MENSCHENSKINDER
„Man könnte sagen, ich tanze Samba, seit ich laufen kann“, sagt Leandro lachend. Na ja, nicht ganz: Der Junge war drei Jahre alt, als er mit den ersten Tanzschritten begann. Von Anfang an hat er so viel Spaß an der Bewegung, dass er beschließt: Er will vor großem Publikum auftreten. Nirgendwo geht das besser als in seiner Heimatstadt Rio de Janeiro. Einmal im Jahr verwandelt sich die Millionenstadt in Brasilien nämlich in eine bunte Glitzerparty. „Der Karneval ist hier ein Riesenfest. Sobald er anfängt, geht es auf den Straßen zu wie in einem riesigen Ameisenhaufen. Die Leute wuseln und hüpfen und feiern überall“, erzählt Leandro. Vor allem zeigen in diesen Tagen Tausende Sambatänzerinnen und -tänzer ihr Können. Mit seinen zehn Jahren macht Leandro inzwischen in vier verschiedenen Sambaschulen mit, darunter auch eine der berühmtesten. Sie heißt Mangueira. Jedes Jahr denken sich die Mitglieder eine neue Show aus und treten in einem Wettkampf gegeneinander an. Ihre Auftritte mit schrillen Kostümen, Umzugswagen, Trommeln, Fahnen und Lichteffekten sind der Höhepunkt des Karnevals und werden monatelang vorbereitet. Leandro trainiert jeden Tag in einer seiner Schulen, zunächst drinnen in der Halle. Aber wenn der Karneval näher rückt, üben die Gruppen auch am späteren Ort der Show: dem Sambódromo. Das ist eine 700 Meter lange Straße, die links und rechts Tribünen säumen. 88 500 Zuschauerinnen und Zuschauer finden dort Platz, um sich die Parade der Sambaschulen anzusehen. Vielleicht entdecken sie dann im Getümmel sogar Leandro. „Ich kann es immer kaum erwarten, bis es endlich losgeht, und bin aufgeregt und zappelig“, sagt er. Ein bisschen muss er sich noch gedulden: Das große Spektakel beginnt Ende Februar.