Deutschpop: Beliebte Hits in der Sprache der Dichter und Denker
Lange Zeit hatte die deutsche Sprache in der Musikbranche einen eher schlechten Ruf. Höchstens Schlager waren auf Deutsch. Deutsche Musikerinnen und Musiker anderer Genres texteten lieber auf Englisch. Mittlerweile ist dies jedoch anders: Heute stehen die erfolgreichen Lieder des Deutschpop in den Charts ganz oben.
Was genau ist Deutschpop?
Popmusik steht für ein „frisches“ und eingängiges Musikerlebnis. Sie etablierte sich etwa in den 1950er- und 60er-Jahren. Das Genre hat seinen Ursprung in der Beatmusik und im Rock ’n’ Roll. Jazz und Folk-Einflüsse sind ebenfalls enthalten. Später kamen Inspirationen aus der elektronischen Musik hinzu. Typisch für Popsongs sind der Aufbau aus Strophe und Refrain sowie eine vergleichsweise geringe musikalische Komplexität. Der Gesang steht im Vordergrund. Gitarre, Bass und Schlagzeug sowie elektronische Klangerzeuger, etwa Synthesizer und Sequencer, prägen als Instrumente die Popmusik.
Deutschpop bezeichnet Musik dieser Art, die in deutscher Sprache erscheint. Auch wenn Popsongs auf Deutsch lange Zeit nicht „en vogue“ waren, gelang es schließlich einigen Sängerinnen und Sängern, mit Deutschpop erfolgreich ein neues Genre zu etablieren. Anders als der Schlager, der auf vorrangig auf seichte und gefühlsbetonte Texte setzt, behandelt der Deutschpop in seinen Liedern auch kritischere Themen nach amerikanischem Vorbild.
Populäre Musik in Deutschland war lange keine Popmusik
Beliebter Deutschpop ist ein noch relativ junges Phänomen. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war deutschsprachige Musik hauptsächlich Volks- und Heimatmusik. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts „entflammte“ eine Vorliebe für alles Amerikanische und damit für die neuen – englischsprachigen – Genres wie Jazz, Swing oder Blues. Das nationalsozialistische Regime in den 30er- und 40er-Jahren unterdrückte diese Welle jedoch und beschwor erneut die Heimat-, Volks- und Marschmusik in deutscher Sprache. Mit sanften Klängen sowie heiteren und banalen Themen bot der deutschsprachige Schlager in der Nachkriegszeit Zerstreuung. Die 60er-Jahre machten Rock und Beat weltweit bekannt, und Bands wie die Beatles brachten die Popmusik nach Deutschland. Bis die Texte deutsch wurden, sollte es allerdings noch dauern.
Entwicklung des Deutschpop
Zu Beginn der 80er Jahre gelang der deutschen Popmusik mit der Neuen Deutschen Welle ein erster Durchbruch. Die von Punk und New Wave inspirierte NDW gilt als „Vorläufergenre“ des Deutschpop. Künstlerinnen und Künstler wie Nena, Falco oder Peter Schilling feierten auch internationale Erfolge. Die wachsende Beliebtheit deutscher Texte führte dazu, dass sich auch deutsche Rockbands wie Die Ärzte oder Die Toten Hosen etablieren konnten.
In den 90er Jahren entwickelten sich neue Genres wie Techno und Hip-Hop. Die Fantastischen Vier prägten den deutschsprachigen Hip-Hop wie kaum eine andere Band. Der Deutschpop wiederum wurde um die Jahrtausendwende populär. Herbert Grönemeyer, Rosenstolz und das Duo Ich + Ich, bestehend aus Annette Humpe und Adel Awil, ebneten den Weg fürs Genre.
Es folgten Bands wie Wir sind Helden, Sportfreunde Stiller oder Silbermond. Aber auch einzelne Künstlerinnen und Künstler wie Sarah Connor, Yvonne Catterfeld, Sasha oder Roger Cicero konnten zahlreiche Erfolge in den deutschen Charts verbuchen. Heute sind Musikgrößen wie Mark Forster, LEA, Wincent Weiss oder Max Giesinger aus der deutschen Musik nicht mehr wegzudenken.
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Fragen und Antworten zum Thema Deutschpop
Was unterscheidet Schlager und Deutschpop?
Die Grenzen zwischen Schlager und Deutschpop sind fließend. Beide Genres bedienen sich leichter und eingängiger Melodien und einprägsamer Texte. Thematisch lassen sich die Stile hingegen deutlicher abgrenzen. So behandelt Schlager meist trivialere und stimmungsbetonte Themen. Popmusik befasst sich dagegen neben Liebe und Partnerschaft mit sozialen und politischen Inhalten.
Wieso war englische Musik hierzulande lange Zeit beliebter als deutsche?
Englische Texte haben den Reiz der Fremdsprache. Wir verstehen möglicherweise nicht alle Passagen, sodass Spielraum für eigene Interpretationen bleibt. Die Konzentration auf die Melodie ist größer. Das sind beste Voraussetzungen für eine Alltagsflucht. Als die Gesellschaft wieder (selbst)kritischer wurde, erlebte deutsche Musik mit „echten“ Inhalten einen Aufschwung.
Deutschpop im Überblick
Entstehungszeit
- Anfang der 1980er-Jahre, besonders beliebt seit Mitte/Ende der 1990er
Vorläufergenre
- Neue Deutsche Welle (1980er)
Typische Instrumente
- Gitarre, Bass, Schlagzeug, Piano bzw. Synthesizer, Sequencer, Drumcomputer
Bekannte Interpreten und Interpretinnen
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