14 - Überleben und weitermachen - eine Lebensgeschichte zwischen Gewalt und Altersarmut

Warnung: In dieser Folge sprechen wir übersexuellen Missbrauch und Gewalt. Wenn man sich mit diesen Themen nicht sicher fühlt, empfehlen wir, die Folge nur nach Bedarf anzuhören. Bitte suchen Sie sich Unterstützung, wenn es Ihnen nicht gut geht. Dafür steht zum Beispiel das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ unter der Nummer 116 106 zur Verfügung. In der Folge 14 des Groschendreher-Podcast erzählt uns Käthe (Name geändert) ihre Lebensgeschichte. Sie berichtet über eine lieblose Kindheit und sexuellen Missbrauch durch ihren Vater. Ihr ganzes Leben kämpft Käthe mit Folgen ihrer Kindheit und erlebt erneut sexualisierte Gewalt in einer Einrichtung, in der sie Hilfe und Unterstützung gesucht hatte. Und trotz aller Rückschläge, sie kämpft sich immer wieder zurück ins Leben. Heute steht sie gefestigt im Leben, ist aktiv und fröhlich. Es ist ihr wichtig zu sagen: „Ich bin glücklich und nicht nur Opfer.“ Aber auch im Alter sieht sie sich mit langfristigen Folgen konfrontiert: Durch die Schwierigkeiten, psychische Erkrankungen und die späte Aufarbeitung zu bewältigen, konnte sie nur wenig arbeiten und lebt heute von einer kleinen Rente.. Käthes Geschichte ist eine von vielen: Jeder siebte bis achte Erwachsene in Deutschland war von sexuellem Kindesmissbrauch betroffen, Mädchen sind doppelt so häufig betroffen wie Jungen. Besonders betroffen sind auch Mädchen und Frauen mit Behinderung, die bis zu dreimal häufiger Opfer sexueller Gewalt werden. So wie Käthes Geschichte zeigt, können diese traumatischen Erlebnisse weitreichende Folgen für das Leben haben und unter anderem auch in Altersarmut führen. Der Weg der Aufarbeitung ist individuell – bei einigen bleibt das Erlebte lange verborgen, bei anderen beeinflusst es das Leben über Jahre. Im Nachgespräch werfen wir einen Blick auf die breitere gesellschaftliche Dimension von sexuellem Missbrauch. Die Dunkelziffer ist vermutlich sehr hoch. Viele Betroffene schämen sich, Täter*innen agieren häufig in vertrauensvollen Kontexten wie der Familie, kirchlichen Institutionen oder sozialen Einrichtungen. Diese Strukturen und die gesellschaftliche Tabuisierung erschweren eine umfassende Aufklärung und verhindern oft, dass Täter*innen zur Rechenschaft gezogen werden. Auch heute noch, auch durch die #MeToo-Bewegung, wird sichtbar, wie tief dieses Problem in der Gesellschaft verwurzelt ist. Es ist entscheidend, offen und empathisch über diese Themen zu sprechen, um Scham abzubauen und Betroffene zu unterstützen. Die Scham sollte nicht bei den Opfern bleiben – die Gesellschaft muss ihren Blick auf die Täter*innen richten. Ein Beispiel dafür ist der Fall der Französin Gisèle Pelicot, der international Aufsehen erregte und die Notwendigkeit einer breiten gesellschaftlichen Auseinandersetzung verdeutlicht. Wir bedanken uns bei Käthe für ihre Offenheit und den wertvollen Einblick in ihre Erfahrungen. Ihr Gespräch ist ein eindrückliches Beispiel dafür, wie wichtig es ist, über Gewalt und deren Auswirkungen zu sprechen, um Veränderungen anzustoßen und Hilfe zu ermöglichen.