln unserer Schuld, unserer Fehler, unseres Versagens hängen zu bleiben, sondern dran zu denken, dass wir von Gott als Kinder des Lichtes geschaffen worden sind und im Licht leben sollen, ist Zusage Gottes und gleichzeitig Auftrag an uns selbst.Eine Schuld, einen Fehler, ein Versagen zuzugeben, ist der erste Schritt, um wieder ins Licht zu kommen. Um Vergebung zu bitten ist der nächste Schritt. Und geschehenes Unrecht wieder gut zu machen, ist ein weiterer. Meist erkennen wir das Problem bei Politikern, bei anderen Größen in Kirche, Wirtschaft und Gesellschaft ziemlich schnell und eindeutig. Aber ändern können wir es zunächst leichter bei uns selbst. Und das ist die Schwierigkeit und die Chance. Der Volksmund nennt es: zuerst vor der eigenen Haustür kehren. Da ist etwas dran.

Schuld sind immer die anderen!

Einen guten Abschluss setzen

Hier in Nordrhein-Westfalen beginnt heute die letzte Schulwoche vor den großen Sommerferien. Und es ist, wie man so schön sagt, die Luft raus. Die Klausuren sind geschrieben, die Zeugniskonferenzen abgeschlossen, Abitur und andere Abschlussprüfungen längst fertig. Nun gibt es überall ein entspannteres Programm. Es werden Wiederholungen und Rückblicke gemacht, Filme geschaut und es gibt Projekttage, Sportfeste, Ausflüge oder Wandertage. Die Klassenzimmer werden aufgeräumt und es gibt Verabschiedungen von Lehrern und Schülern, die die Schule verlassen und noch Vieles mehr.Unsere St. Franziskusschule hatte am Donnerstag ihr Sommerkonzert in der Stadthalle und ich bin immer berührt und bewegt, was Schulchöre, Big-Band und Schulorchester auf die Bühne bringen. Die Direktorin hat nur kurz und knapp alle begrüßt und zwei Oberstufenschüler haben den Abend moderiert und kurzweilig und witzig durchs Programm geführt.Und noch etwas gibt es an vielen Schulen. In den letzten Tagen vor den Ferien werden Abschlussgottesdienste gefeiert. Meist in der Kirche, aber manchmal auch auf dem Schulhof, wie hier an unserer Schule. Da geht es um Rückblick auf das letzte Halbjahr und um Lob und Dank an Gott für alles, was gut war und gelungen ist. Aber es gibt auch viele Bitten im Gottesdienst: für Schüler, die es schwer hatten und das Klassenziel nicht erreicht haben, für erkrankte Schüler und Lehrer, für problematische Situationen an der Schule und auch – und das spürt man besonders – in der Sorge um den Frieden, weil der Krieg Gott sei Dank nicht zur Normalität werden soll. Und es gibt die Bitte um den Segen für die Ferien und eine schöne Sommerzeit ohne Stress und Druck, ohne Klausuren und Lernstandserhebungen.Und wenn dann mehr als tausend Schülerinnen und Schüler begeisternd singen und beten, dann ist ein guter Abschluss gesetzt und im Vertrauen auf Gottes Schutz und Segen kann es losgehen in die Ferien, in den Urlaub, in den Sommer.

Einen guten Abschluss setzen

"Hasser beachte ich nicht"

Am Mittwoch hat die Fußballeuropameisterschaft der Frauen begonnen und heute Abend beginnt auch für die deutsche Frauenfußballnationalmannschaft das Turnier. Ich bin bekennender Fußballfan und seit einigen Jahren gefällt mir der Frauenfußball immer besser. Aber ich finde es auch weiterhin ärgerlich, dass die Frauen immer noch bei weitem nicht die Prämien bekommen, mit denen die männlichen Kollegen doch sehr fürstlich honoriert werden. Im vergangenen Jahr bei den Herren-EM hätten die Spieler bei einem Sieg 400.000 Euro erhalten. Falls die Frauen Europameisterinnen werden, erhalten sie 120.000 Euro.Seit langem gibt es Debatten und Kämpfe gegen Ungleichbehandlung in vielen Aspekten. Und das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Noch immer bekommen Frauen bei gleicher Arbeit bis zu 15 Prozent weniger Lohn und in den Unternehmen sind Frauen in den höheren Positionen mit viel geringerer Zahl vertreten. Im Bundestag, in den anderen Parlamenten und in den Rathäusern ist es ebenso. Und in unserer Kirche ist es schon gar nicht besser. Seit vielen Jahren treten Debatten um die Ungleichbehandlung der Frauen irgendwie auf der Stelle.´Aber zurück zum Fußball. Eine unglaublich aktive und faszinierende Kämpferin für die Gleichbehandlung der Frauen im Fußball ist Megan Rapinoe. Sie ist eine ehemalige US-amerikanische Fußballspielerin. Sie ist zweifache Weltmeisterin und Olympiasiegerin und wurde 2019 mit dem Ballon d’Or als "Weltfußballerin des Jahres" ausgezeichnet. Rapinoe spielte in Frauenbundesliga der USA und absolvierte von 2006 bis November 2023 insgesamt 203 Einsätze für die US-amerikanische Nationalmannschaft. Eine der typischen Hassbotschaften des damaligen amerikanischen Präsidenten Trump wegen ihres Engagements für die Rechte der Frauen wurde von ihr sehr lakonisch kommentiert: "Hasser beachte ich nicht."Sie hat viele Jahre sehr intensiv für die Rechte von Frauen gekämpft und hat erreicht, dass in den USA die Nationalspieler der Männer und der Frauen die gleichen Gehälter bekommen. Geht doch. Freuen wir uns auf die Spiele und hoffen wir auf immer mehr Menschen mit Mut und Courage in allen Bereichen in Politik, Kirche, Sport und Gesellschaft.

"Hasser beachte ich nicht"

Pilger und Pilgerinnen der Hoffnung sein und neu werden

Genau jetzt, seit 6.00 Uhr ist der Aussendungsgottesdienst für die Wallfahrer aus Olpe. Und dann laufen sie los. Sie laufen los, wie es seit 265 Jahren üblich ist. Sie wissen, was Wallfahren, was Pilgern heißt: aufbrechen und loslassen, gehen und bewegen, den Alltag hinter sich lassen, sich auf sich selbst besinnen und auf Gott hinbewegen, öffentlich und gemeinsam den Glauben zeigen, Sorgen, Nöte und Ängste zur Trösterin der Betrübten tragen, Gemeinschaft erleben, ankommen und verweilen und verwandelt wieder heimkehren.Die Geschichte der Wallfahrt von Olpe nach Werl geht bis in das Jahr 1760 zurück, als Pilger beim Werler Gnadenbild der Muttergottes, der Trösterin der Betrübten, um ein Ende der Gewalttaten des Siebenjährigen Krieges gefleht haben. Diese Bitte um das Ende von Kriegen und Gewalt war immer wieder Inhalt der Wallfahrt und wurde zusammen mit den Sorgen und Nöten der Stadt und Gemeinde und in den Sorgen der Einzelnen zu Maria getragen. Die Wallfahrt zum Gnadenbild steht immer unter einem besonderen Motto. In diesem Jahr lautet es PILGER DER HOFFNUNG. Noch Papst Franziskus hat dieses Motto des Heiligen Jahres ausgerufen, um in Zeiten von Kriegen und globalen Krisen, eine Zeit der Besinnung und Erneuerung zu schaffen. Ziel ist es, Hoffnung zu schöpfen und den Glauben der Einzelnen und der Gemeinschaft zu vertiefen.An drei Tagen je dreißig Kilometer zu Fuß sind anspruchsvoll. Es beginnt immer sehr früh mit einer Heiligen Messe, dann erste Etappe, Gebetszeiten und Impulse unterwegs, Frühstück, Mittagessen und Abendessen in den vielen kleinen Dörfern unterwegs und Übernachtungen in Privatquartieren, Pfarrheimen und dann in Werl im Pilgerzentrum. Bei der Ankunft in Werl gibt es oft Tränen: der Erleichterung, es geschafft zu haben, der Ergriffenheit über den festlichen Empfang in der Stadt oder der Mitfeier der nächtlichen Lichterprozession im Klostergarten. Am Sonntag wird dann Kardinal Marx aus München den Festgottesdienst mit den Pilgern feiern und am Nachmittag werden wir sie zuhause in Olpe in der Martinuskirche wieder festlich und herzlich empfangen.Beten wir in diesen Tagen für viele Menschen, die auf Pilgerwegen unterwegs sind, um sich in Ruhe auf sich selbst zu besinnen, Gottes Wort unterwegs zu bedenken und in Gemeinschaft Glauben zu erleben und gestärkt zu werden. Lassen Sie uns alle in diesen Tagen Pilger und Pilgerinnen der Hoffnung sein und neu werden.

Pilger und Pilgerinnen der Hoffnung sein und neu werden

Gott ist mit uns, heute, immer und in alle Ewigkeiten

Vor 25 Jahren wurde in Olpe die Beratungsstelle MIRJAM gegründet. Seitdem stellen sich die Mitarbeiterinnen den Konflikten, Fragen und Veränderungen, die durch eine Schwangerschaft für Frauen, Paare und Familien anstehen. Und heute wird das in Olpe gefeiert. Warum an diesem Datum 2. Juli? Weil wir uns in der Kirche heute an eine biblische Begebenheit erinnern, die das Weltgeschehen verändert hat und die mit zwei schwangeren Frauen zu tun hat.Ein vierzehnjähriges Mädchen, dass in der Glaubensgewissheit erzogen worden ist, dass eine aus ihrem Volk die Mutter des Messias werden wird, hat diese Begegnung mit dem Engel Gabriel, der genau ihr diese unglaubliche Botschaft bringt. Und der Engel gibt ihr, quasi als Ermutigung, Tipp und Trost die Nachricht, dass ihre Verwandte Elisabeth, die ja schon älter und kinderlos ist, jetzt einen Sohn erwartet. Sie sei schon im sechsten Monat, weil bei Gott nichts unmöglich ist.Maria macht sich auf den Weg ins Gebirge, zu ihrer Verwandten. Was will sie dort? Ihre eigenen Eltern ahnen wahrscheinlich noch nichts von dem Unbeschreiblichen, was sich da anbahnt, ihr Verlobter Josef auch nicht. Braucht sie vielleicht doch noch den Beweis, dass sie das alles nicht geträumt hat, dass stimmt, was der Engel gesagt hat. Oder will sie den Abstand von zuhause, um sich selbst wieder sicher zu werden? Vielleicht braucht sie eine mütterliche Schulter, an der sie sich anlehnen und ausweinen kann wegen all dem Ungeheuerlichen, was ihr da zugetraut wird? Fragen über Fragen, die wir uns stellen, würden.Dann aber, im Augenblick, da sich diese beiden Frauen, die ganz junge und die schon ältere, begegnen, geschieht eine Explosion und eine Revolution: eine Explosion in Freude, Glück und Überraschung, die beide Frauen und ihre Ungeborenen erfasst und jubeln lässt. Und eine Revolution. Denn aus Maria, diesem gesegneten jungen Mädchen, bricht ein Gebet hervor, dass bis heute Nachhallt. Sie verkündet, dass Gott auf die Niedrigen schaut, die Hochmütigen verjagt, die Mächtigen von ihren Thronen stürzt und kleine Leute erhöht und sich immer seines Volkes erbarmt, weil er es Abraham, Sara und allen ihren Nachkommen verheißen hat. Und sie sagt nicht, dass dieser Gott es in Zukunft tun wird, sondern jetzt, heute, immer.Aus dieser Begegnung von Maria und Elisabeth, an die wir uns heute erinnern, geht eine Kraft und Freude aus, weil es allen klarmacht: Dieser Gott ist mit uns, heute, immer und in alle Ewigkeiten. Und darum feiert heute die Kirche diesen Tag und der Verein Frauenwürde und die Beratungsstelle Mirjam in Olpe ihren 25. Gründungstag. Herzlichen Glückwunsch!

Gott ist mit uns, heute, immer und in alle Ewigkeiten

Gottes gute Gaben

Beeren und andere Früchte sind jetzt der absolute Sommerhit. In diesem Jahr ist ein wunderbares Obstjahr und unser kleiner Stachelbeerstrauch hing übervoll mit diesen köstlich sauren Beeren. Und ebenso die beiden Sträucher mit den schwarzen Johannisbeeren. Tiefschwarz und bittersüß und wenn man drankommt, fallen sie leicht ab. Also habe ich einen Abend fast alle abgepflückt und wir haben Johannisbeerlikör angesetzt mit dem alten Rezept meiner Oma und Stachelbeergelee gekocht mit einer Handvoll Johannisbeeren dazwischen. Nicht zu süß und mehr fruchtig. Und dann noch Sauerkirschmarmelade. Ich hatte ein Rezept gefunden mit einigen Gewürzen, die meist nur eine Messerspitze davon als Mengenangabe hatte. Alles ist gut gelungen. Aber ehrlicherweise schmecken die Gewürze trotz der geringen Mengen stark durch und der köstliche Geschmack der Sauerkirschen hat nur wenig Chancen. Gut, dass es nur eine kleine Menge davon war.Ab und zu ein bisschen exotisch probieren ist schön und lässt die Lust an den Köstlichkeiten wachsen. Es war den Test wert, aber die nächsten werde ich wieder nur mit den puren Früchten kochen. Jetzt haben wir noch zwei uralte Birnbäume, die krumm und schief dastehen und auch in diesem Jahr Unmengen an Früchten tragen. Von der einen Sorte bekommen wir nichts ab, weil eine Kolonie Dohlen zu jeder Mahlzeit Birnen naschen und die angepickten Früchte dann runterfallen. Und die anderen sind eine späte Sorte und sehr gut, aber der Baum ist zu hoch für uns und so warten wir, bis sie uns quasi in den Schoß fallen. Und dann ist noch unser kleiner neuer Apfelbaum, der jetzt im dritten Jahr richtig viele Äpfel trägt und wir hoffen, dass sie bis zur Reife im Oktober weder von den Dohlen noch von anderen Zweibeinern gepflückt werden, die Lust auf Äpfel aus Nachbars Garten haben.Habe ich Ihnen jetzt Lust auf frische Früchte und alle guten Gaben des Sommers gemacht? Es sind Gottes gute Gaben, die wir aus seiner Hand empfangen können und dankbar genießen, was es in unseren Breiten an Köstlichkeiten gibt. Genießen Sie es und sagen Sie Gott Dank für die Gaben dieses Sommers.

Gottes gute Gaben

Seien wir einander Fels in der Brandung

Gestern, am Fest der Apostel Petrus und Paulus, haben wir im Gottesdienst eine beeindruckende Szene aus dem Matthäusevangelium gelesen. Jesus fragt die Jünger, die gerade bei ihm sind, was sie denn so gehört haben, für wen die Leute den Menschensohn, also ihn, halten. Und sie zählen auf und erklären, was sie so von anderen wissen. Aber dann stellt Jesus an sie, seine engsten Freunde und Begleiter, die alles entscheidende Frage: "Ihr aber, für wen haltet ihr mich?" – Sie können jetzt nicht mehr ausweichen, sich nicht mehr hinter der Aussage anderer verstecken, nicht mehr lavieren und sich herauswinden. Und Petrus ist dann der, dessen Antwort aufgeschrieben ist: "Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes." – In Sekundenschnelle alles geklärt. Und Jesus antwortet ebenso schnell und macht ihm klar, dass das nicht auf seinem eigenen Mist gewachsen sein kann, wie wir heute sagen würden, sondern dass das von seinem Vater im Himmel kommt. Und dann macht er Petrus zum Felsen, auf den er seine Kirche bauen wird mit der Zusage, die bis heute gilt, dass die Pforten der Unterwelt sie nicht überwältigen werden.Und hier kommen wir heutigen Christen ins Spiel. Jede und Jeder von uns hat es schon einmal erlebt, dass ihr oder ihm eine so gute Erkenntnis gekommen ist, von der wir völlig überrascht und manchmal auch verwirrt waren, weil es so gar nicht unserem eigenen alltäglichen Denken entsprungen ist. Wenn wir dann glauben können und darauf vertrauen, dass es nicht aus uns selbst, sondern vom Vater im Himmel kommt, der uns zum Guten lenken will, dann hat das Folgen. Dann werden wir selbst zum Felsen für andere. Wir werden zum festen Halt in der Brandung, zum sicheren Ort, der nicht so leicht zerbricht, zum Ruhepol für alle, die in den Fluten des Alltags und der krisengeschüttelten Welt nach Halt und Orientierung suchen.Und keine Sorge: Auch Petrus, der Fels, war kein Held. Er hatte eine große Klappe, war schnell mit Worten und dann auch schnell feige, der dreimal sagt, dass er Jesus nicht kennt und trotzdem der erste Papst wird – der, der die Kirche Jesu führen wird. Also keine Sorgen, wir brauchen nicht perfekt zu sein, nur Gottes Zusage trauen, was man dann auch Glauben nennt. Seien wir einander Fels in der Brandung und trauen wir Gottes Zusage mehr zu als allem kleinkarierten Bedenken ringsum. Denn auf unserem Felsen für andere Sein baut Christus seine Kirche. Garantiert.

Seien wir einander Fels in der Brandung

Mein ganzes Herz auf Gott setzen

Der heutige Tag, der 27. Juni hat einige Besonderheiten zu bieten. Zum einen ist es der Tag der Siebenschläfer. Nach einer alten Legende haben sieben junge Leute im dritten Jahrhundert nach Christus dem Kaiser und seinen Anbetungsritualen widerstanden, weil sie Christen waren, wurden verfolgt, in einer Höhle eingemauert und haben dort Jahrhunderte verschlafen.Dann ist heute das Herz-Jesu-Fest. In der Herz-Jesu-Verehrung wird Jesus Christus unter dem Symbol seines Herzens als die personifizierte Liebe verehrt. "Aus seiner geöffneten Seite strömen Blut und Wasser, aus seinem durchbohrten Herzen entspringen die Sakramente der Kirche. Das Herz des Erlösers steht offen für alle, damit sie freudig schöpfen aus den Quellen des Heiles", heißt es in der Präfation zur heiligen Messe. Weiterhin feiert heute Papst Leo in Rom den Festgottesdienst mit allen Priestern, die zu ihrem Wallfahrtstag im Heiligen Jahr der Hoffnung nach Rom gekommen sind. Und im Kölner Dom wird traditionell an diesem Tag die Priesterweihe gefeiert. In diesem großen Bistum wird ein einziger Mann zum Priester geweiht.In der Lesung des heutigen Morgenlobes aus dem Buch Jeremia gibt es einen wunderbaren Satz, der über die Jahrhunderte für alle Israeliten und über zwei Jahrtausende für alle Menschen gilt, die an Gott glauben und Christus nachfolgen wollen. Da heißt es, dass Gott sagt: "Ich lege mein Gesetz in sie hinein und schreibe es auf ihr Herz." Gott gibt uns nicht eine ausformulierte schriftliche Handlungsanweisung, die genau sagt, was zu tun ist. Er macht es viel eindringlicher und schreibt es uns Menschen auf unser Herz.Vor ein paar Tagen in der Heiligen Messe hat der Priester einen wunderbaren Satz gesagt: "Glauben heißt nicht, im Nachhinein Dinge für wahr halten, sondern Glauben heißt: für die Zukunft und ein gelingendes Leben mein ganzes Herz auf Gott setzen!" Es ist ein guter Tipp für uns heute.

Mein ganzes Herz auf Gott setzen

Alle Kräfte und Möglichkeiten einsetzen

Wir kennen viele verschiedene Gottesdienstformen. Die hohe Form ist die Eucharistiefeier für den Sonntag und die Festtage. Dann gibt es Stundengebetsgottesdienste wie die Laudes, das Morgenlob, das Mittagsgebet, die Vesper, das Abendlob, und die Komplet zur Nacht. Und es gab Andachtsformen, die heute nicht mehr so gefragt sind, weil sie nicht mehr dem Empfinden vieler Glaubenden entsprechen. Und natürlich gibt es immer wieder neue Formen und Möglichkeiten, zu Gebet und Gemeinschaft mit Gott und miteinander zu kommen. Eine Form ist ein Gebetsfrühstück.Der Sozialdienst katholischer Frauen in Siegen hatte dazu in die Eremitage eingeladen und es ist eine Art, die sehr viele Menschen anspricht und die mir sehr gut gefällt. In der Kapelle versammelt, mit Orgel und Flötenmusik empfangen, mit Begrüßung und Gesang, mit einem wunderbaren geistlichen Impuls durch eine Franziskanerin, die das dortige Geistliche Zentrum leitet und das Thema der Würde des Menschen mit Auszügen aus zwei Briefen der heiligen Klara von Assisi an die selige Agnes von Prag dargelegt hat.Als Ehrengast konnte eine junge Frau begrüßt werden, die seit 6 Jahren die Beratungsstelle "Für Mädchen in Not" leitet und sehr eindrücklich darüber berichtet hat, wie sie sehr junge Mädchen und Frauen nach erlebter sexualisierter Gewalt berät, begleitet und zu neuer Würde verhilft. Nach einem Segen und einem Segenslied sind wir zusammen in den Garten der Eremitage gegangen, um bei Kaffee und Brötchen miteinander ins Gespräch zu kommen, um das Gehörte zu vertiefen und mit den Politikern, Mitarbeitenden und Gästen Kontakte zu knüpfen im Anliegen der Menschen, um die sich der Sozialdienst katholischer Frauen kümmert.Denn alles, was wir vor Gott und für die Menschen tun, ist Gottesdienst: singen, beten, Themen besprechen, arbeiten, organisieren und auch zusammen Mahl halten – ein fröhliches Frühstück im Garten mit allen, denen die Menschen am Rand wichtig sind und für die wir alle Kräfte und Möglichkeiten einsetzen.

Alle Kräfte und Möglichkeiten einsetzen

Soll Gott sich was einfallen lassen!

Am Sonntag war ich zu einer Glücksmatinee. Ich hatte diesen Begriff vorher nie gehört und war gespannt. Es war der letzte Teil einer fünfteiligen Reihe zum Thema Glück unter vielen verschiedenen Aspekten. Die Themen rund um dieses Thema treffen scheinbar den Nerv der Zeit und auf dankbares Publikum. Die bisherigen Gesprächsgäste boten spannende, unterhaltsame und lehrreiche Inhalte zum Thema Glück. Neben Psychotherapeuten und Glückstrainerinnen kamen auch Promis wie die Kabarettistin Lioba Albus, die WDR-Moderatorin Steffi Neu und der Musiker Bernward Koch zu Wort. Mit über 200 Besuchern im Schnitt war die Kirche durchweg gut besucht und immer alle Plätze besetzt. Diesmal waren zunächst zwei Frauen zu Gast, denen das Leben und die scheinbar große Liebe übel mitgespielt hatten und die aber als unglaublich starke Frauen geschafft haben, jeweils ihr Kind allein groß zu ziehen und mit Schuldenbergen und schweren Krankheiten zurecht zu kommen. Allein beim Zuhören hatte ich immer Gänsehaut und war voller Bewunderung für die beiden Frauen und den erwachsenen Sohn der einen, der das musikalische Gen der Mama geerbt hatte und zwischendurch mit Gesang zur Gitarre das schwere Thema auflockern konnte. Ich hatte das Gefühl, dass ich im Gegensatz zu diesen Menschen geradezu das Glückskind Gottes war. Ich konnte meiner erahnten und erkannten Berufung als Ordensfrau und Franziskanerin folgen, kann darin die Höhen und Tiefen eines Lebens im Vertrauen auf Gott gehen und auch eine schwere Krankheit gut bestehen. Ich habe mich sehr gut erinnert, dass ich nach einer akuten Embolie nicht mehr wusste, was ich beten soll, und habe meine damals echteste Version eines Gebetes gefunden: "Lieber Gott, Du siehst, wie es mir geht. Ich habe keine Idee für die Zukunft. Lass Du dir was einfallen" Und ihm ist etwas eingefallen. Bei der Frage der Moderatorin, warum morgens in der Eucharistiefeier mal gerade 10 Mitfeiernde in der Kirche waren und jetzt am Mittag, mehr als 200 gekommen sind, war meine ganz klare Antwort: "Wir kennen viele Formen von Gottesdiensten. Die Eucharistiefeier ist eine Form, und das, was wir hier machen, ist eine andere" Glück hat viele Ursachen, Formen und Möglichkeiten des Erlebens. Eine Form ist es Gott zu vertrauen und ihm sagen zu können: "Ich habe keine Idee. Lass Du dir was einfallen!"

Soll Gott sich was einfallen lassen!

Ein besonderer Geburtstag

Es gibt in der gesamten Liturgie der Kirche nur drei Menschen, von denen wir den Geburtstag feiern: Jesus – den Sohn Gottes, die Gottesmutter Maria und seinen Vorläufer Johannes, dessen Geburtstag heute ist.Dessen Ankündigungsgeschichte ist echt bemerkenswert. Im Lukasevangelium heißt es: "Da erschien ihm der Engel des Herrn, der stand an der rechten Seite des Räucheraltars. Und als Zacharias ihn sah, erschrak er und Furcht überfiel ihn. Aber der Engel sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias, denn dein Gebet ist erhört, und deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Johannes geben. Du wirst Freude und Wonne haben, und viele werden sich über seine Geburt freuen. Und er wird viele der Israeliten zu dem Herrn, ihrem Gott, bekehren. Und er wird vor ihm hergehen im Geist und in der Kraft des Elia, zu bekehren die Herzen der Väter zu den Kindern und die Ungehorsamen zu der Klugheit der Gerechten, zuzurichten dem Herrn ein Volk, das wohl vorbereitet ist."Beim Tempeldienst wird seinem Vater angekündigt, dass er diesen Sohn bekommen wird und weil er das wegen seines Alters und dem fortgeschrittenen Alter seiner Frau wirklich nicht glauben kann, wird er stumm. Als dann der Sohn geboren ist und er aufschreibt, dass dieses Kind Johannes heißen soll, wird seine Zunge wieder gelöst und er kann wieder sprechen und "er redete und pries Gott".Dass es einem von dem, was auf mich zu kommt, schon mal die Sprache verschlägt, kommt Ihnen vielleicht auch bekannt vor. Man ist sprach- und ratlos und weiß nicht weiter. Und dann hilft es schon einmal, wenn man einfach tut was dran ist, den normalen Alltag bewältigt und trotzdem versucht Herz und Hirn zusammenzubringen und auf das zu hören, was mir da aufgetragen ist oder von dem ich spüre, dass jetzt etwas geschehen muss.Und manchmal ist es auch erst die nächste Generation, hier also der Sohn Johannes, der die richtigen Worte findet und einen liebenden und erbarmenden Messias ankündigt.

Ein besonderer Geburtstag

Hoffen, trotz aller Verzweiflung

Die Lesung unseres heutigen Morgengebetes ist aus dem Buch Judith und beginnt mit dem Vers: "Lasst uns dem Herrn, unserem Gott, danken, dass er uns ebenso prüft wie schon unsere Väter." Manchmal gehe ich da einfach darüber hinweg, weil ja noch andere Verse folgen. Aber seit ein paar Tagen wird es mir da immer etwas nachdenklicher zumute.Da saß ich am frühen Abend in unserer Kapelle und ein Ehepaar kommt dazu. Und noch bevor sie sich einen Platz gesucht und sich niedergelassen hatten, sprudelte es aus dem Mann förmlich heraus, was ihn und seine Frau seit 3 Monaten so sehr beschäftigt. Ihr Sohn, der mit dem Motorrad unterwegs war, ist unverschuldet von einem Auto angefahren und sein Fuß überfahren worden. Fast 3 Monate hat nun das Drama seinen Lauf genommen mit einigen schweren und komplizierten Operationen, mit Infektionen und Intensivtherapien. Und dazwischen die Phase, in denen der Sohn nicht mehr an Rettung geglaubt und sich fast aufgegeben hatte. In dieser Zeit, so erzählt der Vater, haben sie sich von Gebet zu Gebet, von Hoffnung und Verzweiflung, vom Kerzenanzünden zu Gottesdiensten gehangelt und seit einigen Tagen geht es tatsächlich besser und ab heute wird er eine Reha beginnen. Könnten diese Eltern das Gebet der Judith: "Lasst uns dem Herrn, unserem Gott, danken, dass er uns ebenso prüft wie schon unsere Väter." mitbeten und mitvollziehen und mit ganzem Herzen glauben? Ich weiß es nicht, aber es wirkt so, weil sie die Hoffnung auf den Heiland, den heilenden Gott, nicht verloren haben. Ich denke, dass Sie, die Sie jetzt zuhören, solche Ereignisse schon selbst erlebt haben und Sie sind zwischen Hoffen und Bangen und Glauben und Verzweiflung hin und her geworfen worden.Aber vielleicht oder sogar sehr wahrscheinlich haben Sie eine Erfahrung gemacht, die Ihnen geholfen hat, nicht in der Verzweiflung zu bleiben, sondern immer wieder auf die Hilfe und den Segen Gottes zu hoffen. Gott sei Dank.

Hoffen, trotz aller Verzweiflung

Gottes Geist ist immer da

Vorgestern Abend hatte ich eine Sitzung als Videokonferenz. Wir waren 5 Schwestern aus verschiedenen Gemeinschaften, die weit voneinander entfernt leben. Und so hat eine von uns den Link erstellt, versandt und wir haben uns eingeklickt. Bei vier von uns hat das auch gut funktioniert. Wir konnten uns gut sehen und hören, mussten nur die Helligkeit und die Lautstärke ein bisschen regulieren und wir konnten loslegen. Aber bei einer Mitschwester hat es immer nicht funktioniert. Das Wlan war zu schwach und es kamen immer nur Standbilder und ihre Beiträge blieben irgendwie hängen. Selbst als sie die Kamera ausgeschaltet hat, um Datenübertragungsmengen zu sparen, hat es nicht gut funktioniert. Wir haben also an unseren Themen gearbeitet und unsere Liste besprochen und unsere etwas abgehängte Teilnehmerin hat nicht aufgegeben: Sie ist auf den Flur vor ihrem Büro umgezogen und hat dann ihre Beiträge im nebenherlaufenden Chat schriftlich fixiert. Es geht also und wenn Frau will, findet sie Wege und Möglichkeiten doch dran zu bleiben und teilzunehmen. Ein bisschen ist das wie mit unserem Glauben an den dreieinigen Gott. Vater und Sohn, das sind salopp gesagt, so Personen, die man anfassen und berühren kann und jeder Mensch hat dazu und davon eine Vorstellung. Aber der Heilige Geist? Da wird es schwierig, weil er so unbeschreiblich, so unwägbar, so unsichtbar, unhörbar, nicht greifbar ist. Den Jüngern ist es an Pfingsten ganz anders ergangen. Der von Jesus versprochene Geist hat alles aufgewirbelt, hat aus sprachlosen Angsthabern, wortgewaltige Verkünder gemacht und hat sie hinausgetrieben in die ganze bekannte Welt, um das Wort Gottes und den Auftrag Jesu zu erfüllen.Und der Geist hat sie nie verlassen. Damals nicht und heute auch nicht. Das glaube ich sehr fest, weil ich es schon oft erlebt habe. Manchmal spricht man, nach einem Fest, einer Tagung, einer Zusammenkunft davon, dass ein guter Geist geherrscht hat. Genau. Gottes Geist ist immer da, schafft Verbindung und lässt miteinander hören, reden und tun. Aber manchmal braucht man doch den direkten Kontakt: Gottesdienst mit Wort und Sakrament, Taufe, Firmung und die anderen guten Gaben Gottes. Und manchmal braucht man doch den direkten Austausch, auch in einer Konferenz. Unsere nächste Sitzung ist also wieder live und in Farbe und nicht im virtuellen Raum.

Gottes Geist ist immer da

Wir wollen Christus hochhalten

Am heutigen Fronleichnamsfest gehen wir aus der Kirche hinaus. Wir verlassen einen ummauerten Raum, feiern den Gottesdienst draußen auf dem Platz und gehen auf die Straßen. Wir haben als Kirche die Aufgabe, "das Weite zu suchen". Denn Jesus hat uns zum Leben befreit, zu einem großen und weiten Leben ohne Angst vor kleinlichem Denken. Und einer der meistgesungenen Psalmverse lautet nun einmal: "Du führst uns hinaus ins Weite."Und hinausgehen bedeutet auch Fortschritte machen. Wir ziehen in einer Prozession durch die Straßen. Das lateinische Wort "Prozession" kommt von "procedere". Und das heißt: vorwärtsgehen, voranschreiten. Wer eine Prozession machen will, darf nicht auf der Stelle treten, sondern muss fortschreiten. Unsere Kirche darf nicht auf der Stelle treten, sondern muss weitergehen. Sie muss Schritt halten mit den Menschen; muss beweglich bleiben, um immer neue Wege zu finden, sich unserer Welt mitteilen zu können. Wer nur auf der Stelle tritt, der kann Dinge konservieren und feststampfen. Aber Kirche soll nicht konservierend, nicht festgestampft, sondern lebendig und liebenswert sein – und immer neu Fortschritte machen. Nicht stehen bleiben bei dem was war – und nun nicht mehr zu funktioniert, sondern gehen – auf die Menschen zu und in die Zukunft Gottes hinein.An diesem Tag tun wir sichtlich etwas, was wir sonst nicht so deutlich tun, nämlich "Christus hochhalten". Wir machen das, wenn wir die Hostie in die Monstranz stellen und hochhalten. Damit bringen wir zum Ausdruck: Christus ist uns heilig. Mehr noch: Er ist unser Allerheiligstes. Er ist uns so wichtig wie das Brot. Ohne ihn können und wollen wir nicht leben – nicht ohne sein tröstendes und ermutigendes Wort, nicht ohne seine Zusage eines erlösten und befreiten Lebens, das er aus Liebe für uns erworben hat, nicht ohne die Gemeinschaft, die er um seinen Tisch versammelt. Wir wollen Christus hochhalten – und ihn in unsere Mitte stellen – nicht uns selbst und auch sonst keinen Menschen, sondern nur IHN, den Herrn.

Wir wollen Christus hochhalten

Jesus bringt uns Licht ins Dunkel

Jetzt ist er schon ziemlich voll da, der Sommer. Die ganze Woche bleibt es hell, schön, sonnig und trocken. Während die einen schon über die Hitze stöhnen, freuen sich die anderen über den Besuch im Freibad oder am Badesee. Wenn ich morgens aus dem Fenster schaue, dann ist die Sonne in diesen Tagen schon da. An manchen Tagen ist es aber noch sehr trüb und sie muss sich erst einmal durch die Wolken kämpfen und schafft das nicht selten erst später. Die Kirche deutet in vielen Bildern die Sonne auch als ein Symbol für Jesus Christus, das Licht, das uns den Tag hell macht. Und so lese ich in einem Laudeshymnus: "Nacht und Gewölk und Finsternis, verworrnes Chaos dieser Welt, entweicht und flieht! Das Licht erscheint, der Tag erhebt sich: Christus naht." Ist das nicht ein schöner Text? Jesus Christus bringt Licht ins Dunkel. Es ist aber nicht nur die Dunkelheit um uns herum, die hell erleuchtet wird. Manch einer trägt auch in sich Dunkelheit und Traurigkeit. Und darauf spricht dann die dritte Strophe an: "So soll, was in uns dunkel ist, was schwer uns auf dem Herzen liegt, aufbrechen unter deinem Licht und dir sich öffnen, Herr und Gott." Haben Sie schon einmal frühmorgens in aller Ruhe einen Sonnenaufgang beobachtet? Gerade im Frühsommer, wenn es noch nicht so ganz früh hell wird, aber die Natur langsam aus dem Schlaf erwacht, dann bereitet das einem viel Freude. Und ich merke dann auch, dass die Traurigkeit, die ich manchmal in meinem Herzen trage, oder die Sorgen und Nöte, die ich so mit mir herumschleppe, dass die dann hell erleuchtet werden und so etwas wie Freude und Dankbarkeit in mir aufkommt, weil ich weiß, dass Gott mich kennt und in mein Herz schaut: "Blick tief in unser Herz hinein, sieh unser ganzes Lebens an: noch manches Arge liegt in uns, was nur dein Licht erhellen kann", heißt es dann in der nächsten Strophe des Morgen-Hymnus. Lassen wir uns also an diesem Morgen, aber auch an den anderen vom Licht Gottes, von Jesus Christus hell erleuchten und geben dieses Licht auch an unsere Mitmenschen weiter.

Jesus bringt uns Licht ins Dunkel

Manchmal braucht es das JETZT

Endlich, habe ich dieser Tage gedacht. Endlich sind die Amerikaner aufgestanden zu einem landesweiten Protest gegen einen Präsidenten, der macht was er will, der sich wie ein König aufführt, den es in Amerika aber seit 1776 nicht mehr gibt. Endlich Proteste von Millionen Menschen in mehr als 2000 Orten quer durchs Land, die sich das neue, faschistisch und diktatorische Regime Trumps und seiner Gehilfen nicht gefallen lassen wollen.Der heutige 17. Juni heute ist auch für uns Deutsche ein wichtiges Erinnerungsdatum. 1953 haben sich in der damaligen DDR rund eine Million Menschen in mehr als 700 Orten an Streiks und Demonstrationen beteiligt, um gegen den repressiven Regierungsstil der SED und den diktatorischen Aufbau des Kommunismus zu protestieren. Da die DDR kein demokratisches Land und vom Wohl und Wehe der russischen Besatzer abhängig war, haben diese den Aufstand niedergeschlagen und es wurde im Nachhinein ein komplettes Überwachungsregime aufgebaut, das bis 1989 die Bürger in Schach gehalten hat.Aber dann, 40 Jahre nach Gründung der DDR, wurde das Land von seinen Bürgern übernommen und die Regierung, der es nur um die eigenen Privilegien ging, gestürzt. Und die Sowjetunion hat sich diesmal rausgehalten, weil Gorbatschow dort neue Töne angeschlagen hatte. "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben", hat er gesagt und die festgefahrene Gerontokratie der DDR-Parteibosse gemeint. 40 Jahre, das sind knapp zwei Generationen von Menschen, die ertragen und getragen, aufbegehrt und mitgestaltet, ausgehalten und gebetet haben. Und eine unserer damals sehr alten Schwestern hat ohne Angst und in ihrer Weisheit gesagt: "Keine Angst. Es wird sich ändern. Die Mauer wird fallen und wir werden frei sein. Weil es bei uns zuhause immer hieß: Unrecht Gut gedeihet nicht, und kommt nicht in die 3. Generation." Und es wurde. Genau im Übergang von der zweiten zur dritten Generation.Manchmal braucht es Geduld und Beharrlichkeit, manchmal braucht es das JETZT und manchmal braucht es das grenzenlose Vertrauen in die Kräfte, die Gott uns Menschen gegeben hat, um als frei Menschen und in der Freiheit der Kinder Gottes zu tun, was richtig und notwendig ist in Familie und Gesellschaft, in Staat und Kirche.

Manchmal braucht es das JETZT

Die Mitte gut machen

Dieser Tage ist in einem Gottesdienst ein Lied gesungen worden, das mir sehr gefällt, aber vielen Leuten nicht so bekannt ist. Es singt von der Mitte des Jahres und ich war ein bisschen erschrocken, dass es tatsächlich so ist: Wir haben die Mitte des Jahres schon fast erreicht und in ein paar Tagen geht es abwärts: nur mit dem Jahr, versteht sich.In der ersten Strophe heißt es: "Das Jahr steht auf der Höhe, die große Waage ruht. Nun schenk uns deine Nähe und mach die Mitte gut. Herr, zwischen Blühn und Reifen und Ende und Beginn. Lass uns dein Wort ergreifen und wachsen auf dich hin."Mir gefällt es sehr, dass hier die Bitte an Gott gerichtet wird, die Mitte gut zu machen. Meist bitten wir Gott am Anfang eines Lebens, oder bei bestimmten festlichen oder schwierigen Anlässen oder wenn es um Sterben und Tod geht. Die Mitte gut machen kann also bedeuten, die Früchte der Felder und Gärten und Wälder und Weinberge zu segnen. Aber es kann auch heißen, die Mitte unseres Lebens zu segnen und gut werden zu lassen.Wir kennen den Begriff der Midlife-Crisis – der Krise in der Mitte des Lebens, wo alles irgendwie in Frage gestellt wird, wo Sicherheiten nicht mehr halten und Probleme überhand zu nehmen scheinen. Wo berufliche Krisen die täglichen Rituale nicht mehr funktionieren lassen und familiäre Katastrophen Menschen aus der Bahn werfen.Der Rat, der uns in diesem Lied gegeben wird, "Herr, zwischen Blühn und Reifen und Ende und Beginn. Lass uns dein Wort ergreifen und wachsen auf dich hin" klingt etwas fremd. Aber wenn ich darauf hoffe und daran glauben kann, dass Gott alle meine Wege mitgeht und sein Wort uns Wegmarkierung sein will, dann ist der Tipp nicht so weltfremd.

Die Mitte gut machen

Lass deine Worte lehren und deine Taten sprechen

Meine Oma Katharina war eine bodenständige, gläubige und tatkräftige Frau. Sie hat nie über den Glauben geredet, sie hat ihn getan. Aber gelegentlich blitzte der Schalk in ihr auf und sie hatte nette Bittrufe an ihre Lieblingsheiligen. Unter anderem: "Sankt Antoni sei gepriesen, Schutzpatron der Schlamperliesen" – Kennen sie diesen witzigen Bittruf?Und nicht nur bei ihr, sondern bei ganz vielen Menschen steht gerade der heilige Antonius von Padua, den wir heute feiern, sehr hoch im Kurs. Man ruft nach ihm, wenn man etwas verloren hat. Nur noch wenige wissen, woher dieses Patronat kommt. Für seine Vorlesungen und Predigten benutzte der heilige Antonius von Padua gerne ein selbst verfasstes Buch, das eines Tages nicht mehr auffindbar war. Ein junger Mönch, des Ordenslebens überdrüssig geworden, hatte das Kloster heimlich verlassen und das Buch mitgenommen. Als der Heilige seinen Verlust bemerkte versenkte er sich sofort ins Gebet, vor allem für den jungen Mann, aber auch für die Wiedererlangung seines Buches. Seine Bitten wurden von Gott erhört und wenige Stunden später betrat der Ausreißer die Zelle des heiligen Antonius, warf sich ihm zu Füßen, bekannte seine Schuld und gab das gestohlene Buch zurück.Und man erzählt sich, dass der heilige Antonius eine so starke Wortgewalt in seinen Predigten hatte und so wunderbar davon reden konnte, dass Gott in Jesus Mensch geworden ist, dass viele in seinen Armen ein Jesuskind liegen sahen. Die Menschen seiner Zeit hatten das wirkliche Gut verloren, den Glauben an den Gott, der als Kind in die Welt gekommen ist, um als Mensch unter den Menschen zu leben. Und durch seine Predigten haben sie ihn wiedergefunden. Ein Zitat aus einer seiner Predigten heißt: Taten sprechen lauter als Worte; Lass deine Worte lehren und deine Taten sprechen.

Lass deine Worte lehren und deine Taten sprechen

Raus ins Ameisengetümmel des realen Lebens

Wir haben zu unseren kirchlichen Festen sogar passend blühende Blumen: den Weihnachtsstern, die Osterglocken und jetzt im Juni die Pfingstrosen. Die indische Schwester, die bei uns lebt und eine Ausbildung zur Krankenschwester macht, ist völlig fasziniert von diesen herrlich blühenden Bällen und ihrem betörenden Duft.Haben Sie im Garten Pfingstrosen? Wir haben sie in diesem Jahr in prächtiger Fülle. Was ich aber nicht leiden kann, sind die vielen Ameisen, die auf den Knospen herumkrabbeln. Ich habe gelesen, dass die Ameisen von dem klebrigen Zuckersaft angelockt werden, den die Pfingstrosen vor der Blüte absondern. Der Zuckersaft entspringt den Kelchblättern und wird dann von feinen Härchen von der Pflanze abgesondert, so dass der auskristallisierte Zucker außen an den Blüten klebt. Manchmal sondert die Pflanze so viel Zucker ab, dass die Blüten verkleben und sich nicht öffnen können.Daher ist der Hunger der Ameisen auf Süßes durchaus sinnvoll. Denn wenn der Zucker aufgegessen ist, können sich die Blüten leicht öffnen. Die Ameisen sind also nicht schädlich für die Pflanze, sondern unterstützen sie beim Erblühen.Was haben eigentlich Ameisen jetzt mit meinem Glauben zu tun? Eigentlich nichts, aber wenn ich so bedenke, welche Probleme, Hindernisse, Zweifel und Anfragen von außen an mir und meinem Christsein herumknabbern und mir lästig sind, wird mir klar, dass nur das helfen kann, mein Christsein zum Blühen zu bringen. Es bringt nichts, alles Störende, scheinbar Glaubens- und Kirchenfeindliche, vermeintlich Lästige zu meiden oder mein Christsein in chemisch reinem Umfeld, also innerkirchlich zu leben zu versuchen. Dann kommt alles bis zur Knospe – aber es geht nicht auf, kann nicht blühen und später Früchte bringen.Also auch heute wieder mein Auftrag: raus ins Ameisengetümmel des realen Lebens und mich und meinen Glauben an Gott und Jesus Christus frei zu entfalten zum Blühen und zum Frucht bringen.

Raus ins Ameisengetümmel des realen Lebens

Gottes Segen für die nächsten 25 Jahre!

Ich sitze heute in Köln live im Domradiostudio, weil wir an diesem Mittwoch das Jubiläum aus Anlass des 25-jährigen Bestehens dieses Senders feiern. Vor 25 Jahren war es der Pfingstsonntag, was ja ein programmatischer Termin für einen Multimediasender ist. Es geht darum, das Evangelium Jesu zu verkünden und gestärkt durch Gottes Geist die guten und vielfältigen Nachrichten aus Kirche und Welt unters Volk zu bringen. Ich habe mal geschaut, was wir denn sonst heute feiern, und das ist der Apostel Barnabas, der also, per Berufsbezeichnung, apostolisch gewirkt hat. Nach den Angaben der Apostelgeschichte war Josef, genannt Barnabas, Mitglied der Jerusalemer Urgemeinde, die er mit dem Verkaufserlös eines Gutes gefördert hat. Sein Name Barnabas wird als "Sohn des Trostes" gedeutet. Laut Apostelgeschichte sorgte er, weil er auch sein Lehrer war, für die Akzeptanz des Paulus bei den Jerusalemer Aposteln. Barnabas wirkte vor allem in Antiochia missionarisch. In der dortigen Gemeinde aus Juden- und Heidenchristen ist er gemeinsam mit Petrus und Paulus, den er dort selbst einführt, und anderen tätig. Unbestritten war Barnabas einer der führenden frühchristlichen Missionare. Er war auch einer der Teilnehmer beim Apostelkonzil in JerusalemDas Neue Testament berichtet auch von Meinungsverschiedenheiten zwischen Barnabas und Paulus; zum einen ging es um die Möglichkeit einer Tischgemeinschaft von Juden- und Heidenchristen in Antiochia und zum anderen drehte sich ein Streit um die Mitnahme des Markus auf eine weitere Missionsreise. Wenn ich das so lese, scheint mir Barnabas eine sehr vielfältige Persönlichkeit gewesen zu sein: ein kraftvoller Lehrer, ein überzeugender Missionar, einer, der mit seiner Meinung nicht hinterm Berg hält und dem Streit mit Petrus und Paulus nicht aus dem Weg geht, aber auch als "Sohn des Trostes" bezeichnet wird. Das klingt wie ein ziemlich guter Leitfaden für einen katholischen Sender: vielfältig, kraftvoll, überzeugend, dem Streit nicht aus dem Weg gehen und auch tröstlich sein. Herzlichen Glückwunsch liebes Domradio und Gottes Segen für die nächsten 25 kraftvollen Jahre im Dienst für die guten Nachrichten über Gott und für die Menschen.

Gottes Segen für die nächsten 25 Jahre!

Eine Kirche auf Augenhöhe!

Jetzt sind sie vorbei, die ganzen österliche Fasten- und Festzeiten und das schöne Pfingstfest auch und der kirchliche oder eher kirchenjahreszeitliche Alltag hat uns wieder. In der vergangenen Woche habe ich an einem Kurs in Bamberg teilgenommen, der von einem Franziskaner geleitet worden ist. Ausgesprochen schön gestaltete Gebetszeiten und erfrischend andere Texte in den Eucharistiefeiern haben mir sehr gut gefallen und auch gutgetan, weil ich weiß, dass vieles in unseren Liturgien echt anders gehen kann. Den Kommunionempfang um den Altar versammelt zu erleben, hat noch einmal ein direkteres Fühlen von Mahlgemeinschaft. Und das Wort ernst zu nehmen, "wenn Du zum Altar trittst und nicht versöhnt bist, dann versöhne dich erst" – und dann eine Versöhnungsgeste mit allen Teilnehmenden zu machen, geht ans Herz. Eine Schwester, die Musiklehrerin ist, hat alle Lieder mit der Elektrogitarre begleitet und das hatte echt etwas anderes, als die Orgelbegleitung, die wir so normal in Gottesdiensten haben. Aber eine Szene hat mich sehr gepackt und beeindruckt. Der Franziskaner hat eine Schale mit Wasser weitergereicht, damit sich alle Teilnehmenden mit einem Kreuz auf die Stirn gegenseitig segnen und mit der Nennung des Namens an die Taufe erinnern konnten. Als Letzte steht eine sehr alte, ohnehin kleine und auch noch gebeugte Ordensfrau vor dem hochaufgeschossenen Franziskaner. Ein Moment des Schmunzelns huscht über die Gesichter aller, aber im Bruchteil einer Sekunde geht der große Franziskaner vor der kleinen Ordensfrau auf die Knie. Er geht nicht in die Hocke, wie man es bei Kindern richtigerweise tut. Nein, er geht auf die Knie. Denn damit waren sie voreinander auf Augenhöhe und die kleine Schwester konnte dem Bruder das Kreuz auf die Stirn zeichnen. So sollte Kirche immer sein – auf Augenhöhe, so könnte Kirche immer sein – auf Augenhöhe, so wird Kirche in Zukunft immer sein – auf Augenhöhe, so auf Augenhöhe ist die Kirche vielerorts heute schon und das ist österlich und pfingstlich wunderbar.

Eine Kirche auf Augenhöhe!

Zusammen einen Weg gehen und beten

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Pfingstmontag und alle guten Gaben des Heiligen Geistes. Haben Sie einen Plan für heute, unternehmen Sie etwas? Hier bei uns im Umfeld machen sich gleich um sieben Uhr viele Menschen auf den Weg und gehen mit der Pfingstprozession der Kleusheimer Dörfer. Seit mehr als 300 Jahren gibt es diese Prozession, in der das Allerheiligste durch die Gemarkung der Dörfer getragen wird und viele hundert Männer, Frauen und Kinder, singend und betend das Lob Gottes verkünden, mit dem Mund und mit den Füßen.Es ist garantiert kein Zufall, dass diese Prozession am Pfingstmontag gegangen wird. Wenn der Geist lebendig macht und antreibt und die verängstigten Christen zu mutigen Verkündern werden, kann man nicht zuhause hocken bleiben und bei Kaffee und Kuchen den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. In den vielen Anliegen in der Welt, in der Kirche und in der Gesellschaft wird gebetet und um den Heiligen Geist und Gottes Segen für die Früchte der Erde und der menschlichen Arbeit. Und schöne Altäre werden mitten im Wald aufgebaut und an Wiesenrändern, mitten im Dorf und an einer kleinen Kapelle. Und Teppiche aus der Fülle der Blumen und Blüten, die der Juni zu bieten hat. Und die kleinen Kinder an Mamas oder Omas Hand oder später, weil der Weg wirklich weit ist, auch auf Papas Schultern erleben, dass soooo viele Leute da mitgehen und mitbeten und mitsingen und unterwegs auch mal fröhlich plaudern, dass sie irgendwie ahnen, dass das etwas Besonderes sein muss. Und dann im nächsten Dorf angekommen wird es typisch katholisch: Viele Leute, die hier wohnen, nehmen Menschen mit zu sich nachhause zum Festfrühstück mit Kaffee und Brötchen und Kuchen. Und gut gestärkt und bestens gelaunt geht es dann den Prozessionsweg zurück.Zusammen einen Weg gehen und beten, singen und plaudern, Gottesdienst feiern und fröhlich Frühstücken ist so wunderbar, um sich jedes Jahr neu zu freuen an der Gemeinschaft der Glaubenden, der Gegenwart Gottes in der Schöpfung und der Möglichkeit, zusammen Zeugnis zu geben für die Größe Gottes und seine Gegenwart heute mitten bei uns.

Zusammen einen Weg gehen und beten

Alles beim Alten lassen?

Wir sind in den letzten Tagen vor Pfingsten und in den Gebetszeiten und Gottesdiensten geht es immer um die Erwartung und die Bitte um den Heiligen Geist.In den Gebeten geht es um die Gaben des Geistes: um Weisheit, Einsicht, Rat, Erkenntnis, Stärke, Frömmigkeit, Gottesfurcht und darum, dass wir sie brauchen und haben möchten.Ist das wirklich so? Was erwarten wir denn eigentlich vom Heiligen Geist in diesem Jahr 2025? Eine Notiz hat mich sehr nachdenklich gemacht. Da sagt Alban Herbach: "Wer alles beim Alten lassen will, sollte nicht um den Heiligen Geist bitten!"Die Jünger Jesu damals haben im verschlossenen Raum gesessen und haben um den Geist gebetet. Sie haben nicht geahnt, was kommen würde. Vielleicht haben sie sich zurückgesehnt in die Zeiten, als sie mit Jesus unterwegs waren, wo sie ihm zuhören und ihre Fragen direkt mit ihm klären konnten. Und dann wird an Pfingsten für die Jünger alles komplett anders. Sie werden so stürmisch und so sehr mit SEINEM Geist erfüllt, dass es sie hinaustreibt: auf die Marktplätze, in die Synagogen, an die Versammlungsorte der Leute, egal welcher Art. Und sie können nicht mehr anders, sie wollen und werden diesen Jesus Christus, den Auferstandenen verkünden, komme, was kommen mag.Wollen wir das wirklich? Wollen wir so begeistert sein, dass wir ganz viele Mittel und Wege finden, um den Menschen im Dorf und in der Stadt deutlich zu machen, dass wir an einen lebendigen wirkenden Gott glauben, der uns heute zum Leben helfen will? Wenn ja, was ich sehr hoffe, dann los, und beten und bitten und nicht wundern, wenn alles neu wird. Auch bei uns – in uns selber, in unserer Kirche, in unserem Land, auf der ganzen Erde. Komm Heiliger Geist.

Alles beim Alten lassen?

Was sind Ihre Begabungen, die Sie heute einsetzen können?

"Freue dich, du Land der Deutschen, und preise deinen Apostel und Bischof. Seine Predigt brachte dir das Licht des Glaubens. Seine Sorge um dich erfleht dir Gottes Schutz." – So lautet die Antiphon zum heutigen Benedictus.Der Mann, den die Kirche heute feiert, ist weit durch Europa gekommen, hat es aus seiner Berufung als Mönch herausgerufen und die Leitung der Klosterschule aufzugeben, von England nach Friesland zu gehen, um dort das Evangelium zu verkünden, vom Papst zum Bischof geweiht zu werden und somit ganz offiziell zur "Germanenmission" beauftragt zu werden, Erzbischof und Päpstlicher Legat für Germanien zu werden. Er predigt mit großem Erfolg in Hessen und Thüringen, gründet sechs große Klöster und macht sich dann ans Werk, die Kirche zu ordnen und die Bistümer Salzburg, Regensburg, Passau, Würzburg und Erfurt zu gründen. Er wird dann Bischof in Mainz und ist sich nicht zu schade, nochmals eine Missionsreise zu unternehmen, bei der er am 5. Juni 754 den Martertod erleidet.Bonifatius wird deshalb Apostel der Deutschen genannt und an seinem Grab in Fulda treffen sich in jedem Jahr die deutschen Bischöfe zu ihrer Herbstkonferenz. Wie passt das alles in ein einziges Leben, denken Sie vielleicht auch. Bonifatius war kein bedeutender Theologe, aber er hat missionarischen Eifer mit einer seltenen Begabung für Organisation und Administration verbunden. Und er ist nicht sitzen geblieben auf seiner ersten Berufung, sondern hat sich von Gott immer neu herausrufen lassen mit neuen Aufgaben. Vielleicht ist es das: Er hat die Begabungen, die er von Gott geschenkt bekommen hat, geschult, entwickelt und immer neu eingesetzt.Was sind so Ihre Begabungen, die Sie heute einsetzen können? Welche Fähigkeiten, die sie als Gabe bekommen haben, haben Sie noch gar nicht richtig wahrgenommen? Das ist eine Überlegung heute wert am Tag des heiligen Bonifatius, des Apostels der Deutschen.

Was sind Ihre Begabungen, die Sie heute einsetzen können?

Klassentreffen

Waren Sie mal bei einem Klassentreffen? Bestimmt. Ich war vor ungefähr 30 Jahren mal bei einem. Und jetzt, 50 Jahre nach Schulabschluss, zum ersten Mal wieder. Bei unserer damaligen Schule, einer polytechnischen Oberschule der ehemaligen DDR, haben wir uns getroffen. Von mehreren Seiten und Gassen sind wir zusammengekommen und haben uns schon herzlich begrüßt. Und meine Sorge war, ob ich alle erkenne und vielleicht sogar den Namen weiß. Und es war einfach erstaunlich: Außer einer Frau habe ich alle erkannt und sogar den Namen gewusst. Und bei dieser einen war es, als ich mit ihr geplaudert habe, habe ich die Stimme und die Gesichtszüge erkannt und dann fiel mir auch der Name ein.So ist es ja auch Maria Magdalena ergangen. In einer der beeindruckendsten Ostergeschichten steht sie am Grab und weint um ihren verstorbenen und geliebten Herrn und Meister, um den, der ihr neue Lebensperspektiven gegeben hat und einen Lebensinhalt und ein Ziel. Und genau wie die Jünger hat auch sie nicht verstanden, was er gemeint hat, als er gesagt hat, dass er den Tempel abreißen und nach drei Tagen wieder aufbauen wird. Den Tempel seines Leibes hatte er gemeint. Und jetzt steht sie da und weint und versteht auch nichts, als sie gefragt wird, wen sie denn suche und warum sie weint. Die Frage ist für sie, die in tiefstem Schmerz ist, völlig abstrus. Aber dann wird sie mit Namen angesprochen, wendet sich vom Grab und vom Tod weg und dem, der den Namen gesagt hat, zu und da erkennt sie ihn, Jesus, den Auferstandenen, den, der tot war und nun lebt. Und sie läuft und rennt zu den anderen und verkündet diese unglaubliche Botschaft.Bei unserem Klassentreffen ging es zwischendurch auch um die ehemaligen Mitschüler, die aus schweren Krankheitsgründen absagen mussten und nicht kommen konnten. Und wir haben auch an die gedacht, von denen wir wussten, dass sie schon gestorben sind. Und wir haben uns verabredet, uns nicht erst in Jahrzehnten wieder zu treffen, sondern in zwei Jahren zu unserer Diamantenen Jubelkommunion. Das hatte ich so nicht erwartet und es freut mich umso mehr – wir waren ja nicht nur Klassenkameraden und Mitschüler eines bestimmten Jahrgangs, sondern auch Gotteskinder, die gemeinsam in unseren Dörfern dieses Sakrament empfangen haben.

Klassentreffen

Sind sie ein Pilger, eine Pilgerin der Hoffnung?

Unsere Heimat ist im Himmel, heißt es in vielen Gebeten und Texten und sogar manchmal noch auf Todesanzeigen. Und in einem Lied heißt es: "Unsere Heimat ist im Himmel, unsere Heimat ist nicht hier, wie Nomaden ziehn wir weiter, unsere Heimat ist bei Dir." –Am Fest Christi Himmelfahrt haben wir ja dieses Paradox gefeiert. Christus ist aufgestiegen zum Vater im Himmel und hat gleichzeitig versprochen, alle Tage unseres Lebens bei uns zu bleiben. Und wenn wir das tatsächlich ernsthaft bedenken, ist diese Zusage Jesu die absolute Kraft für unser Leben hier. Und bei vielen Menschen kann man deutlich spüren und erleben, dass sie aus dieser Kraft immer leben und gelebt haben.Heute Vormittag wird unsere Schwester beerdigt, die zwei Tage vor dem Himmelfahrtsfest im 101. Lebensjahr gestorben ist. Wenn ich bedenke, in welcher Zeit sie gelebt hat: geboren zwischen den beiden Weltkriegen, als junges Mädchen die Verirrungen der Nazizeit erlebt, dann den 2. Weltkrieg mit all dem Schlimmen für die Bewohner der großen Städte, dann die Nachkriegszeit mit Hunger und Kälte und dem Warten auf die Heimkehr der Brüder aus der Gefangenschaft, Krankenpflege gelernt und in den Orden eingetreten, vielfältige Dienste und Stationen, Verantwortung für Mitschwestern und Pflegeschülerinnen, Entwicklungen in der Kirche und im Orden nach dem 2. Vatikanischen Konzil, große Veränderungen in der Gesellschaft mit allen Höhen und Tiefen, Deutsche Einheit und mehr Erleben der Internationalität im Orden, leben und Leben gestalten im Altenheim für die älteren Mitschwestern und mit sich selbst, Schwachsein und müde sein gut aushalten und sich nie gehenlassen.Bei einer Umfrage im Januar zu Themen des Heiligen Jahres "Pilger der Hoffnung" hat sie mir einen bemerkenswerten Satz gesagt: "Ich bezeichne mich als "Pilgerin der Hoffnung, weil ich immer hoffe, dass ich den Plan Gottes mit mir erfüllen kann." – Das zeugt von einem starken, biblisch fundierten Selbstbewusstsein und einer Hoffnung, die nie untergehen wird.Sind sie ein Pilger, eine Pilgerin der Hoffnung?

Sind sie ein Pilger, eine Pilgerin der Hoffnung?

Christsein hat immer auch eine politische Dimension!

Es gibt viele Wallfahrtsorte, die sehr bekannt sind und zu denen viele Menschen wallfahren: nach Kevelaer und Altötting, nach Vierzehnheiligen oder zum Kölner Dom. Aber es gibt sehr kleine Orte, die nur im Umkreis bekannt sind, und nur ein oder zweimal im Jahr richtig viel besucht werden. Einer dieser Orte ist das Klüschen Hagis im Eichsfeld, wo auch in diesem Jahr wieder am Himmelfahrtstag die Männerwallfahrt stattgefunden hat. Sie stand in diesem Jahr unter dem Leitwort "Pilger sind wir" und greift das Bild der Kirche als "pilgerndes Volk Gottes" auf. In Verbindung mit dem Motto des Heiligen Jahres hat es dazu eingeladen, sich bewusst auf den Weg zu machen – mit einem Ziel und einer inneren Ausrichtung. Pilgern bedeutet mehr als Wandern – es bedeutet den Weg aus der Begegnung mit Christus zu gehen. Es bietet die Gelegenheit, innezuhalten, neue Impulse zu erhalten und den eigenen Glauben in Gemeinschaft zu vertiefen. Und die Männerwallfahrt war immer mitten im politischen Umfeld auch hochpolitisch.1956 nämlich, als sich immer mehr herausgestellt hat, dass sich die Teilung unseres Landes verfestigen würde und die Politik immer kirchenfeindlicher geworden ist, haben einige mutige Männer diese Wallfahrt ins Leben gerufen. Und sie wurde der jährliche Höhepunkt für oft mehr als 20 000 Männer und Jugendliche. Gemeinsam als Christen in einem feindlich gesinnten Umfeld zusammenstehen, Gottesdienst feiern und sich im Glauben stärken lassen, war eine starke Botschaft. Die Themen der Wallfahrten über diese 68 Jahre hin, lassen deutlich spüren, was gerade gesellschaftlich relevant war: 1957 "Ihr sollt meine Zeugen sein" / 1962, nach dem Bau der Mauer – "Löscht den Geist nicht aus" / 1972 nach der Unterzeichnung der Schlussakte von Helsinki: "Christen verantworten gemeinsam" / 1989, als die politische Situation in der DDR im schwieriger wurde: "Die Freude am Herrn ist unsere Stärke" /1990, im Jahr des großen Umbruchs in Deutschland: "Preiset Gott, den Herrn, zu jeder Zeit" …um nur einige zu nennen. Einer der wichtigen Aspekte auf dieser Wallfahrt ist immer die Predigt des jeweiligen Bischofs: es geht immer um die politische und gesellschaftliche Situation im Land, Missstände werden benannt und Ermutigungen für das Leben aus dem Glauben im Alltag gegeben. Das war zu Zeiten der DDR-Diktatur überlebensnotwendig, damit die Christen mutig und gestärkt weitergehen konnten. Interessanterweise ist die Wallfahrt nie verboten worden. Das haben die Staatsverantwortlichen nicht gewagt. Vielen Männern ist bei vielen Wallfahrten deutlich geworden, dass Christsein immer eine politische Dimension hat: um Gottes Willen für die Menschen da sein, auch wenn es unbequem und gefährlich ist. Der gesellschaftliche Aspekt des Evangeliums wurde für viele Menschen hier erst richtig deutlich. "Pilger sind wir" ist auch ein gutes Wort über unserem neuen Tag und diese neue Woche.

Christsein hat immer auch eine politische Dimension!

Der Heilige Geist macht es möglich

Abschied nehmen, das ist etwas, was einem manchmal sehr schwerfällt. Abschied von einem geliebten Menschen, der stirbt, Abschied von einer liebgewonnenen Gewohnheit, Abschied von einem Ort, an dem man sich lange Zeit sehr wohlgefühlt hat. Gestern mussten die Jünger von Jesus Abschied nehmen. Vierzig Tage war er ihnen nach seiner Auferstehung von den Toten immer wieder erschienen und hat vom Reich Gottes gesprochen, wie es in der Apostelgeschichte heißt. Und dann wurde er vor ihren Augen emporgehoben, eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken.Doch die Zurückgelassenen waren alles andere als traurig. Sie kehrten in großer Freude nach Jerusalem zurück, waren immer im Tempel und priesen Gott, so endet das Lukasevangelium. Woher kommt diese Freude? Jesus hatte ihnen etwas mit auf den Weg gegeben: Die Jünger sollten den Heiligen Geist empfangen, der auf sie herabkommen wird. Und sie sollen Zeugen Jesu sein, nicht nur in Judäa und Samarien, sondern bis an die Grenzen der Erde. Was für eine Aufgabe für diese kleine Truppe, die noch vor sechs Wochen vor einem Scherbenhaufen stand!Jede Zeit endet einmal: Wie es für uns heute manchmal Abschied nehmen heißt, so war es auch damals klar, dass die Zeit des irdischen Jesus einmal vorbei sein wird. Aber es ist etwas geblieben. Vom Heiligen Geist angetrieben haben die Jünger Jesu die Frohe Botschaft in alle Winkel der damaligen Welt gebracht, auch wenn nicht immer alles reibungslos lief. Wenn uns heute ein geliebter Mensch verlässt, mischt sich in den Schmerz auch ein Gefühl von Dankbarkeit, diese Person gekannt und erlebt haben zu dürfen. Und es tröstet uns zu wissen, dass sie jetzt bei Gott ist. Abschied von einem liebgewonnenen Ort oder einer liebgewonnenen Gewohnheit bedeutet auch der Aufbruch zu neuen Ufern mit vielleicht ganz anderen Möglichkeiten.Vielleicht sind diese Tage zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten in besonderer Weise dafür geeignet, solche Aufbrüche zu wagen oder manche neue Herausforderung in unserem Leben anzunehmen. Der Heilige Geist macht es möglich, sie zu bestehen.

Der Heilige Geist macht es möglich

Unsere Heimat ist im Himmel

Dieses schöne Fest Christi Himmelfahrt ist ein Paradox: Jesus geht heim zu seinem Vater, aber er bleibt auch bei seinen Jüngern, die er verlässt und bleibt also auch bei uns. Er sitzt zur Rechten seines Vaters im Himmel und sagt seinen Jüngern: "Seid gewiss, ich bleibe bei euch, bis zum Ende der Welt." – Wir wissen ja nicht, wo der Himmel ist und die Berichte in den Evangelien, wo es heißt, "noch während er sie segnete, wurde er zum Himmel emporgehoben" zeigen uns die Richtung, wo es hingeht: zum Vater, in die himmlische Heimat.Im Englischen ist der Unterscheid schneller zu verstehen, wenn es zwei Begriffe für "Himmel" gibt: "sky" und "heaven" – Jesus fuhr nicht "auf" in den "sky". Jesus ging in den "heaven", in den Ort, die Zeit, die Dimension, die allein Gott gehört. Und die konnten und können wir uns fast nur räumlich, also über uns oben vorstellen. In einem älteren Gedicht von Wilhelm Willms heißt es aber auch: "weißt du wo der Himmel ist außen oder innen? eine Handbreit rechts nach links du bist mitten drinnen! weißt du wo der Himmel ist nicht so tief verborgen? einen Sprung aus dir heraus aus dem Haus der sorgen weißt du wo der Himmel ist nicht so hoch da oben? sag doch ja zu dir und mir du bist aufgehoben"Ich kenne Situationen und Momente, wo ich mich wie im Himmel fühle: wenn ich verstanden werde, wenn ich mich geborgen und angenommen weiß, wenn ich anderen Menschen dienen kann und sie den Dienst auch annehmen können und noch vieles mehr. Aber meine Hoffnung auf Himmel ist mehr. Im Philipperbrief heißt es: "Unsere Heimat ist im Himmel", also dort wo Jesus Christus lebt und wohin er vorausgegangen ist, um uns eine Wohnung, eine Bleibe ein unendliches Zuhause zu bereiten. Dort gehören wir hin und dorthin geht auch meine Sehnsucht. In SEINER Nähe sein, eine Heimat haben, die unverlierbar ist und in die wir immer Nachhause zurückkönnen. Wo wir erwartet werden.

Unsere Heimat ist im Himmel

Begegnungsorte mit Gott und untereinander

Nach einem der kräftigen Regengüsse, mit dem unsere Gegend in den letzten Tagen sehr gut gewässert worden ist, habe ich am Gartenzaun gestanden und alles bewundert, was jetzt so richtig loslegt. Die Stachelbeeren sind schon richtig dick und die Johannisbeeren zeigen sehr deutlich, dass sie Lust auf Wachsen und Reifen haben. Und erst die Hortensien. Sie haben viele Blüten angesetzt und freuen sich aufs Blühen. Und ein Mann, der sich dazu gesellt hat, bemerkte beeindruckt: Oh schauen Sie mal die vielen kleinen Äpfelchen, die sich an dem kleinen neuen Baum gebildet haben und nur warten, dick und rund und reif zu werden. Ich hatte das auch schon gesehen und habe ihm aber erzählt, dass der Baum im vorigen Jahr auch viele Äpfel getragen hat, die aber, lange vor der Reife, allesamt in einer Nacht geklaut worden sind. Ach schade, meinte er, aber in diesem Jahr bleiben sie vielleicht dran und dann gibt es mindestens Äpfel für einen schönen großen Apfelkuchen. Wir mussten beide lachen bei dieser leckeren Vorstellung, aber ehrlich gesagt habe ich mich ein bisschen geschämt. Statt mich über das Neue und Kommende zu freuen, bin ich an längst Vergangenem hängen geblieben.In unserer Kirche passiert uns das auch zu oft. Nicht unbedingt, dass früher alles besser war, ist der Tenor, sondern dass wir an manchen Erscheinungsformen von Kirche und Gemeinde so gerne festhalten wollen, obwohl es kaum Zukunft hat. Wenn ich an einem normalen Werktag mit 15 Leuten im Gottesdienst sitze, denke ich an wunderbare und übervolle Gottesdienste im Feuerwehrhaus, beim Schützenfest, bei Wallfahrten und Katholikentagen.Morgen am Himmelfahrtstag gibt es viele Gottesdienste draußen und viele Leute kommen und genießen es sehr in Gottes schöner Schöpfung zu feiern. Vielleicht könnten wir viel mehr daran arbeiten, Gottesdienste zu Begegnungsorten mit Gott und untereinander zu machen, die Leib und Seele berühren und den ganzen Menschen ansprechen. Und dann anschließend bei Bier und Gegrilltem oder Kaffee und leckerem Apfelkuchen miteinander die Danksagung, das bedeutet ja Eucharistie, weiterfeiern.

Begegnungsorte mit Gott und untereinander

Was sind Deine Ziele in der nächsten Zeit?

Anfang voriger Woche habe ich einige unserer alten Schwestern im Altenheim besucht und fand unsere älteste Schwester im Sessel sitzend und schwer atmend. Eine Krankenschwester kommt dazu und meint: "Ja das Herz ist schwach und sie ist ja auch schon über 100." Als sie draußen war, meinte die alte Schwester zu mir: "Und, was sind Deine Ziele in der nächsten Zeit?" Ich war ziemlich verblüfft ob dieser Frage und konnte nur antworten, dass ich ja jetzt erstmal sie besuchen und ein wenig bei ihr bleiben würde. Wir haben geplaudert und sie hat sich beruhigt und der Atem ebenso.Vier Tage später liegt sie sterbend in ihrem Bett und ich kann spüren, dass sie etwas will. Und ich höre sie flüstern: "Großer Gott wir loben Dich" – Soll ich das singen? Ja. Also habe ich die erste Strophe gesungen und sie hat ihre Lippen dazu bewegt. Nach der ersten Strophe habe ich aufgehört und sie hat weitergeflüstert: "Alles was Dich preisen kann" – Also habe ich weitergesungen und sie schaute sehr zufrieden und gelöst.Und dann ist mir ihre Frage vom Montag wieder eingefallen: "Und, was sind Deine Ziele in der nächsten Zeit?" Jetzt kann ich antworten, den großen Gott zu loben und zu preisen im Gebet und Gesang, aber auch im normalen alltäglichen Leben. Das genau sind unsere Aufgaben, Pläne und Ziele als Christen. Und wie das geht, sieht ja bei jedem anders aus.Unsere Mitschwester hat ihr ganzes berufliches Leben lang als Krankenschwester gearbeitet, war in einigen Konventen Oberin, um sich um das Wohl der Schwestern zu kümmern und hat zehntausende von Gebetszeiten in ihren Konventen mitgebetet. Und auch seit ihrer Zeit im Schwesternaltenheim hat sie nie aufgehört, sich um Mitschwestern zu kümmern und zu sorgen, Laudes und Vesper gemeinsam zu beten, zur Heiligen Messe zu gehen und den Rosenkranz zu beten. Und wenn der Abstand zwischen den monatlichen Bibelgesprächen mal etwas größer war, hat sie immer gefragt, wann es denn endlich wieder stattfindet, das miteinander darüber nachzudenken, was ein Wort aus der Bibel für ihr eigenes Leben bedeuten könnte. Sie beeindruckt mich, seitdem ich sie kenne und seit einigen Tagen bleibt in mir und vielleicht auch für Sie daheim die Frage, die sie mir gestellt hat: "Und, was sind Deine Ziele in der nächsten Zeit?"

Was sind Deine Ziele in der nächsten Zeit?

Komm herab, o Heiliger Geist

Vor ein paar Jahren hatte ich eine Firmgruppe und ich habe mit vielen Variationen versucht, die jungen Leute an den Inhalt des Sakramentes und an die Sendung des Heiligen Geistes heranzuführen. Ich fand die Pfingstsequenz, die am Pfingstsonntag vor dem Evangelium gesungen wird, schon immer sehr treffend, wenn ich beschreiben wollte, worum es bei der Geistsendung geht. Also haben wir uns den Text angeschaut und eine Teilnehmerin meinte, man könnte doch den Text ein bisschen sprachlich aufpeppen, damit man versteht, um was es geht.Ich fand das eine gute Idee und wir haben in drei Gruppen mit ziemlichem Ehrgeiz daran gearbeitet. Nach einer halben Stunde haben alle ihre Neufassung vorgestellt und alle waren irgendwie nicht zufrieden. Es war kein großer Wurf dabei und ein sonst schüchterner Junge meinte, wir können ja mal die ursprüngliche Version beten, dann sehen wir weiter.Ich habe geschmunzelt und wir haben das dann auch gemacht. Und hinterher war klar: da ist alles drin, damit man Pfingsten und den Heiligen Geist ein bisschen besser versteht. Also, blieben wir bei dem Text. Und ich bete ihn auch heute noch sehr gern und möchte das jetzt mit Ihnen tun: Komm herab, o Heiliger Geist, der die finstre Nacht zerreißt, strahle Licht in diese Welt.Komm, der alle Armen liebt, komm, der gute Gaben gibt, komm, der jedes Herz erhellt.Höchster Tröster in der Zeit, Gast, der Herz und Sinn erfreut, köstlich Labsal in der Not.In der Unrast schenkst du Ruh, hauchst in Hitze Kühlung zu, spendest Trost in Leid und Tod.Komm, o du glückselig Licht, fülle Herz und Angesicht, dring bis auf der Seele Grund.Ohne dein lebendig Wehn kann im Menschen nichts bestehn, kann nichts heil sein noch gesund.Was befleckt ist, wasche rein, Dürrem gieße Leben ein, heile du, wo Krankheit quält.Wärme du, was kalt und hart, löse, was in sich erstarrt, lenke, was den Weg verfehlt.Gib dem Volk, das dir vertraut, das auf deine Hilfe baut, deine Gaben zum Geleit.Lass es in der Zeit bestehn, deines Heils Vollendung sehn und der Freuden Ewigkeit. Amen.

Komm herab, o Heiliger Geist

Durchs Schenken wird man reich allein

Zum Ende dieser Morgenimpulswoche habe ich noch ein Lied mitgebracht. Es ist ebenfalls beim Jubiläum am Samstag gesungen worden und passte in den Tag, in das Fest und zu der Frau, die gefeiert worden ist. Und natürlich auch zu uns, den Gästen dieses Festes. Der Titel lautet: Spar Deinen Wein nicht auf für morgen"Spar deinen Wein nicht auf für morgen. Sind Freunde da, so schenke ein!Leg was du hast in ihre Mitte. Durchs Schenken wird man reich allein.Spar nicht mit deinen guten Worten. Wo man was totschweigt, schweige nicht.Und wo nur leeres Stroh gedroschen, da hat dein gutes Wort Gewicht!Spar deine Liebe nicht am Tage für paar Minuten in der Nacht.Hol sie aus ihrer Dunkelkammer, dann zeigt sie ihre Blütenpracht.Spar deinen Mut nicht auf für später, wenn du mal "was ganz Großes" bist.Dein kleiner Mut hilft allen weiter, weil täglich Mut vonnöten ist.Spar deinen Wein nicht auf für morgen. Sind Freunde da, so schenke ein!Leg was du hast in ihre Mitte. Durchs Schenken wird man reich allein."Es geht wieder um genau das, was ein Fest, ein Zusammensein, ein Zusammenleben und ein Zukunftsmodell sein kann: In der Gegenwart leben und für Freunde immer da sein / Das was Du hast, teilen und zur Verfügung stellen / gute Worte statt leerer Phrasen / nichts totschweigen, sondern zur Sprache bringen / Mut haben und nicht auf später warten / deinen kleinen Mut zur Verfügung stellen / den Wein, das Brot, die Liebe schenken – durchs Schenken wird man reich allein. Während der Agape nach dem Gottesdienst wurde es gesungen und es hätte auch mitten im Gottesdienst sein können. Weil dort genau all das geschieht: Wein, Brot und Liebe wird geschenkt und verteilt sich unter allen und wird nach draußen getragen und weitergegeben. Von mir und von Ihnen und von Jesus und von allen, die mit ihm gehen und singen und wissen: "Spar deinen Wein nicht auf für morgen. Sind Freunde da, so schenke ein! Leg was du hast in ihre Mitte. Durchs Schenken wird man reich allein."

Durchs Schenken wird man reich allein

So muss ein Festmahl sein!

Ein Fest am vergangenen Samstag begann mit einer Heiligen Messe und anschließender Agape mit Suppe, Brot, Getränken und Pudding. Und zur Sammlung aller, die gekommen waren, mit der Einladung am Tisch Platz zu nehmen, hat einer ein Lied gesungen mit einem Text von Gerhard Schöne mit dem Titel: So muss ein Festmahl sein!Komm zu uns, komm zu Tisch, hier ist Platz noch für dichWas du geben kannst, leg in die Runde.Sei es Wein, sei es Schmalz, sei es Brot oder Salz. Es ist gut zu gegebener StundeSo muss ein Festmahl sein: Jede bringt etwas einJeder nimmt etwas mit: Ein Törtchen, ein Wörtchen, ein LiedAuf die Freundschaft den Toast! Suchst du Rat, suchst du Trostdann wird sich wohl für dich jemand finden.Denn du bist hier gefragt. Jede, die etwas wagt die ihr Fähnlein nicht dreht nach den Winden So muss ein Festmahl sein: Jede bringt etwas einJeder nimmt etwas mit: Ein Törtchen, ein Wörtchen, ein LiedEine sagt ein Gedicht. Einer spendet ein Licht. Und entlockt ein paar Worte den Stummen.Dieser suchte und fand, Jene reicht ihre Hand. Eine schenkt einer anderen, BlumenSo muss ein Festmahl sein: Jede bringt etwas einJeder nimmt etwas mit: Ein Törtchen, ein Wörtchen, ein LiedVielleicht können wir wieder lernen, zu einem Fest etwas mitzubringen das mehr ist als ein handelsübliches Geschenk, etwas einzubringen, das anderen guttut, Worte zu wählen, die notwendend sind, etwas zu suchen, nach dem ich schon länger Ausschau halten möchte und auch etwas finden zu wollen, was mehr ist als ein kleines Giveaway für den Heimweg. Wie es im Refrain heißt:So muss ein Festmahl sein: Jede bringt etwas einJeder nimmt etwas mit: Ein Törtchen, ein Wörtchen, ein Lied

So muss ein Festmahl sein!

Ein altes Lied mit neuem Text

In einem Ordenskonvent wird relativ viel gesungen, weil die alte Weisheit, dass Gesang doppeltes Gebet sei, auch wirklich schön ist. In den gemeinsamen Gebetszeiten morgens, mittags und abends sind es ganz eigene Texte und Melodien, die mir immer sehr gefallen. Viele Lieder, die aus dem Gotteslob gesungen werden, sind Ihnen zuhause und uns sehr vertraut und wir singen mit und die Melodie ist schön und der Text spricht mir vielleicht aus der Seele. Manchmal eben auch nicht und dann denke ich, wie könnte so ein Gesang noch viel mehr das ausdrücken, was mir wirklich auf dem Herzen liegt oder in der Seele brennt.Ein solches Lied habe ich dieser Tage auf einem Fest gehört und mein Herz ist gehüpft vor Freude und ich habe den Text aufgesogen wie eine Verdurstende. Sie kennen das Lied: "Nun danket Alle Gott mit Herzen Mund und Händen" – Und nun habe ich dieses Lied gehört mit der vertrauten Melodie, aber mit dem neuen Text von Gerhard Schöne:"Nun danket Alle Gott mit Herzen Mund und Händen, die uns so liebevoll beschenkt an allen Enden.Die zärtlich uns umhüllt, uns birgt in ihrem Schoß, wenn uns so Elend ist, so weh und heimatlos.O Gott, mein großes Glück, Dein Lieben hat kein Ende. Du hältst mich nicht zurück, wenn ich mich von Dir wende.Doch wenn ich ausgebrannt, verzweifelt schrei nach Dir, kommst Du mir nachgerannt und heilst die Wunden mir.Mein Gott, ich freu mich so, wenn ich Dich bei mir spüre und werde nicht mehr froh, dann, wenn ich Dich verliere.Bleib bei mir wertes Licht, lass lachen meinen Mund, erhelle mein Gesicht und küss mein Herz gesund."Soweit dieser ganz neue Text auf ein sehr altes Lied aus dem Jahr 1636. Es entzückt und bewegt mich, seit ich es gehört habe und es bringt Dinge in mir zum Klingen, wie es beim Ursprungstext schon lange nicht mehr geschehen ist. Es sind Worte voller Liebe zwischen Gott und dem Singenden und voller Glaube und Hoffnung, weil Gott ein Gott der Liebe ist und ich mich nur immer wieder daran erinnern und mir klarmachen kann, dass ER alles ist, was wir Menschen zum Leben brauchen.

Ein altes Lied mit neuem Text

Es ist wunderbar

Ja, ich gebe es gerne zu: Ich bin immer noch und trotz aller Skandale und Verrücktheiten ein unrettbarer Fußballfan. Ich schaue nicht viele Spiele, weil mir die Zeit dazu fehlt und mir 90 Minuten oft echt zu lang sind. Radio ist da schon besser. Aber am vergangenen Wochenende gab es Kombinationen von Ereignissen, die mich den Fußball immer noch mehr lieben lassen. Nach einem schönen Ordensjubelfest mussten wir im Auto zurückfahren und haben das erste Tor vom BVB bejubelt, wobei der Fahrer sich echt beherrschen musste, jetzt nicht mit 180 über die Autobahn zu düsen. Zuhause angekommen konnten wir das 2:0 erleben und die Riesenfreude über den Sieg und die Teilnahme an der Championsleage in der kommenden Saison.Am Sonntagmorgen dann das Mitfeiern des Gottesdienstes aus Rom mit den unglaublichen Bildern von hunderttausendfacher Gemeinschaft und Gebet und innerer Bewegtheit und Worten zur Einheit der Kirche, zur Rückkehr zur Liebe Gottes und dem Aufruf zum Frieden. Und anschließend Besuch auf dem Olper Stadtfest mit vielen Kontakten, Gesprächen, Musik und asiatischen Köstlichkeiten. Und am Nachmittag das Finale der 2. Bundesliga mit dem Sieg des FC Köln, der Aufstiegsparty und, fast zu kitschig um wahr zu sein, die Paveier auf dem Olper Marktplatz mit dem Song "Schön ist das Leben".Ja, manchmal ist das Leben geballt voller Schönheit und wir tanken unser Inneres auf mit wunderbaren Bildern, Musik, Worten, überbordenden Gefühlen und Emotionen. Und ich bin immer wieder erstaunt, wie wunderbar Gott uns geschaffen hat. Auch in Zeiten, wo es so alltäglich dahinplätschert oder Sorgen überhand zu nehmen scheinen, können wir diese gespeicherten Momente erinnern und uns freuen und wieder Kraft daraus gewinnen.Egal, ob ein Fest, ein Gottesdienst, ein Konzert, ein Sieg im Fußball und eine Stadt im Rausch oder etwas ganz anderes: Wir brauchen die gemeinsamen Erlebnisse, weil sie uns untereinander verbinden und vereinen, den Alltag unterbrechen und Lust auf Zukunft machen. Gemeinsam und mit Menschen, die wir vielleicht vorher gar nicht kannten und die jetzt eine gemeinsame Erfahrung und Erinnerung mit uns haben. Genau so geht Gemeinschaft, Gesellschaft und Kirche und nutzen wir diese Chancen, wenn wir sie bekommen können. Es ist wunderbar.

Es ist wunderbar

Eine lange Zeit

Am Samstag hatten wir ein ungewöhnliches Fest. Der Anlass war nicht so ungewöhnlich. Eine Schwester hat ihr 60-jähriges Ordensjubiläum gefeiert. Nach den Exerzitien vor drei Wochen war das große gemeinsame Fest im Mutterhaus. Und nun das ganz persönliche Fest. Die Einladung hat mit einem Text begonnen und begründet, warum 60 Jahre Ordensleben zu feiern sich lohnt.Sie schreibt: "Dank für 60 Jahre Ordensleben, eine lange Zeit. Eine Zeit mit vielen Höhen und Tiefen, mit reichen Glaubenserfahrungen und vielen Zweifeln, mit einigen Antworten, aber mit viel mehr Fragen. Dafür Dank an Gott, an meine Ordensgemeinschaft und viele Menschen, die mich auf dem Weg begleitet haben: als Freundin oder Vertraute, als Gesprächspartnerin, als Mutmacherin oder als Mahnerin. Das hat mein Leben reich gemacht und macht es noch. Das möchte ich gerne mit euch feiern."Und wenn man nur die äußeren Daten und Wegstationen sieht, spürt man etwas von der Fülle dieser 60 Jahre: Gemeindereferentin in einer Großstadtpfarrei, Noviziats- und Junioratsleiterin der Gemeinschaft, dann Obdachlosenseelsorgerin in Köln und danach Provinzoberin der deutschen Provinz und danach manche andere Aufgabe in der GFO und der Ordensgemeinschaft. Und trotzdem ist der Ort des Festes etwas ungewöhnlich. Es ist die Obdachlosenkirche Gubbio in Köln, deren Start und Entwicklung viele Jahre von ihr betrieben wurde. Und dann dort Dankgottesdienst feiern und zusammen essen, trinken, weiterfeiern.Ich denke, viele von Ihnen, die schon viele Jahrzehnte leben, vielleicht hohe Ehejubiläen gefeiert haben oder Dienstjubiläen in Firmen, Jubelkommunionen oder Ähnliches, wissen, dass Lebenszeit sehr vielfältig und mit Höhen und Tiefen verbunden ist. Wenn Sie dann sagen können: Das alles hat mein Leben reich gemacht und macht es noch, das möchte ich gerne mit euch feiern, dann wird es garantiert ein gelingendes Fest.

Eine lange Zeit

Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Unser neuer Papst wird am Sonntag in sein Amt offiziell eingeführt. Aber er hat schon viele Termine und Begegnungen wahrgenommen und einige bemerkenswerte Dinge gesagt. Am Montag nach seiner Wahl, hat er die vielen tausend Medienvertreter getroffen, die über die Beerdigung von Papst Franziskus, das Konklave und seine Wahl berichtet haben. Aus der Ansprache an die Medienleute möchte ich ein paar Sätze zitieren. Er sagt: "Wir leben in Zeiten, die schwer zu bewältigen und schwer zu beschreiben sind. Zeiten, die uns alle vor Herausforderungen stellen, vor denen wir uns jedoch nicht drücken dürfen. Im Gegenteil, diese Zeiten verlangen von jedem von uns, dass wir in unseren unterschiedlichen Rollen und Diensten niemals der Mittelmäßigkeit verfallen. Die Kirche muss sich den Herausforderungen der Zeit stellen. Und auch Kommunikation und Journalismus existieren nicht außerhalb von Zeit und Geschichte. Daran erinnert uns der heilige Augustinus, wenn er sagt: "Lasst uns menschenwürdig leben, dann ist auch unsere Zeit gut. Wie wir sind, so ist die Zeit“. Da ist also zum einen die Bitte, in unseren unterschiedlichen Rollen und Diensten nicht der Mittelmäßigkeit zu verfallen. Viele von uns kennen das: im normalen Alltag ist so viel Routine und so viel Alltag und Mittelmaß, dass wir oft gar nicht daran denken, uns aufzuraffen und danach zu schauen, wie wir das, was uns aufgetragen ist, besser und göttlicher gestalten können. Und dann kommt das Wort des Heiligen Augustinus, das von Papst Leo zitiert wird: "Lasst uns menschenwürdig leben, dann ist auch unsere Zeit gut. Wie wir sind, so ist die Zeit“. Wie wir sind, ist unsere Zeit. Welch ein Gedanke. Wir sind oft eher geneigt zu denken, dass die Zeit in der wir leben schlimm ist und schlimmer als früher. "Wie wir sind, so ist die Zeit" sagt aber Augustinus. Die Herausforderung für jede und jeden von uns heute ist es, so zu leben und mit den Mitmenschen umzugehen, dass wir in unserem Umfeld nicht im Mittelmaß bleiben, sondern die Zeit gestalten - lebendig und liebenswert.

Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Wie wir sind, so ist die Zeit

Unser neuer Papst wird am Sonntag in sein Amt offiziell eingeführt. Aber er hat schon viele Termine und Begegnungen wahrgenommen und einige bemerkenswerte Dinge gesagt. Am Montag nach seiner Wahl hat er die vielen tausend Medienvertreter getroffen, die über die Beerdigung von Papst Franziskus, das Konklave und seine Wahl berichtet haben.Aus der Ansprache an die Medienleute möchte ich ein paar Sätze zitieren. Er sagt: "Wir leben in Zeiten, die schwer zu bewältigen und schwer zu beschreiben sind. Zeiten, die uns alle vor Herausforderungen stellen, vor denen wir uns jedoch nicht drücken dürfen. Im Gegenteil, diese Zeiten verlangen von jedem von uns, dass wir in unseren unterschiedlichen Rollen und Diensten niemals der Mittelmäßigkeit verfallen. Die Kirche muss sich den Herausforderungen der Zeit stellen. Und auch Kommunikation und Journalismus existieren nicht außerhalb von Zeit und Geschichte. Daran erinnert uns der heilige Augustinus, wenn er sagt: 'Lasst uns menschenwürdig leben, dann ist auch unsere Zeit gut. Wie wir sind, so ist die Zeit'."Da ist also zum einen die Bitte, in unseren unterschiedlichen Rollen und Diensten nicht der Mittelmäßigkeit zu verfallen. Viele von uns kennen das: Im normalen Alltag ist so viel Routine und so viel Alltag und Mittelmaß, dass wir oft gar nicht daran denken uns aufzuraffen und danach zu schauen, wie wir das, was uns aufgetragen ist, besser und göttlicher gestalten können. Und dann kommt das Wort des Heiligen Augustinus, das von Papst Leo zitiert wird: "Lasst uns menschenwürdig leben, dann ist auch unsere Zeit gut. Wie wir sind, so ist die Zeit".Wie wir sind, ist unsere Zeit. Welch ein Gedanke. Wir sind oft eher geneigt zu denken, dass die Zeit, in der wir leben, schlimm ist und schlimmer als früher. "Wie wir sind, so ist die Zeit", sagt aber Augustinus. Die Herausforderung für jede und jeden von uns heute ist es, so zu leben und mit den Mitmenschen umzugehen, dass wir in unserem Umfeld nicht im Mittelmaß bleiben, sondern die Zeit gestalten – lebendig und liebenswert.

Wie wir sind, so ist die Zeit

Eher Heißblütige als Eisheilige!

Heute früh, als ich nach dem Wachwerden aus dem Fenster geguckt habe, war ich doch mehr als überrascht: Die wunderbar grünen Wiesen hatten einen weißen Hauch. Es hat leichten Nachtfrost gegeben und das ist gar nicht so ohne: Viele Pflanzen und Blüten, die sich schon gut gezeigt haben, können durch Frost um diese Zeit noch ernsthaft gefährdet werden und später die Ernte geringer ausfallen lassen. Aber dann ist mir auch eingefallen: Wir haben die Eisheiligen. So nennen wir die Heiligen, die zwischen dem 11. und 15. Mai ihren Gedenktag haben und es genau diese Zeit ist, in der es oft noch eine kalte Luftmassenbewegung über Europa gibt und alles, was durch den warmen Frühling schon gekommen ist, noch gefährden kann.Über diese Tage der Eisheiligen gibt es viele Sprüche und Bauernregeln zum Beispiel: "Vor Nachtfrost Du nie sicher bist, bis die Sophie vorüber ist" oder auch: "Vor Bonifaz kein Sommer, nach Sophie kein Frost". Die Heiligen, die diese Tage prägen, sind alle aus der frühchristlichen Zeit zwischen 300 und 400 nach Christus. Von Mamertus weiß man, dass er Bischof war und auf ihn zum Beispiel die Bittprozessionen zurückgehen, die in vielen Gegenden vor Christi Himmelfahrt gehalten werden und meist um eine gute Ernte bitten. Pankratius ist in Rom den Märtyrertod gestorben und Servatius und Bonifatius von Tarsus waren Bischöfe. Und Sophie ist 304 als Märtyrerin für ihren Glauben an Christus gestorben.Das waren also Menschen, die Christus nachgefolgt sind und eher Heißblütige als Eisheilige. Menschen, die mit ihrer Glaubenskraft allen Widrigkeiten getrotzt haben und eher in den Tod gegangen sind, als dass sie ihren Glauben verleugnet hätten. Wahrscheinlich weiß man von daher bis heute von ihnen und feiert ihre Gedenktage. Ich denke, dass es ein guter Tipp in diesen Tagen ist: Seien wir ein bisschen mehr heißblütige Christen, die sich trauen für das, was sie glauben einzustehen und nicht Eisheilige, in deren Umgebung alles starr und kalt und festgefroren scheint.

Eher Heißblütige als Eisheilige!

Das ganze Leben auf Gott gesetzt

Wir sind mitten im Marienmonat Mai und an manchen Orten und in Kapellen inmitten schöner Natur, werden Maiandachten gehalten. Es ist eine Gebetsform, die vielen von uns fremd vorkommt und völlig aus der Zeit gefallen scheint. Schöne, romantische Lieder mit Texten, in denen Szenen aus dem Leben der Gottesmutter Maria besungen werden. In vergangenen Zeiten des Christentums war der Gedanke, sich mit seinen Sorgen und Nöten direkt an Gott zu wenden, ganz unsagbar und kaum denkbar. Also haben sich die Menschen an Maria, die Mutter Jesu, gewandt, weil ihnen klar war, diese Frau hat alles erlebt, was eine Frau an Freude und Leid und Schmerz nur erleben kann und sie wird uns verstehen und unsere Anliegen zu ihrem Sohn bringen. Und es gibt viele Menschen, denen die Lieder, die Gebete und Texte guttun und Beheimatung schenken. Bei mir hängt seit Jahren ein Text an der Pinnwand, der mir sehr gut gefällt und mit dem ich gut im Mai beten kann. Der Text ist von Andrea Schwarz und ich teile ihn gern mit Ihnen. Er heißt: Maria – Urbild der KircheEine hörende Kirche, die nicht schon die Antwort weiß, Gesetz und Weisung nicht verwechselt, die auf Macht verzichtet, in der Geschwisterlichkeit lebt, in der Vielfalt sein darf, die keine Angst vor dem Fremden hat, die Vertrauen kann und sich dem Wirken des Heiligen Geistes überlassen kann.Eine fragende Kirche, die Lust zum Leben macht, Freude an der Begegnung vermittelt, in der das Gespräch lebt, Befehle nicht denkbar sind, Kritisches als Chance gesehen wird, die sich als Pilgerin aufmacht, keine feste Burg mehr ist, sondern das Leben sucht. Eine mystische Kirche, die nicht nur von Gott spricht, sondern sich ihm auch überlässt, in der das Geheimnis Gestalt bekommt, die dem Gebet vertraut und sich gegebenenfalls alle Pläne durchkreuzen lässt, die abgrundtief liebt, ohne Wenn und Aber. Manchmal hilft mir ein solcher Text zu eigenen Gedanken und Überlegungen oder auch dazu, neugierig zu werden auf diese so andere Frau, die ihr ganzes Leben auf Gott gesetzt hat und mit ihm und im Vertrauen auf ihn durch alle Höhen und Tiefen des Lebens gegangen ist.

Das ganze Leben auf Gott gesetzt

Eher Heißblütige als Eisheilige!

Heute früh, als ich nach dem Wachwerden aus dem Fenster geguckt habe, war ich doch mehr als überrascht: Die wunderbar grünen Wiesen hatten einen weißen Hauch. Es hat leichten Nachtfrost gegeben und das ist gar nicht so ohne: Viele Pflanzen und Blüten, die sich schon gut gezeigt haben, können durch Frost um diese Zeit noch ernsthaft gefährdet werden und später die Ernte geringer ausfallen lassen. Aber dann ist mir auch eingefallen: Wir haben die Eisheiligen. So nennen wir die Heiligen, die zwischen dem 11. und 15. Mai ihren Gedenktag haben und es genau diese Zeit ist, in der es oft noch eine kalte Luftmassenbewegung über Europa gibt und alles, was durch den warmen Frühling schon gekommen ist, noch gefährden kann.Über diese Tage der Eisheiligen gibt es viele Sprüche und Bauernregeln zum Beispiel: "Vor Nachtfrost Du nie sicher bist, bis die Sophie vorüber ist" oder auch: "Vor Bonifaz kein Sommer, nach Sophie kein Frost". Die Heiligen, die diese Tage prägen, sind alle aus der frühchristlichen Zeit zwischen 300 und 400 nach Christus. Von Mamertus weiß man, dass er Bischof war und auf ihn zum Beispiel die Bittprozessionen zurückgehen, die in vielen Gegenden vor Christi Himmelfahrt gehalten werden und meist um eine gute Ernte bitten. Pankratius ist in Rom den Märtyrertod gestorben und Servatius und Bonifatius von Tarsus waren Bischöfe. Und Sophie ist 304 als Märtyrerin für ihren Glauben an Christus gestorben.Das waren also Menschen, die Christus nachgefolgt sind und eher Heißblütige als Eisheilige. Menschen, die mit ihrer Glaubenskraft allen Widrigkeiten getrotzt haben und eher in den Tod gegangen sind, als dass sie ihren Glauben verleugnet hätten. Wahrscheinlich weiß man von daher bis heute von ihnen und feiert ihre Gedenktage. Ich denke, dass es ein guter Tipp in diesen Tagen ist: Seien wir ein bisschen mehr heißblütige Christen, die sich trauen für das, was sie glauben einzustehen und nicht Eisheilige, in deren Umgebung alles starr und kalt und festgefroren scheint.

Eher Heißblütige als Eisheilige!

Die Kirche muss zu Grunde gehen

Das ganze Wochenende haben sich in allen Medien und auf allen Kanälen die Nachrichten aus dem Vatikan überschlagen. Der neue Papst und seine ersten Tage und Taten und der Rest der Welt ist begeistert. Ein hier örtlicher Redakteur bemerkte am Freitag: "Siehe da – Kirche ist out, Kirche ist tot, aber hey: weißer Rauch und alle hängen am Fernseher." – Die beiden Tage vorher war es ja so: Alle schauen mehrmals am Tag auf einen Schornstein und hoffen auf weißen Rauch. Schwarzer Rauch – noch kein Papst. Weißer Rauch – der Neue ist gewählt.Rauchzeichen als Verkündungsmedium. Und das im 21. Jahrhundert. Und wir merken, wie fasziniert die Welt und die Medien sind, die sonst von schnellsten Socialmedia-Nachrichten leben und schnell und laut und schrill alles registrieren und verkünden und in die Welt senden wollen.Und dann in der Realität einer Predigt am Sonntag in unserer Pfarrkirche: "Die Kirche muss zugrunde gehen." Waaas? Was hat er gesagt? Zugrunde gehen? Wieso dass denn? Und dann die Erklärung: Die Kirche muss zu ihrem Grund zurückgehen, runter auf den Grund, runter zu Jesus Christus, der die Kirche gegründet hat und sagt: "Ich bin der gute Hirt, ich kennen die Meinen und die Meinen kennen mich, sie hören auf meine Stimme und folgen mir."Wenn das Papst Leo gelingt, wieder darauf hinzuweisen, dass es darum geht, auf Jesus zu hören, seinen Worten zu folgen und zu leben, wie er gelebt hat, dann hat er ein nahezu unglaubliches Werk geschafft. Dann kann niemand mehr sagen: Kirche ist out, Kirche ist tot – denn hey, da ist einer, der als guter Hirt gewählt, mit Wort und Tat losgeht. "Wir wollen als synodale Kirche unterwegs sein und alle mitnehmen, auf dem Weg, den Jesus uns gewiesen hat", sagt er in seiner allerersten Ansprache und meint sich selbst und mich und uns alle. Gehen wir mit?

Die Kirche muss zu Grunde gehen

Kann man mit Liebe das Unmögliche schaffen?

Rund um unser Mutterhaus sind viele große Wiesenflächen, die mehr oder weniger steil sind und damit auch viel Rasen zu mähen. Vorige Woche habe ich ein paarmal einen Mitarbeiter beobachtet, der mit viel Vergnügen und ziemlich rasant mit diesem kleinen Aufsitzrasenmäher gefahren ist. Er hatte dicke Kopfhörer auf, wahrscheinlich gegen den Lärm, aber so wie der gefahren ist, hatte ich das Gefühl, dass er garantiert Heavy Metal oder zumindest Deutschrock hört. Seinem Gesichtsausdruck war anzumerken, dass es das größte Vergnügen der Welt sein muss, mit so einem Rasenmäher stundenlang ums Haus zu fahren und alle Rasenflächen zu bearbeiten. "Do what you love and love what you do" steht auf einer Postkarte auf meinem Schreibtisch. "Tu, was Du liebst und liebe, was Du tust" könnte es heißen. Bei diesem jungen Mann war es deutlich. Wie ist das so mit Ihnen und mit mir?Tue ich, was ich liebe und liebe ich, was ich tue? Bei mir ist es so, dass ich viele Dinge liebe und vieles davon auch tue: ich singe und bete gern, feiere gern die verschiedensten Gottesdienste, mache unglaublich gern etwas mit Menschen, ich backe und koche gern, ich gucke gern Fußball und mache tatsächlich sehr gern Hausarbeit. Wenn ich das, was ich tue, gern mache, ist es einfach. Und wenn es mal nicht so von der Hand geht, ist es dann trotzdem etwas, was ich gern mache. Aber wenn ich Sachen machen soll, die mir nicht unbedingt Spaß machen, die mir schwerfallen, die Ärger einbringen werden, ist es doch umso mehr eine gute Idee zu sagen: liebe, was Du tust. Lege Dein Herz hinein und Dein Engagement, oder, wie es Franziskus von Assisi sagt: "Tue einfach erst das Notwendende, dann das Mögliche, und plötzlich schaffst Du das Unmögliche"

Kann man mit Liebe das Unmögliche schaffen?

Alles wirklich Wichtige ist leise

Jetzt schauen alle mehrmals am Tag auf einen Schornstein und hoffen auf weißen Rauch. Schwarzer Rauch – noch kein Papst. Weißer Rauch – der Neue ist gewählt. Rauchzeichen als Verkündungsmedium. Und das im 21. Jahrhundert. Und wir merken, wie fasziniert die Welt und die Medien sind, die sonst von schnellsten Socialmedia-Nachrichten leben und schnell und laut und schrill alles registirieren und verkünden und in die Welt posaunen wollen.Ein zweites Erleben: In der morgendlichen Heiligen Messe in der Pfarrkirche ist es gerade ganz still, weil die Wandlung, der wichtigste Teil der Eucharistiefeier kurz bevorsteht. Da kommen vom Marktplatz zwei Leute laut plaudernd in die Kirche und gehen hinten rechts zur Muttergottes von der Immerwährenden Hilfe. Wahrscheinlich zünden sie Kerzen an, denn man hört das Klimpern des Kleingelds in der Kasse für die Kerzen. Die Wandlung ganz vorne am Altar geht weiter und erst eine ganze Weile später verstehen die Kurzbesucher, was da ganz vorn passiert und werden still."Alles wirklich Wichtige ist leise" kommt mir da genau in den Sinn. Das, was hier geschieht, macht keinen Lärm, kein Getöse, kein Scheinwerferstrahl und keine Ankündigungsfanfare. Der Priester hebt die Schale mit dem Brot und den Kelch mit dem Wein und Wandlung geschieht. Leise, schweigend, still. Es geschieht.Genau das ist für viele Menschen die Schwierigkeit. Warum kann man es nicht wissenschaftlich erklären, warum muss man glauben, warum versteht man nicht, was Gott meint und will und tut? Ich weiß es auch nicht, aber ich wage zu glauben und zu hoffen und zu lieben, weil Gott es tut und uns in Jesus Christus vorgelebt hat und viele Menschen nach ihm und heute auch. Unscheinbar, leise, schweigend. Weil alles Wesentliche leise geschieht.

Alles wirklich Wichtige ist leise

Beten wir um Frieden

Also einmal weißen Rauch hatten wir diese Woche schon mit der Wahl des neuen Bundeskanzlers. Nun warten wir auf die nächste Entscheidung, auf die Wahl des neuen Papstes. Und heute, dieser 8. Mai hat für uns noch eine ganz andere Bedeutung: Vor 80 Jahren hat das tödlichste Regime kapituliert, dass je existiert hat und viele Millionen Menschen das Leben, die Heimat, die Existenz gekostet hat. Heute vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Am 8. Mai 1945 schwiegen endlich die Waffen und eine sechsjährige Epoche des Terrors und der Gewalt fand ihr Ende. Ganz entfernt wurde die Hoffnung auf etwas Neues sichtbar. Wir gedenken des Kriegsendes und sind uns schmerzlich bewusst, dass auch heute in vielen Teilen der Welt Krieg herrscht mit all seinen Schrecken.Beten wir jetzt zusammen um Frieden und immer neuem Versuch zur Versöhnung:Gott des Friedens und des Lebens, am heutigen Tag gedenken wir des Endes eines Krieges, der Millionen das Leben nahm und unermessliches Leid brachte.Vor 80 Jahren verstummten die Waffen in Europa – und die Hoffnung auf Frieden keimte neu.Wir danken dir für die Gnade des Neubeginns, für Versöhnung zwischen Völkern, für Freiheit, Demokratie und Menschenwürde.Segne die Erinnernden, dass sie mit dem Herzen sehen und wachsam bleiben.Segne die Überlebenden, dass ihre Stimmen weiter gehört und geachtet werden.Segne die Jungen, dass sie nicht vergessen und Verantwortung tragen für morgen.Schenke uns den Mut, Unrecht zu benennen, den Willen zum Dialogund die Kraft, Frieden zu stiften – in kleinen und großen Schritten.

Beten wir um Frieden

Immer im Kampf

Vor unserer Haustür haben wir meistens eine Schale mit Blumen oder Grünpflanzen, die so der Jahreszeit entsprechend schön sind. Im Moment blühen noch ein paar Stiefmütterchen und zwei richtig üppige Tulpen. Sie strömen einen betörenden Duft aus und man schaut automatisch zur Quelle dieses Duftes. Und mittendrin steckt ein Ast mit schönen bemalten bunten Ostereiern. Manchmal fragen dann Passanten: "Ach, Sie haben ja noch Osterdeko hier. Ostern ist doch schon lange vorbei."Und dann kommen wir, wenn Zeit ist, in die schönste Plauderei über Ostern und seine Zeit, über die Neigung vieler Leute, zwar vieles schon lange vorher zu schmücken und es dann spätestens am zweiten Tag wegzuwerfen und auch darüber, was es denn heißt, wenn wir sieben Wochen Ostern feiern. Meist ist dann komplette Verwirrung angesagt und die Frage nach dem Sinn des Osterfestes und des Glaubens an die Auferstehung.In einem unserer Osterlieder im Gotteslob steht eine witzige Zeile, über die ich immer lachen muss, weil es so drastisch ist. Da heißt es zunächst: "Der Glaube ist nun fest verbürgt, die Hölle ist bezwungen." Aber dann heißt die zweite Zeile: "Das Leben hat den Tod erwürgt, das Lamm den Sieg errungen." Oh je, denke ich dann beim Singen, weil ich mir das dann immer bildlich vorstelle und völlig aus dem gesungenen Takt gerate. Oh je, wenn schon wir, die wir in den Dingen des Glaubens altmodische Texte gewohnt und der Kirchensprache mächtig sind, ziemlich verwundert sind, wie klingt das für heutige Menschen?Die Gegenüberstellung des Lebens und des Todes als zwei miteinander kämpfende Personen stammt aus alter Zeit damit den Menschen deutlich wird, dass Leben und Tod real und wirklich sind und gegeneinander um das je einzelne Leben kämpfen. Mir ist bei aller komischen Formulierung und Wortbildung der Gedanke schon sehr sympathisch, dass Leben und Tod immer im Kampf sind und dass es aber durch Jesu Tod und Auferstehung gelungen ist, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen und ihn auf keinen Fall mehr gewinnen zu lassen.Franz von Assisi würde sagen: Wer an den Auferstandenen glaubt, dem wird der ewige, der zweite Tod nichts anhaben. Und für solche Überlegungen und Gespräche lasse ich die Ostereier noch eine Weile am Strauß vor der Haustür hängen.

Immer im Kampf

Von Gott erfunden, geleitet und geliebt

Am Samstag haben viele Schwestern und viele Gäste in unserem Mutterhaus ein großes Fest gefeiert. 10 Schwestern kommen zusammen auf unglaubliche 635 Jahre Ordensleben in der Gemeinschaft der Olper Franziskanerinnen. Sechs von ihnen konnten den Tag im Mutterhaus mitfeiern und mit allen anderen haben sie auch an die vier Schwestern gedacht, die aus Alters- und Krankheitsgründen nicht dabei sein konnten. Zu Beginn des Festgottesdienstes hat Sr. Johanna, die Mutterhausoberin, alle anwesenden Gäste mit einem Ausschnitt aus einem Brief von Madeleine Delbrel begrüßt. In diesem Brief an Gott schreibt diese: "Denn ich glaube, du hast von den Leuten genug, die ständig davon reden, Dir zu dienen – mit der Miene von Feldwebeln; Dich zu kennen – mit dem Gehabe von Professoren;zu Dir zu gelangen – nach den Regeln des Sports.Eines Tages aber, als Du Gott, ein wenig Lust auf etwas anderes hattest, hast Du den Heiligen Franz erfunden und aus ihm Deinen Gaukler gemacht.An uns ist es, uns von Dir erfinden zu lassen, um fröhliche Leute zu sein, die ihr Leben mit Dir tanzen"Das ist ein wunderbarer Brief, der allen, die ihn gehört haben, ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat. Da war es völlig gleich, dass die Jubilarinnen zum großen Teil mit Rollatoren gehen und Kissen auf die harten Kirchenbänke brauchen. Ihr strahlendes Lächeln und die Freude an Gott haben sie auch nach 70, 65 und 60 Ordensjahren nicht verlernt und zeigt mehr als deutlich, dass sie auch nach einem langen Ordensleben mit vielen Höhen und Tiefen, Krankheit, Leid und Sorgen, nicht verlernt haben, mit ihrem Gott zu tanzen und Gauklerinnen Gottes zu sein.Es gibt selten vergnüglichere Feste als Ordensjubiläen mit alten Schwestern. Da strotzt es vor Lachfalten und stillvergnügtem Sein aus dem Wissen heraus, dass sie immer neu von Gott erfunden, geleitet und geliebt werden. Wunderbar!

Von Gott erfunden, geleitet und geliebt

Orte der Erlösung

Vier Jahre wurde unser Mutterhaus in Olpe umgebaut. 1966 eingeweiht und von den Schwestern bezogen, hat es viele tausende Schwestern erlebt, viele tausend Gäste und unendlich viele Menschen, die zu Kursen, Exerzitien und anderen Angeboten gekommen sind. Eigentlich geht ja bei Schwestern so schnell nichts kaputt, aber irgendwann ist alles ein bisschen alt und doch abgenutzt und nicht mehr auf dem neuesten Stand. Also wurde energetisch saniert und Räume moderner ausgestattet und technisch alles auf heutiges Level gesetzt. Aber was macht ein Haus, ein Bildungshaus, ein Kloster eigentlich aus?Die topmoderne Ausstattung, die energetisch hervorragend gemanagte Heizungs- und Lüftungstechnik, mit WLAN und Lan-Anschlüssen überall, mit Bewegungsmeldern für die Lichtanlage, mit Festnetzanlage nur noch bei Bedarf?Was ist es, was Ihre Wohnung zuhause, Ihr Haus, oder unser Kloster ausmacht?Ich habe ein interessantes Wort gehört, das lautet: Evangelisierung heute bedeutet, dass wir die Orte, wo wir leben und arbeiten, zu Orten der Erlösung machen. Was für ein starkes Wort. Ich würde es mal mit meinen Worten umschreiben: Wo Menschen leben, die an einen menschenfreundlichen Gott glauben, da ist der Mensch gern gesehen. Wo Menschen leben, die wissen, dass wir alle unsere Verrücktigkeiten und Fehler und Macken haben und trotzdem von Gott geliebt sind, da werden die Menschen auch mit all dem akzeptiert und angenommen. Wo Menschen leben, die an das Unglaubliche glauben, dass Gott Mensch geworden ist, um uns wieder mit Gott zu verbinden, da werden sie auch die unglaublichsten Geschichten der Menschen aushalten und bei ihnen bleiben, auch wenn es eigentlich absurd und unlogisch ist. Gott ist auch nicht logisch, er ist liebend bis in den Tod und bis in die Auferstehung von den Toten, damit wir das Leben haben in Fülle.

Orte der Erlösung

Bringen wir unsere Kirche auf Vordermann und Vorderfrau!

Donnerstagsfeiertage in Deutschland sind sehr beliebt. Weil sich mit einem Urlaubstag daran gehängt und dem Wochenende vier freie Tage ergeben. Solche Tage zwischen Feiertag und Wochenende heißen Brückentage und diese Formulierung ist interessant. Rein bedeutungstechnisch heißen sie so, weil dieser Freitag heute eine Brücke baut zwischen dem Maifeiertag und dem Wochenende. Wie füllen Sie Ihren Brückentag? Ausschlafen, ohne Stress zusammen frühstücken, einen Kurzurlaub machen oder Freunde, Familie besuchen? Oder den Garten auf Vordermann bringen und zuhause Sachen erledigen, die immer liegen bleiben. Oder, oder, oder. Es gibt so viele Möglichkeiten. Eine Formulierung, die ich dieser Tage gehört habe, gefällt mir da sehr gut. Es hieß: bringen wir doch nicht nur den Garten, sondern auch unsere Kirche mal wieder auf Vordermann, auf Vorderfrau. Die Redewendung an sich bedeutet, etwas wieder in Ordnung bringen, aufräumen, einen Ursprungszustand wieder herstellen. Eigentlich kommt diese Formulierung aus dem Militär. Bei Appellen oder Paraden sind die Soldaten in so geraden Reihen aufgestellt, dass man durch die Reihen hindurchgehen kann. Das kann nur passieren, weil sich die hinteren Reihen genau am Vordermann orientieren. Ich denke nicht, dass wir als Christinnen und Christen parademäßig marschieren müssen. Aber sich orientieren an Vordermann und Vorderfrau ist nicht so schlecht. Zunächst auf Jesus Christus zu schauen und ihm nachzufolgen, ist der Anfangsauftrag aller Getauften. Und dann waren und sind andere Vordermänner und -Frauen immer schon hilfreich gewesen zu schauen, wie das denn gehen kann. Zunächst waren es die Apostel und die große Zahl der Jüngerinnen und Jünger aus dem Umfeld Jesu und die, die durch ihre Verkündigung zum Glauben gekommen sind. Später waren es Heilige, Ordensgründer, Bischöfe und noch ganz viele Menschen mehr, an denen sich nachfolgende Generationen orientiert haben. Es ist sehr zu wünschen und zu hoffen, dass in unserer Zeit, in unserem Land, in unserer Kirche wir alle zu Vorderfrauen und Vordermännern werden, an denen sich Mitmenschen orientieren könnten und somit zu Brückenbauern zwischen den Menschen und zwischen den Menschen und Gott werden können. Bringen wir doch unsere Kirche auf Vordermann und auf Vorderfrau!

Bringen wir unsere Kirche auf Vordermann und Vorderfrau!

Ein voller Tag!

- 1. Mai 1856 Generalstreiks im australischen Bundesstaat Victoria für Arbeiterrechte- 1. Mai 1886 Generalstreiks in der nordamerikanischen Arbeiterbewegung zur Durchsetzung des 8-Stundentages- 1. Mai als Stichtag für die Beendigung der Arbeitsverhältnisse und damit verbundene Suche nach neuen Arbeitsstellen und Wohnungen- 1890 große Demonstrationen der Arbeiter in Europa für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen- 1891 "Rerum Novarum" die große erste Sozialenzyklika des Papstes Leo XIII. zu den neuen Problemen in der Welt der Arbeit- Tag der Arbeit- internationaler Kampf und Feiertag der Arbeiterklasse- Tag der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung- Feiertag der Arbeiterrechte- in vielen Ländern weltweit ein staatlicher Feiertag- Feiertag des Heiligen Josef des Arbeiters- Eröffnung des Marienmonats MaiEin Tag, ein Datum vollgeladen mit den verschiedensten Bedeutungen, Erinnerungen, Wertigkeiten die den meisten von uns gar nicht mehr bewusst sind.Vielleicht ist es eine gute Idee, sich eine Bedeutung heraus zu nehmen und damit einen Tag zu verbringen. Mit Musik und einem schönen Frühstück, mit einem klugen Buch, mit einer Wallfahrt zu einer Muttergotteskapelle oder mit einem Gebet in den Anliegen der Arbeiter auf der ganzen Welt, die oft unter schwierigen Bedingungen arbeiten und leben müssen.

Ein voller Tag!

Gott sprengt den Rahmen!

Kennen Sie das auch? Also, sagt man schonmal, wenn es sich im Rahmen meiner finanziellen Möglichkeiten bewegt, dann ja. Oder die Frage, in welchem Rahmen das Fest stattfindet, wozu man eingeladen ist. Man will sich ja im Rahmen dessen bewegen und kleiden, wie es dort ungefähr geplant ist. Oder man stellt fest, das ist in der Familie, in der Firma, im Verein, so anders als es bisher war, das würde den Rahmen total sprengen. Warum also?Und dann feiern wir Ostern und wir feiern es fünfzig Tage lang, weil es sosehr anders ist, weil es sosehr den Rahmen sprengt, weil Gott nicht die geringste Lust hat, im Rahmen zu bleiben, sondern alles auseinander fliegen zu lassen, was bisher galt. Der Stein vor dem Grab setzte den Rahmen des Todes – tot ist nun mal tot und begraben ist begraben. Aber Gott sprengt den Rahmen, rollt den Stein weg und der Tote ist lebendig.Und er ist nicht nur lebendig für sich selbst – sondern auch für uns, seine geliebten Menschen. Petrus und Johannes sehen im Grab zusammengefaltete Tücher und kapieren nichts. Jesus sprengt also den Rahmen der bisherigen Gültigkeiten in den Religionen – und schickt Maria von Magdala, eine Frau, zu den Jüngern und sie wird die begeisterte Künderin der Auferstehung. Sich bei verschlossenen Türen zu treffen, wie beim kommenden Konklave, im inneren Zirkel, der scheinbar engsten Freunde, war nicht nur damals aus Angst vor Machtverlust üblich – aber Jesus sprengt den Rahmen und kommt durch verschlossene Türen. Wo steht eigentlich, dass Gott nicht auch heute den religiösen Rahmen sprengt, den Menschen seiner Kirche gegeben haben?Er lässt die Gesellschaft sich so entwickeln, dass auch die Kirchen die Frauen nicht mehr länger diskriminieren können. Und die Frauen verkünden den Auferstandenen mit Begeisterung. Er nimmt die Getauften, sein Gottesvolk ernst und gibt ihnen die Vollmacht, synodal miteinander unterwegs zu sein, damit seine Kirche nicht an der Ängstlichkeit der scheinbaren Führer oder Hirten oder Rechtgläubigen zugrunde geht. Ostern ist und bleibt das Fest Gottes, der alles aus dem Rahmen sprengen will, was ihn und seine Botschaft einengen will. Fragen wir nicht immer "warum", sondern "warum nicht?"!

Gott sprengt den Rahmen!

Eine unglaubliche Frau

Heute feiern wir mit der Kirche das Fest der heiligen Katharina von Siena. Sie muss eine unglaubliche Frau gewesen sein. Als 24. Kind einer verarmten Adelsfamilie, deren Vater dann Färber wurde, wuchs sie behütet und beschützt auf, lernt in sehr jungen Jahren die Dominikaner kennen, hat auf dem Weg zur Kirche eine Vision des verklärten Christus und will von nun an Christus dienen und legt, fast noch ein Kind, heimlich Gelübde ab.Ihr Mutter müht sich redlich, ihrer Tochter diese Flausen auszutreiben, lässt sie im Haus als Dienstmagd härteste Arbeit tun um sie zur Vernunft zu bringen. Aber Katharina hat einen noch größeren Dickkopf als die Mutter und setzt sich durch. Sehr jung wird sie Dominikanerin und entflammt immer mehr in ihrer Liebe zur Kirche in einem heiligen Zorn. Über die Zustände der Kirche schreibt sie flammende Briefe, die sie mehreren Sekretären gleichzeitig diktiert und hat keinerlei Furcht, sich mit Päpsten, Kaisern und Königen anzulegen. Sie wird als ungebildete Frau, die ja damals schon gar nichts galt, vor das Kapitel der Dominikaner geladen und besteht alle noch so kniffligen Prüfungen der gelehrten Männer mit Bravour.Einer ihren vielen Briefe ist an Papst Gregor XI. gerichtet. Der sitzt im sicheren Palast in Avignon und hat nicht die geringste Lust, zurück nach Rom in die unsichere, heiße, von Pöbel volle Stadt zu gehen. Aber Katharina schreibt ihm: "Wenn Sie bisher nicht recht entschlossen gewesen sind, so bitte und beschwöre ich Sie, von nun an als mutiger Mann zu handeln und Christus nachzufolgen, dessen Stellvertreter Sie ja sind. Fürchten Sie nichts, liebster Vater, weder die Stürme, die Sie bedrohen, noch den grollenden Aufruhr. Wachen Sie über die Angelegenheiten der Kirche, setzen Sie gute Hirten und in den Städten gute Obrigkeiten ein, denn die schlechten Hirten und die schlechten Obrigkeiten sind die Ursache der Auflehnung. Kehren Sie nach Rom zurück, zögern Sie nicht mehr. Ihre Säumigkeit hat schon viel Verwirrung entstehen lassen, und Satan versucht alles, um ihre Rückkehr zu verhindern. Mut, Heiliger Vater, keine Nachlässigkeit mehr!"Das ist mehr als deutlich, hat aber Wirkung gezeigt und der Papst ist tatsächlich nach Rom zurückgekehrt. Gott hat also seiner Kirche immer starke Frauen gegeben. Auch heute.

Eine unglaubliche Frau

Selig sind wir, die wir nicht sehen und doch glauben

In den Osterwochen bis Pfingsten werden immer wieder Geschichten aus der Zeit nach Jesu Auferstehung erzählt und die Reaktionen der Jünger und derer, die von all dem Drama ringsum mitbekommen haben. Am Sonntag war die Begegnung Jesu mit Thomas dran. Und die ist schon sehr speziell und spricht mir immer sehr aus dem Herzen.Die anderen erzählen Thomas, dass sie den Herrn gesehen haben. Aber er ist kategorisch: Wenn ich nicht die Wunden an seinen Händen und Füßen gesehen habe und meine Hand nicht an die Wunden seiner Seite legen kann, dann glaube ich nicht. Und dann kommt Jesus zu ihnen und fordert Thomas auf, seine Finger in seine Wunden zu legen und in seine Seite und von jetzt an nicht mehr ungläubig, sondern gläubig zu sein.Ein kleines Detail aus dieser Erzählung ist mir erst dieser Tage in einer Predigt erklärt worden. In dieser Episode wird Thomas auch Didymus – Zwilling – genannt. Das kann also bedeuten, immer wenn ich, wenn wir in Zweifel und Glaubenskrisen sind, können wir uns an diesem Zwilling-Thomas ein Beispiel nehmen. Wie er, der drei Jahre mit Jesus unterwegs war und immer treu zu ihm gestanden ist, aber vor Enttäuschung über dessen Tod nicht mehr glauben kann, so ist auch unser Zweifeln und Besorgtsein nichts Schlimmes.Glauben ohne Zweifel gibt es nicht. Und in solchen Phasen ist es gut, in der Bibel einen Zwilling zu haben, dem es ebenso ergangen ist. Der sogar gezweifelt hat, obwohl ihm alle anderen begeistert erzählt haben, dass sie Jesus gesehen und erlebt haben. Und dann kommt für uns, die wir oft so unsere Mühe haben mit dem Glauben, eine eigene Seligpreisung. Jesus sagt zu Thomas und zu uns: "Selig, die nicht sehen und doch glauben"Selig sind wir, die wir so oft nicht sehen können, wie Gott in der Welt wirkt, die wir so oft eher das Negative an unserer Kirche sehen und darunter leiden. Selig sind wir, die wir so sehr nach Gott suchen und ihn scheinbar nicht finden können. Selig sind wir, die wir nicht sehen und doch glauben.

Selig sind wir, die wir nicht sehen und doch glauben

Wer war er?

Eine der zauberhaften Ostergeschichten im Neuen Testament ist die um Maria Magdalena. Sie geht, von Kummer und Liebe getrieben, am frühen Ostermorgen zum Grab und ist völlig verwirrt, als der Stein weggerollt ist. Sie rennt zu Petrus und Johannes und die wiederum rennen zum Grab, sehen die Tücher, kapieren aber nichts. "ER sah und glaubte", heißt es zwar über Johannes, aber was er glaubt, ist da nicht zu lesen.Und Maria? Sie steht am Grab und weint aus Trauer, aus Kummer, aus Liebe. Und sie beugt sich ins Grab und sieht die Engel. Und einer fragt sie, warum sie denn weint. Und sie sagt: "Man hat meinen Herrn weggenommen und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat." Und dann sieht sie Jesus. Sie ist aber vor Trauer so blind, dass sie ihn nicht erkennt und denkt, es ist der Gärtner. Und auch Jesus fragt sie zartfühlend: "Wen suchst Du? Warum weinst Du?" Und sie erklärt ihre Sehnsucht. Und dann ruft Jesus sie beim Namen: "Maria" Und da gehen ihr die verheulten Augen auf und sie erkennt ihren Rabbuni. Und Jesus gibt ihr, der Frau, den Auftrag, zu den Jüngern zu gehen und alles zu berichten und über ihn Zeugnis zu geben.Maria ist die erste, die den Auferstandenen gesehen hat, Apostolin der Apostel, hat Papst Franziskus sie genannt. Vielleicht können nur Menschen in tiefer Trauer, Verzweiflung und sehnsuchtsvoller Liebe den Auferstandenen sehen und erkennen und dann von ihm erzählen. Drei Schülerinnen unserer Franziskusschule hier in Olpe haben dazu einen Text geschrieben und mir erlaubt, ihn vorzulesen:Gedanken von Maria aus MagdalaWer?Wer war er? der junge Mann im weißen GewandWer war er? der mich so erschrakWer war er? dass er wusste, was mit Jesus geschahWer war er? dass er uns nach Galiläa führteWer war er? war er ein Engel, der die Botschaft der Auferstehung Jesu verkündeteWer war er? war er von Gott gesandtWer war er? war er Jesus von Nazareth selbstWer war ich? dass ich mich fürchteteWer war ich? dass ich einfach wegliefWer bin ich? dass ich niemandem davon erzählen will und es dann doch tue?

Wer war er?

Vertraut und glaubt mir

In der Nachbarkirche waren wir gestern zu einem Requiem und was mir sofort aufgefallen ist, stand genau in der Mitte des Altarraumes vor dem Altar: ein wunderbarer prächtiger Osterleuchter und so anders als alle, die ich bisher gesehen habe.Ganz unten sieht man die drei Frauen, die sich auf den Weg gemacht haben, mit einem Gefäß wohlriechender Salben, um an Jesus den letzten Dienst der Salbung zu tun. Weil der Tod Jesu kurz vor einem hohen Feiertag war, konnten sie das vorher nicht schaffen. Und dann darüber, am Leuchter dargestellt, das leere Grab und man sieht das Entsetzen der Frauen. Zunächst waren sie besorgt, wer ihnen wohl den Stein vor dem Grab wegwälzen würde. Jetzt war er weggerollt, aber das Grab war leer. Es ist so unausdenkbar, dass selbst wir uns zweitausend Jahre später dieses Entsetzen vorstellen können.Und dann am Osterleuchter noch weiter darüber ein Engel, der mit erstaunt strenger Mine nach oben zeigt und darauf hinweist, was auch auf seinem Gewand geschrieben steht: Surrexit – er ist auferstanden. Und ebenso erstaunt fragt: "Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier. Er ist auferstanden."Und am Osterleuchter darüber ist der grüne Kranz der Hoffnung aus hier sehr heimischem Buchsbaumzweigen und dann die große weiße Osterkerze mit der nächsten Botschaft: Das Kreuz zeigt an, dass Christus durch Leiden und Tod am Kreuz uns eine Zukunft möglich gemacht hat, die 5 Wachsnägel deuten die Wunden an, die Jesus erlitten hat, das Alpha und Omega sagen ganz deutlich, was er selbst gesagt hat: Ich bin das Alpha und das Omega, ich bin der Anfang und das Ende der Zeit.Und die Jahreszahl 2025 will noch unmissverständlicher sagen, dass diese Botschaft, dass der Tod nicht mehr das Ende ist, sondern Durchgang zum Leben bei Gott, auch in diesem Jahr 2025 für alle gilt, die dieser Botschaft glauben und ihr vertrauen.Verzweifelte Frauen, ein leeres Grab, ein Engel mit der besten Botschaft der Welt und eine brennende Osterkerze bringen uns bei: Vertraut und glaubt mir, ich habe Tod und Grab überwunden für euch und für die ganze Welt.

Vertraut und glaubt mir

Auferstehung ist ein großes Wort!

In der vergangenen Woche während einer Tagung, hat eine Schwester im Morgenlob einen wundervollen Text vorgelesen, der so voller österlicher Bilder ist, dass ich ihn gerne heute in der Frühe lesen möchte. Er heißt im niederländischen Original: Opstanding und ist von Jaap Zijlstra. Ins Deutsche übersetzt von Katharina Kluitmann:AuferstehungAuferstehung ist ein großes Wort.Ich versuche, es kleiner zu sagen, Maßstab 1:10.000Auferstehung ist Wachwerden und die Drosseln rufen von den Dächernund die Raben von den Kanzeln: Jesus lebt!Auferstehung ist Luther, der nicht mehr dagegen ankam und in großen Buchstaben auf seine Tafel schrieb: „vivit“ – Er lebt!Auferstehung ist meine Mutter, totgesagt von allen möglichen Ärzten und einem rasend schlauen Professor. Aber schau: Sie lebt, dreimal mehr als ein Hausspatz.Auferstehung ist eine Dauerwelle aus Blumen, ein Graben voll Leben. Besser kein Vogel in der Hand und zehn in der Luft.Auferstehung ist der Grabstein von Martin Luther King und darauf die Buchstaben:"Gott sei Dank, ich bin endlich frei!"Auferstehung ist Licht, das zurückkehrt zur Sonne, Regen zu den Wolken, Worte zurück in meinen Mund.Auferstehung ist ein Wunder, eine Verwunderung.Du reibst dir die Augen, es ist helllichte Nacht!Auferstehung ist ein Kichern von Licht. Die Augenwinkel kräuseln sich.Deine Augen gehen auf – und zu, von so viel Licht nach so viel Warum.

Auferstehung ist ein großes Wort!

Ein Papst, der bei den Menschen sein wollte

Da ist ein Mann, der von der Kurie zum Rücktritt bewegt werden sollte, als er Kardinal in Argentinien war, weil er sich mit vollem Engagement für die Armen, die Schwachen, die Kleinen eingesetzt hat. Und dann, dann wird er zum Papst gewählt und weil ihm ein Kardinalskollege zuflüstert, er solle auch in diesem Amt die Armen nicht vergessen, wählt er den Namen Franziskus. Dieser Franziskus von Assisi war da schon 800 Jahre tot und noch kein Papst hatte es vorher gewagt, diesen Namen zu wählen. Warum eigentlich nicht? Weil dieser kleine Bruder aus Assisi ein Bruder aller Menschen sein und die Kirche reformieren wollte, aber von unten, von den Menschen aus und an der Hand der Armen.Zuviel Programm? Papst Franziskus hat es gewagt. Und wir wissen nur zu gut, dass er vieles angestoßen, aber nicht so viel bewegt hat, wie er gewollt hat. Dass er vieles wollte, aber von vielen Seiten bekämpft und ausgebremst wurde, in seiner eigenen Kirchenleitung, in der Kurie, in den reaktionären Kreisen. Aber was bleibt an Momenten von diesem Papst, der gestern, am Ostermontag, am Tag des Emmausevangeliums, gestorben ist? Für mich bleiben ein paar Bilder, die sich mir zutiefst eingeprägt haben:- die Fußwaschungen am Gründonnerstag in einem römischen Gefängnis: nicht an Kardinälen und Klerikern, sondern an Gefangenen, Männern, Frauen und Jugendlichen- seine tiefe Betroffenheit über den vieltausendfachen Missbrauch durch Kleriker der Kirche- seine machtvollen Ansprachen an die versammelten Kardinäle und die Verurteilung des Klerikalismus bei ihnen- seine, von vielfältigen Krisen und Kriegen geprägte Amtszeit- sein Lehrschreiben "Laudato si" über die Bewahrung der Schöpfung- und das Bild, das ich wohl nie vergessen werde: er, fast ganz allein auf dem riesigen Petersplatz beim Kreuzweggebet in der ersten großen Coronawelle.Ein Papst, der bei den Menschen sein wollte und ihre Sorgen und Nöte kannte und vor Gott gebracht hat. Unbedingt. Und noch am Ostersonntag, die Verlesung seiner eindrücklichen österlichen Friedensbotschaft und den kurzen Segen, seine Fahrt über den Petersplatz, um mitten bei den Menschen zu bleiben. Und sein Tod am frühen Morgen des zweiten Ostertages als fast greifbare Vollendung seines Lebenswerkes und Auferstehung nach all den vielen Krisen und Leiden der vielen Jahre vor Gott und für die Menschen.

Ein Papst, der bei den Menschen sein wollte

"Wer an mich glaubt, der wird…?"

Gibt es einen wunderbareren Jubel? Geht es schöner als heute? "Christ ist erstanden, von der Marter alle, halleluja" gesegnete, frohe und hallelujavolle Ostern wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen.Es gibt die vielen wunderbaren Ostergeschichten aus der Bibel. Aber heute früh möchte ich Ihnen eine andere wundervolle Ostergeschichte erzählen:Eine Lehrerin geht mit ihrer Schulklasse zum örtlichen Friedhof, um über das Thema Sterben, Tod und Beerdigungskultur zu reden und das Ganze ein bisschen anschaulich zu machen. Der Eingang zum Friedhof hat einen schon ziemlich verwitterten Torbogen auf dem noch lesbar ist: "Wer an mich glaubt, der wird l…" Der Rest dieses Wortes nach dem "L" ist nicht mehr zu erkennen. So fragt die Lehrerin ihre Klasse: Was glaubt ihr, was da steht, welches Wort muss dahin? "Wer an mich glaubt, der wird l…"Und nach einer kleinen Weile sagt der Erste: laufen. Wer an mich glaubt, der wird laufen! Und dann sprudelte es auch aus den anderen Kindern heraus: lachen, liebhaben, loben, lernen, loslassen, läuten….Ja, genau: wer an mich glaubt, der wird laufen, loslaufen wie Maria von Magdala und die Jünger und nicht mehr am Platz hocken bleiben. Der muss davon erzählen und mit seinem Tun den anderen klar machen, dass er an die Auferstehung Jesu glaubt und diesen Glauben wirklich leben.Wer an mich glaubt, der wird lachen. Ja, er wird lachen, weil nicht der Tod und das Trauern und Weinen das letzte Wort hat, sondern das Leben und das Lachen, das über den Tod hinausreicht und dem der ewige Tod nichts anhaben kann.Wer an mich glaubt, der wird liebhaben, weil ich dann reif bin für die Liebe, die niemals mehr vergeht und genau weiß, dass sie im Tod nicht endet. Und weil ich mich unendlich geliebt weiß, kann auch ich immer neu lieben.Wer an mich glaubt, der wird loben, und halleluja singen, weil er weiß, wem er alles Leben verdankt und alle Liebe und alles neue Beginnen.Wer an mich glaubt der wird lernen, wie das alles geht: das Vertrauen in die gute Schöpfung, das Hoffen auf die unendliche Liebe, das Glauben an das unendliche Leben.Wer an mich glaubt, der wird loslassen: alle Vorurteile, alle Ängste, alle "das geht doch gar nicht" Worte.Wer an mich glaubt, der wird läuten. Der wird das Festtagsgeläut im Kirchturm anwerfen und immer länger, immer mehr, immer voller, alle Glocken läuten lassen, damit es alle hören: Christus ist auferstanden von den Toten. Halleluja.Und wenn dann alle diese Worte mit L zusammengefasst werden, dann ergibt sich von selbst das Wort, das über dem Torbogen noch fehlte: Leben. Christus sagt: Wer an mich glaubt, der wird leben.

"Wer an mich glaubt, der wird…?"

Höhepunkt des Weihnachtsfestes

Der Karfreitag ist der Höhepunkt des Weihnachtsfestes. Ja wirklich, auch wenn es so unglaublich unglaublich klingt. Der herunter gekommene Gott ist der mit uns bis ans Kreuz gehende Gott. Ein Aspekt der Kreuzestheologie ist über Jahrhunderte sehr vernachlässigt worden: der kreuztragende Jesus, der an der Seite der kreuztragenden Menschen geht. Kreuze tragen die Menschen, seit es Menschen gibt.Jesus nimmt also sein Kreuz und geht meinen Kreuzweg mit. DAS Wort der Passion Jesu heißt: mit! Der mit uns verurteilt worden ist, der mit uns gegeißelt worden ist, der mit uns mit Dornen gekrönt worden ist, der mit uns das schwere Kreuz getragen hat, der mit uns am Kreuz gestorben ist. Und weil Jesus alles Leid mit uns getragen hat, kann uns selbst unser Leid als eine Spur der Anwesenheit Gottes in unserem, meinen Leben sichtbar, erfahrbar werden.Und warum tut Jesus das? Es gibt nur eine mögliche Antwort: aus Liebe. Weil er liebt. Jesus weicht dem Kreuz nicht aus, sondern er sagt: Ich liebe euch so sehr, dass ich ganz bis nach unten absteige, um bei euch zu bleiben bis ins Letzte. Die Last des Leidens bleibt, aber sie wird leichter zu tragen, weil einer mit uns trägt, der der Sohn Gottes ist. Wir finden ihn also an unserer Seite, wann immer uns das Leben und Leiden schwer ist. Alle unsere Kreuze können uns, in allem Schmerz und Leid beständig erinnern: Du bist geliebt.Die Karfreitagsliturgie lässt einen oft unzufrieden zurück. Denn sie betont den Schmerz und die Angst, die Jesus durchlitten hat. Und das ist wichtig, denn ohne diesen Karfreitag wäre Ostern nicht denkbar. Aber wir wissen auch am Ende des Karfreitags: Ostern wird kommen. Der Tod hat nicht das letzte Wort, egal was passiert. Und diese Gewissheit wünsche ich Ihnen: dass Gott da ist auch in allem Leiden, in allem Schrecken, der auch hier und heute passiert. Dass er dort ist, wo man ihn am wenigsten erwartet.

Höhepunkt des Weihnachtsfestes

Sich von Gott "ankreuzen" lassen - Impuls von Schwester Katharina

Heute am Aschermittwoch lassen wir uns, lasse ich mich "ankreuzen". Mit Asche lasse ich mir ein Kreuz auf die Stirn zeichnen und mir wird aufgetragen: „Kehr um und glaub an das Evangelium!“

Sich von Gott "ankreuzen" lassen - Impuls von Schwester Katharina