MENSCHENSKINDER
Fabian spannt die Sehne. Sein linker Arm ist durchgestreckt, jeder Muskel angespannt. Während er konzentriert das Ziel in der Ferne anvisiert, zieht er mit der rechten Hand den Pfeil bis zum Anschlag – und lässt los. Die Sehne des Bogens schnellt zurück und katapultiert den Pfeil nach vorn. Mit einem Surren saust er davon. Und zwar mit 160 Kilometer pro Stunde! Fabian ist zehn Jahre alt und einer der besten jungen Bogenschützen Deutschlands. Vor vier Jahren hielt er das erste Mal Pfeil und Bogen in der Hand. „Das hat mich dann gleich so geflasht, dass ich weitermachen wollte“, erzählt er. Inzwischen ist er so gut geworden, dass er bei seinem nächsten Wettkampf gegen Mädchen und Jungen antritt, die bis zu fünf Jahre älter sind als er. Der Junge aus Villingen-Schwenningen in Baden-Württemberg hat Großes vor: „Natürlich ist es das Ziel, Weltmeister zu werden“, sagt er, „aber zuerst schieße ich die Europameisterschaft 2024.“ Damit sein Traum wahr wird, trainiert Fabian dreimal pro Woche im Wald. Der Übungsparcours erinnert an eine Art Schnitzeljagd. Immer wieder sind Tiere zwischen den Bäumen versteckt – natürlich keine echten, sondern 3-D-Figuren aus Schaumstoff. Auf deren Körper ist eine Zielscheibe markiert, die es zu erwischen gilt. So auch bei dem Moschusochsen, den Fabian heute ins Visier nimmt. Je nachdem, wo sein Pfeil trifft, kann er bei Wettbewerben pro Schuss zwischen 16 und 20 Punkte sammeln. Es geht beim Bogenschießen also nicht nur um Kraft, sondern mindestens ebenso um Konzentration und Genauigkeit. Genau diese Mischung gefällt Fabian. Und nebenbei genießt er auch noch die Natur: Waldgeruch, Moosboden, Blätterrascheln. Selbst Kälte und strömender Regen können ihn nicht von seinen Zielen abbringen …