MENSCHENSKINDER
Die Sonne blinzelt durch die Wolken, es weht eine leichte Brise. Perfektes Segelwetter! Zoe kann es kaum erwarten abzulegen. Die Zehnjährige ist in ihren Neoprenanzug geschlüpft, trägt eine Rettungsweste – und eine dicke Schicht Sonnencreme im Gesicht. Nun ist das Boot dran: Zoe balanciert den langen Mast auf ihren Schultern. Als er senkrecht im Boot steht, entrollt sie das Segel, zieht die Leinen stramm, lässt das Boot zu Wasser – los geht’s. Wie man segelt, hat das Mädchen aus Kingston upon Thames nahe der britischen Hauptstadt London vor mittlerweile vier Jahren gelernt. Ihr Freund Lucian hat es ihr beigebracht und ist auch heute mit an Bord, als der Ausflug in einem Segelklub startet. Hier fahren die Kinder auf einem Stausee ohne Untiefen und Hindernisse hin und her. So können sie sich ganz darauf konzentrieren, das Segel am Wind auszurichten und das und das Boot mit dem Ruder am Heck zu steuern. Sich so treiben und durchpusten zu lassen fühlt sich toll an. Besonders gemütlich ist es im Boot allerdings nicht: Zu zweit passen Zoe und Lucian gerade so in den Topper. So heißt das Modell, weil man es leicht auseinandernehmen und auf dem Autodach – auf Englisch sagt man: „on top“ – transportieren kann. Um sich zwischendurch einmal auszustrecken, legen die beiden darum eine Pause an Land ein und spielen mit ein paar Gegenständen, die Zoe vor Kurzem auf dem Dachboden gefunden hat: alte Landkarten, Kompass und Fernglas, eine Piratenflagge … Viel zu schnell ist der Nachmittag vorbei, und die beiden machen sich auf den Rückweg. Trotzdem ist Zoe nicht traurig, als sie wieder anlegt und das Boot mit einem gekonnten Seemannsknoten festmacht: Im Sommer segelt sie nämlich fast jedes Wochenende – und der fängt ja gerade erst an.