MENSCHENSKINDER
Morgens muss Yuki nicht lange überlegen, was sie anzieht. Schnell schlüpft sie in ihre Schuluniform, die aussieht wie ein Matrosenkleid, und macht sich auf den Weg zum Unterricht. Die 14-Jährige lebt auf der japanischen Insel Ishigaki. Der Schulalltag in ihrer Heimat verläuft anders als hierzulande. Nicht nur, dass die Kinder Uniform tragen – sie bekommen auch Aufgaben auf dem Schulgelände zugeteilt. Yuki ist heute dran mit Blätterharken und Blumengießen. Und: In der Mittagspause essen alle gemeinsam im Klassenzimmer. Bevor sie sich über Reis, Miso-Suppe, Gemüse und Fleisch hermachen, danken die Schülerinnen und Schüler für die Mahlzeit: „Itadakimasu“ – das heißt so viel wie: Ich empfange demütig. Nach der Schule zieht Yuki sich um und verbringt den Nachmittag mit ihren Freundinnen Saki und Mio. Die drei gehen Eis essen, machen einen Abstecher an den Strand, der direkt neben der Schule liegt. Und dann? Karaoke singen! In der Stadt mieten die Mädchen einen Raum mit einer Musikanlange. Sie bestellen Orangensaft, suchen sich japanische Popsongs aus und singen 45 Minuten lang aus voller Kehle. „Das könnte ich stundenlang machen“, sagt Yuki. Doch zu Hause wartet ihre Mutter darauf, dass Yuki ihr mit dem Abendessen hilft. Auch Yukis Oma wohnt bei ihnen. In Japan ist es üblich, dass alle Generationen unter einem Dach leben. Zu Hause hat die Familie sogar einen kleinen Altar mit Fotos ihrer Vorfahren. Yuki zündet jeden Tag Kerzen oder Räucherstäbchen für sie an. Die 14-Jährige glaubt, dass die Verwandten über sie wachen und jeden neuen Tag stets an ihrer Seite sind.